Wissen und Schauen
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Neue Wörter. Bon Zeit zu Zeit werden neue Wörter geboren, nicht nur solche, die als Bezeichnungen für Neuerscheinungen auf geistigem oder materiellem Gebiet sich meist aus der Sache selbst ergeben, so z. B. Kubismus, Expressionismus, Automobil u. a., oder folche, die ein irregeleiteter Sprachfinn auf den Markt wirft, wie Hapag, Kadeweh und andere Mißgeburten, sondern solche, die eine glückliche Neubildung darstellen und sich bauerndes Bürgerrecht in unserer Sprache erwerben. Von einigen dieser Wortbildungen, deren Entstehung man aufgespürt hat, soll hier die Rede sein. So fchuf Goethe das Wort Weltlite. ratur", das in den nahezu hundert Jahren seines Daseins( Goethe gebrauchte es am 31. Januar 1827 in einem Gespräch mit Edermann) unzählige Male mit Stolz von uns Deutschen gebraucht wor ben ist: Unsere Literatur ist eine Weltliteratur", da sie durch muster gültige Uebertragungen bie besten Schöpfungen aller Nationen in fich aufgenommen hat. Naturgemäß find politisch erregte Zelien ber beste Nährboben für das Entstehen neuer Wörter, ble gemisfer. maßen als Schlagwörter geboren und in die Voltsmassen geworfen werden. Man dente nur an das Wort„ Klabberabatsch", das bie Berliner Revolution von 1848 an die Oberfläche und zur größten Popularität brachte. Aus dem revolutionären Wien von 1848/49 stammt das Wort„ Angströhre" für Bylinderhut- der Bolts witz bezeichnete hiermit bie Zylinderhüte der Wiener Studenten schaft. Auch dieses Wort ist ungemein volkstümlich geworden, wozu allerdings wohl der Umstand besonders beitrug, baß die Eraminander in Deutschland im Frack und dem dazu gehörigen Zylinder au erscheinen haben. Eugen Richter , der es ja liebte, seine Reden mit allerhand spißen Bemerkungen gegen ble damaligen Machthaber zu würzen, hat das Wort„ Angst" in einem anderen Ausdruc verwartet; er sprach 1887 von bem neugewählten Reichstag als bem Angstprodutt der Wähler", die ja bekanntlich eine von allen üblen Inftinften eines aufgeregten Batriotismus burchfeßte Wahlkampagne durchzumachen gehabt hatten. Hierher gehört auch bas Wort„ bontottleren", das sich an den Namen eines in Irland begüterten Engländers Bontott anlehnt, gegen bessen eng lische Arbeiter bas irische Volt gewalttätig auftrat. Am 13. No vember 1880 von einem Zeitungsschreiber in einer Dubliner Beltung geprägt, hat es feitdem wohl in allen Kultursprachen Aufnahme gefunden. Eines der ältesten neuen" Wörter, deren Ursprung man tennt, ist bas Wort„ Vandalismus", bas der franzöfifche Abgeordnete Herri Grégoire in einem Bericht an den Nationaltonvent 1794 gebrauchte, um die rohe Art zu brandmarken, in der elit zelne Revolutionsmämer mit wertvollen Kunstschähen umgegangen waren. Auch dieses Wort ist populär geworden. Aufmerksame Leser werden noch heute auf neue Wörter stoßen, so namentlich in Dichtungen und Brofaarbeiten allermodernster Autoren, boch bleibt von diesen gesuchten Wortbildungen nur wenig im Geiste haften; finnlos zusammengefügte Wortteile geben noch fein neues Wort. Ein anderer Uebelstand bas scheinbare Schaffen neuer Wörter burch eigenartige Uebertragung vorhandener wird ebenfalls von einem feineren Geschmad abgelehnt werden. Die deutsche Sprache ist reich genug, um für alles unb jebes auch einen malerischen Ausbrud a notation.
