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Wissen und Schauen

Anreizmittel geistiger Arbeiter. Ist es für den Gelftesarbeiter beffer, am Tage oder in der Nacht zu arbeiten? Die Pragis zeigt an der Hand der Lebensgewohnheiten zahlreicher Schriftsteller, unter denen freilich französische Autoren in der Mehrzahl sind, daß sich der größere Teil für die Nachtarbeit entscheidet. Das ist ja auch natürlich, weil die nächtliche Ruhe und die absolute Abge schlossenheit der Gedankenarbeit und der inneren Sammlung die besten Vorbedingungen bieten. War z. B. Balzac einmal ge­nötigt, am Tage zu arbeiten, so schuf er sich die günstige Arbeits­dispofition, die ihm das Tageslicht versagte, dadurch, daß er die Fensterläden fest schloß und die Lampe im Arbeitszimmer an­zündete. Er war so an das Arbeiten bei Nacht gewöhnt, daß er sich wenigstens das Bild der nächtlichen Arbeitsbedingungen vor­täuschen mußte, um in Stimmung zu kominen. In Wahrheit be­steht faft bei allen Schriftstellern und vor allem bei denen, die eine regelmäßige Tagesaufgabe zu erledigen haben, das Bestreben, durch Macht ihres Willens fich sozusagen einen geistigen Dunstireis her zustellen, der der gedanklichen Konzentration günstig ist und den Geist zwingt, die von ihnen gewollte Richtung einzuschlagen. Diese Inszenierung ist manchmal ein recht schwieriges, mühseliges Ge­schäft. Biele Schriftsteller nehmen deshalb auch ihre Zuflucht zu allerlei Hilfsmitteln, die häufig genug zu ausgesprochenen Manien ausarten. So pflegte der englische Dichter Pope , bevor er an die Arbeit ging, die tollsten Verrenkungen auszuführen, um sein dichterisches Temperament anzuregen, Stendhal brachte fich damit in Stimmung, daß er ein paar Seiten im Code civil fas, Schiller fonnte den Duft fauler Aepfel nicht entbehren. Auch fehlt es nicht an Schriftstellern, die nur beim Auf- und Abgehen fchöpferisch tätig fein und ein Gedicht oder eine Brosaseite nicht eher niederschreiben können, bevor die Sache nicht in ihrem Kopf fig und fertig dasteht. Die seltsamste Arbeitsmanier hatte aber un bestritten Diderot , der wie ein Verrückter herumfuchtelte, feine Perücke in die Luft warf und wieder auffing, sie sich auf den Kopf stülpte, um das Spiel aufs neue zu beginnen, und der dabei unauf hörlich halb erstickte Schreie ausstieß. Als eines Tages ein Freund ihn dabei überraschte, wie er zum Gotterbarmen heulte, antwortete Diderot auf die teilnehmende Frage des Freundes, welches Unglück ihn so schwer erschüttere: Ich weine über eine Geschichte, die ich zu schreiben im Begriff bin." Eine große Rolle spielen auch die narkotischen Anreizmittel, wie Alkohol, Kaffee und Tabak. Was den Alkohol anbetrifft, so besteht kein Zweifel mehr, daß er das Gehirn langsam, aber sicher vernichtet. Der Kaffee mag unter der Bedingung hingehen, daß man nicht wie Voltaire, Balzac und Flaubert , die Nacht für Nacht ungezählte Taffen bei der Arbeit hinunter gossen, Mißbrauch damit freibt. In Sachen Des Tabat's sind die Alien noch nicht geschlossen. Victor Hugo , Heine, Walter Scott , Zola und andere rauchten gern und viel. Dagegen bestritt Goethe ganz entschieden, daß ein genialer Mensch überhaupt Raucher sein könne. Wenn die Nichtraucher auch Na­ poleon 1. in dem Brozeß gegen den Tabat als Belastungszeugen in Anspruch nehmen, so ist bas nur bedingt berechtigt, da Napoleon zwar nicht rauchte, dafür aber schnupfte. Kant und Newton rauch­ten und schnupften zugleich, furz, man fann sagen, daß es in dieser Frage um die Sache derer, die das Rauchen als Anreizmittel ver­teidigen, nicht schlecht steht.

