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Mr. 62.

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Just a moder

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

15. Jahrg.

Die Insertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Kolonel

getle oder beren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Versammlungs- Anzeigen, fowie Arbeitsmarkt 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ift an Wochentagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.

Mernsprecher: Amt I, nr. 1508. Telegramm Adresse: Bozialdemokrat Berlin".

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Dienstag, den 15. März 1898.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Bentrum und Polenbewegung in lichkeit zu säen, das gute Verhältniß beiber zu einander zu stören. Personen oder Eigenthum angegriffen habe, und ferner Organisirung daß der Katolik" bestrebt sei, Mißtrauen zwischen Volk und Geist siehung des Militärs, so lange nicht das Volk wirklich

Oberschlesien .

Die Geistlichkeit verwahrt sich gegen den Vorivurf, daß sie das Volk zu germanisiren und seine ererbten Sitten zu ändern trachte; fie

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einer Bürgertommission zur Aufrechterhaltung Aus dem oberschlesischen Industriebezirk wird uns geschrieben weist die Anmaßung" des Katolik" zurück, der sich erdreiftet" der Ordnung und Beschwichtigung des Boltes. Die Stadt­Die oberschlesische Polenbewegung ist im Unterschiede von der habe, sich in innere kirchliche Angelegenheiten au mischen und verordneten- Versammlung trat darüber sofort in Berhandlung und nach Polenbewegung in den Provinzen Posen und Westpreußen jüngeren firchlich liturgische Vorschriften zu kritisiren gewagt habe, einigen Stunden beschied der Vorsteher die Deputation: die Stadt­Datums. Oberschlesien hat eine total andere historische Stellung der sogar das Volk ermuntert habe, sich über seine Geistlichen, als jene beiden Provinzen, indem es bei den Theilungen Polens mit denen es nicht zufrieden sei, beim Bischof zu beschweren. Sie verordneten- Berfammlung habe sofort Mitglieder an den Gouverneur, nicht in betracht tam. So lange der Unterricht in den ober- flagen den Ratolit" an, daß er durch die Verhegung des Volkes gegen an den Oberbürgermeister und den Polizeipräsidenten abgeordnet, Schlesischen Volksschulen polnisch war, brauchten sich die Oberschlesier den Klerus das Wachst hum der Sozialdemokratie um dort im Sinne der von den Bürgern gestellten Forderungen auch nicht über Germanisation zu beklagen. förbere. Sie verweisen auf die durch sie erfolgte Gründung der thätig zu sein. Die angegangenen Behörden, auch die Minister, Mit der behördlichen Germanisirung begann erst die Polen Gazeta Katolicka" als einen Beweis dafür, daß sie polnische Sitte gaben fämmtlich sehr beruhigende Zusicherungen und sprachen sich bewegung in Oberschlesien . Vor dreißig Jahren wurde der heute und Sprache schätzen. zu einem schon einflußreichen Blatt gewordene Ratolit" gegründet. Das Hauptinteresse an dieser Erklärung hat für uns der der namentlich auch für Einführung der gewünschten Bürgerwache aus. Die Träger und Leiter der Bewegung waren Lehrer und Geistliche, Ratolit"-Partei gemachte Vorwurf, daß sie langsam aber sicher Man glaubte nun, daß das Militär nicht mehr, die Massen provo­besonders die legteren, und unter ihnen besonders die jüngeren das Wachsthum der Sozialdemokratie fördere". Glemente, die Rapläne, die eigenthümlicherweise in der ober- standen ist dieser Saz natürlich falsch und der in ihm enthaltene tam, wurden wieder Truppen- Abtheilungen aus dem Schloßportal vor­Wörtlich ver- zirend, die Straßen und Pläge durchziehen werde; als jedoch der Abend schlesischen Bevölkerung oft mehr Einfluß haben als die Pfarrer. Vorwurf gegen den Katolit" ungerechtfertigt. Und doch enthält tam, wurden wieder Truppen- Abtheilungen aus dem Schloßportal vor­Politisch bildete die junge Bewegung ein bloßes Anhängsel des er etwas Wahres. Die Entstehung der Katolik"-Partei ist das vor geschoben, und damit war derkonflikt aufs neue geschaffen. Wieder bildeten Zentrums, das bis in die letzten Jahre über Oberschlesien absolut läufige Resultat des auch in Oberschlesien zu fonstatirenden Er fich große Menschenmassen, auf die