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Aus der Bewegung
Der zweite internationale Jugendkongreß.
Das Bureau der Sozialistischen Jugendinternationale beruft jezt den zweiten internationalen sozialistischen Jugendtongreß für die Tage vom 26. bis 29. Mai nach Amsterdam ein. Als Tagesordnung ist in Aussicht genommen: 1. Die Tätigkeit der Sozialistischen Jugendinternationale felt dem Hamburger Kongreß.
2. Internationaler und nationaler Rampf für den Jugendschuß. Referent: Anton Rimmt, Wien .
3. Die Bedeutung der Kulturarbeit in der Jugendbewegung für den Sozialismus. Referent: Erich Ollenhauer , Berlin . 4. Die internationale Zufammenarbeit der Jugend als Mittel fozialistischer Friedenspolitit. Referenten: Rickard Linb ström, Schweden , und Arthur Tetley, England. 3. Das Verhältnis der sozialistischen Jugendorganisationen zu ben bürgerlichen Jugendverbänden und zu den öffentlichen Einrichtungen für Jugendpflege und Jugendbewegung. Referenten: Mag Westphal, Deutschland , und Josef de Graeve, Gent .
6. Wahlen.
7. Anträge.
Teilnahmeberechtigt find bie Delegierten der Landesverbände, bie Mitglieder des Erekutivkomitees und die Mitglieder des Bureaus.
Rundschau
Probleme der Freizeitgestaltung. Anfang Februar fand in Berlin eine Tagung des Reichsausschusses der deutschen Jugendver bände ftatt, die fich im wesentlichen mit den Problemen beschäftigte, die sich für die Jugendverbände des Reichsausschusses aus der Forde rung einer gefeßlichen Festlegung einer ausreichenden Fret. Bett der erwerbstätigen Jugend ergeben. Auf der Freizeit- Tagung In Raffel wurde von einigen Seiten darauf hingewiesen, daß die Er. füllung der Forderungen in sehr starkem Maß davon abhängig fein wird, ob es den Jugendverbänden gelingt, die Jugend in ihrer Freizeit zweckdienlich zu beschäftigen. In der Sigung des Reichs. ausschuffes wurde mit Recht darauf hingewiesen, daß es nicht allein die Aufgabe der Jugendverbände ist, für die Ausgestaltung der Frei geit der erwerbstätigen Jugend zu sorgen, sondern daß auch die Offentlichen Stellen hier die Verpflichtung haben, die not wendigen Einrichtungen zu treffen.
Diese Forderung fam besonders start zum Ausdruck in der Distuffion über ein Referat von Pfarrer Donndorf- Hamburg über Jugend und Erholungsheim e der Jugendbünde. Der Referent fonnte auf Grund einer Rundfrage bei den Jugendverbänden fest. stellen, daß die Jugendverbände bereits eine ganze Reihe von eigenen Jugend- und Erholungsheimen befizen, daß aber dem weiteren Ausbau dieser Einrichtungen erhebliche materielle Schwierigkeiten gegenüberstehen, die mur mit Unterstügung der behördlichen Stellen über. wunden werden können. In der Diskussion wurde weiter darauf hingewiesen, daß infolge des geringen Entgegenkommens vieler tommunaler Verwaltungen heute ein großer Mangel an guten Jugendheimen besteht, in denen die Jugendgruppen ihre Abend- und Sonntagsveranstaltungen abhalten können. In vielen Fällen müssen die für die Zwecke der Jugendarbeit an der schulentlassenen Jugend reichlich ungeeigneten Klaffenräume der Schulen oder gar Vereins. gimmer in Gastwirtschaften in Anspruch genommen werden. Es wurde ein Unterausschuß eingefeßt, der die Aufgabe hat, Richtlinien für die Finanzierung, Verwaltung und zweckmäßige Einrichtung von Erholungs- und Ferienheimen auszuarbeiten und außerdem VorSchläge zu machen, wie auf die Landesregierungen und Kommunen eingewirkt werden kann, um sie zu einer stärkeren Initiative bei der Schaffung von ausreichenden und zweckbienlichen Jugendheimen in thren Verwaltungsbezirken zu veranlassen.