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Naturwissenschaft

Der Verbrennungsvorgang ist durchaus nicht allgemein bekannt. Drei Bedingungen müssen bei der Verbrennung erfüllt sein: Zunächst genügender Brennstoff, dann die nötige Verbrennungsluft und schließlich die erforderliche Entzündungstemperatur. Wenn eine dieser drei Bedingungen nicht erfüllt ist, kann keine gute Ber­brennung stattfinden. Welchen Einfluß das auf den Brennstoffver brauch hat, möge an einem Beispiel gezeigt werden.

ftein entweichen. Ferner entstehen noch schwere, d. h. teerhaltige Kohlenwasserstoffe, die den Rauch mehr oder weniger dunkel färben. Dadurch können bis zu 25 Broz. Heizverluste entstehen. Die teera haltigen Kohlenwasserstoffe verflüssigen sich. Wo sie auf fühle Flächen treffen, setzen sie sich als schwarze Schmiere ab.

Riesenträfte der Injetten. Der Dichter H. G. Wells hat in seinem Roman Die Zeitmaschine" eine Zukunft geschildert, in der der Mensch aus seiner Herrschaft über unseren Planeten durch die Insekten verdrängt wird. So merkwürdig das klingt, so besthen doch diese kleinen und unscheinbaren Tiere Kräfte, um die wir sie beneiden können. Die Stärke der Ameise ist so gewaltig, daß der Mensch, wenn er im Verhältnis über ebenso große Kräfte verfügte, 2 Eisenbahnlokomotiven auf seine Schultern nehmen und forttragen fönnte. Die gewöhnliche Käsemilbe, die weniger als ein Biertel Zoll lang ist, fann aus einem 6. Zoll tiefen Gefäß herausspringen. Ein Mensch, der über ebenso starke Beinmuskeln verfügte, würde sich aus einem 114 Fuß tiefen Brunnen herausschnellen können. Der Ohrwurm ist ein wahrer Herkules. Man hat ein solches Tierchen an einen fleinen Karren gespannt, der 46mal fein eigenes Gewicht schwer war und mit einem 200mal so großen Gewicht wie dem des Tierchens belastet wurde. Der Ohrwurm zog diese Last; ein vers hältnismäßig ebenso fräftiges Pferd müßte dann eine Last von 200 Tonnen foriziehen. Fast alle Käfer besigen unglaubliche Kräfte. Der stärkste unter ihnen ist der 5 Zoll lange Goliathläfer, der in Südamerika lebt. Er ist weber giftig noch gefährlich, aber er hat zwischen seinem Hals und den Schultern eine Stelle, die wie ein Schraubstock wirkt. Ein gewöhnlicher Türschlüssel, der leicht gegen diese Stelle gedrückt wird, wird mit einer solchen Kraft gepackt, daß das Metall sich biegt. Ein Finger, der dagegen gelegt würde, wäre sofort gebrochen. Raupen sind imstande, das 80fache ihres Gewichts zu heben. Die Arbeitsleistungen mancher Infeften müssen unser größtes Erstaunen hervorrufen. Südamerikanische Ameisen bauen Tunnel bis zu 5 Kilometer Länge. Die beladene Biene bringt zu ihrem Stock eine Honiglast, die etwa das zweifache ihres Gewichts ausmacht. Was die Schnelligkeit einzelner Insekten anlangt, so hat der franzöfifche Naturforscher de Lisle beobachtet, daß ein kleines Insekt 6 Zoll in der Minute fäuft. Wenn wir so schnell laufen fönnten, so würden wir mehr als 30 Kilometer in einer Minute zu­rücklegen können.

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Kulturgeschichte

Das Alter des Korfens. Den Korf oder vielmehr die Korkrinde fannten bereits die alten Aegypter, aber sie gebrauchten sie nicht, um irgendeinem Bier sein Aroma zu erhalten, sondern zur Anferti­gung ihrer Särge. Griechen und Römer führten Korkrinde zur An­fertigung von Bienenkörben ein, da man meinte, daß der Honig in diesem geruchlosen und wasserdichten Stoff am besten gerate. Der Honig von Hymettos, den Horaz befingt, ist offenbar in Korttörben gezogen. Aber als bemerkenswerteste Eigenschaft des Korks hob der griechische Philosoph Theophrastrus fein Schwimmvermögen hervor. Diese Völker der Vorzeit hatten zwar, wie man weiß, mancherlei flüssige Waren, die wohl den Korken hätten brauchen können. Aber was sollte man mit Kort, wenn es teine Flaschen und keine anderen schmalhalsigen Gefäße gab? Getränke verwahrte man in großen Tonfrügen, und ihre weite Deffnung verfchloß man mit einem Pfropfen von demselben Stoff. Natürlich schloß dieser nicht ohne weiteres luftdicht, sondern wurde mit einer Mischung von Kreide und Del oder mit Leim gedichtet, oder er wurde auch verpicht, wie man es heute noch macht. Die Aufbewahrung von Wein in Fässern oder anderen gespundeten Behältnissen lernten die Römer erst von den Kelten. Diese Gefäße wurden mit Holzpflöden verschlossen. Außerdem wurde der Wein, wie man weiß, in Lederschläuchen auf­bewahrt, die man zuknotete. Auch die lange Nacht des Mittelalters wurde von feinem Pfropfentnall gestört. Ihren Schnaps verwahrten die Mönche in Krügen, die man öffnen konnte, ohne die Klosterruhe zu stören. · Aber dann kam die Flasche, und damit kam sozusagen Leben in den Korken. Die Ehre der rechten Anwendung des Kortens gebührt dem französischen Pater Pérignon. Der gute Pater, der die große Erfindung des Champagners gemacht hatte, brauchte etwas, um die Kohlensäure in diesem Getränk einzuschließen. Und dieses Etwas wurde der Korken.

