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Sei Schöpfer! al­

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Prolet, deine Stuben find dumpf und klein, Deine Hände vernarbt und voll Schwielen Trotzdem! Pflanze in dich hinein Die Sehnsucht nach höheren Zielen. Und wird auch heute Erfüllung noch nicht Uus voller Schale fich fchenfen, Einmal wird sich das hellste Licht Auf deine Hände senken!

Prolet, deine Tage find dumpf und klein. So bau dir dein eigenes Leben In die frohlodenden Sterne hinein.

Du schwieliger Mensch, lerne schweben!

Cerne in frohem Gedankenflug

Die heimische Welt zu erfaffen,

Die schon immer ihr Leuchten frug Ueber die dunkelsten Gaffen.

Prolet, deine Stirne ist dumpf und klein. Das macht dein müdes Verzichten. Du felber quälft dich, den letzten Schein

Der Hoffnung in dir zu vernichten. Sieh dir die schaffenden Geiffer an, Sie haben gedarbt und gehungert!

Aber sie haben im dumpfen Bann Nicht ihr Leben verlungert.

Prolet, auch du fannst ein Schöpfer fein! Wage die ersten Schritte.

Rede dich! Geh in das Leben hinein.

Wenn man dich nach der Herkunft fragt

Stell dich getrost in die Mitte!

Sage: ich fomme aus Tiefen.

Aber ich habe den Aufftieg gewagt, Weil die Sterne mich riefen!

Robert Seiß.

Aus unserer Jugendbildungsarbeit.

1. Grundsätzliches.

Noch lockt der Sommer jeden Jungen aus der Stube, holt ihn zu Spiel und Sport, zur frohen Fahrt. Wie schnell vergeht uns doch im Kreise froher Jugend die Zeit! Bei schönen Fahrten ver geffen wir die Müh' und Plage einer langen Woche schwerer Arbeit. Doch wie lange noch-, dann zieht der Winter bei uns ein und feffelt uns an die Stube. Was beginnen wir jetzt in unserer freien Beit? das ist für viele eine bange Frage. Nun, der Winter sei in erster Linie unserer Bildung gewidmet; denn wir, die Jugend, find einst berufen, das Wert, das die Arbeiterschaft in jahrzehntelanger, mühseliger Kleinarbeit aufgebaut hat, weiterzuführen zu neuen Siegen und neuen Erfolgen. Dazu genügt bei weitem nicht das Wiffen, das uns die Volksschule gab, auch nicht, was wir von Vor­trägen auf Gruppenabenden behalten haben. Da heißt es eben, felbst aus dem tiefen Brunnen der Wissenschaft zu schöpfen. Die Klassiker des Sozialismus, ihre Theorien und Lehren gilt es fennen zu lernen, die Geschichte der Gewerkschaften, der Arbeiterbewegung großer Länder, Volkswirtschaft und nicht zu allerlegt Weltgeschichte find Themen, die wir fennen müssen, um einmal unseren Mann zu ftehen. Ach", werden mir da viele sagen, was soll ich meine Jugend mit Stubenhocken versauern; ich weiß genug, um mich durchs Leben zu schlagen." Das ist so die Meinung wohl des größten Teiles der heutigen Jugend. Es ist eine alte Erscheinung, daß große Maffen der Arbeiterschaft sich nicht um die geistigen Güter fümmern, die doch für alle geschaffen wurden, nicht nur für die Reichen.

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Es liegt mun für diese Erscheinungen die Erklärung nahe, daß viele Jugendliche mit Schwierigkeiten zu fämpfen haben. Schwere förperliche Arbeit bringt in der Regel auch eine geistige Er Schlaffung mit sich, so daß viele nicht dazu aufgelegt sind, nach Feierabend noch ein Buch zur Hand zu nehmen und sich geistig an zuftrengen. Sie füllen viel lieber die Kinos und lassen felbft passiv den Filmstreifen an ihren Augen vorüberrollen. Häusliche Verhältnisse, zu kleine Wohnungen, viele Geschwister, lockere Freunde, Tanzboden, alles das ist dazu angetan, den jungen Menschen willensschwach zu machen. Troß all dieser Hemmungen müssen wir jedoch dahin streben, eine geistig hochstehende Arbeiter. jugend heranzubilden; denn in den sozialen Kämpfen, in die wir einmal eingreifen sollen, gibt nicht der größte Mund den Ausschlag, Jondern das größte Wissen. Nehmen wir uns unsere toten Führer zum Vorbild: Karl Marx , der oft hungern mußte, nur um sich das Papier für seine Manuskripte faufen zu fönnen; Bebel und Lieb fnecht, die ihre Gefängniszeit dazu benutzten, sich in fremden Sprachen und anderen Wissenschaften zu vervollkommnen. Bebel war es auch, der als Lehrling und junger Gefelle nach oft 12- bis 14stündiger Arbeitszeit ein Buch zur Hand nahm, um zu lernen- alles im Dienste der Arbeiterbewegung!

Bor furzer Zeit hatte ich Gelegenheit, mit deutschen Genossen aus der Tschechoslomakei zusammenzufonimen und war erstaunt über ihr theoretisches Wissen. Fast alle hatten Bücher von Marg, Engels, Bebel, Adler und Kautsky gelesen; sie waren Mitglieder der ,, Urania " und des Bücherkreises. Wollen wir da zurückstehen, Genossen? Nein! Und darum laßt uns alle dahin wirken, daß Bildung kein Borrecht einer einzelnen Klasse bleibe, sondern daß alle Bildungsinstitute allen Bildungshungrigen zugänglich gemacht werden. Um das zu erreichen, wollen wir in unserer Jugend, wo wir am aufnahme fähigsten find, uns vorbereiten auf die Zeit, wo die Arbeiterschaft uns rufen wird! Erwin Tenschert, Berlin - Brih.

