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gi«si1ch«n Einwanderern gemacht Hai und noch macht. Diese über- führen ihr« Ersparnisse großenteils in ihre Heimatländer und viele von ihnen halten sich überhaupt nur solange in Brasilien auf, bis ihnen ihre Mittel«in« Rückwanderung und eine auskömmlich« Existenz in der Heimat ermöglichen. Nicht nur der Arbeiter, sondern auch das Kapital selbst nimmt vielfach diesen Weg, was naturgemäß der brastlianischen Finanzwirtschost sehr zum Schaden gereicht. Di« brasilianisch« Regierung verlangt darum daß bei neuen derartigen Unternehmen mindestens die Hälft« der Arbeite? und Angestellten Brasilianer sind und auch das brasilianische Kapital zum großen Teil beteiligt ist. Di« letzter« Forderung bildet an sich kein Hinder> nis, wohl aber würde«ine erzwungen« Zusammenarbeit Deutscher und Brasilianer im Betriebe schon allein wegen dem Aeitauswand des Anlernen? jedes jung« Unternehmen stark belasten. Dennoch, dieser Boden des Zusammenwirkens und Entgegenkommens aus der Grundloge eines besseren gegenseitigen Berstöndnisses und Ver­trauens scheint mir der einzig fruchtbare sowohl für die deutsche Einwanderung als für die kulturell« Durchdringung und Urbar- mochung der großen Naturschätze Brasiliens . Hier liegt der Schlüssel für die zukünftige Entwicklung Brasiliens und hier ist auch der Hebel anzusetzen, soweit dabei deutsch « Arbeit sich beteiligen darf und kann. Bielleicht führen private Unterhandlungen, Verträge und Unternehmen mit mehr Glück zu einem Ziel als diplomatische Vermittlung. Freilich ohne absolut vertrauenswürdige Wirtschaft- liche»nb sanitäre Garantien geht es nicht? die Erinnerung an die Madeira -Compagnia und ihr« zahlreichen Opfer unter den Deutschen im Jahre 1908 ist noch lebendig genüg, um die verantwortlichen Kreise aus die Gefahren abenteuerlicher Unternehmen im Innern Brasiliens hinzuweisen. Bei der Erörterung der Einwanderung In Brasilien dürfen jedoch gerade an dieser Stelle Momente nicht übergangen werden, die bei einer heute in Frage kommenden Auswanderung deutscher Arbeiter ganz allgemein von größter Bedeutung sind, nämlich die sozialen und sozialpolitischen Gesichtspunkt«. Politisch« Hindernisse machen sich wohl In keinem Lgnd« Süd- emerikas gcltend. Dem Deutschen an sich bringt man nirgends eine feindselig« Gesinnung, meist sogar im Gegenteil«in anerkennendes Wohlwollen und feinen Leistungen überall groß« Achtung entgegen. Man muß auch zugeben, daß sich der einzeln« leicht in fremd« Ver- Hältnisse einfügt und selbst die Sprachschwierigkeiten leicht über- windet.» Dagegen empfindet der deutsch « Arbeiter oft die von den deutschen durchaus verschiedenen sozialpolitischen Ver- K ä l t n i s s« als ein« große Enttäuschung. Staatlich organi- siert« Kranken-, Unfall- und?noalid!tätsv«rsicherungen gibt es, wie bereits erwähnt, dort nicht. Es muß jeder ganz und gor für sich selbst sorgen, wenn auch in größeren Fabriken vereinzelt privat« Einrichtungen für Familien- und Kinderfürsorge der Arbeiter vor- landen sind. In Rio de Janeiro fehlt bis heute noch«in deutsches Krankenhaus, in Soo Paulo sind in einem deutschen Sanatorium einige Betten von der deutschen Kolonie für mittellos« deutsche Kranke reserviert. Für arößere Dedürsnisi« würde ober schließlich die private wohltätige Hilfe unserer deutschen Landsleute bei aller Opfsrwilliqbeit naturgemäß nicht ausreichen. So kommt es, daß im Krankheitsfalle meist schwere Rot für die Familie«iniritt. Endlich ist auch die politisch« und selbst die moralische Einstellung in Brasilien , einem Lande, in dem der Kamps ums Dasein bei weitem nicht«ine so scharje Form angenommen bat wie tn unserem über- völkerten Europa ,«ine durchaus ander«. Ein sester Zusammenschluß der Arbeiter im Sinn« unserer Gewerkschaften icher selbst«in« polltisch« proletarische Bewegung, wie überhaupt prinzipiell«inge- stellte politische Parteien sind nicht vorhanden und dt« soziaiistisch« Parteistellunq beschränkt sich, wenn sie überhaupt hervortritt, höchstens aus theoretisch« Diskussionen. Ein« tiefgehend« Abneigung der Bevölkerung gegen jede Disziplinierung verspricht einer organi­sierten Arbeiterbewegung auch wenig Aussicht aus Erfolg. So ent- stand z. B.