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verbrannt oder zum mindesten geheim gehalten wurde.| Technit. Das Mittelalter erscheint uns wie eine Zeit der Ruhe. Es Biele Forscher mögen auch ihr Wissen mit ins Grab genommen war aber die Ruhe DGT dem Sturm, der alsbald die haben. Trotzdem war es den reaktionären Mächten nicht möglich, mittelalterlichen Geistesmauern zertrümmerte und die Bahn frel tie Entwicklung völlig zu hemmen, ja eine Anzahl von Beobachtun- machte für die Auswirkung technischer Großtaten. gen und Erfindungen, die für spätere Zeiten grundlegend geworden find, wurden in dieser Zeit der firchlichen Hochtonjunttur gemacht.

In einem jetzt im Berlag von Seifert in Stuttgart  - Heilbronn  erschienenen Werte von G. Neudeck Geschichte der Tech­nit" wird der Versuch unternommen, eine Darstellung der tech­nischen Entwicklung in geschichtlichen Zeitabschnitten zu geben. Es wird hier nicht ein technisches Gebiet nach dem andern gesondert be­handelt, sondern das Werden der Technik funterbunt dargestellt, wie es sich im Laufe der Zeiten ergeben hat. Die Namen der einzelnen Techniker, Mathematiker, Astronomen usw. sind dabei gleichsam Kennworte, und der heute auf sein umfangreiches Spezialwissen so stolze Mensch stößt immer wieder auf die Erfenntnis, wie uni­per ell, wie vielseitig in früheren Jahrhunderten noch der einzelne fein fonnte, ohne oberflächlich zu erscheinen. In dem erwähnten Werte ist nun auch ein besonderer Abschnitt den Technikern des Mittelalters gewidmet. Es ist bedauerlich, daß der bedeu­tendste unter ihnen, Leonardo da Vinci  , viel zu kurz behan­delt ist. Ein großer Zeil seiner Ideen ist erst in neuerer Zeit ver­wirklicht worden. Trotzdem aber gibt der Abschnitt einen guten Ueberblick über die tapferen Leute, die, von innerem Drange ge trieben, den Inquifitoren, der Berleumdung und abergläubischer Furcht ihrer Mitmenschen trotten.

Vom Schlafwandeln.

Der

Eine große Zerrüttung in der Natur, zu gleicher Zeit die Wohltat des Schlafes zu genießen und die Geschäfte des Wachens zu verrichten," flagt der Arzt, als Lady Macbeth schlafend um­geht und versucht, sich die Hände zu waschen. Diese Szene macht auf der Bühne stets einen besonders tiefen Eindrud. Aber auch im Leben dürfte es kaum einen erschütternderen Anblick geben als den eines schlafwandelnden Menschen. Es kann darum nicht wunder­nehmen, daß die Phantasie den Menschen, die solche Zustände haben, allerhand mystische Kräfte und Fähigkeiten angedichtet hat. sollen auf steilen Dachfirsten und Dachrinnen mit Sicherheit wandeln fönnen, geistige Arbeiten verrichten, die sie im wachen Zustande nicht zu bewältigen vermögen, Bücher in fremden Sprachen lesen, die sie nie gelernt haben. Alle solche Berichte stammen aber, wie in dem zugleich lehrreichen und unterhaltenden Buch der tausend Wunder" von Artur Fürst   und A. Moszkowski( Berlag A. Langen, München  ) ausgeführt wird, von Menschen, auf deren Beobachtungs­gabe und Urteilskraft man sich nicht verlassen kann. Der Zustand Auffällig ist die große Zahl von Mönchen, die sich mit solchen hat auch trotz der weitverbreiteten gegenteiligen Anficht nichts mit Teufelsdingen" beschäftigten. Da ist der Dominikaner   Albertus irgendeiner geheimnisvollen Wirkung des Mondes zu tun. Magnus, der mit feinem gewöhnlichen Namen Graf von Boll- Mondsüchtige" wandelt, ob das Gestirn scheint oder nicht scheint, städt hieß, der, an Aristoteles   anknüpfend, zahlreiche Gebiete der ob es ab- oder zunimmt. Aber auch sonst begibt sich hier nichts Phyfit, Chemie und Mechanik behandelt. Er hat sich hierbei nur leberfinnliches. als Ueberlieferer, nicht als Neuerer bewährt. Die Legende aber machte ihn zum großen Zauberer und in mancher Sage lebt sein Name fort. Dann zwei Franziskanermönche. Zunächst der Deutsche Ronstantin Antliger, den man wahrscheinlich seiner " Schwarzkunst" wegen Berthold Schwarz   nannte und dem die Erfindung des Schießpulvers zugeschrieben wird. Doch gibt Marcus Graccus in feinem Werte Liber ignum" schon 846 n. Chr. die Pulvermischung an. Immerhin bleibt den Deutschen   der aweifelhafte Ruhm, das Bulver zuerst in Feuerwaffen angewendet zu haben. Der andere Franziskaner   ist der Doktor Mirabilis" der Orforder Universität, Roger Bacon  , der Erfinder des Ber­größerungsglases und Verfaffer zahlreicher technischer, naturwiffen fchaftlicher, philosophischer und medizinischer Werke. Er wurde als Herenmeister und Kezer ins Gefängnis geworfen und seine Schriften endeten, soweit man ihrer habhaft werden konnte, auf dem Scheiter­haufen. In der Reihe der aufgeklärten Geistlichen, die auf natur wissenschaftlich- technischem Gebiete Hervorragendes leisteten, nimmt Ritolaus Kopernitus einen hervorragenden Platz ein. Er war als Arzt, Mathematiker und Astronom gleich berühmt. Sein Hauptwerk aber, das in der Erkenntnis gipfelte, daß die Sonne und nicht die Erde den Mittelpunkt unseres Blanetensystems bilde, frug er viermal neun Jahre bei sich, ehe er es veröffentlichte und dem Bapfte widmete. Auch Johannes Kepler  , der große Nachfolger des Kopernikus, war ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt Der Augustinermönch Michael Stiefel   führte 1544 an die Der Augustinermönch Michael Stiefel   führte 1544 an die Stelle von Zahlen Buchstaben in dle Rechnung ein, um allgemein gültige Formeln zu erhalten. Er wurde so zum Begründer der Algebra, ohne die die moderne Technik gar nicht gedacht werden

