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Im.

Berlin  , Freitag, den 9. Januar 1874.

Neuer

Social- Demokrat

Ein Tag der Freiheit

Eigenthum des Allgemeinen deutschen   Arbeiter- Vereins.

bo ift für die Arbeiter der Tag, an welchem sie das allgemeine, gleiche Stimmrecht ausüben.

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Jahr aus, Jahr ein im dumpfigen Fabrikraume, , all im tiefen Bergesschacht oder aber mit äußerster Mus­telanftrengung das Zimmermannsbeil oder andere Geräthschaften, dem Wind und Wetter preisgegeben, 37, handhabend so lebt das arbeitende Boll dahin, für all' seine Mühe nur largen Lohn, für alle ſeine ins. Leiden keine Linderung, für all' seine Unterdrückung

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leinen Helfer.

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Und noch nicht entfernt find jene Zeiten, wo die Arbeiter alles das ertrugen ohne Murren und ohne daß fie auch nur dem Gedanken Raum gaben, wie es möglich sei, aus dieser traurigen Lage erlöset zu werden.

Mancher Arbeiter betete seiner zeit zum Himmel, er möge Linderung schenken in solcher Noth, und mancher wandte fich an seinen Arbeitsherrn" mit der Bitte um Aenderung. Vom Himmel tam teine Antwort und die Antwort des Arbeitsherrn" bestand A meistens in einem harten Nein! wenn dasselbe nicht noch obendrein mit anderen Rohheiten begleitet wurde. r8. Dumpf lag das deutsche Proletariat darnieder, an fich felbft verzweifelnd und die moderne Sclaven­be to fette als eine göttliche Einrichtung tragend.

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Die Parteien der Reaktion und des Geldsacks eitum fchalteten im ganzen Lande nach Belieben, ohne sich iffe um die gequälte Masse des Bolles zu kümmern. able 50 Wenngleich im Jahre 1848 schon einzelne Licht­evo funken die alte traurige Nacht durchzuckten, so der­Lange fchwanden diefelben doch wie Irrlichter in dem ge­waltig auffteigenden Nebel der Realtion.

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Da, im Jahre 1863, schlug endlich der Blizz der ter. Freiheit ein in die Massen und entzündete die Er­tenntniß, welche so tief, fast ungeahnt im arbeitenden Bolle schlummerte. Die lichterlohen Flammen öff wa neten selbst die blödesten Augen, auf welche ihr Schein fiel, und man fah freudiges Erstaunen oder aber auch ein ängstliches Erschreden allüberall.

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Laffalle hatte den Blizz hineingeschleudert, Laffalle nährte das große Feuer der Erkenntniß, und immer mehr Arbeiterherzen find im Laufe der Zeit ergriffen worden von der heiligen Gluth.

Die Forderung der deutschen   Arbeiter, das all­gemeine, gleiche Wahlrecht mußte gewährt werden, gt de und von dieser Zeit an wurde der große Kulturkampf fel. zur Erlösung der Menschheit hineingetragen in das Staatsleben.

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Durch die Wissenschaft hatte Lafsalle den Arbei­tern ihr theoretisches Recht festgestellt, durch raft­lose Agitationen haben die Arbeiter den Begriff dieses ret. Rechtes weiter getragen, durch das allgemeine, gleiche Wahlrecht aber, um die Gesetzgebung zu erlangen, sollen die Arbeiter ihr Recht in der Praxis aus­üben. Das Recht der Arbeit soll nicht nur ein Begriff bleiben, sondern eine Thatsache werden.

Die Freiheit, die Gleichheit und die Brüderlich­teit der Menschen sollen durch die Gesetzgebung r. vom ganzen Volke proklamirt und festgestellt werden und immer näher zu diesem Ziele führt ein jeder Wabltag das ringende Bolt.

