JIr.IBeilage zum Vorwärts29. Luli4926Verlin auf der Reife nach AortmundAm Abend des Z. August werden zwei Sonderzüge mitüber 1100 Burschen und Mädeln der Berliner SozialistischenArbeiterjugend nach Dortmund fahren. Am 4. und S. Augustfindet in Dortmund der 5. Reichsjugendtag der SozialistischenArbeiterjugend statt. Aus allen Teilen des Reiches und ausden Ländern jenseits der Grenze der deutschen Republik wirddie sozialistische Jugend nach Dortmund strömen, um ein Be-tenntnis abzulegen zu Sozialismus und Bölterfrieden.Die Iugendtage der Sozialistischen Arbeiterjugend habeneine besondere Bedeutung. Wenn Tausende und aber Tausendevon Arbeiterjungen und Arbeitermädeln aus dem ganzen Reichzusammenströmen— allen Schwierigkeiten Trotz bietend, diesich gerade der Jungarbeiterschast dabei entgegenstellen—,dann ist das nicht nur ein gemeinsames Treffen und Demon-ftrieren. dann ist es ein Ausdruck innerer Verbundenheit undgemeinsamen Wollens und Handelns.Weimar, Bielefeld, Nürnberg. Hamburg, die Stätten derbisherigen Jugendtage der Sozialistischen Arbeiterjugend,find Wahrzeichen gemeinsamer Arbeit und gemeinsamenWollens. W e t m ar. der erst« so wohlgelungene Versucheines Reichstreffens sozialistischer Jugend im Jahre 1920.Ein Jahr später Bielefeld. Ausdruck der Verbundenheitvon alt und jung in der sozialistischen Bewegung. Um ihreJugend zu begrüßen, nahm die sozialistische ArbeiterschaftBielefelds es auf sich, ausgesperrt zu werden. In N ü r n»b e r g. in der Industriestadt Bayerns— im Lande der da-maligen Putschisten—, bekannte sich die sozialistische Jugendbegeistert zur Republik. Hamburg, die alte Hansa- undHandelsstadt, Deutschlands größter Ueberseehandelshafen,war der Ausdruck des Weltgeistes der sozialistischen Jugend,die hier zusammentraf.Dortmund!— Rote Jugend wird im Lande derroten Erde mit roten Fahnen marschieren. Es hat einentieferen Sinn, daß die sozialistische Jugend gerade Dortmund,das industrielle Herz Deutschlands, zum Ort ihres Treffenserwählt hat. Im industriellen Herzen Deutschlands, im Landedes Eisens und der Kohle wird die Jugend aufmarschierengemeinsam mit der erwachsenen Arbeiterschaft Westfalens.Die innere Verbundenheit von alt und jung innerhalb dersozialistischen Bewegung wird Symbol dieses Jugendtagessein.Kaum war unter regster Anteilnahme gerade der Sozia-listischen Arbeiterjugend der Wahlkampf geschlagen, da be-gann das Rüsten innerhalb der Berliner Arbeiterjugend fürden Jugendtag. Nicht leicht wird es dem Lehrling und jungenArbeiter, eine solche Reise durchzuführen. Die wenigenPfennige seines Verdienstes müssen mit herhalten, den Lebens-unterhalt der Familie zu bestreiten. Die Frage der Beur-laubung für die Zeit des Jugendtages bereitet manchemKopfzerbrechen. Da begann schon frühzeitig das Sparen undVerzichten auf alle irgendwie entbehrlichen Dinge. Lieberauf alles andere verzichten— zum Jugendtag muß dochjeder, wenn er irgend kann, dabei sein. Vorerst aber kam esnoch darauf an, auch die Lauen aufzumuntern und ihnen zuzeigen, daß ein solcher Jugendtag auch ein Kampftag ist undein Erlebnis für das ganze Leben. Auf„Dortmund-Abenden"machte sich die Arbeiterjugend vertraut mit dem Lande undseinen Bewohnern, das nun aufgesucht und