Empfang der„ Neuen".
Ostern naht und damit ber Zeitpunkt, an dem viele tausende junger Menschen die Schulbank mit einem Platz in dem großen Wirtschaftsgetriebe vertauschen. In allen unseren Jugendgruppen wird eifrig gearbeitet, um den Schulentlassenen, die zur Armee bes werftätigen Jungproletariats stoßen, zu zeigen, was wir, die fozialistische Arbeiterjugend sind und was wir wollen, und jeder von uns strebt danach, einen neuen Freund für unsere Sache zu gewinnen. Werbefeiern werden vorbereitet und ausgeführt, Propagandazettel werden verteilt turz: Alles rüstet zum Empfang ber ,, Neuen".
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Hier soll nicht von all' den notwendigen Vorbereitungen die Rede sein, um die schulentlassenen Buben und Mädchen für die Arbeiterjugend zu gewinnen und ihnen den Aufenthalt in unseren Gruppen so angenehm und freundlich wie möglich zu gestalten. Hier soll gezeigt werden, wie wir die Neuen" bei ihrem Eintritt im Wirtschaftsleben, in der Fabrit, im Kontor, in ber Arbeitsstätte empfangen wollen.
Denn unsere Aufgabe erschöpft sich ja teineswegs in der Tätig. teit in den Jugendgruppen, sondern auch in der Werkstatt, im Bureau wollen wir für unsere Ziele wirfen und zeigen, daß wir den Titel verdienen, worauf wir so stolz sind, nämlich Mitglieder ber sozialistischen Arbeiterjugend zu sein.
So sehen wir es als unsere heilige Pflicht an, bei dem Eintritt der Neuen" im Betrieb, in der Schreibstube ihre treuen, willigen Berater bei ihrem zaghaft tastenden Einfühlen in dem gesellschaftlichen Organismus zu sein. Der junge Mensch, der aus der friedlichen Schulftube ins feindliche Leben" geraten ist, muß wiffen, daß wir seine Freunde sind und daß er immer unsere Hilfe finden fann. Denn was muß ber( oder die) Neue" oft nicht alles ertragen! Er ist der„ Stift" oder sie ist die Kleine" und bas scheint jedem das Recht zu geben, alles auf sie abzuladen. Die übelfte Arbeit bekommt ber Stift"; hat jemand schlechte Stift"; hat jemand schlechte Laune, so ist ber Stift" der Blizableiter. Alles was in der Wert. statt nicht in Ordnung ist: ber Stift" hat's ausgefressen.
Hier muß unsere Tätigkeit im Anschluß an die Arbeit in der Jugendgruppe einsehen. Wir helfen dem Sündenbod Stift", wie wir nur fönnen, Wir zeigen ihm dies und jenes, wir sagen ihm von Zeit zu Zeit ein heiteres, aufmunterndes Wort. In den Baufen fordern wir ihn auf, sich mit an unseren Platz zu setzen und unterhalten uns mit ihm, wie wenn er unser jüngerer Bruder wäre. Ein echter sozialistischer Bursche denkt niemals: Ach, mir ist es als Stift auch dreckig gegangen, möge er es nur auch austoften! Nein, er denkt daran, wie es ihn damals, in seiner Stiftzeit so oft innerlich getränkt hat, als er immer wieder Unrecht erleiden mußte und vergebens nach Hilfe ausschaute. Er beschneidet nicht bie farge Freizeit des Lehrlings, indem er ihn in der Effenspause hinausschickt, um etwas Zutoft zum Brot holen zu lassen, nur, weil man zu bequem ist, sie mitzubringen oder sich selbst zu bemühen. Wir lassen uns von unserer Fürsorge für den Stift auch nicht ab bringen, wenn die anderen Arbeitsfollegen von verderben und verheßen" munkeln. Denn wir sehen mit Freude, wie gern der Neuling zu uns tommt und wie wir verständnisvoll mit ihm reden können.