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Schon der Gedanke ist für das arbeitende Boll zündend, daß der einzelne Proletarier in dem Augen­- blide, wo er feinen Stimmzettel in die Wahlurne legt, politisch gleichgestellt ist mit dem Millionär, aber noch zündender ist der Gedanke, daß durch die einfache Abgabe des Stimmzettels ein Hammerschlag geschieht zur Errichtung der Brüde, welche das Pro­efletariat zu seinem Rechte führt, ja, welche die Mensch­Dheit in die irdische Glückseligkeit hinüberleitet.

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So ist auch der 10. Januar 1874 für die dent­schen Arbeiter ein hoher, heiliger Tag; er soll ein Feiertag sein, der Geburtstag, der Weihnachtstag der Freiheit.

Deutsche   Arbeiter! Zeigt Euch der Freiheit wür big, laßt es an Anstrengungen nicht fehlen, kämpft bit ohne Unterlaß gegen den großen Understand, der fich hier und dort noch breit macht, kämpft gegen die lin Lüge, die Euch umstricken soll, kämpft gegen die

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Hyder der Zwietracht, welche man auf Each hest!

So werdet Ihr den Tag der Freiheit in würdiger Feier begehen und Glüd und Zufriedenheit über Euer Wirten werden Euch schon belohnt haben, che das große Ziel selbst erreicht ist.

Politische Uebersicht.

Berlin  , 8. Januar.

Herr von Bismard scheint in der letzten Zeit sehr empfindlich geworden zu fein. Früher wurde er, da man auf seinem Gute Barzin eine Brannt weinbrennerei ebenso vermuthete, scherzweise, Brannt­weinbrenner" genannt, ohne daß derselbe fich fonder­lich darüber geärgert hätte. Jezt aber bringt sein Leiborgan, die Nordd. Allgem. Zeitung" folgendes Dementi:

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In der Klerikalen Münchener   Breffe putt das Gerücht, auf Barzin sei eine Branntweinbrennerei errichtet worden. Wenn Branntweinbrennereien mit dem Chriftenthum unver­träglich find, dann möchten wir den Münchener   ,, Boltsfreund" ersuchen, ft zurächft an die infallibilistichen Brennereien in Baiern   und Umgegend au halten. Barzin ist übrigens eine der wenigen größeren Gilter, auf denen eine Branntwein­brennerei nicht besteht. Anch in Aueficht genommen ist eine solche dort feineswegs.

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Wenn der Branntwein das größte Gift wäre, welches dem Bolle eingeträufelt wird, so stände es überhaupt noch gut in der Welt darüber tönnen sich die Klerikalen und der Herr von Bismard be­rubigen. Die Empfindlichkeit Bismard's scheint aber deshalb so groß zu werden, weil er merkt, daß feine Erfolge nicht dauffgaft und nur scheinbar find.

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Die Verfolgungen der Bischöfe im deutschen Reich nehmen kein Ende und haben troßdem keinen Erfolg. Ein Bischof in Banden ist dem Staate gefährlicher, wie ein Bischof in Freiheit" dies Wort bewahr heitet sich immer mehr. Die gegen den Erzbischof Ledochowski zu Bosen zur Beitreibung einer Straf­fumme von 500 Thalern von Seiten der Polizeibe­hörde ausgeführte Exekution ist ohne Erfolg geblie­ben. Es wurde nur das nothwendigste Hausgeräth vorgefunden. Der Erzbischof wird sich wohl in's Gefängniß bringen lassen. Erfolg: 10,000 fanatische Ultramontane mehr im deutschen Reiche, Dank der liberalen" Gesetzgebung.