fann.

Mit besonderer Energie feßte der Kampf gegen diese Art von Gelehrten nach der Einführung der Buchdruckkunst durch Johann Gensfleisch   von Sorgenloch ein, der sich im geschäftlichen Leben auch Johann Gutenberg   nannte. Zahlreiche Werke tamen auf den Inder der Kirche.

Die Arbeiten Leonardos da Vinci zu würdigen, fehlt hier der Raum. Er ist einer der größten Techniker aller Zeiten gewesen. Brattisch hat er zahlreiche Befestigungswerte sowie mehrere Kanal­bauten ausgeführt. Daneben betätigte er sich auf allen technischen Gebieten. Er war der große Neuerer, und sein Denten war seiner Belt um Jahrhunderte vorausgeeilt. Trogdem ist jahrhundertelang weniger der Technifer als der Künstler Leonardo geschätzt worden. Der Grund dafür ist eben in der allgemeinen Mißachtung der Technik zu suchen, die auch heute noch nicht gänzlich überwunden ist und hier und dort noch leise anffingt.

Auf die mathematischen Arbeiten des Simon Stevinus geht die Graphostatistik zurück, die dem Brückenbauer, überhaupt den Eisenkonstrukteuren, ein unentbehrliches Rüstzeug geworden ist. Hieronymo Cardanus   lehrte um 1550 als Professor der Mathematik und als Arzt in Mailand  , Bavia und Bologna  . Er er­gründete die Ursache der Berbrennung, von ihm rührt die so­genannte Cardanische Formel her, die eine Lösung der fubischen Gleichung ergibt. Henry Briggs   gab 1617 die ersten Logo­rithmentafeln heraus, die das Rechnen außerordentlich erleichterten und auf denen die Einrichtung des in der Technik allgemein üb­lichen Rechenschiebers beruht.

Galileo Gallilei, der ausgezeichnete Astronom, der u. a. die Fallgefeße fand, ist auch der Erfinder des Proportionalzirtels und des Thermometers. Seine Arbeiten über die Schwere der Luft gehen den Versuchen des Erfinders der Luftpumpe, des Magdeburger Bürgermeisters Otto v. Gneride, vorens.

