der dritte Theil derfelben beschäftigt werden konnte. Und in den Provinzen fieht es nicht beffer aus, die Journale von Lyon , Rouen , Lille , Roubair und anderen industriellen Pläßen melden jeden Tag die gänzliche oder theilweise Einstellung dieses oder jenes Industriezweiges. Die sonst so bedeutende Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten ist beinahe Null und der Verbrauch im Inlande nimmt ab. Schon hat es an verschiedenen Dertern fleine Aufstände wegen Theuerung der Lebensmittel gegeben, und man ist erst am Anfang des Winters. Wenn die Handelsgeschäfte nicht sehr bald wieder ein wenig aufblühen, so wird in den größeren Städten die Noth eine Höhe erreichen, wie man sie weder im Kriegsjahr 1870-71, noch in den schlimmsten Jahren des Kaiserreichs gekannt hat.- Das find alles Folgen der Ausbeutung der Arbeitskraft durch das Kapital. Wie in Paris , so wird es auch in den anderen Hauptstädten noch gehen und immer sich wiederholen, bis der Socialismus den Sieg über die Ausbeutungsprinzipien davon getragen hat.
* Der Abgeordnete Lasker hat im preußischen Abgeordnetenhause eine Rede gehalten, welche von der rotheften und rohesten Reaktion eingegeben zu sein scheint. Dieser selbe Herr, der bei Berathung des Strafgefeßes im norddeutschen Bunde fortwährend das Wort ,, Milde" im Munde führte, ist jetzt vor dem rothen Gespenst" in derartiger Furcht, daß er gegen die Arbeiter das Foltersystem des Mittelalters in den Gefängnissen gern wieder einführen möchte. Die Rede über Gefängnißwesen, welche an den Haaren herbeigezogene Ausfälle gegen die Arbei terpartei enthält, lautet nach der Bossischen Zeitung”:
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Abg. Laster: Auf allen Gebieten der Gesetzgebung find wir nahezu in revolutionären Zuständen und in einem Uebergangsstadium ganz ohne unsere Schuld. Mit allen Reformen kön nen wir nicht gleichzeitig fertig werden und müssen deshalb uns mit der bruchstückweisen Reform begnügen. Ein Straf geset ohne Gefängnißgesetz wird sehr viele liebelstände mit fich bring n. Eine Selbstbeköstigung würde sehr viel schaden; denn in gewissen Boltsklassen würde dann das Gefängniß eher lockend als abschreckend wir ten. Gegen die herrschenden Zustände tann teine Verwaltungepraxis, fondern nur ein Gefängnißgesetz helfen. Die Theorie der Antragsvergehen enthält sehr richtige Gedanken, die aber ohne eine Prozeßordnung nicht zur Ausführung tommen können. Wenn ein Verbrechen zu milde beurtheilt wird, so liegt die Schuld am Strafrichter, nicht am Strafgesetzbuch; das Prinzip desselben ist die Aufhebung der Minima; die Richter aber der alten Snle find gewohnt, immer das Minimalstrafmaß anzuwenden, wenn das Verbrechen nicht zu große Frechheit an sich trägt. Wenn eine Rotte von Menschen sich zusammenthut, um das freie Ver eins und Versammlungsrecht zu verkümmern, einen Redner in der Versammlung von der Tribüne flößt, daß er im Fallen das Bein bricht, so wird das z. B. mit 50 Thalern Geldbuße beftraft. Das heißt zum Verbrechen provoziren, und der Richter wird mitscheldig. Diese Milde ift nicht die Meinung des Gesetzes, sondern der Richter, die fich durch irgend welche Nebenumstände dazu verführen ließen. ( Sehr wahr!) Die Strafe wirtt nicht, wenn sie nicht auf das Vergehen wie der Donner auf den Bliz folgt. Jeder muß fühlen, daß er unter dem Gesetz steht und nicht in Oppofition gegen dasselbe treten darf, theils nach raffinirten Definitionen, noch aus Brutalität. Die Auflehnung gegen das Gesetz darf nicht herrschen. Früher wurde die Polizei vielfach mit politischen Dingen befaßt und fland in geringem Ansehen; jetzt, wo wir uns immer mehr gegen polizeilide Chikanen durch Gesetze zu schützen suchen, muß überall die Autorität des Gesetzes festgehalten werden. Jeder Einzelne muß sich seines Ohnmacht