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Ueber eine Spaltung innerhalb der deutschen  Fortschrittspartei berichtet die Volkszeitung":

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Aus dem Bureau des Zentralcomité's der Fortschritts­partei für die Reichetagewablen geht uns das Nachfolgende zu: Dem Kompromiß, ten wir auf sein Ansuchen dem social- politischen Wahl comité der Fortschritte partet"( die Gewestvereine des Dr. Hirsch) dahin ange. boten, daß wir von demselben gerne Kandidaten für bestimmte Kreise nennen hören würder, und unsere öffentliche Erklä­rung, wir wollen dieselben unterstützen, wenn sie die allge­meinen politischen Intereffen des Boltes, wie sie die Fort­am tüchtigften vertreten werden", schrittspartei auffaffe,

haben wir in zwei Fällen Folge geben fönnen. Wir haben die Wahl des Herrn Walbow in Ruppin  - Templin   empfohlen, und Schulze Delitzsch   ist durch ein besonderes Schreiben für ihn eingetreten. Im Kreise Beuthen   südlichen Theils ist von den Gewerkvereinen Herr Steinitz aufgestellt; nachdem sich aber die dortigen Liberalen überzeugt, daß die Kandidatur des Herrn Direktor Richter von Königshütte gegen die Kon servativen und Ultramontanen ausflchisvoller fei, ist Herr Steiniz im Einverständniß mit uns dorthin gereift, um, wenn die Lage wirklich so sei, die Mitglieder der Gewert vereine zu bestimmen, daß fie seine Kandidatur zu Gunsten des Herrn Richter fallen laffen möchten. Von dem Erfolge wiffen wir zu Zeit noch nichts. Dagegen fornten wir nicht, wie wir angegangen find, mit Ueberzeugung die Kandidatur des Herrn Landgraf in Altwaffer empfehlen, auch wenn wir dort Berbindung gehabt hätten. In derselben Lage waren wir im Kreise Soran mit Herrn Polfe, wo unsere Freunde nur im Berein mit den National Liberalen eine freifinnige Wahl für möglich halten. Dennoch ift die social­politische Handidatur dort aufrecht erhalten, die Zusammen­gehörigkeit mit der Fortschrittspartei also aufgehoben. Unter­deffen melden die Zeitungen aus Breslau  , wovon wir hier nicht unterrichtet waren, daß dort Herr Andreack gegen unsere alten Abgeordneten Ziegler und v. Kirchmann aufgetreten fel. Herr Andreack ist ein sehr thätiges und hervorragendes Mit­glied der Gewerkvereine, er muß also wissen, daß er die­felben gegen die Fortschrittspartei vertritt, und dadurch und durch den Fall in Soran haben die Socialpolitiker bestätigt, daß fie mit oder ohne Wiffen ihres Wahlcomité's Sonder intereffen verfolgen und fein integrirender Theil" ber Fort­

4. Jahrgang.

Sebaktion u. Erpedition Berlin  ,

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schrittspartei fiud. Das ist Jedermann unbenommen. Jeder tann fich wählen lassen, wo er Wähler findet, aber er begiebs fich des Rechts der Berufung auf eine Bartei, ges en welche er agitirt. Die Fortschrittspartei fann einseitig den Kom promiß nicht durchführen, wenn das social politifde Comité teinen Einfluß auf seine Mitglieder und Anhänger hat oder aueibt. Für den geschäftsführenden Ausschuß des Zentral­wallcomité's der Fortschritte partei: I. Hoppe." Wir unserer feits bedanern den im Vorstehenden tonflatirten Zwiespalt, müffen aber was den Breslauer Fall at betrifft J gleich bemerken, daß unseres Wiffen die Bekämpfung der fortschrittlichen Kandidaten nicht auf einem Beschlusse des social politischen Comité's beruht.

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Die wiederum von der Fortschrittsparti, ange­führten" Arbeiter werden fie noch nicht den Schlaf aus den Augen reiben! Wir haben vor ca. 4 Wochen diesen Ausgang vorausgesagt, als die Social- Politiker" mit der Fortschrittspartei einen Compromiß schlossen. Da die Fortschrittler merken, daß die Arbeiterfrage nur etwas mehr, als sie wün­schen, in den Vordergrund gedrängt werden soll, so hört die Freundschaft sofort auf.