Es möge reiner Kohlenstoff verbrannt werden. Dabei sollen folgende Borbedingungen erfüllt sein: Die Feuerstelle ist gut gereis nigt, im Feuerungsraum ist ein Grundfeuer vorhanden, der Kohlen­stoff foll in nicht zu hoher Schicht auf das Feuer geworfen werden, so daß er schnell bis zur Entzündungstemperatur erwärmt wird, schließlich foll genügende Verbrennungsluft zugeführt werden. Dann verbindet sich der. Sauerstoff der Luft mit dem Kohlenstoff und verbrennt ohne zu große Flammenbildung zu der gasförmigen Die erste Untergrundbahn. Die erste Untergrundbahn, Kohlensäure. Dabei werden 8100 Wärmeeinheiten erzeugt. Wenn die angelegt wurde, war die Londoner . Drei Jahre, aber die Feuerstelle unsauber, der Rost verschmutzt ist, der Brenn­Don 1860 bis 1863, wurde daran gebaut, und manhatte stoff in eine zu hohe Feuerschicht geschüttet wird und schließlich die große Schwierigkeiten zu überwinden, bis am 10. Januar Verbrennungsluft unzureichend ist, dann findet der Kohlenstoff nicht 1863 der erste 3ug fuhr. Die Wagen waren mit Gas erleuchtet. genügend Sauerstoff und verbindet sich mit legterem zu Kohlenoryd, Es wurde rühmend hervorgehoben, daß fie so hoch waren, daß ein wobei nur 2440 Wärmeeinheiten frei werden, d. h. zwei Drittel des großer Mann mit einem Zylinder darin aufrecht stehen fonnte. Die Wärmegehaltes ist verloren gegangen. Empfindungen aber, mit denen die ersten Passagiere dieses in da maliger Zeit einzigartige Beförderungsmittel benutzten, waren ziem­lich gemischt. Sir William Hardman fchildert in feinen Erinne rungen die erste Fahrt, die er mit seiner Frau machte. Es ist höchst unheimlich, so in die Tiefe hinabzusteigen," schreibt er. Sigt man aber erst einmal im Wagen, dann geht es ganz glatt und schnell, und man fühlt sich recht sicher und ruhig. Wir waren be reits ein Stück gefahren, bevor ich noch wußte, daß es überhaupt losgegangen war. Die größte Schwierigkeit besteht darin, an der richtigen Station auszufteigen, denn sie sehen sich alle außerordent lich ähnlich, und wenn man nicht genau aufpaßt, fährt man weiter, als man will."

Bei gasreichen Brennstoffen( Holz, Braunkohle, Brifetts und jüngere Steinkohle) geht der eigentlichen Berbrennung die Entgafungs­periode voraus. Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff gehen dabei eine Anzahl neuer Berbindungen ein. Der Rohlenstoff will sich mit dem Sauerstoff zu Kohlensäure oder wenigstens zu Kohlenoxyd ver­binden, der Wafferftoff will sich ebenfalls mit dem Sauerstoff zu Wasserdampf vereinigen. Dabei beträgt der Heizwert von 1 Kilo­gramm Wasserstoff nicht weniger als 29 000 2ärmeeinheiten. Da neben verbinden sich Rohlenstoff und Wasserstoff zu leichten Kohlen­wasserstoffen, den jogenannten flüchtigen Bestandteilen", die bei ungenügender Entzündungstemperatur ungenutzt schnell zum Schorn­

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