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Der Deutsche Reichstag.

Bon Friz Müller, Chemnih.

Seiner Regierungsform nach ist der Deutsche Reichstag eine Monarchie. Er hat zwar feinen Kaiser, wohl aber einen König, einen Koenig, zwei Graefe und einen Herold. Auch sind die Fürstennamen Albrecht, Dietrich( 3mal!), Leopold und Philipp vertreten. Obwohl die Titel abgeschafft find, gibt es im Reichstag eine Erkelenz  .

Die einzelnen Länder sind nur unvollkommen vertreten. Es ist kein Preuß, kein Bayer rder Payer vorhanden, wohl aber ein Sachs, ein Düringer, ein Rheinländer und ein Böhme. Eine bekannte Industriestadt hat Kemnik, ein Gebirge Steger wald, die Bergstraße Bergsträßer, eine Stadt am Bodensee Lindau   und Holland   Haag als Abgeordneten.

Hinsichtlich des Glaubensbekenntnisses herrscht das Heidentum ziemlich start, z. B. Heydemann und Heydebreck. Bunder, wenn solche Leute in die Höllein kommen! Es gibt im ganzen Reichstag nur einen Christ. Reichlich sind hingegen bib­lische Gestalten anwesend, wie der Stammvater Adam, der König David, der Erzpater Ja to b, sein Sohn Levi, der Jünger Tho= mas, zwei Simon und Judasch scharioth. Nicht zu vergessen find auch die heilige Agnes, Sanft Florian, der heilige Mar­tin und der durch Scheffel berühmt gewordene Beidt von Staffel­ stein  .

Berühmtheiten aller Zeiten und Länder haben ebenfalls Sih und Stimme. so der Polarfahrer Andre, Ritter Goetz von Ber­lichingen, der Waffenmeister Hildenbrand, der Zauberer Klingspor, der Freiheitsdichter Körner, der Altkanzler Bis mard  , Wieland der Schmied, Marr, der Theoretiker des So­zialismus, und der Eßkünstler Fletcher.

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Der Reichstag   ist ferner eine geradezu ideale Berufsständever­tretung. Die Grundlage bildet die Landwirtschaft. Da gibt es einen Bauer, einen Feldmann, zwei Hofmann, vier Schulzen, einen Bogt und einen Saupe. Baeder und Beder forgen, nachdem vier Müller das nötige Mehl geliefert haben, dafür, daß Brodauf den Tisch kommt. Ein Fleischer, ein Fischer und ein Biener schaffen, was sonst noch zum Effen nötig ist. Zwei Köche verderben den Bren, während zwei E11er eine Vorliebe für Raas haben und im Rudd äschel davontragen, was fie nicht verzehren können. Trinkgelegenheit gibt es mehr, als manch­mal gut ist. Ein Wirth, zwei männliche und ein weiblicher Krü ger, sowie ein Kröger, walten ihres Amtes. Es gibt auch einen 3apf, einen Seidel und einen Schöpflin für den Mo ft. Saenger   und Pfeiffer liefern die Tafelmusit, während der Klöckner den Seger aufzieht.

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Der Schreiber hat seine Feder, der Schneider und Weber den Fleck, der Schüße den Bolz; der Stoefer den Stod, und Holzamer, fünf Schmidte und ein Silber schmidt stellen Rädel und Nagel her, während der weibliche Bäumer mit 3ubeil, Reil und Breitscheid   drauflos­arbeitet, daß der Spahn nur so fliegt. Sonst sind noch ein Geisler, ein Glafer, ein Lademann, ein Aufhäufer für den Damm, ein Steiger, ein Schiffer, ein Schröter, ein Ahlemann, zwei Sch um änner, ein Chemiter( Scheide­mann!) und zwei Schirmer vorhanden. Biegler und Stampfer leisten die Vorarbeiten für den Bau von einem doppels ten Neuhaus. Ein weiblicher Sender vermittelt den Radio­anschluß. Ein Richter hält Ordnung. Der gesamten Zunft steht ein Bildemeister vor.

Die Abgeordneten scheinen fich ziemlicher Länge zu erfreuen, was die Namen Groß, Magnus, Hoch, Lang und Langen feld beweisen. Während zwei Braun, zwei Roth und einer Röder aussehen, ist die Farbe Schwarz drei- und Dunkel einmal vertreten. Mit einem Cramm wird man zu Leicht befunden. Zwei Abgeordnete sind Frölich. Es gibt auch einen Stein und einen Thiertopf. Andere find Kahl und Kräßig. Ferner gibt es einen Ged, einen Hartmann und einen Hartleib.

