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Utopien. Verwirklichte und unerfüllte Menschheitslräume. von der Technik überholte Phantasiebilder. Die Hoffnung auf grundlegende Berbssscrurcg der bestehenden Welt und die phantasievolle Erfassung neuer Möglichkeiten hat von alters her zur Schaffung phantastischer Werke geführt. Unter dem Namen Utopien hat man solche literarischen Erzeugnisse zusammen- gefaßt, welch« erträumte Welloerbesserungen jeder Art dichterisch, wissenschaftlich oder philosophisch darstellen. Bei den Griechen stand «nisprechend ihrer geistigen Einstellung die philosophische und poetisch« Darstellungsweife solcher Zuklmftsträimie im Bordergrund. Platos Dialog vom Staat ist ein solches Beispiel einer kühnen und um- fassenden Neugestaltung einer sozialpolitischen Idee. In der helle- nistischen Spälzeit begegnen wir in L u k i a n s Lügenmärchen von der Reise zum Mond« schon einer mehr dem modernen Phantasie- roman angenäherten Schilderung. Mit den technischen Möglichkeiten einer solchenWeltreise" gibt sich der griechische Dichter freilich nicht weiter ab, wie ja überhaupt die Denkrichtung der Zeit ein« mehr auf rein geistige als auf technische Ideen hinzielend« war. Eine wahre Blütezeit von utopischen Werken setzte erst mit dem Erwachen der Naturphilosophie in der Zeit der Renaissance ein. Das Zeitalter der großen Entdeckungsreisen und der Gründung gewaltiger überseeischer Reiche beflügelt« mächtig die Einbildungskraft der«uro- päisthen Menschen und ließ sie hinter der bereits entdeckten neuen Welt immer noch größere und seltsamer« Wunderreiche ahnen. Zuerst kleideten sich die phantastischen Werke dieser Epoche freilich noch überwiegend in ein poetisch-satirisches Gewand. Thomas M o o r ü s, von dessen HauptwerkUtopia" die Bezeichnung der ganzen Gattung stammt und der unvergleichliche Jonathan Swift behandeln wichtige, religiöse, sozialpolitisch« und allgemein wissenschaftliche Probleme in der freien Form des phantastischen Romans. Die technischen Mittel, deren sich die Autoren zur Dar- stellung ihrer Zwecke bedienen, sind entsprechend den noch sehr ge- ringen naturwissenschaftlichen Kenntnissen und Interessen der Eni- stehungszeit recht unbedeutend. Swift z. B. läßt seinen Gulliver nach dem Wunderreiche Lilliputs, Probdignags usw. einfach durch Schiffbruch an damals noch unbekannten Stellen der Erde gelangen. Erst die mächtige Entfaltung der Naturwissenschaften und der Technik im 19. Jahrhundert läßt«in« neue Gattung von utopischen Werken aufkommen, in denen neue große Ziele der Menschheit mit dem neuen Hilfsmittel der gesteigerten technischen Fähigteilen als erreicht dargestellt werden. Jules Verne , Flammarion, Wells und Kurd Laßwitz sind die Hauptschöpfer dieses neuen Typus. Als solch« erträumte Ziel« erscheinen den Autoren z. B. die Entdeckung des Nord- und Südpols der Erde, die Schiffahrt unter dem Wasser, eine enorm gesteigerte Geschwindigkeit der Fortbewe- gung auf der Erde und auf der See und dann natürlich auch(ein alter Traum der Menschen) das Fliegen. Bald macht die entfesselt« Phantasie nicht mehr bei den Objekten unseres Planeten halt, sondern strebt hinaus ins Weltall , zu der Verbindung mit anderen Welt- körper, dem Monde und dem Mars oder gar unbegrenzt in ihrem Fluge, mit den Sternen unendlich ferner Wellsysteme. Die technischen Mittel, mit welchen die Helden der(übrigens auch heute noch durch Stil und Darstellungsart vorbildlichen) Verne - schen Romane ihre kühnen Fahrten vollbringen, sind naturgemäß im wesentlichen dem damaligen Stande der technischen Kenntnisse entsprechende und nur als gesteigert vorgestellt Manchmal aller- dings finden sich schon überraschende Vorahnungen später verwirk- lichter Möglichkeiten, so z. B. der elektrische Antrieb bei den Ma- schinen desUnterseeboots" des Kapitäns