plöglich, nachdem einige herrschte. wachens des Volkes. Sie umfaßt gerade den intelligenteren Theil Mit der Zeit ist aber die Bewegung so erftarkt, daß sie einen des Proletariats und der Bauernfreise, die sich endlich gegen die Trompetensignale gegeben waren, Infanterie und Kavallerie Los­nicht unwichtigen Faktor im politischen Leben Oberschlesiens zu uralte klerikale Tyrannei auflebnen. Auf die Dauer können aber stürzte. Das Volk wurde in die Breitestraße, Brüderstraße und ſpielen berufen erscheint. In erster Linie verdankt sie das den namentlich beim Proletariat die einseitig nationalen Bestrebungen Königstraße gedrängt. An der Ecke der Breitenstraße und Neumanns­Behörden, die durch ihr Vorgeben nach echt preußischer Art nur nicht verfangen, selbst die radikalen Formen der Bolenagitation gaffe beginnt man eine Barrikade zu bauen. Das Volk wird jedoch allzu oft die oberschlesischen Polen reizen. Die maffenhaften, feffeln es nicht mehr: ohne daß es bei anderen bürgerlichen Parteien weiter zurückgedrängt. Einige Rompagnien dringen in die schmalen ursprünglich rein religiösen Vereine in der polnischen Bevölkerung Zwischenstationen macht, kommt es von der im grunde inhaltlofen wurden nach und nach immer mehr Herde der polnischen Agitation; und reaktionären Bolenbewegung herüber zur gehaltvollen und das Gassen ein, die zur Spree führen und setzen die Verfolgung die Geistlichen gaben darin den Ton an. Wohl der arbeitenden Klassen vertretenden sozialdemokratischen Be- bis zur Gertraudten, Jungfern- und Grünstraßen Brücke fort. In zweiter Linie hat die polnische Bewegung ihre mächtige wegung. Dieses Ueberlaufen des intelligentesten Theiles des an der Die Brücken werden vom Bolte aufgezogen, worauf die Soldaten Förderung der Politit des Zentrums und des Breslauer Polenbewegung betheiligten Proletariats zur Sozialdemokratie über den Fluß hinüber schießen, eine Reihe von Menschen tödten Fürstbischofs, des Kardinals Georg Kopp , zu verdanken. Dem fchreitet mit der Ausbreitung jener immer weiter fort, und in diesem offiziellen Zentrum lag viel daran, nicht in den Berdacht zu Sinne befördert allerdings die Katolik"-Partei das Wachstbum der und viele verwunden. Auch auf dem Pflaster der Neumannsgaffe gerathen, als ob es die Bestrebungen der Polen unterstüße, die Sozialdemokratie. E3 ist, wenn sich die Bolenbewegung vollständig und der Spreegaffe lagen Todte. Die Vossische 38tg." berichtete übrigens auch nach und nach über ihr Ziel hinauszuschießen be auf eigene Füße stellt, sicher, daß die Sozialdemokratie Oberschlesiens über die Vorgänge, daß man den Prinzen von Preußen( den späteren gannen, indem sie sich nicht mehr blos gegen die Germanisation nicht mit dem offiziellen Zentrum, sondern mit seinem abtrünnigen Kaiser Wilhelm I.) mit seinem Stabe persönlich leitend und an­wehrten, sondern sich mit dem Gedanken der Wiederherstellung Rinde, der Polenbewegung, den Entscheidungskampf fämpfen wird ordnend gegen 8 Uhr abends auf den Straßen gesehen habe, was Bolens ernsthaft befchäftigten. Die Wünsche der Polen , daß das Die Herkunft eines Theiles der oberschlesischen Sozialdemokratie Zentrum gelegentlich auch einmal einen polnischen Kandidaten für offenbart fich nebenbei auch darin, daß dieser Theil seine zugefpigt jedoch später offiziell bestritten wurde.- Mittlerweile waren auch die Reichs- oder Landtagswahl aufstelle, wurden vom Zentrum nationalen Bestrebungen auch in der Sozialdemokratie weiter zu die Nachrichten von dem Siege der Revolution in Wien nach Berlin zu sehr von oben herab bebandelt. Die Folge waren weitläufige pflegen bemüht ist, was gelegentlich zu inneren Bwiftigkeiten gedrungen und erhöhten die Aufregung der in Bewegung gerathenen Kandidatenstreitigkeiten, wie wir fte in den Wahlkreifen und zu Rückfällen in die polnische Bewegung Anlaß giebt. Neustadt, Pleß Rybnik und im Industriebezirke erlebt Bum theil erklärt diese Thatsache die häuslichen Zwiftigkeiten Volksmassen. Nachts wurde es wieder ruhig auf den Straßen. haben und in Zukunft sicher wieder erleben werden. Ferner unserer eigenen Parteigenoffen in Oberschlesien . In Wien hatten am 14. März die Fürsprecher eines gewalt­betrieb die Zentrumspresse den Kampf gegen die Germanisation Die angeführte Erklärung eines Theiles der