nach dem Jugend-tag durchstreift werden soll. Aber auch die Alten sollten auf-merksam werden auf das Beginnen der Jugend. DurchFeiern und Filmvorführungen sind auch die Eltern tnter-essiert worden an der Tagung ihrer Jugend.Der Sinn des Jugendtages, die Verbundenheit von jungund alt in der sozialistischen Bewegung ist schon bei den Vor-arbeiten stark in die Erscheinung getreten. Was Solidaritäts-bewußtsein und Gemeinschaftssinn in der sozialistischen Be-wegung zu schaffen vermögen, das zeigte sich in vollkommen-ster Weise. Die Jugend, schwach im Geldbeutel, aber reich anTatkraft und Begeisterung für die große Sache des Sozialis-mus, wandte sich an die erwachsene Arbeiterschaft. Die Ber-liner Arbeiterschaft hat durch ihre tatkräftige Unterstützungdie Arbeit anerkannt, die die Jugend im Wahlkampf geleistethat. Welch schöner Beweis von Kameradschaftsgeist undSoitdaritätsbewußtsein, wenn die Alten trotz Arbeitslosigkeit,trotz kargen Lohne, trotz aller ihrer eigenen Sorgen e» fertiggebracht haben, durch Beiträge zu den von der Jugend durch-geführten Sammlungen Mittel aufzubringen, die e» jetzt somanchem Jungen und Mädel ermöglichen, mit nach Dort-mund zu fahren, die die Kosten allein nicht aufbringen konnten.Ein Ausdruck dieser inneren Verbundenheit von jung undalt ist es, wenn über 1100 Berliner Arbeiterjungen undArbeitermädel am 5. Retchsjugendtag in Dortmund teil-nehmen können. Wenn über die Hälfte die Möglichkeit hat,im Anschluß an den Jugendtag Fahrten zu unternehmen zurBesichtigung der Pressa in Köln und weiter den Rhein entlang,ins Sauerland, ins Weserbergland und in den TeutoburgerWald, dann ist auch das dem Wirken und Schaffen der altenGeneration zu danken, die erst durch ihre Arbeit der Jugenddie Freizeit geschaffen hat. 1100 Arbeiterjungen und Arbeiter-mädel allein au» Berlin fahren in zwei Sonderzügen zumDortmunder Jugendtag. Was das heißt, muß man sich ver-gegenwärtigen an nur einigen ganz wenigen Zahlen Ueber16 000 Mark allein waren aufzubringen für das notwendigeFebrgeld auf der Eisenbahn. Die gesamte Tagung wäreillusorisch, würde nicht die Dortmunder Arbeiterschaft von sichaus die Jugend als Gast bei sich aufnehmen. Auch hier dasEintreten der Alten für ihre Jugend. Weit über 30 000 Ar-betterjungen und-mädel werden vom 4. bis 5. August bei derDortmunder Arbeiterschaft zu Gaste sein.Wenn am Abend des 3. August zwei Sonderzüge ausBerlin, Sonderzüge aus Hamburg, Sachsen, Süddeutschlaud,aus allen Teilen des Reiches sozialistische Jugend nach Dort-mund bringen, dann wissen wir. daß es nur der gemeinsamenArbeit von jung und alt zu danken ist. Das Solidaritäts-bewußtsein und der Opferwille der erwachsenen Arbeiterschafthat die Dortmundzüge mit ins Rollen gebracht. Daran wirddie Berliner Jugend denken auf der Reise nach Dortmund.Wenn am Nachmittag des 5. August die sozialistische Jugendgemeinsam mit der erwachsenen Arbeiterschaft Westfalens auf-marschiert zur Kundgebung für Sozialismus und Völker-frieden, dann wissen wir, daß mit uns kämpfen Millionenglelchgesinnter alter und junger Sozialisten. Der gemeinsameAufmarsch soll uns Symbol sein für das Solidaritätsbewußtesein, für die Einheit von alt und jung in der sozialistischenBewegung. Bruno Löshe.