Noch eins gilt es zu beachten: In vielen Arbeitsstätten ist es leider üblich, ohne Rücksicht auf die Anwesenheit solcher junger, unerfahrener Menschen rohe Späße in ferueller Beziehung zu machen und zotige Redensarten zu führen. Wenn wir das schon nicht verhindern können, so machen wir aber in teinem Falle mit. Für uns ist das Geschlechtsleben etwas Hohes, das wir nie in den Schmuh ziehen. Der neu in die Werkstatt eingetretene junge Mensch, der erschrocken solche Reden hört, muß auch daran ertennen, daß wir zur sozialistischen Jugend gehören und reinere Begriffe von folchen Fragen haben. Mancher von uns wird sich erinnern, wie tief es ihn verletzte, als er das erftemal große, erwachsene, felbft verheiratete Männer oder Frauen so rücksichtslos gemein über gefchlechtliche Beziehungen reden hörte. Wie wohl hätte einem ba ein einziger Aufrechter getan, den man hätte dazu schweigen jehen! Wenn wir fo handeln und uns bemühen, ein guter Freund und ein Vorbild der Neuen" zu fein, wird uns bald ein feftes Band mit ihnen verknüpfen, und mancher, der den Weg noch nicht zu uns gefunden hatte, wird unserer Einladung, zum nächsten Jugendabend zu kommen, gern und freudig Folge leiften! G- e.
schaft auf der Hohen Worte mit anschließendem Fackelzug in ble Stadt.
Wohnbezirken; dann große politische Rundgebung auf der Ring Sonntag, den 14. Juli, vormittags: Morgenfeiern in den straße und vor dem Rathaus, unter Beteiligung der Wiener Ar beiterschaft; nachmittags: Jugendfeft.
Dem internationalen Jugendtreffen wird sich der dritte internationale Jugendtongreß anschließen; er wirb vom 16. bis 18. Juli dauern.
Die diesjährige Egetutiotomiteefißung wird Anfang November in Prag abgehalten.
Die Schweizer Jugend tritt der 3nternationale bei.
Die Sozialistische Jugend der Schweiz hat auf ihrem Verbands tag, der am 3. und 4. März in Zürich stattgefunden hat, mit großer Mehrheit den Anschluß an die Sozialistische Jugend- Internatio nale beschlossen. Damit ist mun auch die sozialistische Jugend der Schweiz zurückgekehrt in die internationale Organisation der Zuwachs, und wir hoffen, daß die Sozialistische Jugend der Schweiz sozialistischen Jugendbewegung. Wir freuen uns über diesen neuen die trotz aller inneren Schwierigkeiten stets treu zur internationalen sozialistischen Jugendbewegung gestanden hat, nun auch ein reger Mitarbeiter in unserer Sozialistischen Jugend- Internationale werden wird. Auf der anderen Seite wird die Sozialistische Jugend- Internationale alles tun, um die Arbeit der jungen Organisation zu fördern und zu erleichtern.
Ueber die Tagung selbst ist noch zu berichten, daß im Mittel punkt der Beratungen die Diskussion über den Anschluß an die Sozialistische Jugend- Internationale stand. Nach einer lebhaften Aussprache wurde mit großer Mehrheit der Beitritt zur Sozia liftischen Jugend- Internationale beschlossen. Die Bersammlung be grüßte dieses Ergebnis mit großer Begeisterung. Die Tagung be schäftigte sich im übrigen mit einer Revisionn der Statuten und mit Vorschlägen über den Ausbau der Organisation. Es ist eine lang fame aber stetige Vorwärtsentwicklung der Bewegung festzustellen. Pfingsten wird ein Jugendtag des Verbandes in Aarburg statt finden. Als Siz der Verbandsleitung wurde Zürich gewählt. Die Genossen Zobrist, Keßler und Roler bilden die Geschäftsleitung Der Verlauf der Veranstaltung berechtigt zu der Hoffnung, daß die Schweizer Organisation munmehr eine gute Aufwärtsentwidlung nehmen wird.
Die sozialistische Jugendarbeit in Estland .
