Selbstverständlich ist zu beachten, daß das unverheiratete Mädel anders gestellt ist, als die verheiratete Frau. Aber unsere Festftellung erfolgt ja auch nicht im Sinne eines Borwurfs. Die Madel leben heute anders als früher, haben mehr Bewegungsfreiheit, Gelbstsicherheit gewonnen. Die Welt ist weiter für sie geworden. Und sie werden sich aus dieser Wette immer weniger in die engen vier Wände des Zwerghaushalts zurüddrängen laffen. Die Kräfte zu beffen lleberwindung werden immer stärkeren Antrieb erhalten und so wird auch auf diesem Beblete das Drängen zu neuen Lebens. formen verstärft.
Neues Jugendlied.
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Der Sozialismus bedeutet nicht nur materielle, sondern auch senlis
menschliche Veränderung, nicht nur Besserung und Sicherung der Lebensmöglichkeiten, sondern auch neue Lebensformen und Inhalte. Wie die vorstehende Betrachtung zeigt, sind in der Arbeit der Jugend® organisation bedeutungsvolle erste Anfänge dazu enthalten. Aber es ist noch viel Arbett und nicht wenig Zeit vonnöten, um aus diefer Borarbeit für die Zukunft die beffere Zukunft selbst entstehen zu funft die beſſer laffen Mar Westphal.
Zahlen der Not.
Der legte Reichsjugendtag der Sozialistischen Arbeiterjugend In Hamburg stand unter dem Motto:" Für Jugendschuß und Jugend. recht!" Der Verband nahm die große Tagung nicht nur zum Anlab, um die von ihm vertretenen sozialpolitischen Ziele erneut zu be tonen, sondern suchte auch Material zu sammeln über die gegen. wärtige foglale Lage der arbeitenden Jugend, um so fich neue Ar gumente für den Rampf mit den Gegnern einer ausreichenden Freizeit zu verfchaffen. Er gab an die jugendlichen Tellnehmer im Alter von 14 bis 18 Jahren Fragebogen aus, die Auskunft über bie Arbeitszeit- und Ferienverhältnisse dieser Jugendlichen ver. langten. Es find insgesamt 3440 Fragebogen ausgefüllt zurüdgegeben worden und wenn fle auch nur einen Ausschnitt aus dem Leben der großen Zahl der Jugendtagsteilnehmer darstellen, so gewähren fie doch einen guten Einblid in die Arbeitsverhältniffe Dieser Jugend.
Bezüglich der Arbeitszeit hat die Bearbeitung der Frage begen folgendes ergeben: Bon den 3440 befragten Jugendlichen, von denen übrigens 1946 Lehrlinge und 721 Ausgelernte und nur 773 Ungelernte waren und von denen sich 1606 Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren und 1834 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren befanden, hatten nur 2088 gleich 60,5 Bro3. eine 48stündige Arbeitswoche. 1094 Jugendliche gleich 31,5 Broz. mußten wöchentlich 54 Stunden arbeiten, während 185 gleich 5,4 Proz. 60 Stunden und 73 gleich 2,6 Proz. 66 und mehr Stunden Arbeltszeit in der Woche mebeten. Bon den 23 ermittelten JugendHichen, ble mehr als 66 Stunden in der Woche arbeiteten, waren
nicht weniger als 12 Hausangestellte, die übrigen meist Lehrlinge in fleinen Handwerksbetrieben. So berichtete eine 15jährige
Hausangestellte aus Lübed über eine tägliche Arbeitszeit von 18 Stunden. Ein 17jähriger Schneiderlehrling aus dem Bezirt Hannover arbeitet täglich 11 Stunden. Ein freier Sonnabendnach mittag und Urlaub wird nicht gewährt. Ein 18jähriger Zugverfäufer muß für 40 M. Monatslohn täglich 13 Stunden arbelDie ten, ohne freten Sonnabendnachmittag und ohne Urlaub. Abrigen Fälle find nicht weniger traß. Bon den 3440 befragten Jugendlichen hatten nur 1725 gleich 50 Pro3. den freien Sonn abenbnachmittag.
Nicht weniger troftlos liegen die Dinge hinsichtlich des Urlaubs. 827 hatten überhaupt keinen Tag Urlaub. Einen Urlaub von 1 bis 8 Tagen hatten 489, Don 4 bis 6 Tagen 1629 und von 7 bis 14 Tagen 495. Man fann fagen, daß für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren erft ein Urlaub von 7 bis 14 Tagen als einigermaßen genügend angesehen werden kann. So ergibt unsere Aufstellung, baß von den 3440 Jugendlichen nur 495 einen genügenden Urlaub hatten, während die erdrückende Mehrheit von 2945 feinen oder ungenügenden Urlaub erhält.
So liefern diese wenigen Zahlen ein erschütterndes Bild von den Arbeitsverhältniffen einer Jugend, die schon infolge der Entbehrungen der Kriegs- und Nachfriegszeit anfällig genug ist und barum des besonderen Schußes in der Entwicklungszeit dringend bedarf. Es zeigt sich aber hier, daß von einem einigermaßen genügenden Schuh nicht die Rede sein tann, von einer weitblickenden, vorausschauenden Sozialpolitik zur Schonung der jungen Volkskraft gar nicht zu reden.