«in spontaner Streik in Rio de Ianeiro infolge des Ver- bots der Sonniagsarbeit, das die Arbeiter als ein« Beschränkung thres freien Willens betrachteten. Der deutsche Einwanderer darf nicht glauben, daß er die Vorstellungen, die er aus seiner Heimat mitgenommen hat, obn« weiteres auf die Verhältnisse Südamerikas übertragen könne. Sonst setzt er sich qefäbrlichen Mißverständnissen und Enttäuschungen aus. Andererseits ist In ganz Amerika der repubiikanllche Gedanke so lebendig, daß unsere heutige Verfassung ein« gegenseitige Annäherung vielfach begünstigen dürft«. Der gemildert« Daseinskampf gibt schon den Umgangsformen der Bevölkerung«in aufsallend freundliches Gepräge. Auch der ärmst« und einfachst« Mann befleißigt sich noch allen Seiten hin einer großen Hoslichkeit oder bester, sie ist ihm Herzenssache. Ein äußerer gesellschaftlicher Drill ist darum nicht das Merkmal einer besonderen Klasse, sondern der Berkehr spielt sich allenthalben in gkeichmäßig liebenswürdiger Natürlichkeit, in wirklich demokratischem Geist« ab, wie er bei uns allenfalls In Süddeutschiand heimisch ist. In den gleichen Ursachen wurzelt auch die tn Brasilien besonders ausgeprägte Achtung vor dem Eigentum. Diebstahl und Betrug sind selten« Verbrechen. Da dte Bedürfnisse des abgesehen von einer febr wohlhabenden Oberschicht in den Städten überaus anspruchs­losen Leben» der Bevölkerung durch Berdtenst und Lohn in hin- reichender Weis« befriedigt werden und Gelegenheit zu luxuriösem Aufwand kaum gegeben ist, so fehlt auch der Anreiz zu unredlichem Grmerb. Leider haben«ine Anzahl Abenteurer und dunkle Existenzen unier den ersten Einwanderern nach dem Kriege dem Putschen Namen in dieser Hinsicht Unehre gebracht I Im geschäst. lichen Leben legt der Brasilianer dem gegeben«» Wart«in« absolut verbindliche Bedeutung bei. Es ersetzt durchaus den schriftlichen Vertrag. Um so größer ist die Entrüstung, wenn dieses Vertrauen «täuscht wird. Es muß dannn jeder Deutsche tm Ausland« von dem Bewußtsein seiner großen Verantwortung für das Ansehen seiner dortigen Landsleut« und seines ganzen Voltes erfüllt fein und dar- nach fein Verhalten und seine Handlungen einrichten. Dieser Leit- faden wird aber auch ihm selbst den sichersten Weg zu seinem eigenen Fortkommen und zu einem glücklichen Leben fuhren. 2�0?ahre Fußball. Der Fußball, das beliebteste Spiel in England, hat sich auch bei uns im letzten Bierteljahrhundert mehr und mehr eingebürgert, und gerade jetzt ist die Saison der großen Fuhballwettkämpse in ihrer Hochblüte. So verhältnismäßig jung nun auch die Psleg« dieses Sport» bei uns ist, so gehört der Fußball doch zu den ältesten Spielen der Welt. Es gibt ein« Zeichnung in einer alten chinesischen Handschrift, dl« ins S. Jahrhundert v. Chr. zurückdatiert wird, auf der wir Männer sehen, die einen Fußball treiben. Aber über diesen chinesischen Fußball in so früher Zeit sind wir nicht unterrichtet, dagegen können wir seine Geschichte 2900 Jahr« zurückverfolgen. Bekannt ist aus den Schilderungen antiker Schriftsteller ein Ballspiel, das die RömerHarpastum" nannten und das auch schon bei den Griechen gepflegt wurde. Di« ..Sphäromachie'. der Ballkamps, an dem sich die sparttatischen Jüng- linge erfreuten, wird bereits eine Art Fußball gewesen sein, und Pros. Koch hat in einer eigenen Schrift wahrscheinlich zu machen gesucht, daß das griechisch« Ballspiel Episkyro ? und das altrömische Harpastum ein und dasselbe Spiel waren. Jedenfalls misten wir aus einem Briefe