( Sozialistengejek) ist von diesem Grundsatz nicht abgewichen worden.| Das bedeutet natürlich nicht, daß wir uns gegen tätliche Angriffe nicht zur Wehr sehen. Aber organisierte Vorbereitungen auf handgreifliche Auseinandersehungen lehnen wir ab. Wir wehren uns gegen den Faschismus; wir wollen uns gegen ihn nicht nur verteidigen, sondern wir wollen ihn angreifen da, wo er am empfindlichsten ist: auf dem Gebiet der geiftigen Auseinanderfegung, der geistigen Aufklärung der Arbeitermassen. Unsere beste Wehr ist unser Glaube an die Sieghaftigkeit unserer sozialistischen Idee und eine breite, aber trotzdem gründliche Erziehungs- und Schulungsarbeit an der arbeitenden Jugend. Das ist schwerer als das Dreinschlagen mit Schlagringen, aber es ist auf die Dauer gesehen wirkungsvoller. Vergessen wir das auch nicht im kommenden Wahlkampf. Helfen wir mit daran, daß die geistige Auseinanderfehung, das Suchen nach gangbaren Wegen aus unserer Notlage über die Prügeleien und das Aufstellen von radikalen Patentrezepten ohne jede Aussicht auf Verwirklichung fiegen werden.
Die nationalsozialistische Phraseologie.
G. W.
In der Führerzeitschrift der Hitler- Jugend „ Die junge Front" wird wieder einmal mit starten Worten der Versuch unternommen, bem Nationalismus so etwas wie eine sozialistische Begründung zu geben. In einem Artifel unter der Ueberschrift Weg und Aufgabe des jungen Sozialismus" wird u. a. geschrieben:
"
Der jahrzehntelange Kampf des deutschen Arbeiters um Freiheit und Brot ist die tiefste Schmach, die das Bürgertum dem Bolle zufügte. Jene aus dem Geiste deutscher Menschen geborenen Selbsthilfeorganisationen der Arbeiter, die mur eine Notwehr gegen den Händlergeist und Unternehmermaterialismus so manches deutschen Bruders" waren, lieferte das durch„ Bildung", Unabhängigkeit unb nationales Berantwortungsgefühl zur Führung beauftragte deutsche Bürgertum an jene mildgewordenen bürgerlichen Literaten und jüdischen Intellektuellen aus und überließ die Angelegenheit des Bolkes jenen marristischen Führern und legte damit den Grundstein fener Mauer, die sich heute zwischen deutschen Bolfsgenossen auf richtet. Die Front des deutschen Proletariats, die fein Krieg, keine Republik zusammenschweißte, ist und bleibt die Voraussetzung unferes Freiheitskampfes. Endgültig muß der Fluch des unseligen Brubertampjes gefilgt und das Bürgertum niedergezwungen werden, nachdem es jedes Recht auf Führung verspielt hat."
Diese flingenden Reden in miserablem Deutsch werden nur die politischen Säuglinge glauben machen können, daß es dem Nationalfozialismus wirklich ernst ist mit seinem Kampf für die Arbeiterjugend. Seine enge Verbindung mit dem fapitalfräftigen Bürgertum, feine nationalistisch- reaktionäre Einstellung. ist zu oft bewiesen. Kein denkender Mensch wird diese Phrasen für bare Münze nehmen.
Das Wahlrecht der Jugend.
Wir wissen aus der Bergangenheit, mit welchem Aufwand in Wort und Schrift die rechtsstehenden Parteien gegen die Forderung ber Sozialdemokratie gefämpft haben, neben dem Frauenwahlrecht auch das Wahlrecht der Jugend bis zu 20 Jahren einzuführen. Es wurde behauptet, der junge Mensch sei in diesem After zu unreij, um politisch selbständig denken zu können, ja, die Sozialdemokratie verfolge mit folcher Forderung nur das Ziel, die Jugend zu verhezzen und für ihre Zwecke dienstbar zu machen.