2. Praktisches.

Bon jeher war einer der ersten Grundsäße der proletarischen Jugendbewegung die Erziehung der Jugend zu bewußten Klaffen fämpfern, um gemeinschaftlich mit den Alten für den Sozialismus zu streiten. Die Erkenntnis der gesellschaftlichen Lage ist die erste Voraussetzung dieses Klassenbewußtseins. Das praktische Leben forgt dafür, daß sich solche Erkenntnis schon frühzeitig anbahnt. Doch in vollem Umfange erreichen können wir sie nur durch systematische Bildungsarbeit, und daher ist diese eine der wesentlichsten Auf­gaben der proletarischen Jugendbewegung. Mehr als sonst wo brauchen wir gerade zur Lösung dieser Aufgabe die tätige Mitarbeit älterer Genoffen.

Die besondere Schwierigkeit der Bildungsarbeit in der Arbeiter. jugendbewegung liegt darin, daß wir zwei in ihren Vorausfehungen und ihren Bedürfnissen sehr verschiedene Schichten von Jugend genossen in unseren Reihen haben: ein Teil unserer Genossen gehört noch den Jahrgängen an, in denen der Sozialismus nur gefühls­mäßig erlebt werden fann; ein anderer schon Jahrgängen, in denen das Streben nach Erkennen der gesellschaftlichen Zusammenhänge in den Vordergrund tritt. Beide Teile in der Bildungsarbeit zu befriedigen, ist äußerst schwierig; und doch hat die Jugend von Groß- Berlin sich eine Bildungsarbeit geschaffen, die den Bedürf niffen beider Gruppen einigermaßen gerecht wird. Das zeigt schon ein Blick in das Bildungsprogramm für den kommenden Herbst und Winter.

In diesem sind zunächst für die Jüngeren wie für die Welteren gemeinsame Wochenendkurse vorgesehen, die im Laufe eines Sonntags draußen in den Jugendherbergen der Mart stattfinden. 3weck und Ziele unserer Bewegung und die Stellung des einzelnen in der Bewegung sind die Themen, welche diese Wochenendkurse beherrschen. Auch die Schulungskurse für Funktionäre, welche folgen, gehen noch mit Rücksicht auf das Thema für beide Alters­gruppen gemeinsam, wird doch in ihnen die Arbeit der einzelnen Funktionäre und die Stellung der Jugend innerhalb der Gesellschaft besprochen. Diese Kurse umfassen fünf Abende. Nach ihrem Ab­schluß findet erst die Teilung der Jüngeren und Aelteren statt, und zwar in den Bildungsfurfen, welche zweimal fünf Abende umfassen, einmal im November- Dezember und ein zweitesmal im Januar- Februar. Hier sind Themen für die Jüngeren folgende: Einführung in den Sozialismus; Volkswirtschaftliche Grundbegriffe; Geschichte der Arbeiterbewegung usw.,

Probleme des Marrismus;

Theorie und Praris des proletarischen Klassentampfes; Kulturlehre des Sozialismus; Einführung in die Soziologie; Staats- und Verfassungslehre;

Sozialistische Erziehungsaufgaben usw.

Da entsteht nun die Frage: Welche Bildungsmittel stehen uns zur Verfügung? Eines der wichtigsten nannte ich schon: das Buch. Die Volkshochschule , Kurse und Einzelvorträge sollen daneben dazu dienen, unser Wissen zu vertiefen und neue Gesichtspunkte zu gewährend für die Aelteren in Aussicht genommen sind: winnen. Dann kommt uns auch die Stadt mit vielen großartigen und modernen Bildungsinstituten zu Hilfe. Wir haben da umfang reiche Museen und Sammlungen; ich erinnere an die Arbeiter. wohlfahrtsausstellung, die Urania , die Sternwarte in Treptow , wo wir schon für wenig Geld gute Lehr- und Naturfilme sehen und wissenschaftliche Vorträge über die verschiedensten Gebiete hören fönnen. Wir können Bibliotheken besuchen, von deren Größe man sich schwer eine Vorstellung machen kann. Wem Bildungsmittel in folchem Umfange zur Verfügung stehen, wie der Berliner Arbeiter­schaft, von dem sollte man doch annehmen, daß er von ihnen den entsprechenden Gebrauch macht. Das ist bei einigen wenigen auch der Fall, aber die große Masse, die doch den Ausschlag gibt, läßt dieses Interesse vermissen. Zum Beweis: die Volkshochschule Groß Berlin mußte im Wintersemester 1925/26 die größte Zahl ihrer Vor lefungen einstellen wegen Mangels an Beteiligung. Eine Vorlesung über Psychologie, die mit 32 Hörern angefangen hatte, schloß im zweiten Trimester mit sieben Hörern ab Und das in einem der größten Arbeitervororte!

Neben diesen Bildungskursen haben wir noch zentrale Füh reraussprachen an Sonntagabenden über aktuelle Fragen und an vier Sonnabendabenden im Winterhalbjahr eine Schulung der Jugendbeiräte vorgesehen. Die letzteren werden stets päda. gogische und jugendpsychologische Fragen behandeln. Auch Inter natsfurse werden stattfinden, die unsere Jugendgenossen auf einige Tage dem grauen Stadtleben entreißen und in ruhiger Ab­geschlossenheit über wichtige Probleme der Jugend- und Arbeiter bewegung arbeiten lassen.

Daneben soll auch den Neigungen der Genoffen, welche nach künstlerischer Richtung besonders interessiert sind, Genüge geschehen.