Estland ist kein alter proletarischer Kampfboden. Die sozia liftische Jugendbewegung ist erst vor einigen Jahren entstanden. Die Masse der Jungproletarier ist heute noch politisch gleichgültig. Die Ursache dieser Gleichgültigkeit ist zu suchen in der wirtschaft lichen Not der Arbeiterklasse in Estland und in der mangelhaften und verfehlten Schulbildung. Die zehnjährige staatliche Unab hängigkeit Eftlands hat der proletarischen Jugend feine Vorteile gebracht. Die Kraft der Arbeiterschaft ist auch durch die bolsche Die schonungslose miftische Bühlarbeit sehr geschwächt worden. Berfolgung der Kommunisten durch die Regierung seit dem Jahre 1924 hat sich verhängnisvoll unter der ganzen Arbeiterschaft aus. gewirft. Die Anfänge der sozialistischen Jugendbewegung reichen bis zum Jahre 1922 zurüd. Damals wurde die erste Jugendorgani fation in Tallin ( Reval ) gegründet. Der zweite Berein entstand 1924 in Tartu ( Dorpat ). 1925 wurde ein zeitweiliges Zentral bureau der schon existierenden sozialistischen Jugendvereine gebildet, das sich zur Aufgabe machte, ein Netz der Ortsvereine zu organi fleren. Von diesem Zentralbureau wurde im Oktober 1926 eine Konferenz einberufen, auf der schon sieben Bereine vertreten waren. Bu gleicher Zeit begann der Berband die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift Rünnat"(„ Der Sturmlauf"). Seit der ersten Konferenz geht es langsam aber stetig vorwärts. Augenblicklich zählt der sozialistische Jugendverband Estlands 20 Ortsgruppen mit ungefähr 500 Mitgliedern und arbeitet in engster Gemeinschaft mit der Sozialistischen Bartei Estlands . Die theoretische und politische Schulung erfolgt hauptsächlich in Birfeln und Vereinen. Leider hat der Verband feine Ortsgruppen für Kinder.
Wenn man die ungünstigen Verhältnisse berücksichtigt, in denen fich die Arbeiterschaft Estlands befindet, so ist dieser Fortschritt er freulich. Ein großes Hindernis in der Arbeit ist der Mangel an fozialistischer Literatur in estnischer Sprache. Dieses Hindernis
Aus der Jugend- Internationale versucht der Vorstand des sozialiſtiſchen Jugendverbandes mit Hilfe
Internationale Veranstaltungen.
Das Bureau der Sozialistischen Jugend- Internationale hat fol gende Termine für die nächsten größeren Tagungen festgelegt:
Das zweite internationale fozialistische Jugendtreffen wird vom 12. bis 14. Juli 1929 in Wien stattfinden. Das vorläufige Programm sieht folgende Beranſtal tungen vor:
Freitag, den 12. Juli, vormittags: Begrüßungsfeier für die ausländischen Teilnehmer im Arkadenhof; nachmittags: Besichtigungen des alten und neuen Wiens; abends: Jugendfeiern in verschiedenen Stadtteilen.
Sonnabend, den 13. Juli, vormittags: Vorträge( in Aussicht genommen sind die Genossen Bauer, Renner, Breitner und Adler); nachmittags: Besichtigungen; abends: Feier der Wiener Arbeiter
der Zeitschrift Rünnat" zu überwinden, soweit es überhaupt durch eine fleine Zeitschrift möglich ist. Neben der politischen Schulung haben einige Vereine auch der proletarischen Sportbewegung, dem Theater, der Mufit und dem Gefang große Aufmerksamkeit ge. widmet. Die wirtschaftliche Lage der arbeitenden Jugend zu bessern ist der sozialistische Jugendverband Estlands nicht imftande gewesen. Am 31. März und 1. April findet in Tartu ( Dorpat ) die zweite Konferenz des Verbandes statt. Die Tagesordnung sieht vor allem eine Besprechung der Methoden der Bildungsarbeit vor. Vor der Konferenz wird im März eine Werbeaktion veranstaltet. Da ein Teil der proletarischen Jugend bürgerlichen Vereinen angehört, ein anderer beträchtlicher Teil sich mit der Rolle des gleichgültigen Zu schauers genügt, so mißt der Vorstand des sozialistischen Jugendverbandes dieser Werbeaktion die allergrößte Bedeutung zit. Zweifellos wird die Werbeaktion dazu beitragen, einen Teil der proletarischen Jugend für den großen sozialistischen Gemeinschaftsgedanken zu gewinnen.