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Auch das italienische Arbeiterblatt Il povero" bestätigt die traurige Lage der Pariser Arbeiter. Daffelbe schreibt: Ja Paris   leiden die Arbeiter Hunger; das Elend nimmt gewaltige Dimenfionen an. Nach einem statistischen Bericht find jest Zwei­hunderttausend Arbeiter unbeschäftigt. Die Lage der Arbeiter wird noch immer schlimmer"."

In Spanien   ist in Saragossa   ein Aufstand ausgebrochen zu Gunsten der socialen Republik; heres ist noch nicht bekannt. In Carthagena halten sich die Socialisten mit großer Tapferkeit und es spekulirt d Regierung nur auf einen Zwiespalt, welcher unter ihnen ausbrechen soll. Sonst find die Regierungstruppen machtlos.

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* Die Schleswiger Nachrichten" schreiben: Die Social Demokraten haben für die bevorstehenden Reichstagswahlen nicht nur im ganzen deutschen Reich, son­dern auch in unserer Provinz eine ganz ungewöhnliche Rüh rigkeit entwickelt. Man sollte es nicht für möglich halten, daß eine Partei, welche den Ruin alles Befehenden auf ihre Fahne geschrieben hat und nichts Geringeres erstrebt, als die moderne Gesellschaft in ihrer gegenwärtigen, aus einer tausendjährigen Entwidelung hervorgegangener, auf folide­ster, vernünftigßer und gesundefter Basis beruhenden Gestalt zu fürzen, in einer Provinz Boden fassen und Anhang gewinnen kann, deren Traditionen den Blänen dieser Re volutionäre schnurftracks zuwider laufen Leider ist es eine traurige Thatsache, daß gerade die Herzogthümer ein ergiebi­ger Boden für diese Sumpfgewächse find, und es liegt wirt­lich die Gefahr nahe, daß einer oder der andere Kandidat der Social- Demotraten bei den Wahlen durchdringt, fells nicht von allen ordnungsliebenden und national gesinne ten Wählern Alles daran gesetzt wird, um dem Feinde ge schloffen zu begegnen. Nicht nur in unserer Stadt haben es die Agitatoren jener Partei zu wiederholten Malen versucht, fich Anhänger zu verschaffen, auch die Dörfer haben sie heim­gesucht und in den letzten Tagen sogar große Wahlaufrufe drucken laffen und tausendfach verbreitet. Eins fönnen wir von den Social Demokraten allerdings lernen, wie man es nämlich anfangen muß, für eine Sache, und mag fie eine noch so verwerfliche sein, Propaganda zu machen. In mei fterhafter Organisation steht die Partei do, mit fast militäri­fd er Disziplin und Subordination den Winken des leitenden Comité's gehorchend, und die Maffen sind so von den Füh rern terrorisirt, daß kein Einziger es wagt, gegen die Be fehle zu verstoßen, welche er erhält, und von der Wahlurne fern zu bleiben. Die Lehre, welche sie uns dadurch geben, dürfte wohl Nachahmung verdieren, um so mehr, da es gilt, die heiligsten Güter zu schüßen, welche die moderne Gesell schaft besitzt.

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Daß die Arbeiter Schleswig- Holsteins   die hen­tigen, auf, folidefter"," vernünftigfter" und" gefun­defter" Bafis beruhenden gesellschaftlichen Zustände ändern wollen, muß freilich solchen Leuten, welche ,, ungefunde" das unsolide", unvernünftige" und Wesen dieser Zustände nicht erkennen wollen, sehr unangenehm sein. Aber der sehnliche Wunsch, die " Ordnungeliebenden" und" Nationalgesinnten" auch terrorifiren zu können, um die heiligsten Güter" zu schützen, wird wohl ein vergeblicher sein. Nur die Begeisterung für eine große Idee kann die Massen zu einer solchen strammen Organisation und Diszi­plin führen, welche zum Kampfe unerläßlich ist der Egoismus der Einzelnen, ihre bevorrechtete Stel­lung in der Gesellschaft zu bewahren, fann wohl un­ter Umständen zu barbarischen Handlungen treiben aber nie­( wie in Paris   nach der Junischlacht)