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Wissen unö Schauen Von Terenlius Varro zu Robert Koch . Daß es klein« Lebe- wesen gibt, die vom unbewaffneten Auge nicht mehr wahrgenommen werden können, wurde zum erstenmal um das Jahr 37 v. Chr. in einem Werk über die Landwirtschaft erwähnt, das von dem Römer M. Terentius Varro verfaßt ist. Varro empfahl, bei Haus- bauten auf dem Lande darauf zu achten, daß sich fließendes Wasser einfül/en ließe. Die beste Lage des Wohnhauses fei vor einer waldi- gen Anhöhe. Er warnte vor Anlagen in sumpfiger Gegend, weil dorr winzige Lebewesen entstehen, die man mit den Augen nicht wahrnehmen kann, und die mit den Lüften durch Mund und Nase in den Körper gelangen und dort schwere Krankheiten ver- Ursachen. Dieser Gedanke Varros taucht dann 1600 Jahre später wieder auf in einem Werk eines überaus vielseitigen Forschers, des Jesuiten Athanasius Kircher über die Pest, der als Ur- fache der Uebertragung der Pestkrankheit die von den Pestleichen ausgehenden Dünste annahm, durch die die Organismen und un- belebten Stoffe in das Innere des menschlichen Körpers gelangen. Daß diese Ausdünstungen unsichtbare klein« Lebewesen enthalten, schloß er fälschlich daraus, daß aus den Leichen haufenweis« Würmer hervorzugehen pflegen. Das war 1671. Kirchers Gedanke wurde wieder aufgenommen im Jahre 1762, in dem Marcus Antonius Plencig die Mikroorganismen als Entstehungsursache für Krankheiten heranzog und die Fäulnis durch die Entwicklung und Vermehrung der Keim«wurmartiger" Wesen erklärte. Es vergingen weiter« 74 Jahr«, bis die Annahme vom Vor- handensein winziger Lebewesen durch die Wissenschaft einen tatsäch- lichen Rückhalt erhielt. 1836 stellte Th. Schwann fest, daß zur Erregung der Fäulnis lebendig« Keime notwendig stnd, wie auch, daß die i) e f e ein Pilz ist, der wächst, sich oermehrt und die Ur- fache der alkoholischen Gärung wird. Bezüglich der Hefe kam etwa zur selben Zeit Cagniard-Latour zu dem gleichen Ergebnis. Angeregt durch die Arbeiten vcn Schwann und Cagniard-Latour gelangte dann 1840 H e n l e, einer der Lehrer Robert Kochs, dazu, die Ursach« der ansteckenden Krankheiten auf organisierte Gebilde, belebt« Organismen, zurückzuführen. War dieser Schluß vielleicht noch verfrüht, weil zur Begründung einer sicheren Theorie viele feststehende Tatsachen notwendig sind, die damals noch nicht zu Gebote standen, so zeigt sich immerhin, daß von der Erkenntnis der Hefe als einer Pflanze ein neuer Pfad zur Erkenntnis der Krank- heitserreoer ausging. Es konnten dann auch tatsächlich Pilze als Krankheitserreger nachgewiesen werden, so ein Fadenpliz als Er- reger einer ansteckenden Krankheit der Seidenraup«, und ein an- derer als Erreger einer menschlichen Hautkrankheit. Auch die pflanzliche Natur des Bazillus des Milzbrandes wurde 18SS nachgewiesen, wenn auch die Frage, ob es stch um den An- steckungsstoff selbst oder nur um dessen Träger handele, noch nicht aufgeklärt wurde. Die vollständig« Beantwortung dieser Fragen fand erst 1876 durch Robert Koch statt. P a st e u r hat dann pflanzliche mikro- skopische Parasiten als Ursache der Wein- und Bierkrankheiten er- kannt und sie als Krankheitsorganismen bezeichnet. Auf den Fort- schritt der Technik hatten die Arbeiten Pasteurs aber wenig Einfluß. Einen Umschwung von tiefer wissenschaftlicher und praktischer Be- deutung brachten erst die Arbeiten Robert Kochs, zu dessen wissen- schaftlichen Erfolgen auch die Gärungstechnik in engster Beziehung steht. Durch fein Reinkulturverfahren, das von der Einzelzelle ausgeht und auf der Benutzung eines festen Nährbodens kür die Züchtung