Senecas, daß des den Basikämpsen nicht nur die Hände, sondern auch tie Füße Verwendung fanden, und Galen entwirft in seiner Schriftlieber das Spiel mit den kleinen Bällen" ein lebendiges Bild von deni antiken Fußballkampf:Wenn die Spieler gegeneinander stehen und den in der Mitte am Aufraffen des Balles zu hindern suchen, da wird es am wildesten und leiden- schaftlichsten: da wird Kops und Nacken geübt bei den Halsdrehun- gen, Seiten, Brust und Bauch beim Umschlingen, beim Wegstoßen, Aufstemmen und sonstigen Rwgerkünsten. Da werden auch Hüften und Bein« gewaltig angestrengt." E» entstand bei solchen leiden- schastlichen Ballkämpsen ein wirres Durcheinander, das Galen mit dem Zufammenprali zweier Heere vergleicht und bei dem es auch an Verletzungen nicht fehlte. Dieses antike Fußballspiel findet bei den primitiven Völkern manche Parallele. Am merkwürdigsten dürft« der Steinball der nordomerikanllchen Indianer sein, den man bis in vorgeschichtliche Zeiten zurückführt und der zweisel- lrs mit den Füßen sortgeftoßcn wurde. Jni Mittelalter gab es volkstümlich« Bollspiele, von denen di« Minnesänger viel erzählen. Ob es sich dabei um Fußball handelt, können wir nicht sicher an- geben. Es finden sich aber in deutschen Liedern des 12. und 13. Jahrhunderts Erwähnungen von einem«Kampfspiel um eine Blase", bei dem«in« Schweinsblase als eine Art Ball benutzt wurde. An diesen Ballspielen beteiligten sich nicht nur« Jünglinge, sondern auch die Jungfrauen, wobei Neidhardt von Reuenthal erzählt, daß man aus das schönere Geschlecht wenig Rücksicht nahm und di« Mädchen durch die kräftigen Stöße der Burschen gelegentlich hart Ketrossen und umgeworfen wurden. Die älteste Erwähnung des Fußballs mit seinem heutigen Namen findet sich im Jahr« 1147, wo das Fußballspiel am Fastendienstag als«in« allenglische Sitte bezeichnet wird. Im 14. Jahrhundert begegnen wir dann den ersten Verboten des Spiels, das als«nutzloser Ilnsug" bezeichnet wird. Jedoch gelang es den Behörden nicht, den Fußball zu verdrängen, imd auch S h o k e- speor« erwähnt dies briliiche Rationalspiel mehrer« Male, so in der«Komödie der Irrungen", wo der hin und hergehetzte Drumio cusrust:Bin ich so rund für euch, wie ihr mit mir, Daß wie 'nen Bußball ihr mich treibt und stoßtl Der stößt mich her, der stößt mich wieder hm: Soll w dem Dienst ich währ'n, ia näht in Leder mich." Auch die italienische Renaissance liebte das Fußvallfpiel, wie feine ausführliche Behandlung in der 1353 erschienenen«Abhandlung vom Ballspiel" von Antonio Eoaino beweist. Der Fußball wurde auf einem quadratischen Platz gespielt, und zwar kämpften große Scharen, bis zu.1000 Mann, gegeneinander, die in Reih und Glied in einer Art Paradeschritt marschierten. In Frankreich finden sich die ersten Regeln fiir das Fußballspiel in den Kirchenbüchern von Auxerre von 1396, und e» war im Mittelalter üblich, daß Geistliche an bestimmten Tagen und Festen ein Fußballspiel als zeremonielle Hand- l u n g vorführten. Während so die Kirche des Mittelalters den Fußboll gleichsam sanktionierte, eröffnete das unduldsam« Puri- tanertum des 17. Jahrhunderts, wie gegen Theater. Tanz und alle Vergnügungen, so auch gegen den Fußball eine heftige Fehde. Bischofs Stubbs nannte eseine blutige und mörderisch« Handlung, aber keinen anständigen Zeitvertreib. Sie brechen sich bei diesen wüsten Schlägereien Arme und Beine, ja sogar die Hälse und schlagen sich die Augm au». Dars solch mörderisches Beginnen am heiligen Sobbottag geduldet werden?" Die Puritaner brachten es denn auch dahin, daß der Fußball in England im 17. und 18. Jahrhundert zurückgedrängt wurde. Erst mit der beginnenden Romantik kam auch wieder die Pflege des Spiels, das Walter Scott in einem Gedicht verherrlichte, und von England aus ist dann der Fußball im Ist. Jahrhundert«in überall beliebter und geübter Sport geworden.