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Himmelskunde
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Erdkunde
Das Geheimnis des Denjer Sees. In der Nähe der HessischThüringer Grenze bei dem Orte Dens tegt ein ungefähr 400 Meter fanger See, der seit langen Zeiten den Bewohnern dieser Gegend ein Rätsel aufgegeben hat. Ab und zu färbt sich nämlich in der allerhand abergläubischen Deutungen Anlaß gab. Im Kirchenbuch tühlen Jahreszeit das Wasser blutrot, was der Bevölkerung zu von Rentershausen findet sich aus dem Jahre 1779 eine Eintragung des Pfarrers Simon, in der berichtet wird, daß der Gee wieder einmal rot geworden sei, daß die Farbe aber nicht von Blut herrühre, wie abergläubische Leute angenommen hätten. Seinen Namen hatte der Pfarrer mit dem roten Wasser geschrieben. Der Denser See ist nun natürlich auch wissenschaftlich untersucht worden. Er stellt ein 9 bis 13 Meter tiefes Becken ohne sichtbaren 3u- und Abfluß dar und wird wahrscheinlich durch unterirdische Quellen gespeist. Gehr auffallend ist der ungeheure Reichtum des Sees an Panttonorganismen, welder seine Ursache in der guten Düngung durch Enten und Gänse hat. Es ist fein See weiter bekannt, in dem solche ungeheure Mengen von Wasserflähen vorkommen und dieselben Wasserflöhe verursachen die Rotfärbung des Wassers. Im Herbst und Winter sammeln sie sich unter der Oberfläche an und lassen das Wasser oder Eis blutrot erscheinen. Wie Prof. Halbfaß feststellte, ergeben die zerdrückten Wasserflöhe einen rötlichen Brei, der ohne weiteres als rote Tinte verwendet werden kann. Daß flache und fleine Gewässer sich mandymal cot färben, ist teine so große Seltenheit; der tiefe Denser See stellt da gegen mit seiner Rotfärbung eine Merkwürdigkeit ersten Ranges bar. 回回 Naturwissenschaft
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Eingewanderte Pflanzen. Bon Lieren ist es ziemlich allgemein bekannt, daß sie von Menschen absichtlich oder unabsichtlich von einem Erbteil in den anderen verschleppt werden und sich schnell in der neuen Heimat einbürgern. Auch zahlreiche Panzenarten haben, ohne daß der Mensch es wollte, auf ähnliche Weise ihr Verbreitungs. gebiet erweitert und sich manchmal fast die ganze Erde erobert. Ihre Samen oder selbst ganze Pflanzen sind durch ben Güleraustausch und die Verkehrsmittel oft weithin verschleppt worden und haben sich dann vollkommen in die Pflanzenwelt der neuen Heimat eingefügt. Oft ging das nicht ohne Kämpfe" ab, d. h. alleingesessene Pflanzen verschwanden immer mehr und mußten ben Fremdlingen ein Beweis dafür, daß diese besser angepaẞt" waren. So hat z. B. unser schönes großblutiges Spring. den Plaz räumen traut in den Laubwäldern an vielen Stellen dem kleinen Spring fraut weichen müssen, welches aus der Mongolet und dem südlichen welcher Sibiritha fem and the order aftige stempler Ende des Schutthausen und wüste Plätze gern bewohnt, ift 17. Jahrhunderts bel uns heimisch; er stammt vermutlich aus Süb rußland. Die Nachtkerze, eine für das Problem der Artentstehung so wichtig gewordene Pflanze, ist aus Nordamerika zu uns gefommen; 1614 wurde sie zum ersten Male in Europa bemerkt und hat sich dann weit verbreitet. Jetzt findet sich diese prächtige blaßgelb blühende Pflanze überall an Flußufern, Bahndämmen usw. Ein bel uns recht häufig gewordenes Untraut, das man selbst zwischen den Pflastersteinen der Großstadtstraßen beobachten tann, ist das Knopftraut, ein Korbblütler mit einem Röpfchen aus weißen Strahlenblüten und gelben Röhrenblüten. Seine Heimat ist Menschen auf der Venus ? Die Frage, ob die anderen Planeten das westliche Südamerika . Zu den häufigsten Aderunträutern gehört auch von Menschen bewohnt sein können, ist immer wieder erörtert bas tanabische Berufstraut oder Greifentraut, ebenfalls worden, und zwar hat man am häufigften an den Mars gedacht, ein Korbblütler mit sehr zahlreichen, teinen, weißlich- violetten beffen Bewohner man sich auf mehr oder weniger phantastische Weise Blütentöpfchen. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts sind die ersten ausgemalt hat. Wie Rudolf Hundt in der Leipziger Illustrierten Samen in einem Vogelbaige aus Kanada nach Europa gelangt: Zeitung" ausführt, ist es aber nach den neuesten Untersuchungen 1655 wurde das Kraut bei Paris schon in großer Menge gefunden, von Soente Arrhenius ausgeschlossen, daß der Mars bewohnt ist. und jetzt ist es als eines der gewöhnlichsten Unfräuter über gang Die mittlere Temperatur des Planeten Mars liegt weit unter Europa verbreitet. Aus dem westlichen Nordamerika hat sich bei uns Gefrierpuntt; sie wird mit 40 Grad Celsius angenommen: die höchste Temperatur beträgt vielleicht+8 Grad Celsius. Die Luft 61ume eingebürgert, die besonders dadurch berühmt geworden ist, an vielen Stellen an Flußufern die prächtige gelbe Gautler. hülle des Mars ist an Gauerstoff und Wasserdampf arm, so daß bort ein trockenes Wüstenklima herrschen muß. Die Temperatur. daß sich die beiden Lappen der Narbe gegeneinander bewegen, wenn unterschiede zwischen Tag und Nacht dürften so groß sein, deß sie berührt werden. Die große Berbreitung, ble ble fanabische Schwasserpest organisches Leben weder entstehen noch bestehen lann. Die Mars- afferpest in unseren Gewässern im Berlauf weniger Jahrzehnte tanäle, in denen man fünstliche Bauten vermutet hat, sind nichts zeigte, iſt allgemein bekannt. Außer den angeführten Pflanzen gibt anderes als gewaltige, von Verwerfungen begrenzte Senfungsfelder, es natürlich noch zahlreiche andere, die sich hier und da angesiedelt wie wir sie ähnlich in Kalabrien , Schweden und Ostafrita tennen. haben, ohne aber eine solche Rolle in der heimischen Flora zu spielen Supiter, Saturn, Uranus , Neptun tönnen nicht bewohnt sein, da wie die genannten Arten. sie sich in einem ähnlichen glühenden Zustand wie die Sonne befinden. Auch der Merkur tommt als Heimstätte für Menschen nicht in Frage, denn er wendet der Sonne immer nur bie eine Seite zu, hat also stets auf der einen Seite große Hiße, auf der der Sonne abgelehrten Seite eisige Kälte. Es bleibt also nur die Venus übrig, und es wäre gewiß ein verführerischer Gedante, auf biesem Stern, der den Namen der Liebesgöttin führt, verwandte Wesen zu suchen. Arrhenius hat eine ganze Reihe von Tatsachen zusammengebracht, die eine Bewohnbarkeit dieses Planeten in den Bereich der Möglichkeit ziehen. Nach den neuesten Untersuchungen muß auf der Benus eine mittlere Temperatur von+47 Grad Celsius herrschen. Die Feuchtigkeit ift größer als auf der Erde. Ein Teil der Sonnenwärme wird von der dichten, wasserdampfreichen Atmosphäre cbsorbiert; an den Polen herrschen mittlere Temperaturen, die benen der Aequatoriaigegenden auf der Erde entsprechen. Es wären also die Bedingungen für die Entwidlung höherer Organismen da.
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DOXOO
Völkerkunde
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Tibets bessere Zukunft. In einem türzlich gehaltenen Bortrage äußerte sich Sven Hedin über die klimatischen Verhältnisse Tibets in der Entwicklung der Zeiten. Zurzeit ist Tibet ein abflußloses hochland, burchzogen von zahlreichen parallelen Gebirgs fetten, deren süblichste der Himalaya ist. 150 tleine und große Seen hat das Land, wozu noch etwa 1000 fleine Beden tommen, die im Austrocknen begriffen sind. Es sind aber Anzeichen genug vor. handen, daß die Täler Tibets in früheren Zeiten von fließenden Wassermengen erfüllt waren. Hebin ist der Ansicht, daß die Aus. trocknung, bie das Land jebt erleidet, in Zusammenhang steht mit einer perlobischen Klimaschwankung. Es wäre also zu erwarten, baß bie jebige Trodenzeit später einmal von einer anberen 3eit abgelöst werde, in der wieder reiche Wasser massen das Land durchströmen und Fruchtbarkeit verbreiten werde