der Mikroorganismen beruht, führt« er die For- schung zu wissenschaftlich völlig einwandfreien Ergebnissen. Es hat wohl noch keine nützlicheren Kartoffeln gegeben als jene gekochten, halbierten Kartoffeln, an denen Kcch seine ersten zufälligen Beob­achtungen über isoiierte�Bazillenkolonien macht«, denn dies« brachten ihn auf die Erfindung seines Verfahrens, nach dem E. Chr. Hansen dl« ersten Reinkulturen von Hefen darstellte. heraus, jenen pfeiisörmigen, harten und zugleich spitzen Körper, der sich in die Ränder der Fußsohle des Partners bohrt. Dadurch werden dem also Betroffenen nicht nur Schmerzen, sondern unter Umständen sogar gefährliche Verletzungen zugefügt. Momentan zuckt das Tier unter dem Anprall des Liebespfeiles zusammen, zeigt aber alsbald eine solche Erregung, daß es ebenfalls dazu übergeht, einen Liebes» pfeil abzuschießen. Wiederum tritt eine Ermattung, und zwar beiderseits, ein, um in kurzer Frist eine neue Erregung auszulösen. Die Körper werden wieder hoch aufgerichtet, Fußsohle gegen Fuß- sohle gepreßt, die Erregung wird immer größer. Längere Zeit ver« streicht während dieser unablässigen Liebkosungen, ohne das irgend- welche weiteren Veränderungen stattfinden, bis dann schließlich bei beiden Tieren mit einem Ruck die Begattungsteile zur Entfaltung kommen. m Himmelskunöe Der dichteste Stern, d. h. der Stern, dessen Waffe am meisten kondenffert ist und deshch� das größte spezifische Gewicht aufweisen würde, soll nach Proseffor Jordan vom Älleghany-Observatorium en Sternchen elfter Größe imHaar der Berenike" sein. Er ist also mit bloßem Auge nicht sichtbar, aber auch im Fernrohr nicht immer, denn der Stern besteht eigentlich aus zweien, die um ein- ander kreisen, und von denen der eine periodisch den andern aus- löscht. Professor Jordan hat ihm den einfachen NomenNew Variable", ü. h. der neu« Veränderliche, gegeben. Auf Grund besonderer Berechnungen behauptet er, daß die Masse des Sternes hart wie Granit ist, also 3 5mal so schwer wie Waffer, und 2 3mal so schwer wie die Masse der Sonne. Man schätzt die Masse der Sonne etwa anderthalbmal so dicht wie die des Wassers. Der Durchschnitt der Sterne hat eine fabelhaft gering« Dichtigkeit, nur ein Zehntel der Masse des Wassers. Wenn die Fixsterne nicht aus glühenden Gasen beständen, wenn man sich ihre Masse kalt vor- stellen könnte, so könnte en Jules Verne auf einer abenteuerlichen Reise in diese Sterne eindringen, ohne etwas davon zu merken, so leicht und dünn ist ihre Masse. Als den dichtesten Fixstern be- trachtete man bisher den Stern W im Großen Bären, aber der neue Veränderliche im Haupthaar der Berenike soll ihn noch be- deutend übertreffen. m. Naturwissenschaft Das Liebeswerben der Schnecken beschreibt Prof. Dr. B a st i a n S ch m i d, München-Solln, in seinem lesenswerten BüchleinLiebe und Ehe im Tierreich"(Verlag Theod. Thomas, Leipzig ). Eine begattungslustige Schnecke ist in ihrem äußeren Benehmen unschwer zu erkennen. Sie kriecht langsam, wie suchend, umher, hält oft auf ihrem Wege an und verharrt dann längere Zeit mit erhobenem Vorderkörper. Treffen stch zwei solcher Schnecken zufällig, so be- ginnen sie sofort mit d«m die Begattung einleitenden Liebesspiel. Sie richten sich zunächst hoch aneinander empor, die senkrecht empor- gehobenen Fußsohlen beider Tiere sind einander zugekehrt und fest aneinander gepreßt. Unablässig gleiten beider Fußsohlen aufein- ander hin und her. In ständiger Bewegung sind ferner die Mund- läppen, die sich lebhaft gegenseitig betasten, in lebhaftem Spiel sind die übrigen Fühler begriffen, kurz, der ganze Organismus verrät allenthalben