Der andere Einwand der Gegner der Freizeitbewegung der Sugend, daß die Berbände nicht die genügende Zahl von Jugend. führern zur Verfügung stellen können, um der Jugend in ihren Ferien eine Anleitung für die erfolgreiche Ausnutzung der Ferientage au geben, wurde in einem zweiten Vortrage von Herrn WiegandBerlin über die Ausbildung von Jugendführern und Jugendführe. rinnen innerhalb der Jugendverbände behandelt. Der Referent fonnte feststellen, daß nach den jetzt vorliegenden noch reichlich unvollständigen Angaben der Jugendverbände über die Zahl ihrer Führer und die Veranstaltungen zur Ausbildung diefer Führer als ficher angenommen werden kann, daß schon die Zahl der bisher ge meldeten Führer und Führerinnen ausreicht, um für mehr als die Hälfte der bei den Forderungen des Reichsausschuffes in Frage fommenden Jugendlichen für die gute Verwendung ihrer Freizeit Führer und Helfer zur Verfügung stellen ju fönnen. Um der Deffentlichkeit einmal ein umfassendes Bild zu geben von der bereits bis Jezt von den Jugendverbänden geleisteten Erziehungs- und Kulturarbeit, wurde befchloffen, im Frühjahr 1927 in Berlin unter Führung des Reichsausschusses eine große Ausstellung Die Freizeit der Jugend" zu veranstalten.
Um für diese Ausstellung stichhaltiges und einwandfreies Material über die gegenwärtige foziale Lage der deutschen erwerbs. Sätigen, Jugend zu erhalten, beschloß die Sigung der Arbeitsgemein
schaft der Landesausschüsse des Reichsausschusses der deutschen Jugendverbände, die am 4. Februar stattfand, im Laufe des Sommers in allen Teilen des Deutschen Reiches statistische Erhebungen anzu stellen, die zum ersten Male die ungeheure gesundheitliche, soziale und sittliche Not der erwerbstätigen Jugend sowohl in den verschiedenen Landesteilen als auch in den einzelnen Wirtschaftsbezirken zahlenmäßig wiedergeben werden.
Rurfus für erwerbslose Jugendliche. Bom 7. bis 14. Februar peranstaltete das Bezirkssekretariat des ADGB. für Rheinland und Westfalen einen achttägigen Führerkursus für die zurzeit erwerbs 10 sen freigewerkschaftlichen Jugendleiter. Als Tagungs- und Auf enthaltsort diente die Bestische Jugendherberge bei Recklinghausen , genügte. Zu dem Kursus hatten sich über 100 Teilnehmer gemeldet; deren moderner Ausbau allen gastlichen Anforderungen bestens diefe Zahl mußte auf 70 beschränkt werden.
Das Arbeitsprogramm der Tagung war reichhaltig und zweck entsprechend. Im Mittelpunkt der Betrachtungen standen folgende Themen: 1. Ursachen und Auswirkungen der gegenwärtigen Wirt fchaftsfrise; 2. Die moderne Gewerkschaftsbewegung, ihre Aufgaben in Staat und Wirtschaft; 3. Jugendfragen; 4. Die geschichtliche Entwicklung der Arbeit; 5. Arbeiterdichtung und Festkultur. Als Referenten an diesem Rurfus wirkten folgende Personen mit: Dr. Meier, Dr. Seelbach, Düsseldorf , Schönlant, Maschte, Berlin , Dr. Berger, Bogt, Bochum , Meier, Mannen, Triem, Bochum . Das tägliche Arbeitspensum belief sich auf je vier Vorträge bzw. Arbeits gemeinschaften. Die Kursusteilnehmer bezeugten einen ernsthaften Bildungsbrang und bewiesen großes Verständnis für die aufgeworfenen Fragen.