Alle diese Arbeiten, zu denen manche andere ergänzend genannt werden müßte, bereiteten fast unmerklich den Boden für die heutige

Selten sind die Handlungen Schlafwandelnder zuverlässig be schrieben worden. Ein verläßlicher Bericht aus der Feder eines Breslauer Arztes schildert dessen Pflegejohn, einen munteren auf­geweckten Knaben, der zur Zeit der Beobachtung elf Jahre alt war. Lautes Sprechen im Schlaf, Aufstehen zur Zeit des Vollmondes, zweckloses Umbergehen, automatisches Anfassen diefes oder jenes Gegenstandes, ruhiges Ausweichen vor absichtlich hingestellten Hinder­nissen, Deffnen des Fensters und Hinausschauen, nempfindlichkeit gegen vorgehaltenes Licht bei halbgeschloffenen Augen, ebenso gegen Anrufen, endlich freiwillige Rückkehr in das Bett und Mangel an Erinnerung des Traumwandelns, alles das ist klar und einfach be­schrieben, aber es fehlt dem ganzen Berlauf jede Spur von Mystik. Der Nachtwandler verstand feine fremde Sprache, nahm aber aus dem Repositorium u. a. den Rousseau heraus, sekte sich hin und tat, als läse er darin. Welch prächtige Gelegenheit, das Erwachen höherer Geiftestraft im Traumwandeln zu fonstatieren! Das pöß­liche Verständnis einer fremden Zunge! Der Pflegevater, Medizinal­rat Ebers, aber macht dazu die Bemerkung, der Wandler habe bei jedem anderen; er könne nicht glauben, daß er auch in einem beim Blättern in diesem Buch ebenso automatisch ausgesehen wie deutschen Buch irgend etwas gelesen habe. Als Ebers ihm einmal, nachdem er ihn eine halbe Stunde hatte mandeln lassen, mit der Reitpeitfche fräftig eins überbieb, lief er schreiend in fein Bett; später scheint dann das Geräusch der Beitsche allein ausgereicht zu haben, das Aufstehen zu verhindern. Es wurden ferner wurm­treibende Mittel gegeben, worauf einige Würmer abgingen. Nach dieser Zeit kam kein Nachtwandeln mehr vor.

Aus feiner eigenen Beobachtung berichtet ein anderer Arzt, Bins, folgendes: R., ein stets gesunder Mann aus gesunder Fa milie, in der Regel mit vorzüglichem Schlaf begabt, litt während seiner Jünglings- und frühen Mannesjahre an Schlafwandeln. Er war von lebhaftem Temperament. Seine gewöhnlichen Träume äußerten fich in Sprechen unzusammenhängender Worte und Auf­fizen im Bett. In einer Nacht, er mochte damals 17 Jahre zählen, ftond er auf, machte Licht, kleidete sich an, raffte feine Schulbücher zusammen und stieg die Treppe hinab bis in den Hausflur. Hier vor einer großen Uhr mit träftigem Schlagwert angekommen, blieb er stehen und leuchtete, wie regelmäßig im Winter des Morgens früh, nach dem Zifferblatt. Der Zufall wollte, daß die Uhr in diesem Augenblick zwölf faylug. Bei den letzten Schlägen war er fo wach geworden, daß er das Unsinnige seiner Lage erkannte und, erschreckt über sich und die Geisterstunde, eilte er zu mir, feinem damaligen Schulfameraden, weckte mich und erzählte mir den Vor­fall. Ich beruhigte ihn, und er ging darüber rubig wieder zu Bett. Db die Bücher die für den folgende Tag richtigen waren, wurde nicht untersucht. R. hatte geträumt, es fei morgens gegen 7 Uhr und er müsse zur Schule gehen. Automatisch tat er, was er fast täglich seit Serta zu tun hatte, und erst die vollen Töne der Uhr medten ihn auf. Drastischer und mehr an die Kletterberichte über Nachtwandelnde erinnernd war folgender Borfall, der sich ereignete, als KR. 32 Jahre alt und verheiratet war. K. wurde nachts gegen 2 Uhr wach, weil ihm die Knie schmerzten. Das Zimmer war vom Mond genügend beleuchtet, um ihn feine absonderliche Lage erkennen zu lassen. Er Iniete nämlich im Hemd auf dem fechs Fuß hohen Borzellanofen des Schlafzimmers und hielt sich mit beiden Händen frampfbaft an deffen Seitenrändern feft. Durch Zuruf wedte er seine Frau; diese hielt den vor dem Ofen stehenden Stuhl und, auf seine Lehne trelend, stieg R. herab. K. war als guter Turner auf demselben Men Hinoufeffionen. Den meikon Ofen hatte er offenbar für ein Objekt Jeines Traumes gehalten, von dem übrigens feine Erinnerung übrig geblieben war.