Nemo. Auch wird in sehr lustiger Weise ein Streit zwischen den Anhängern der Ballonlustfahrt und zwischen denen eines durch Motorkraft bewegten Flugzeuges geschildert. Das Fliegen, das von den Alten nur in Gestalt einer primitiven Nachahmung des Vogelfluges(Dädalus ) geträumt wurde, gewinnt in den Darstellungen aus den siebziger und achtziger Iahren des vorigen Jahrhunderts schon eine vielmehr den modernen Aus- führungsformen. angenäherte Gestalt. Aber freilich in einer ganzen Reihe von Fällen hat die Wirklich- keit durch die Erweiterung unserer Kenntnisie von den Naturkräften auch ganz neue ungeahnte Möglichkeiten und Methoden er- schlössen, hinter denen auch die kühnste Einbildungskraft der Dichter oft weit zurück bleibt. Von einer Verständigung der Menschen otlf den entferntesten Stellen unseres Planeten ohne jede materielle Ver- bindung. wie sie jetzt durch die elektrischen Wellen der drahtlosen Tele- graphie und Telephon!« erreicht wird, hat kein Utopist je etwas geahnt. Ebenso wird man vergebens bei den sehr zahlreichen und oft geistreichen Darstellungen neuer künstlerischer Mittel nach einer Vorahnung des Kinematozraphrn suchen, der das Leben selbst und die Bewegung wiedergibt. Im allgemeinen aber kann man feststellen, daß die technische Ent- Wicklung sich in der Tat in den Richtungen bewegt hat, die durch die phantasicvollen Träume einer vorangegangenen Zeit vorgezeichnet worden sind. Es ist dies auch kein Zweifel, denn die in den Utopien niedergelegten Wünsche und Sehnsüchte haben viel Gehirne und Hände in Bewegung gesetzt, welche die Verwirklichung vieler kühnen Hoffnungen durchzuführen unternahmen. Es ist doch so, daß Ent- deckungen, welche auf der Linie solcher erstrebten Möglichkeiten liegen, von der Allgemeinheit begierig aufgenommen und rasch rneiterentwickclt werden, während andere, vielleicht ebenso wertvolle Rcuschöpfungen oft viele Jahre unbenutzt bleiben, weil die Zeit für sie noch nicht reif ist. Wenn a!st>rtft, großer Teil der von den Utopisten erhofften Ziele schon erreicht und oft sogar noch weit überholt worden ist, so bleibt doch«in sehr großer Rest von unerfüllten Menschhcits- wünschen übrig. Der kühne Plan, anders Weltkörper zu er- reichen oder, falls lebende Wesen ähnlicher Verstandesorganisation dort vorhanden sind, wenigstens mit diesen in geistige Verbindung zu treten, ist bis heute noch nicht ausgeführt, tro�der immer wieder von Zeit zu Zeit austauchenden Nachricht, daß geheimnisvolle elek- irische Zeichen(Mitteilungen der Marsbewohner") zu uns gelangt sein sollen. Diese geheimnisvollen Töne vonaußerhalb" dürften samt und sonders von atmosphärischen und elektrischen Störungen unseres Planeten herrühren. Da die neuere Wissenschaft ein ge- ringes Maß von Wahrscheinlichkeit für die Bewohnbarkeit der uns nächst gelegenen Sterne des Sonnensystems übrig läßt. Ebenso dürft« auch«ine Reise nur zu unserem nächsten Nachbar und treuen Begleiter, dem Monde(abgesehen von der Ausreisebewilligung des Finanzamtes) noch für einige Zeit mit erheblichen praktischen Schwierigkeiten verknüpft sein. Auch in der allerjüngsten Zeit stnd noch«ine ganze Reihe von interesionten utopistischen Romanen erschienen, die aber natürlich bereits den ganzen Schatz der heutigen technischen Errungenschaften voraussetzen und infolgedessen keine Vergleichsmöglichkeiten mit den bereits verwirklichten Zielen bieten. Aber man kann aus ihnen wieder die Richtung erkennen, in denen sich der menschliche Geist bei seinem weiteren Durchdringen des Naturganzen und der Be- herrschung der Naturkräfte bewegt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Zukunft wieder in den Fußlapfen derer schreiten wird, welch« heute in ihren Phantasieerzeugnissen eine neue großartige Weiler- «ntwicklunq des menschlichen Könnens oorzeichmn. Die vielseitige Leber. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not" sagte di« Leber, fing den Zucker aus dem Blute ab, das ihr die große Pfort- ader vom Darm her zuführte; wandelte ihn in Stärke um und stapelte dies« für schlechte Zeiten aus; wenn etwa di« Muskeln ihre «igen« Stärke und ihren eigenen Zucker bei großer Arbeit ganz verbraucht haben, dann öffnet die vorsorgliche Leber ihre Stärke- speicher, oerwandelt die Stärke wieder in Zucker zurück, der mit dem Blut zu den Muskeln als Ersatz transportiert wird. Aehn- lich wie die Pflanze in den Knollen Stärke aufspeichert, um sie im Frühjahr in Zucker zu wandeln, wenn alles zu keimen beginnt. Wer den Heller nicht ehrt, ist der Mark nimmer wert" denkt unsere sparsame Leber, sorgsam sammelt sie den Blutzucker und wenn sehr viel vorhanden ist, so bildet die Vielseitige kostbare Brennstosf«, die wirFette" nennen und läßt sie je noch Bedarf verschieden lang bei sich lagern Natürlich kann sie auch überflüssige Fette, die gerade wie der Zucker im Blut zu ihr gelangt sind, bei sich aufspeichern. Aber nicht unbegrenzte Mengen fettbildende und zuckerhaltige Stoff« vermag sie zu bewält'gen. Wir kennen alle den Säufer mit seiner Fettleber Der aus den alkoholischen Ge- tränken stammend« gewaltig« Ueberschuß von fettbildendem Stoff und Zucker verbleibt in dem fleißigen Organ, das nun dem Ansturm nicht mehr gewachsen ist, liegen: die Leber erkrankt, sie verfettet. Oder wenn auch Zuckerstosfe nur allein im Uebermaß genossen wer« den, so kann die Leber schwer geschädigt werden; die Zuckerstosf« passieren unverwertet den Körper der Mensch wird zuckerkrant» Der Klügere gibt nach" so weiß unser arbeitsames Schutz» organ, läßt den körpergiftigenAmmoniak", der aus dem ver, bauten Fleisch oder Pflanzeneiweiß stammt, mit dem Blut friedlich zu sich herein schnell gibt sie Kohlensäure, die ihr gleichfalls das dunkle Adernblut zubringt, in genügender Menge hinzu und sieh« da, es entsteht der harmloseHarnstoff", der durch- den Körpe» unschädlich hindurchwandert und im Horn als wertloses Abfall, Produkt ausgeschieden wird. Fest steht und treu" so könnt« man wirtlich sogen die wachsame Leber, sorgfältig übt sie Kontrolle aus, und wirksame Gegenmaßnahmen trifft sie gegen unliebsam« Eindringlinge. Gegen Arsen, gegen Blei, gegen Phosphor, gegen all« möglichen Gifte, dl« sich der törichte Mensch bewußt oder unbewußt zuführt, nimmt si« den Kampf auf; wird sie aber überrannt von den Eindringlingen, dann ist der Mensch verloren. So notwendig in jedem Staatswesen so auch im Zellew- staat, wie ihn der Menschenkörper darstellt für den Ablauf des gesamten Geschehens die großen Vorratshaus?r, di« geregelte Wirt- jchast sind mindestens so hoch schätzen wir die direkten positive? Arbeitsleistungen, die Herstellung der Gebrauchsgegenstände. Auch hier marschiert die Leber mit an der Spitze der Produktionsstätten des Körpers. Sie liefert in nimmermüder Arbeit dieGalle ", die beim Gesunden in den Dünndarm fließt, und die u. a. für die Fett- verdauung unentbehrlich ist. Wehe dem Menschen, bei dem sie einen falschen Weg nämlich den ins Blut nimmt. Wir all« kennen den mißvergnügten, galligen Typ, den uns die gelblich« Gesichtsfarbe schon oft von weitem kenntlich macht. Nicht immer sind leichte Fär- bungen der Haut und Schleimhäute stark bedrohlicher Natur; aber selbst die leichtesten fordern uns auf, schleunigst den Arzt zu rufen. Denn es ist selbstverständlich, daß bei einem derart vielgestalligen Organ, wie es die Leber darstellt, auch kleine Störungen weit- tragende Folgen haben können. Noch«ine Reihe wichtiger Funk« tionen der Leber würde» zu nennen sein. Aber schon die hier an- geführten genügen, um s?em Rufe Nachdruck zu verleihen:Schont eure Leber, Indem ihr vernünftig und mäßig lebtl Bedenkt, der größte Feind der Leber ist der Alkohol!" Dr. E. M.