eine hochgradige Erregung. Meffenheimer beobachtete, daß dieses Vorspiel nur einige Zeit dauert und die Tiere in zu- sammengekauerter Haltung, Fußsohle gegen Fußsohle gepreßt, eine viertel bis zu einer halben Stunde verharren. Sodann beginnt eine rreue Phase im Liebssspiel, ein erneutes Aufrichten der Körper, ein erneutes Hin- und Herwiegen. Jedoch verhält sich das eine der Tiere anders wie sein Partner. Es bläht seinen Vorderkörper auf, schleudert eine wässerige Flüssigkeit und bald darauf den Liebespfeil Erökunöe Australiens neue Hauptstadt. Aus Australien eingehende Nach- richten besagen, daß das neue Bundesparlament, das in zwei Iahren gewählt werden soll, seinen Sitz in der neuen Bundeshauptstadt finden wird, mit deren Bau auf einem nördlich von Melbourne gelegenen Terrain man gegenwärtig beschäftigt ist. Mit den Bau- arbeiten hat man bereits vor zehn Jahren begonnen, und«in großer Teil der öffentlichen Gebäude, die die Ministerien und das Parlament aufnehmen sollen, ist schon fertiggestellt. Die neue Bundeshauptstadt wird den Namen Camberra erhalten und soll für Australien das lverden, was Washington für die Vereinigten Staaten und Ottawa stir Kanada ist. Die neue Stadt erhebt sich inmitten einer wellen- sönnig verlaufenden Hocheben«, die von Wäldern und Wiesen be- deckt und von drei Seiten von Gebirgen umgeben ist. Die viert« Seite öffnet sich nach der Richtung des Meeres. Das Klima ist über alles Lob erhaben und vor allen Dingen der großen Hitze nicht aus- gesetzt. Die ganz« Hochebene ist zum Bundesgebiet erklärt worden und infolgedessen politisch und verwaltungstechnisch unabhängig von den einzelnen australischen Staaten. Um dem Bundesgebiet das höchstmögliche Maß von Freiheit und Selbständigkeit zu sichern, ist es durch einen Korridor mit dem Meer« verbunden. Den Korridor durchquert ein« Eisenbahn, die eigens für diesen Zweck gebaut wurde. und die in Iarvis Bay mündet, einem Riesenhafen, der groß genug ist, um die gesamte britische Flotte oufnehnien zu können. Völkerkunde MpsZU Eigenarllge Impfungen. Wie man sich die Kräste eines anderen dadurch aneignen zu können glaubt, daß man sie sich körperlich ein- verleibt, so sucht man sie bei den Kulturvölkern sich gelegentlich auch äußerlich in den Körper einzuimpsen. So wird bei den Basuto in Südafrika bei Unglücksfällen, die den ganzen Stamm betreffen, da» Volk mit der Asche verbrannter Tier« und Pflanzen, die als glück- bringend betrachtet werden, geimpft, um so jedem einzelnen neues Glück mitzuteilen. Aehnlich impfen Kaffemstämme bei den Mann- barkeitsfcsten die Jünglinge mit Asche, die von der verbrannten Leiche eines tapferen Feindes genommen ist. Auch andere Impf- Methoden kennt man dort, so mit Zaubermitteln, die gegen Schlangengift schützen oder Jagdglück bringen oder vor Blitzschlag bewahren sollen. Roch urtümlicher berührt eine bei australischen Stämmen verbreitete Sitte, sich mit dem Fett eines Erschlagenen oder dem Lcichensaft eines Verstorbenen einzureiben, um so dessen Kräfte aus sich zu übertragen: das letztere wird auch aus dem in- dischen Archipel und von Madagastar berichtet. Kalifornische In- dianer benutzen zu gleichcm Ziveck die Asche verbrannter Leich- name. Vielfach werden auch Salbungen mit Leichenteilen getöteter Tiere vorgenommen, um deren Kräste zu erlangen: so reiben sich brasilianische Indianer mit den Augen getöteter Falken ein, um scharssichtig wie diese zu werden, und im alten Mexiko taten die Priester das gleiche mit einer Mischung aus Schlangen- und Skor. pionengift, um die für ihren Beruf notwendigen un heimlichen Fähigkeiten dieser Tiere zu erwerben.