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Erdbeben.

Aus: Bullane und Erdbeben, von Prof. Dr. N. Brauns, einer populären, gut illustrierten Darstellung, die in der Naturwissenschaftlichen Bibliothek erschien( Berlag von Quelle u. Mener in Leipzig  ).

Wenn auch nach rein geologischen Gesichtspunkten die Wirkungen eines Erdbebens immerhin geringfügig sind und nicht so merkbar wie die vulkanischen Aufschüttungen, so sind sie doch für Menschen­werk und Menschenleben zerstörender als die heftigsten Ausbrüche der Bulkane. Dörfer und Städte sinten in wenigen Gefunden in Trüm­mer, ausgedehnte Landstrecken versinken in wenigen Gefunden in das Meer, Teile des Landes verschwinden für immer in den aufgeriffenen und wieder zugeklappten Spalten, Feuersbrünste entstehen, die Gas­leitungen brechen auf, an elektrischen Leitungen entsteht Kurzschluß, die Wasserrohre brechen, alles vereinigt sich, um die Zerstörung voll­ftändig zu machen. So find denn die Berluste an Menschenleben enorm. Bei dem Erdbeben in Lissabon   im Jahre 1755 find 60 000 Menschen umgefommen; bet dem Erdbeben von Mino in Japan  Jollen 25 000 Menschen und 130 000 Gebäude vernichtet worden sein; bei dem von Messina   um die Jahresmende 1908 find gar 200 000 Menschen umgefommen. Der Ausbruch des Mont Belé toftete 32 000 Menschen das Leben, die größte Zahl, die je durch einen vulkanischen Ausbruch umgekommen ist; im deutsch  - französischen Krieg 1870/71 beklagte das deutsche Heer 40 000 Tote, fünfmal soviel Menschenleben hat das eine Erdbeben von Messina   in wenigen Gefunden vernichtet! Bulkanische Ausbrüche fördern immerhin fruchtbare Aschen, auf denen bald wieder neues Leben erblüht, fie liefern nugbringende Gesteine, find häufig Erzbringer, Erdbeben wirken schlechtweg zerstörend.

Bei den meisten Erdbeben erfolgen mehrere Stöße kurz hinter­einander, meist so, daß schwächere Stöße den starken vorangehen und diesen folgen; fie dauern zusammen nur wenige Minuten. Oder es folgen fich schwächere und stärkere Stöße in großer Zahl hinterein­ander, bisweilen während vieler Tage und Monate; man spricht dann von Erdbebenschwärmen. So wurden bei dem vogtländischen Erd­bebenschwarm vom 13. Februar bis zum 18. Mai 1903 an 93 Tagen 44 heftige und 645 schwächere Stöße wahrgenommen; die Provinz Phofis in Griechenland   wurde in den Jahren 1870-1873 durch nicht weniger als 300 starke und 50 000 schwächere Eröstöße in steter Un­ruhe gehalten; ähnlich wieder im Jahre 1895.

Durch die Wellen, welche von einem großen Beben ausgehen, werden nicht selten auch in entfernter liegenden Gegenden Erdbeben ausgelöft; so mögen die zahlreichen schwächeren Erdbeben, die im Jahre 1909 in den Mittelmeerländern eintraten, durch das äußerst heftige Erdbeben von Messina   ausgelöst worden sein. Man kann sich vorstellen, daß in der Erdkrufte im Laufe der Zeit Dehnungen und Berrungen eingetreten sind und das Gleichgewicht zu einem sehr labilen geworden war, so daß ein nur geringer Anstoß genügte, es völlig zu stören, ein Erdbeben zu verursachen; und ferner, daß die Spannung nicht auf einmal ausgelöst wird, sondern zunächst da, wo sie am stärksten war. Es tritt danach nicht sofort stabiles Gleich. gewicht ein, sondern dieses wird in Etappen darum die Nach­beben erreicht; durch die Bodenverschiebungen werden die Span nungen in anderen, entfernteren Gebieten vergrößert, durch geringen Anstoß werden auch sie ausgelöst.