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Der Reichstag   ist als Körperschaft nicht ohne Körperteile. Er hat einen Barth, ein er, eine Leber, nur einen Sinn und auch Beine. Am rechten Roenen fehlt es nicht. Auch ein Soll und ein Hoffmann ist da. Leider auch eine Bennemann.

Die Säugetierwelt ist vertreten durch einen Bod und Bodius, zwei Wölfe, eine Rab  , einen Löbe, ein Eichhorn, eine Hepp rufende Ziege und einen Lauffötter, der Bell- Laute von sich gibt. Ferner gibt es einen Hanemann, einen Vogel, eine Frau Sperber, einen Ganszer einen Schwan und einen Strauk. Wels, Dorsch und Stöhr, sowie eine Schlange und ein Wurm vervollständigen die Sammlung. Bon den Bat­terien ist nur ein einziger Bazille vorhanden.

Pflanzen aibt es nicht viel. Imbusch gedeiht Buch ho 13. Bium und Blume erfreuen des Menschen Herz. Außerdem sind noch Lind, Rosenbaum und Brefelbaum vorhanden.

Bon den Mineralien liefert der Goldader die wertvollsten Erzeugnisse. Nicht zu verachten ist auch der Bernstein  . Unbe­fannt ist Epp stein. Es gibt auch einen Münzenberg  . Un­angenehm ist es, wenn sich in der Grube nichts findet als Schlack!

Rauch und Schnee gibt es ebenfalls. Bisweilen fährt den Leuten sogar Schred in die Glieder. Hoffentlich ist die ganze Ar­beit nicht Mum m, sondern Tätigkeit im Dienste des ganzen Volkes!

Sprachverwandtschaft.

Bon Erich Pagel.

Wer Englisch   lernt, wird bald bemerken, daß viele englische Wörter eine mehr oder minder große Aehnlichkeit mit den ent­sprechenden deutschen   Wörtern haben, auch in grammatischer Be­ziehung haben beide Sprachen vieles gemeinsam. Bergleichen wir Altenglisch( Angelsächsisch) und Althochdeutsch miteinander, so ist die Aehnlichkeit noch viel größer, so groß wie zwischen zwei nahe zu­fammengehörigen Mundarten. Daraus ist dann leicht der Schluß zu ziehen, daß zu einer noch früheren Zeit beide Sprachen überhaupt eins waren. Diese Strachstufe, die Urgermanisch genannt wird, ist den Bergleich mit anderen nahe verwandten Sprachen wie Gotisch uns durch fein Schriftdenkmal überliefert, wir können sie aber durch und Altisländisch sowie mit den ferner verwandten Sprachen er­schließen. Die gemeinsame Urform der spanischen, italienischen, fran­zösischen Sprache usw. ist uns jedoch bekannt, es ist das Lateinische ( wenn auch nicht das klaffische"). Lateinisch, Urgermanisch usw. find wieder unter sich verwandt, mit Hilfe der anderen verwandten Sprachen konnte man auch hier die Urform das Urindogermanische" erschließen. Auch dieses Urindogermanische muß wieder mit einer anderen Sprachgruppe verwandt sein. Und so fönnten wir theo­retisch bis zur Ursprache aller Menschen überhaupt gelangen. Praf­tisch jedoch kommen wir aus verschiedenen Gründen nicht so weit. Bereits das Urindogermanische steht in feinen Formen lange nicht so ficher vor uns wie das Urgermanische, im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende sind eben die Sprachveränderungen zu groß. Auch haben wir vorläufig leider feine weiter vergleichbare verwandte Sprachgruppe. Es werden dann schließlich auch die Bergleichungen immer schwieriger, weil jede schriftliche Ueberlieferung fehlt. Die Ursprache" wird man also auf diese Weise nie kennenlernen fönnen. Das geht auch aus folgender Ueberlegung hervor: Wenn wir mit dem verstorbenen v. Luschan   und anderen Forschern einen einheitlichen Ursprung des Menschengeschlechtes annehmen, so haben die ersten menschenähnlichen Geschöpfe natürlich auch ein gemeinsames Berständigungsmittel gehabt, das wahrscheinlich ein Gemisch von Ge bärden und lautlichen Aeußerungen, auf jeden Fall aber noch höchst einfach gestaltet war. Schon zu diesem Zeitpunkt oder wenig später ( auf einige Jahrhunderte kommt es dabei nicht an) werden sich diese Urmenschen zerstreut und ihre besonderen förperlichen Raffeeigen­schaften gebildet haben. Dabei mögen noch immer gegenseitige Beein­fluffungen vorgekommen sein, die eigentlichen Sprachenbildung hat fich sicherlich nicht an einem Orte vollzogen.