vor dem Geseze voll bewußt sein ( Bewegung im Centrum) und sich unter die Macht des Staates beugen; nur dann können wir friedlich neben einander leben. Nur eine schrelle Strafe bringt genügende Wirkung hervor; bei einem trite in Magdeburg wurden einige Arbeiter, die ihre Genossen zur Arbeitseinstellung zwingen wollten, sofort verhaftet und binnen 4 Tagen mit 4-5 Monaten Gefängniß bestraft. Der artige Versuche haben sich seitdem nicht wiederholt. Die Strafe hat hauptsächlich die Bedeutung, jedem Einzelnen die Macht des Staates zu zeigen. Ein gewiffes Berhältniß muß allerdings auch zwischen Bergehen und Strafe herrschen. Eine Revision des Strafgesetzbuchs fann nicht in jedem Jahre vorgenommen werden; da eine solche aber bald erfolgen muß, wäre es wün schenswerth, wenn zu gleicher Zeit ein Gefängnißgesetz und cine Kriminalprozeßordnung vorgelegt würde. Borläufig fönnen wir nur einen Appell an die Richter ergehen laffen, fich bei Beurtheilung der Verbrechen besonders, die gegenwärtig in erschredender Weise zunehmen, nicht zu sehr von einer milden Praxis, sondern mehr vom Geifte des Strafgesetzbuches leiten zu laffen.( Lebhafter Beifall.)
Laster fordert hier außerdem noch direkt die Richter auf, strenge Strafen zu verhängen, fortwährend mit dem Hinweis auf die Arbeiterbewegung. Und wahrlich! Wir können uns schon jetzt nicht über allzu große Milde beklagen. Schmachtet Paul Kersten doch schon nahezu 16 Monate im Gefängniß; Klinkhardt ist mit 9 Monaten belegt, ebenso Frohme. Und dies Alles nur wegen Bergehen.
Unsere Parteigenossen in Frankfurt am Main haben nun wahrlich die höchste Pflicht, Laster zum Falle bei der engeren Wahl zu bringen und mit aller Energie für Sonnemann zu wirken.
* In Pycgrza in der Provinz Posen wurde ein polnischer Wähler von einem Gensd'armen verhaftet, weil er verlangte, als Beisiger zugelassen zu werden.
Die polnische Bevölkerung des Ortes bedrängte je doch den Gensd'armen der Art, daß die Freilassung des Wählers erfolgte. Hierüber schreibt die Thorner " Ostdeutsche Zeitung":
Die polnischen Wühler suchten in Masse in das Lokal zu bringen. Als ihnen dies untersagt und von dem als Wahlvorsteher fungirenden Gutsbesitzer Herrn Sommer die Aufforderung ausgesprochen worden war, nur nach und nach in das nicht geräumige Wahllokal zu treten, kam einer aus der Menge, die unterdeß draußen eine drohende Haltung an genommen, au den Wahltisch und verlangte als Beisitzer zu gelaffen zu werden. Natürlich wurde ihm dies verweigert und mit Rücksicht auf die von den Polen angeknüpfte Distuffton der Wahlatt geschlossen. Der nunmehr von Herrn Sommer als Guteherrn ausgesprochenen Aufforderung, feine Behausung zu verlaffen, lelftete der Pole ebensowenig Folge, und es wurde nun der Gensd'arm Höpfner requirirt, um die Verhaftung des Hausfriedensstörers vorzunehmen, der noch immer in dem als Wahllokal dienenden Dominialbureau varharrte. Kaum hatte indeß der Gensd'arm mit seinem Arrestanten das Bureau verlaffen, als auch die draußen noch immer harrende Menge auf ihn eindrang und fich der Abführung des Gefangenen gewalt sam widersetzte, so daß der G- ne d'arm der drohenden Menge gegenüber, die zum Aeußersten eutschloffen schien, sich mit seinem Gefangenen in's Bureau zurückziehen mußte, wohin sogar einige aus der Menge folgten. Dem auf diese Weise vollständig Belagerten blieb nichts anderes übrig, als sich mit der Bitte um Hülfe an das königl. Landratheamt in Thorn zu wenden, von welchem indeß augenblicklich nur noch ein Gensd'arm zur Verfügung gestellt werden konnte. Nach Antunft diffelben überzeugte man sich, daß die vorhandenen Kräfte den zahlreichen Exzedenten gegenüber nicht ausrichten, um dem Geseze fofort die gebührende Achtung zu verschaffen, und man mußte sich entschließen, ten Verhafteten vorläufig freizulaffen.