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Die Ausdehnung des Schüttergebietes, in dem ein starkes Erd­beben noch als solches gespürt wird, entspricht nicht immer der Heftig­feit des Bebens, vielmehr fommt dafür noch ein anderer Faftor in Betracht, das ist die Tiefe des Herdes, und man wird im allgemeinen fagen fönnen, daß, je ausgedehnter bei ungefähr gleicher Stärte eines Erdbebens das Schüttergebiet ist, um so tiefer der Herd des Erd­bebens liegt. Das Erdbeben, das im Jahre 1883 auf der Insel Ischia  fich ereignet hat, war so heftig, daß der Badeort Casamicciola   voll. ständig in Trümmer gelegt wurde, die Ausdehnung des Schütter­gebietes aber so klein, daß die Erschütterung in anderen Teilen der Insel nur schwach, in Neapel   gar nicht mehr gespürt wurde; der Herd lag sicher dicht unter der Oberfläche, wahrscheinlich im Epomeo, der damit verkündete, daß er doch noch nicht völlig erloschen sei. Das Erdbeben von Lissabon   dagegen, vom Jahre 1775, wurde in Nord­ afrika  , Schottland  , Norwegen   und Böhmen   gespürt, sein Herd lag ficher tief. Die Rechnungen führen, je nach den Annahmen, auf denen fie basieren, auf Tiefen bis zu etwa 35 Kilometer, andere auf erheblich größere Tiefen.

Nach der Form des Schüttergebietes find zentrale und lineare Erdbeben zu unterscheiden. Wenn die Erdfrufte völlig gleichmäßig beschaffen wäre, müßten die Erdbeben wie die Wasserwellen sich nach allen Richtungen gleichmäßig fortpflanzen, müßten alle Erdbeben zentrale fein. Die Verschiedenheit der Gesteine, die Störungen im Bau verhindern dies; namentlich hindern Berwerfungen die gleich mäßige Fortpflanzung und bewirken, daß an ihnen Erdbeben zu linearen werden. So war das Erdbeben von San Franzisko vom 18. April 1906 ausgesprochen linear; das Hypozentrum im Erdinnern ift gewiß schon linear gedehnt gewesen, das Schüttergebiet war ein schmales, längs der Küste laufendes Areal von etwa 400 Rilometer Länge bei nur 80 Kilometer Breite und fiel mit Verwerfungsspalten zufammen.

Die Ausdehnungsform der Erdbeben führt zur Frage nach der Ursache der Erdbeben oder vielmehr nach den Beziehungen zwischen Erdbeben und dem Bau der Erde. Hiernach fann man unterscheiden:

Bulkanische Erdbeben. Tätige, aber auch ruhende Bul­fane bilden in der Regel Erdbebenherde. Fast jede Eruption wird durch Erdbeten angekündigt; Bompeji war 16 Jahre vor seinem Untergang durch Erdbeben zerstört worden. Das Erschütterungs­gebiet ist immer fiein, wenn auch die Erschütterung bisweilen recht

heftig ist. Bei der Eruption des Aetna   im Jahre 1910 wurden durch ein Erdbeben im Observatorium sämtliche Weinflaschen zu Boden geworfen, in dem 10 Kilometer vom Bebenherd entfernten Nicolost wurde das Erdbeben nur sehr schwach, in dem 25 Kilometer ent­fernten Catania   gar nicht gespürt. Auch das vorher erwähnte Erd­beben von Ischia   war sicher ein vulkanisches Beben. Aus den Schilderungen der vulkanischen Ausbrüche ist zu ersehen, daß die Mehrzahl von Erdbeben begleitet ist.

Tettonische Erdbeben sind solche, die mit der Tektonik, dem Bau der Erde in Beziehung stehen. Nach ihrer Ausbreitung find es häufig lineare Beben, das Erschütterungsgebiet erreicht die größte Ausdehnung. Sie treten vorzugsweise in solchen Gegenden auf, in denen junge geologische Veränderungen in großem Maßstabe stattgefunden haben, in geologisch jungen Faltengebirgen und Sen­tungsgebieten. Solche Schüttergebiete sind in Deutschland   das Rhein­tal mit seinen Randgebirgen, Schwarzwald  , Bogesen, Odenwald  ; die Gegend von Groß- Gerau  , das fächsische Vogtland. Ferner Laibach in Kärnten  , die Alpen  , Italien  , Griechenland  , die Inseln im Alegäischen Meer, der Kaukasus   und Himalaia  , Kalifornien  , Mittelamerika   mit den westindischen Inseln, Chile  , Peru   und vor allem Japan  ; im Durchschnitt zählt man auf den japanischen Inseln etwa 600 Erdbeben im Jahr.

Im allgemeinen sind die Haupt- Schüttergebiete der Erde dies felben wie die, welche die tätigen Bulkane enthalten, d. h. die Haupt­bruchzonen der Erde. Dazu kommen aber die Gebiete der jungen Faltengebirge und ihr Borland  , der Himalaia  , Kaukasus  , die Alpen  .

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Schbießr.

Nach Hans Reimann  .

. Lähm is wärglich mich mähr scheen."