Bei alledem muß aber noch besonders niederdrückend das Bemußtsein wirken, daß die obigen Zahlen ein schiefes Bild geben, ba sie zweifellos die Lage der Jugend noch zu günstig darstellen. In Hamburg war nur eine Auslese der proletarischen Jugend, es war die Schicht, der es, gemessen an der allgemeinen Lage bes Jungen Preletariats, noch verhältnismäßig gut geht. Wenn man also von den Ergebniffen der Hamburger Tagung Schlüsse ztehen will auf die Gesamtlage der Jugend, dann muß man die genannten Zahlen als einen über dem Durchschnitt stehenden Aus. schnitt betrachten.
find
Wir sind der Frühling der neuen Saat, die Borbereitung ju frischer Tat! Jn uns ist Knofpen und Blühensluft, Erwartungsfeligkeit fprengt uns die Bruft. Der Jugend Sehnen in uns wirds Lied, wenn es aus fröhlichen Augen erglüht. Wenn unfre Fahnen Im Winde wehn, wenn wir uns luftig Im Kreise drehn.
Wenn wir verkünden, was uns bewegt,
wenn wir verraten, was uns erregt.
In unfrem Blute drängt lenzhaft Glühn, wir wollen werden, wir wollen blühn.
Wir find der Frühling
der neuen Saat,
die Borbereitung
3u frischer Tat!
Rote Falken.
Julius 3erfah
So nennen fich in Defterreich die sozialistischen Pfadfinder, die Im Rahmen der Kinderfreundebewegung fich ihrem Alter gemäß austoben dürfen. Die Schulbuben auch Schulmädel- beginnend mit dem dreizehnten Lebensjahre, haben sich in fletnen horden" zufammengefunden. Hat solch ein Jungfalte" nach einem halben Jahr Hordenzugehörigkeit seine Brüfung bestanden, so legt er ein Gelöbnis ab und wird Roter Falte". Was ist das aber für eine Prüfung? Der Junge muß Abstinent und Nichtraucher sein, muß das Turnen pflegen und Disziplin halten, schwimmen und tauchen, flicken und nähen fönnen, muß Jeine Zähne und Nägel reinzuhalten verstehen, Namen von Arbeiterführern wissen und Rampflieder fingen fönnen, muß Gruppenarbeit geleistet und die Bausestunde pünktlich besucht haben, den Verständigungspfiff tennen u. dgl. m. Und dann erst mit reinem Gewissen das Gelöbnis ablegen tönnen, die 12 Gebote der„ Roten Fallen" zu befolgen. Und wie lauten dieſe? 1. Der Rote Falte bekannt sich zur Arbeitertlaffe. 2. Der Rote Falte ist seinen Genoffen stets treu.
8. Der Rote Falte sieht jeden arbeitenden Menschen als Freund und Bruder an.
4. Der Rote Falte ist stets hilfsbereit.
5. Der Rote Falte achtet jede ehrliche Ueberzeugung eines anderen; auch dann, wenn er sie bekämpft.
6. Der Rote Falte führt stets die Anordnungen seines selbstgewählten Führers aus.
7. Der Rote Falte ist mutig und nie verzagt.
8. Der Rote Falfe ist wahr: auf sein Wort fann man bauen. Er ist zuverlässig und pünktlich.
9. Der Rote Falte ist stets rein in Gedanken, Borten und Taten.
10. Der Rote Falte ift enthaltsam und ein Kämpfer gegen alle Rauschgifte.
11. Der Rote Falte hütet fèinen Rörper und stählt ihn. 12. Der Rote Falte ist ein Freund und Schüßer der Natur. Sind das nicht feine Gebote!?
Etwa zehn Rote Falten" und ebenso viele Jungfallen" bilden eine Horde. Der selbstgewählte Führer dieser Horde ist der Hordenführer. Er wird vom Gruppenführer vorgeschlagen und in der " Bausestunde" von der Horde bestätigt oder abgelehnt. Jungfalten sind in der Regel teine Hordenführer. In der Bausestunde, die wöchentlich einmal stattfindet, wird dem Führer tüchtig die Wahrheit gesagt. Unter Umständen wird er abgelegt. Alle Horden eines Ortes bilden die Gruppe. Die Gruppe entspricht der Ortsgruppe der Schul- und Kinderfreunde. Der Führer ist der Gruppenführer und muß von der Ortsgruppenleitung der Schul- und Kinderfreunde bestätigt worden sein. Alle Gruppen eines Landes bilden den Kreis, und alle Kreise zusammen den Bund.
Jede Horde führt einen Hordenwimpel. Ein doppelseitiges rotes Tuch, gleichschenteliges Dreied mit einer Basis von 35 Zentimeter und einer Höhe von 70 Zentimeter. Auf beiden Seiten find Kreise im Durchmesser von 20 Zentimeter aus weißem Stoff. Auf dem einen Kreise in schwarzer Silhouette des Hordenzeichen, nach dem die Horden fich benennen: Banther, Löwe, Wolf, Adler, Hammer, Ambos. Auf der anderen Seite ein rote Falte in weißem Feld. Die Tracht ist bequem und einfach. Zur fniefrelen Hose, zum furzen Rod das Pfadfinderhemd oder die Wanderblufe mit aufgesteppten Taschen. An der linken Bruftfelte wird das Falten