Als in der neuen Reichsverfassung jeder Staatsbürger vom 20. Lebensjahre ab das Wahlrecht erhielt, agitierte die Reaktion nur noch zum Schein bagegen. In Wirklichkeit begann sie eine beifpiellofe Verhegung der deutichen Jugend. Stahlhelm, Werwolf und Jungbo betrieben diese Arbeit in erster Linie. Selbst der Bestand des Staates mar ihnen feinen Pfifferling wert. Was man in dema gogischer Weise den Sozialisten verwarf, betrieb man selbst in einer Weise, die so recht die Charakterlosigkeit reaktionärer Politik zeigt, der jedes Mittel zur Erreichung ihrer Ziele recht ist.
Die Sozialdemokratie erfämpfte aus rein ideellen Motiven dem jungen Menschen seine politischen Rechte. In anderen Ländern beginnt bie staatsbürgerliche Erziehung bedeutend früher als bei uns. Wenn es auch falsch ist, wenn man die Jugend mit all dem Wust politischer Phrasen vollpfropft, so ist es doch ein erstrebenswertes Ziel aller fortschrittlich Denfenden, in viel umfassenderer Weise als bisher den Heranwachsenden Menschen mit dem Wesen politischer Arbeit in zweck dienlicher Weise vertraut zu machen. Und da ist die von der Sozialdemokratie proflamierte und nunmehr durchgesetzte Wahlberechtigung auch der Jugendlichen vom 20. Lebensjahre ab ein gewaltiger Fortschritt. Er bedingt, daß das Interesse dieser Jugendlichen an politischen Dingen ein viel stärferes wird. Glaube feiner. daß der junge Mann oder das junge Mädel bei der Abgabe ihrer Stimme rein gefühlsmäßig handeln. An Versuchen der Beeinflussung von allen Seiten fehlt es nicht, und wenn auch wirklich manch armes Dienstmädel unter dem Terror ihrer Herrschaft" beutschnational wählt, so bestätigt das ja nur die Notwendigkeit viel stärkerer politischer Aufklärung der Jugend.
Die Rechtsparteien find Gegner jebes Wahlrechts, das ihnen feinen Stimmenzuwachs bringt. Bir Sozialisten stehen heute wie ehemals zum Frauenwahlrecht, obwohl die Statistik beweist, daß wir dadurch hie und da Nachteil, unsere Gegner den Vorteil davon haben. Aber am der Ueberzeugung willen halten wir an unseren
Idealen fest. So war's auch beim Jugendmahlrecht. Wenn wir auch in unseren Reihen die Jugend zeitweise start vermißten, bestätigen uns doch heute die Tatsachen, daß hier eine Wendung eingetreten ist. Innerhalb der Partei macht sich eine starke Zunahme der jugendlichen Genossen bemerkbar. Außerhalb zeigt der radikale Mitgliederschwund der sogenannten„ vaterländischen" Verbände, daß bei der Jugend eine Gesundung der Ansichten Play greift. Als bei den Wahlen in Hamburg und Braunschweig die Reaktionäre eine so große Bleite erlitten, war ihr größter Kummer, daß ihre Hoffnung auf die Jugend" nicht in Erfüllung gegangen war.
Lügen haben furze Beine! Und daß Berleumdung noch immer an sich selbst zugrunde geht, beweisen uns das tägliche Leben unb auch die Geschichte. Mit welch unsauberen Mitteln hat der Rechtsraditalismus gearbeitet, um die Jugend in seine Verbände zu be fommen; wieviel Lügen gebraucht man, um die leßten Enttäuschten noch zu halten- einmal muß dies Kartenhaus zusammenbrechen!
Arbeiten wir mit Taft und etwas psychologischem Verständnis, um die große Masse dieser Enttäuschten und Indifferenten in unsere Reihen zu bekommen, in die Partei der vorwärts drängenden Menschheit. Ist doch unser Endziel weniger dem heutigen als dem werdenden Geschlecht gewiß. Wir haben alle Veranlassung, den diesjährigen großen Wahlen in freudiger Erwartung entgegenzusehen. Tragen wir bei der bald einsehenden Wahlarbeit der geistigen Einstellung der heutigen Jugend Rechnung, die nicht nur in ihren Pflich ten, sondern auch in ihren Rechten gleichberechtigt sein will. Die reaktionäre Weltanschauung kann nie auf die Dauer Sache einer neuen Generation sein, sie stellt sich gern und freudig an die Seite derer, die für eine neue Welt- und Wirtschaftsordnung auf den Erdball kämpfen für den Sozialismus! W. Tweer.