" Dah hamm Se rächd. Wo jedzd ä lumbjes Schdigge Budde Cents goßd. Ich fraache Sie: wo soll das hinfiehrn?" " I jah, nee, fiß wärglich nicht mähr scheen. Wemmr dahdr gehin bedengid, wies friehr wahr, heee? Ich saachs eega zu mein Grooßn." " Dähr soll doch jedzd so scheen frdien, Ihr Grooßr. Wiefie! haddr dnn, wemmr fraachn dirf?"

Nu, ähr bringd jedzd jehde Woche seine zwee Dollar midd heeme. Awwr was ihn das jedzd ,, wo a lumbjes Schdiggin Buddr 25 Cents goßd?" I ja da hamm Se rächd. S Lähm ähm ze deir. Mr hadd wärglich nischd mähr ze feign."

Dollar."

" Nu, schlechd schdehd r sich je grahde nich. Wenns Lähm ähm nich so deir währe, dah genndr ganz guhd ausgomm midd fein zwee ,, Awwr was finn dnn jedzd zwee Dollar? Die sinn doch wed, wie ä gahrnischd finn die doch weck! Bemmr badrgehjn bedenhed, waßte friehr unfre Walluhda währd wahr, heee?"

Dollar, unn fiß awwr ooch wider nich fiel. Wohse heide fr ä " Freilich, Frau Babbrd, das isses ja ähmd. Giß fiel, zwee lumbjes Schdiggin Buddr 25 Cents bezahln mißn."

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"

" Wemme sich dah iwwrlehjd, waßde friehr de Balluhda wah: 14 Blohs ähm das deire Lähm. Dah unser Geld gahrnischd." ,, Awwr dah schdehd sich Ihr Grooßr däßdrwähin nich schlechd midd zwee Dollar. Aehr doch noch gahrni aus d: Schuhle.". Nee, schlechd schdehdr sich nich, das gammr nich behaubon. Awr laßn Sn doch seine Bangfnohon midd heeme bring, die finn doch wed wie reene gahrnischd. S langfd doch hindn unn forne nich " Dah haddr awwr doch drodzdähme enn ganz hibschn Frdiensd, Ihr Grooßr!"

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Ich faachs ja. Schlechd schdehd r sich nich. Das gammr nich faachn. Awwr s Geld gild ähme nischd mähr. Wemmr fr ä labbjes Schdiggin Buddr 25 Cents bezahln muß! Dahdrfohr gonnde mr doch friehr fohrn Grieje enne ganze fimfgebbje Fam­mihlje ernährn."

Awwr mr grijjde dahdrfoh: ähmd ooch nischd bezahld fr seine Arweid. Tongli Se doch emmahl an, wie de Arrweedr friehr geschbälld wahrn. Was mei Baule, dähr brachde noch neinan­hundrtfer: zn zwanzi Margg Wochnlohn angeschläbbd, daß alles buffde unn grachchbe. Zwanzi Margg- das wahr doch nischd!"

"

"

,, Nee, da hamm Se rächd. Frdien duhd eenr heide ganz fcheen, wenne uffn Damme is. Zwee Dollar, fiß ä ganz hibbsches Schdigge Geld gehjn de Hungrlehne von friehr. Bloß ähm mr grijjd nischd befohr. Friehr, dah gonnde mr doch weißesgedd midd zwanzi Margg mähr anfang wie beide midd zwee Dollar. I jah sih nich dr Haufn, zwee Dollar, wemmr bedengfd, daß a labbjes Schdigge Buddr 25 Cents goßd. Awwrs doch ooch widor ä ganzr Badzn Geld!"

Freilich iffes ä ganzr Badzn Geld. Ich faachs je: ähr schdehd i gaben iewl, Ihr Grooßr. Siß ähmd bloß schahde, dasses Geld geen Wahrd mähr hadd. Dr Gaifr muß ähm widdr hähr."

I jawohl! Das fählde noch! Daß mr widdr midd zwanzi Margg de Woche anfang! Nee! Ich will fonn geen Gaisr nischd wiffn. Ewahrn doch Hungrlehne friche undr Wilhelme!"

" I jah, dah hammse ooch widd: rächd. Siß ähmd; wies." Scheen isses jehdnfalls nich mähr."

( Das Gespräch beginnt von vorne.)

ar an bis mar Pallenberg in 60 minuten"( Kurt Wolff  Aus des Spottvogels Hans Reimann   neuestem Opus( Nr. 563): Bon Berlag, München  ), worin er nicht nur andere schreibende Zeitgenossen, sondern auch fich felbft sehr nett parodiert.