oberschlesischen thätigen Vorgehens am Hofe die Vorhand gewonnen. Fürst Windisch nur sehr laut und brachte sogar gelegentlich Artikel gegen die obers Geistlichen gegen den Ratolit" bat natürlich nur Del ins Feuer ge- gräß wurde beauftragt, Ruhe und Ordnung wieder herzustellen". schlesischen Hehredakteure". Das hatte natürlich nur die Wirkung, goffen. Eine große Anzahl Geistlicher schickte feine von ihm ver- Aber schon am 15. befann man sich eines anderen. Vom Jubel des daß die Polen immer mehr versuchten, selbständig und unabhängig langte schriftliche Zustimmung zur Erklärung nicht ein, auf bBolles umringt, erschien der Kaiser in einem offenen, im Schritt die vom Zentrum aufzutreten. Gefahr bin, für Parteigänger des Katolik" gehalten zu werden. Die Politik des Breslauer Bischofs förderte diese Pläne ganz Selbst deutschgesinnte Pfarrer verweigerten die Unterschrift, weil sie fahrenden Wagen auf den Straßen. Die Fahrt glich einem wahren ungemein dadurch, daß sie, was sie natürlich nicht beabsichtigte, die mit der Art Schirmeifen's und seiner Freunde, gegen den Katolit" ganze polnische Bewegung zu einer immer mehr rein weltlichen machte. einzuschreiten, nicht einverstanden sind. Dem Katolit" aber machte Triumphzug. Der Kaiser weinte, als er sah, wie sich die Den Geistlichen wurde zunächst verboten, sich am politischen Leben es geringe Mühe, die Erklärung der Gegner zu zerpflücken. In seiner jubelnden Massen um seinen Wagen drängten, ihm die Hände aktiv zu betheiligen, vor allem sich für die Polenbewegung zu intereffiren. Gegenerklärung weift er auch deutlich genug nach Breslau als den entgegenstreckten und die Pferde auszuspannen versuchten. Einem Dann gedachte Bischof Kopp durch einen Erlaß die halb religiösen, Ursprungsort des Auftretens jener Geistlichen gegen ihn. Kardinal so guten Wolfe dürfe man die verlangte Konftitution nicht vor­halb polnischen Vereine, insbesondere die Aloysiusvereine, die an Stopp in Breslau gilt nämlich mit recht als der gewaltigfte Gegner enthalten," äußerte er. jedem größeren Orte vertreten sind und untereinander gute Ver- der oberschlesischen Polenbewegung. Inzwischen haben auch andere Nachmittags erschien das folgende bindungen haben, wieder vollständig unter die Bevormundung der Blätter Oberschlesiens die Sache aufgegriffen, und der alte, so lange Manifest: Kirche zu bringen. Ropp erwartete wahrscheinlich, daß die Ober- verheimlichte Streit zwischen Deutschen und Polen ist hißig ent­Die Preßfreiheit ist durch unsere Erklärung der Aufhebung schlesier noch die Alten seien und seinen Worten eilig gehorchen würden. brannt. der Zensur in derselben Weise gewährt, wie in allen Staaten, wo Doch geschah das Unerwartete: ein Aloysiusverein nach dem andern sie besteht. Eine Nationalgarde, errichtet auf den Grundlagen erklärte sich mit der vom Bischof gewollten Verwandlung des Ver: des Besitzes und der Intelligenz, leistet bereits die ersprießlichsten eine nicht einverstanden, setzte die geistlichen Vorsitzenden, die bei Dienste. Wegen Einberufung von Abgeordneten aller Pro­der Verweltlichung des Vereins nicht mitthun wollten, an die Zuft vinzialstände und der Zentral- Rongregationen des lombardisch­und betrieb seine Geschäfte allein, zunächst natürlich noch in der alten venetianischen Königreiches in der möglichst fürzesten Frist mit Weise, halb religiös, halb polnisch, aber doch mit immer ent­verstärkter Vertretung des Bürgerstandes und unter Berücksichtigung schiedenerer Akzentuirung des Polnischen . Der Prozeß der Verweltlichung der bestehenden Provinzialverfassungen zum Behufe der von uns der polnischen Vereine ist noch längst nicht abgeschlossen, wird aber beschlossenen Konstitution des Vaterlandes ist das nöthige verfügt.­ficher zur Stärkung und Selbständigmachung der polnischen Be Sonach erwarten wir mit Zuversicht, daß die Gemüther sich bes wegung führen. ruhigen, die Studien wieder ihren geregelten Fortgang nehmen, die Gewerbe und der friedliche Verkehr sich wieder beleben werden. Dieser Hoffnung vertrauen wir um so mehr, als wir uns heute in Euerer Mitte mit Rührung überzeugt haben, daß die Treue und Anhänglichkeit, die Ihr seit Jahrhunderten unseren Vorfahren ununterbrochen und auch uns bei jeder Gelegenheit be= wiesen habt, Euch noch jetzt wie von jeher beseelt.