Wenn wir uns auch gegen jede Ungesetzlichkeit wenden, so können wir doch die Bemerkung nicht versagen, daß dieser Vorfall nur dadurch entstanden ist, weil man bis jetzt in Deutschland bei den Reichstagswahlen von Seiten des Wahlkommissarius noch nicht für gut befunden hat, den gerechten Wunsch der einzelnen Parteien zu erfüllen, daß man von jeder Partei eine Person in die Wahlvorstände ernennt.
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Dadurch würde das Mißtrauen verschwinden, und jener Vorfall, der uns aber auch sehr nationalmiserabel gefärbt erscheint, würde sich nicht ereignet haben.
* In Hörde( Kreis Dortmund ) ist am Wahltage ein Arbeiter durch einen Polizeibeamten erstochen worden. Nährere Nachrichten über diesen Vorfall fehlen uns noch. Wir bitten unsere Dort munder Parteigenossen, gleich viel, ob jener Arbeiter zu unserer Partei gehörte oder nicht, uns einen ausführlichen, wahrheitsgetreuen Bericht einzusenden.
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* Eine ganz falsche Ansicht wird durch die Presse, so auch durch den im Ganzen gut redigirten, Hamburger Correspondent", über die Annahme und Ablehnung der Wahl verbreitet, wenn der Randidat in einem Kreise vollständig geflegt hat und dann noch in einem weiteren Kreise zur engeren Wahl gelangt ist. Sie meint nämlich, wenn Hartmann, der in Kiel gewählt ist, für Kiel angenom men habe, so fände sofort in Hamburg eine Neuwahl, und nicht die engere Wahl, statt. Dem ist nicht so. Hartmann nimmt in Riel unter allen Umständen zuerst an, da eine engere Wahl immer zweifelhaft ist. Sollte er aber in Hamburg in einem Kreise in der engeren Wahl fiegen, so legt er sein Mandat für Kiel nieder und nimmt für Ham burg die Wahl an. Nicht in Hamburg fände die Neuwahl statt, sondern in Kiel , wo der Sieg eines Mitgliedes des Allg. deutsch . Arb.- Vereins bei einer Nachwahl ganz sicher wäre.
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Ebenso würde es bei Hafenclever sein. Siegt derselbe bei der engeren Wahl im sechsten Berliner Wahlkreise, so wird derselbe sein Mandat für Altona niederlegen und für Berlin die Wahl annehmen. Altona bringt zu jeder Zeit von nun an einen Social- Demokraten in den Reichstag .
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Zue Reichstagswahl.
Die Zeitungen der Fortschrittspartei find ganz verdugt über die Resultate, welche der Allg. deutsch . Arb. Verein bei den Wahlen errungen hat: wenngleich verhältnißmäßig nur wenige Bertreter in den Reichstag kommen, so ist die Stimmenzahl im Allmeinen, die unsere Partei erhalten, doch eine höchst beträchtliche und überschreitet die Erwartungen unferer Gegner.
Wir wollen für heute noch einzelne Wahlresultate veröffentlichen; in der nächsten Nummer fönnen wir genauere Mittheilungen machen.
Anhalt( zweiter Kreis): Hasenclever hat 5279 Stimmen erhalten, trotzdem hat der national- liberale Kandidat geftegt. Mecklenburg :
Finn ist dort, wie ja anzunehmen war, in der Minderheit geblieben; doch hat er 3800 Stimmen erhalten.
Hartmann hat hier die Minderheit, 3144;
2oIffion( national- liberal) 4928 und Brä 157 Stimmen. In Hamburg hat Hartmann so insgesammt gegen 13,000 Stimmen erhalten. Lennep Mettmann. Hörig erhielt 2318 Stimmen; unterlag ge den national- liberalen Kandidaten.
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Tölde erhielt 2071 Stimmen, engere des zwischen Kreutz und Overweg.
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Bäthke erhielt 1919 Stimmen; für Bre für ein sehr günstiges Resultat; Jacoby erhielt 10 gar und der Gewerkvereinler" Andreat 646 St. 1 in Fortschrittler siegten.