Alle verwandten Sprachen faßt man mit dem Namen Sprach­ftamm" zufammen. Im folgenden sollen einige wichtigere Sprach­Stämme mit ihren Sprachen aufgezählt werden( von Amerika   und Australien   habe ich ganz abgesehen). Der erste uns hier inter­effierende Sprachftamm ist der indogermanische, dazu ge­hören: Altindisch  ( Sanskrit) und die neuindischen arischen Sprachen ( wie Hindustani, Bengali usw.), Iranisch  ( Altpersisch, Neupersisch, Afghanisch u. a.), Armenisch, Slawisch( Russisch, Bolnisch, Tschechisch, Serbisch, Bulgarisch, Wendisch), Litauisch und Lettisch, Griechisch, Albanisch, Lateinisch nebst den daraus entwickelten romanischen Sprachen( Italienisch, Spanisch, Katalanisch, Provenzalisch, Fran zösisch, Rhätoromanisch und Rumänisch), Keltisch( Irisch usw.), Ger­manisch( Gotisch, Isländisch, Schwedisch, Dänisch. Englisch  , Nieder­ländisch, Deutsch  ). Zu dem mit dem Indogermanischen vielleicht ver­wandten finnisch- ugrischen Sprachstamm gehören hauptsäch lich das Magnarische in Ungarn  , Finnisch, Lappisch( in Lappland  ), Estnisch und Livisch.

Das Semitische umfaße im Altertum eine ganze Reihe von Sprachen: Babylonisch, Assyrisch, Phönizisch, Hebräisch, Ara­mäiſch( bzw. Syrisch  ), Arabisch, Aethiopisch u. a. Von ihnen allen hat sich hauptsächlich nur noch das Arabische erhalten, das dafür aller­dings als Sprache des Islams eine überragende Bedeutung im Orient, Nord- und Ostafrika   hat. Die meisten Sprachen Abessiniens( ein­schließlich des Aethiopischen  ) gehören ebenfalls zum Semitifchen. Eine sehr frühe Abzweigung von dem semitischen Sprachstamm stellen die in Nordafrika   gesprochenen hamitischen Sprachen dar, deren ältester Vertreter das Altägyptische bildet. Zum Hamitischen gehören die Berbersprache, einige Sprachen Nordafrikas   und Südabessiniens ( wie Galla, Somali  , Maffai), auch das Hauffa und Ful( Sprache der Fulbe). Die Sprache der Hottentotten ist eine sehr frühe 21bzweigung vom Altägyptischen. Hier in Afrika   sind dann gleich noch zwei große Sprachstämme zu erwähnen, erstens die Sudan   sprachen( Ewe in der früheren Kolonie Togo  , Aschanti u. a.); zweitens die Banty. sprachen, wozu z. B. das Suaheli   gehört.

In Alien nehmen die Türf Sprachen ein weites Gebiet ein, deren östlichster Bertreter das Jakutische ist. Der größte Sprach­stamm jedoch ist der in do chinesische, zu dem das Chinesische  ( 300 bis 400 Millionen Sprecher), das Tibetische, Einmesische usw. gehören. Die in Südindien gesprochenen Sprachen sind nicht arisch, sondern bilden den besonderen Dravida sprachftamm. Ein sehr großes Gebiet nimmt der malaiisch- polyne fische Sprachftamm ein. Die wichtigsten Sprachen sind das Malalische und Javanische. Malaiisch   ist auch die Sprache der Hova in Madagaskar  .

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Der Stand der Frauen, wahrlich ist ein harter Stand.

Euripides  .

Alle Belfer, die Gefittung hatten, haben die Frauen geachtet. Rousseau  .