So bildete sich der Gegensatz zwischen der herrschenden Sentrums partei und der polnischen Bewegung immer schärfer heraus. Wenn es auch noch nicht zu einem offenen Bruche tam, und das Zentrum fich immer bemühte, die gänzliche Lossagung der Polen durch einiges Entgegenkommen zu verhüten, so war der Friede zwischen beiden doch nur ein fauler.

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Die politische Bedeutung dieses Streites ist ohne Zweifel für Oberschlesien sehr groß oder wird wenigstens sehr groß werden. Was augenblicklich aus ihm refultiren wird, ist ungewiß; die Nähe der Wahlen beeinflußt die Entwickelung der Angelegenheit zu sehr. Der Katolit"-Partei mangelt noch das Selbstvertrauen, das sie be figen muß, wenn sie selbständig neben dem Zentrum und gegen es auftreten will. Es ist deshalb wohl das wahrscheinlichere, daß sich die beiden feindlichen Brüder noch einmal die Hände reichen, daß sich die Polen gegen einige Reichstagsmandate noch einmal als brave Unterthanen des verkoppten Zentrums betragen. Damit wäre freilich die Entscheidung weit hinaus geschoben, aber nicht aufgeboben. Das Zentrum, auch das schlesische, muß mehr und mehr Regierungspartei werden, während die oberschlesischen Polen immer mehr in die Oppofition gedrängt werden.

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Wien , 15. März 1848.

Ferdinand." Ein Jubelsturm erhob sich. In die Hofburg ergoß fich ein Strom von Dankadressen und Dankdeputationen. Vor der

Wir Sozialdemokraten find bei der ganzen Angelegenheit die tertii gaudentes, mag ihre vorläufige Entwickelung fein wie fie Da tam es aber neuerdings dennoch auch die Nähe der will. Schließen Polen und Deutsche wieder einen faulen Frieden, Wahlzeit konnte es nicht hindern zu einer Explosion jenes auf- fo nageln wir die Polen auf ihre Großmäuligkeit und demokratischen gesammelten Zündstoffes. Es ist zwar angesichts der Machtmittel Phrasen feft und haben eine Masse Unzufriedener als Ueberläufer des oberschlesischen Zentrums, seiner Geschicklichkeit im politischen zu erwarten. Trennen sich die beiden aber schon jetzt, dann desto Universität knieten die Studenten auf offenem Platz zu einem Dank­Schachern und angesichts der Unentschloffenheit der Polenführer beffer; wir haben es dann mit zwei schwächeren, statt mit einem nicht unmöglich, daß doch wieder Waffenstillstand oder Frieden ge- starken Gegner zu thun, mit Gegnern, die sich noch dazu selbst be­schloffen wird; vorläufig aber tobt wilder Kampf zwischen dem kämpfen; die Fortschritte aber, die dann allerdings zunächst die offiziellen Zentrum und der Katolit" Partei. Auf jener Seite steht Ratolit"-Partei machen würde, fämen am Ende uns zu gute, wie ein großer Theil des Klerus, die Verfoppten", auf dieser heimlich wir oben gezeigt haben. Die Vorfrucht" der Sozialdemokratie ist der fleinere Theil des Klerus, Leute aus der alten Ropp feindlichen in Oberschlesien die national- polnische Bewegung. Schule oberschlesischer Geistlichkeit und öffentlich die Majorität des Voltes, soweit es sich überhaupt mit politischen Diugen zu befassen begonnen hat.