-
Rundschau
Die Toten des Krieges.
BOO
Um einen Begriff davon zu geben, welch furchtbare Beute an Menschenleben der Krieg forderte, sei hier eine Zusammenstellung der Gesamtziffer gegeben, soweit die Zahlen bis heute feststehen. Das deutsche Heer verlor während des Krieges insgesamt 1822 555 Tote. Zu diesen tommen noch rund 4278 000 Bermundete, so daß die blutigen Werluste zusammen 6 Millionen übersteigen. Frank reich verlor rund 1,25 Millionen Tote, ohne Kolonien, England einschließlich seiner Dominions 1,6 Millionen. Die Zahl der gefallenen Russen wird niemals auch nur annähernd ermittelt werden. Man greist nicht zu hoch, wenn man sie mit 3 Millionen einsetzt.
Hüben und drüben, auf allen Kriegsschauplähen, zu Lande und den Soldatentod gestorben, während 69 Millionen unter den Waffen zu Wasser, sind insgesamt schätzungsweise 11 Millionen Menschen standen. Mit anderen Worten ist rund jeder sechste Soldat draußen geblieben. Nimmt man aber nur die Zahl der in der Front gewejenen Soldaten als Grundlage, so ist schägungsweise jeber dritte Mann der feindlichen Einwirkung erlegen. Mit zwei Millionen Soldaten zog Deutschland 1914 ins Feld. Fest ebensoviel fehrten die Gesamtzahl der bei Kriegsbeginn vorhandenen Soldaten um das nicht wieder heim. Die Gesamtzahl der blutigen Berluste übersteigt Dreifache. Man mag schätzen, daß am Ende des Krieges vielleicht noch ein Zehntel jener Soldaten unverwundet lebte oder fämpfte, die im August 1914 hinauszogen. ( Aus Sperrfeuer un Deutschland" von Werner Beumelburg . Berlag: Stalling A.-G., Oldenburg .)
Aus der Jugend- Internationale
Gründung eines rumänischen Jugendverbandes.
In Verbindung mit dem Kongreß der rumänischen sozialdemo fratischen Bartei fand auch eine rumänische Jugendkonferenz statt, die die Gründung eines Landesverbandes beschloß. Auf der ersten Zusammenkunft wurden die Berichte der einzelnen Gruppen angehört. Es wurde eine Entschließung gefaßt, die später den Parteifongres vorgelegt und von diesem angenommen wurde. Diese Entschließung lautet:
,, Der Verband nennt sich„ Verband der mamiellen und intellek tuellen jugendlichen Arbeiter Rumäniens "( gekürzt: Berband der rumänischen Arbeiterjugend). Die Jugendorganisationen arbeiten im Kontakt und unter Kontrolle der Partei und der Gewerkschaften. In die Zentrale wie in die lokalen und regionalen Leitungen werden Vertreter der Partei und der Gewerkschaften gesandt, die Beratungsund Stimmrecht haben. Der Verband wird in nächster Zeit ein Bentralorgan der rumänischen Arbeiterjugend herausgeben." Es wurde die provisorische Landesleitung gewählt, die sich mit der Ausarbeitung der Statuten zu befassen haben wird. Auch der Anschluß an die Sozialistische Jugendinternationale foll von ihr vorbereitet werden. Zur Bestreitung der für die ersten Arbeiten nötigen Ausgaben wurde vom Büro verlangt, daß jede Gruppe monatlich ein Leu pro Mitglied dem Verband abliefere. Von dieser Abgabe sollen auch die Herstellungskosten der Rundbriefe, die bis zum Erscheinen des Verbandsorgans von Bukarest aus an die einseinen Gruppen verfandt werden sollen, bestritten werden. Die provisorische Leitung wird in furzer Zeit ihre Vorbereitungsarbeiten beendigt haben. Erst nach Erledigung dieser Arbeiten wird eine fefte Landesleitung gewählt werden.