Nieder- Barnim'scher Wahlkreis.
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Der tonfervative Kandidat fiegte in diesem to me servativsten aller Landkreise, wie vorauszuse Wi war; doch erhielt Grüwel nahezu 3000 Stimm die ein Resultat, welches wir kaum erwartet hatten. wu An die Parteigenossen!
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Ich bringe hierdurch den Beschluß der le flat Generalversammlung des Allg. deutsch . Arb.- Veree in Bezug auf die Reichstagswahlen nochmals Kenntniß und Beachtung. Die Generalversamml mä hat nach der Vorlage des Vorstandes erklärt: Ver die im Allg. deutsch . Arb.- Verein Konzentrirte foci demokratische Arbeiterpartei bei den nächsten Reich tagswahlen durchaus selbstständig vorgehen muß eine bei engeren Wahlen nur mit der in poli berg scher Beziehung radikalsten Partei zu sti men hat."
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fam Diesen Beschluß müssen und werden die Part Ge genossen aufrecht erhalten. fo t In Frankfurt a. M. liegt ein Fall vor, mol zwei unseren Parteigenossen persönlich verhaßte G fam ner in die engere Wahl kommen; Sonneman erzä der in seiner Zeitung in Bezug auf den Frankfurt ich Bierkrawall unsere Partei mit Verläumdungen übenun schüttet hat, und Lasker , der durch seinen bekannt hatt Knüppel- Ausdrud seinen widerwärtigen findischen Haud gegen und offen ausgesprochen.
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Doch die Personenfrage darf in dem poli Bar Cha schen Kampfe niemals den Ausschlag geben; de halb fordere ich die Frankfurter Parteigen höri sen unter Hinweis auf den Generalversammlung i beschlaß des Aug. deutsch . Arb.- Vereins auf, für de Ber politisch radikaleren jener beiden Herren bei der Bar beite geren Wahl zu stimmen; der politisch radik lere able ist unzweifelhaft Herr Sonnemann.
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Dann ist es ja ferner aus politischen Gründpfer für uns geboten, bei den vielen anderen enger greit Wahlen für die Kandidaten der Oppositifeler einzutreten. Tag
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Ob nun die anderen oppofitionellen Parteien ließ den engeren Wahlen, wo ein Kandidat unser Gel Partei mit einem Regierungskandidaten( fwefe schrittlich, liberal, konservativ) konkurrirt, dasse wide politische Verständniß an ren Tag legen, oder spra fie in ihrem verbissenen Haffe gegen den Allge fami deutsch. Arb.- Verein verharren werden, steht Her dahin; wir wollen vorläufig dem richtigen politis die Verständniß jener Parteien Vertrauen schenken u einb den Beschluß der Generalversammlung treu befolge fiber Mit social- demokratischem Gruß
Berlin , den 14. Januar 1874. Der Präsident des Aug. deutsch. Arb.- Vereins: Hasenclever.
Vereins- Theil.
über
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wese
man
die
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bon
aber
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Her
Was soll ich Euch Namens des Aug. deutscht auf Arb.- Vereins sagen? Soll ich Euch in länger ber fäße Ansprache ermahnen?
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Nein! Ich rufe Euch einfach zu: Thut bei d'Die bevorstehenden engeren Wahlen voll und garfie Eure Schuldigkeit!
Die
Bet
zu
Mit social- demokratischem Gruß Der Präsident: Hasenclever. St dem
Bon vielen Seiten kommen jetzt Gesuche um Ge und Agitatoren beim Präsidium ein. Hierauf zubeite
Auskunft, daß alle disponiblen Mittel für die engelle zu n ren Wahlen benutzt werden müssen. Die Parteig unge noffen müssen sich bis dahin gedulden.
benu
ihner
Da die Karten auf die Neige gingen, so konnten die selbe ftellungen nicht vollständig erledigt werden, und folgt der Roll in einigen Tagen.
felbe
bot.
Die Bevollmächtigten an den Hauptorten dur Wahlkreise werden ersucht, das Gesammt Ergebniß freili Wahlen bald an das Sekretariat einzusenden. Das genaalb Resultat ist in den Amtsblättern zu finden. Nachrichten Borf einzelnen Städten und Bezirken tönnen nichts nußen.
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