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1848.

Erinnerungstage der Revolution.

15. März.

gebet nieder. Inzwischen war die ungarische Reichsdeputation, die eine Adresse der Magnaten- und Ständetafel nach Wien bringen follte, angelangt. Abends schwamm die Stadt in einem wahren Freuden- und Feuermeer. In den Vorstädten und der Umgebung freilich röthete sich der Himmel noch immer von brennenden Fabriken. Das Proletariat war unbefriedigt gelaffen.

Politische Nebersicht.

Berlin , 14. März. A18 Wahltermin für die Erneuerung des Reichs­zufolge Donnerstag, der 16. Juni, in Aussicht genommen sein. tags soll einer Meldung der Berl. Börsen- 38tg." aus Weimar Die Stichwahlen sollen im ganzen Reiche am Sonnabend, den Hauptwahlen stattfinden können, halten wir für ausgeschloffen, 25. Juni, stattfinden. Die Freis. 3tg." bemerkt dazu: Daß die Stichwahlen überall am 9. Tage nach den zumal das Wahlergebniß der Hauptwahl erst am vierten Tage nachher festgestellt wird." Wir halten den nahen Stichwahltermin für gar nicht unwahrscheinlich.-

Ein verhältnißmäßig recht unbedeutendes Ereigniß führte den Ausbruch der Explosion herbei. Der oberschlesische Pfarrer und Landtagsabgeordnete für Pleß , Wolczyk, starb. Der Katolit" feierte ihn als Volksmann, den sich die übrigen Geistlichen, ins- In Berlin hatte das brutale Vorgehen des Militärs in der befondere die jüngeren, zum Muster nehmen sollten. Leider würden Brüderstraße viel böses Blut in der Bürgerschaft gemacht. Männer wie Wolczyk immer seltener; das Volk folle Gott Soldaten hatten an den Aufläufen ganz unbetheiligte Bürger, die Die um Geistliche bitten, die sich wieder mehr der Sache des Volkes( sollte heißen: der nationalpolnischen Bestrebungen) von der entgegengesetzten Seite der Straße tamen, mit den Säbeln annähmen. Ein chirmeifen in Beuthen , war so untlug, in den katholischen und der Minister des Junern v. Bodelschwingh strenge Unter­" deutscher" Geistlicher, der geistliche Rath zusammengehauen, sodaß selbst der Stadtkommandant v. Ditfurth Hauptblättern die im Katolit" versteckt vorgebrachten Anklagen Juchung der Vorfälle und Bestrafung der Schuldigen gegen den jetzigen Klerus scharf zurückweisen zu wollen. Er holte fich dadurch vom Katolit" eine Abfuhr und es tam zu beftigen fagten. Schon, vom frühen Morgen an strömten zahlreiche Auseinandersetzungen zwischen beiden Richtungen, bis schließ- Menschenmassen nach dem Schauplage der militärischen Helden­lich eine große Versammlung oberschlesischer Geistlicher thaten, wo das mit Blut besudelte Pflaster von dem Ge­ein geharnischte Erklärung losließ. Nun sollten die Nicht­megel des vorhergehenden Tages zeugte. Die von anwesenden schriftlich zur Unterschrift aufgefordert werden. Das preußische Abgeordnetenhaus sezte heute die Berathung Verweigerung dieser Unterschrift gelte als Beweis der Bürgerschaft gewählte Deputation begab sich auch in die gerade des Kultusetats beim Kapitel Elementar Unterrichtswesen" fort. Begünstigung der Katolitpartei". Denn die Erklärung stellte feft", tagende Stadtverordneten Versammlung und forderte 3urück. In der fünfftündigen Debatte hielt es kein Redner für angebracht,

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