Kommunistische Schwenkung? Die Kommunistische Jugend tommt allmählich zu der Einsicht, daß sie mit den bisherigen Me thoden threr Jugendarbeit niemals an die Maffen der Jugend heran tommen wird. Die Ursache zu dieser vernünftigen Erkenntnis ift in der Tatsache zu suchen, daß fich ihr Verband in einem jämmer. lichen Zustand befindet. Es gibt zwar gerade in dieser Zeit eine Menge Mitläufer, aber so viel ist auch den Kommunisten schen flar geworden, daß mit derartig unsicheren Kantonisten nichts Bernünftiges anzufangen ist. Die Zentrale flagt in der Zeitschrift, daß die Bezirksleitungen die Rundschreiben nicht beantworten, und ble Leser der„ Jungen Garde" werden ernsthaft darauf aufmerksam gemacht, daß die Zeitschrift auch abonniert werden kann. Bisher scheint man also diese Methode gar nicht zu kennen. Im übrigen sollen auch die Arbeitsmethoden in den Gruppen völlig umgefrem pelt werden. Revolution? Ueberholt. Unterhaltung ist Trumpf. In einer Reſolution ift der neue Rurs wie folgt feft. gefegt worden:
,, Die Hauptursache für die Tatsache, daß der KJBD. tros feiner großen Werbetraft noch auf sehr schwachen Füßen steht, ift zweifellos die im Jugendverband noch heute vorhandene settiererische Einstellung gegenüber den Massen des Jungprole tariats. Diefelbe tommt zum Ausdruck in der Ueberschäßung des formalen Wissens und im Stehen bleiben beim Abs und faffen großartiger Arbeitspläne Reso tutionen.
Diese Jugendlichen, die noch fein entwickeltes Klassen. bewußtsein haben, fuchen im Jugendverband auch unterbal. tung, einen Erfaz für ihr durch die Arbeit zerstörtes Familien leben und den Verkehr mit gleichaltrigen Kameraden, obwohl ste bereits soviel Klaffeninstinkt befißen, daß sie nicht dem„ Christ. lichen Verein Junger Männer" oder einer ähnlichen Organisation anschließen, sondern zum KJVD . kommen.
Um die zu diesem Zwed notwendige Verbreiterung unseres Arbeitsgebietes herbeizuführen, beschließt das 3K. des KIBD.:
a) Der KJVD , muß zufünftig größeren Wert auf die Beranstaltung von Unterhaltungsabenden( besonders von öffentlichen) und ähnlichen Veranstaltungen legen. Ein gutes Beispiel für sehr werbekräftige Veranstaltungen dieser Art find die Berliner Roten Rummel." Ebenso find solche Veranstaltungen, wie Dichterabende( Heine, Glaßbrenner u. a.), Fahnen. weihen usw. zu empfehlen. Es wird ohne große Schwierig teiten möglich sein, jede dieser Veranstaltungen mit den Tagesereigniffen zu verbinden.
b) Der Veranstaltung von Jugendtagen, Jugendtreffen und Roten Tagen, wie überhaupt dem demonstrativen Auftreten unferes Berbandes muß ebenfalls größere Aufmerksamkeit zu gewandt werden.
o) Die Junge Garbe" muß verbessert(!! D. Reb.) werden: Bertürzung des aus der Tagespreffe fopierten politischen Teiles, Ausbau der Rubriken Aus den Be trieben und Aus den Gewerkschaften". Ferner: Aufnahme neuer Stoffgebiete in die Junge Garde": Naturwissenschaft, Geographie, Technit, Sport und Unterhaltung.
d) Die Bartel soll an alle Bezirke die. Anweisung heraus. geben, daß überall kommunistische Jugendheime zu schaffen und auszubauen find."
Man wird die Entwicklung der Kommunistischen Jugend in der nächsten Zukunft abwarten müssen, ehe man fagen fann, ob die Kommunisten mit den obigen Beschlüssen tatsächlich zur besserer Einsicht gefommen sind, oder ob es sich wieder einmal um eine unter vielen Refolutionen handelt, die man heute mit Feuereifer als die allein richtige propagiert und morgen ins Feuer wirft.