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Bra Breslau, 14. Jan.( Wahlresultat) Troßdem die n fo Mitglieder des Allg. deutsch  . Arb.- Vereins erst seit 1 Jahr die Agitation am hiesigen Ort betrieben haben, so tönnen wir doch mit dem Resultat der Reichstagswahl zufrieden sein, denn wir erhielten noch 230 Stimmen mehr als die ,, Ehr­lichen" und Gewerkvereinler", welche ein Kompromiß ge schloffen hatten. Dieses ist unserm braven Kandidaten A. Bäthke zu verdanken, denn nur mit unserer Agitation war es möglich, es dahin zu bringen. Die Mitglieder bringen W deshalb Herrn A. Bäthte nochmals ihren herzlichsten Dank und schen, daß derselbe bald wieder einmal in ihrer Mitte erscheinen möge. J. A.: K. P. Reinders. Wilmersdorf  . 11. Januar.  ( Allgemeiner Bericht Bres für den Wahlkreis Teltow  .) Unser Kandidat, der Ci­t 10 garrenarbeiter Herr Gustav Diezmann aus Berlin  , hat t. in folgenden Orten des Kreises das Programm der Arbeiter­partei entwickelt und ist dasselbe überall von den Arbeitern mit Enthusiasmus angenommen worden: Gießensdorf, Teltow  , Nowawes  , Zehlendorf  , Steglitz  , Samargendorf, Deutsch- Wil m to mersdorf, Charlottenburg  , Tempelhof  , Köpenick   und Rixdorf. Wir sind außerdem noch in mehr ren Orten gewesen, z. B. zufe in Schöneberg  , Friedenau   u. s. w., woselbst uns aber durch timm die Polizeibehörden die Versammlungen zu Wasser gemacht en. wurden. So fchickte man uns in Schöneberg   anstatt der Bescheinigung über Anmeldung der Versammlung ein Stüd Bapier, worauf geschrieben stand, daß die Versammlung nicht let stattfinden dürfe. Den nächsten Sonntag kommen drek Wil­Beret mersdorfer Arbeiter in dasselbe Lokal( Alt- Schöneberg   10), und fragen daselbst die Wirthin und deren Dienstmädchen, 18 ob hier heute teine Bersammlung sei. Da sagt das Dienst­mml mädchen so recht voreilig: Sie dürfen überhaupt hier keine Versammlung abhalten, der Herr Landrath ist hier gewesen, foci und hat es uns verboten."-? In Steglitz   hatten wir das dritte Lokal beim Wirth Boumgarten gleich nach der Reid erften Versammlung. In diesem Lokale, wo Herr Diekmann ß einen Vortrag hielt, tam der Polizeilieutenant von Schöne­

o li berg zum Wirth und sagte zu ihm: Sie haben hier Ver­stis ſammlungen von Social Demokraten in Ihrem Lokale statt­

finden laffen, daß Sie dieses Gesindel nicht wieder hier ver­Sammeln lassen, sonst werden Sie die Genehmigung auf Ihr Bart Gesuch nicht bekommen, und wenn Sie es trotzdem thuen, so werden Sie sehen, daß Ihnen diese Bande noch Alles de­r, demolirt." Denselben Abend, wo unsere zweite und letzte Ber­eGesammlung in diesem Lokale stattfand, erzählte dies der Wirth öffentlich seinen Gästen. Ich könnte roch Vieles dergleichen man erzählen; es würde aber der Bericht zu lang werden, wenn tfur ich jeden einzelnen all tennzeichnen wollte. Im neuen Jahre übe nun entbrannte der Parteikampf stärker, wie gewöhnlich. Wir hatten da z. B. am 3. Januar in Charlottenburg   einen Cannt Streit mit Nationalmiserablen auszufechten und hatten daselbst en Hauch, trotzdem wir nicht die Majorität waren, durch Grüds­umftand den ersten Vorsitzenden, Herrn Beck von unserer polit Bartci, im Bureau. Es sollten in dieser Versammlung nur Charlottenburger sprechen, aber durch unser Drängen nahmen fie wenigftens einen Antrag dahingehend an, daß Kreisange­eno hörige sprechen könnten Sinn war aber unser Kandidat Herr lung Dietmann auch anwesend. Gegen 11 Uhr erft nahm die ür de Bersammlung den Antrag an, Herr Dickmann solle als Ar­beiterkandidat fprechen. Es haben ferner roch von unserer Partei die Herren Frank, Zillner, Girsch, Beek und e aberg gesprochen. Das Betragen der Herren Nationallibe­ralen war ganz der Bildung der Besitzenden angemeffen; ründ pferdemäßig getrampelt und löwenartig gebrüllt haben sie.

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Ein Herr Profeffor Dietrici suchte der Versammlung be­nger greiflich zu machen, daß die reichen Leute v el trauriger daran itio feien, als die Arbeiter; denn diese geplagten Reichen könnten Tag und Nacht nicht schlafen, nur ihres guten Herzens halber ließen fie arbeiten, daß die Arbeiter nicht verhingezten, denn nothwendig hätten sie es doch nicht, fie fönnten von ihren se Geldern leben. Nicht endenwollendes Geheut von den an­( f wesenden Bourgeoiswölfen entstand hierdmch. Dietmann affe widerlegte den Professor mit kurzen Worten. Zum Schluß der sprach Hr. Beet nos und der nationalliberale Isaak ging nach

dem überwachenden Beamten, sprach mit ihm und die Ver­lg fammlung wurde polizeilich geschloffen. Am 8. Januar ging En Herr Dießmann und ich rach Köpenick  , woselbst wiederum tisd die Nationalliberalen eine Versammlung im Rathhausteller useinberufen hatten. Der ziemlich große Saal war beinahe überfüllt. Unser Parteigenosse Herr Gece war erster Vor­Folge fitzender. Nachdem von Seiten der Liberalen der Rittergute­

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befizer Kiebert aus Marienfelde   vorgeschlagen und seine Ab wesenheit, wie überall, entschuldigt hatte, sprech Herr Dict mann unter großem Beifall der Versammlung, ausgenommen die Bourgeoiswölfe. Mit social- demokratischem Gruß Gustav Berg.

Promoisel bei Sagard  , 8. Januar.  ( Maßregelung.) Als ich fanm 2 Tage zu Lobkewitz gearbeitet hatte, ward von dem liberalen Wahlcomité eine Versammlung einberufen, aber nichi öffentlich bekannt gemacht; jedoch fam es zu unserer fell Kenntniß, daß am 7. dse., Abends 7 Uhr, im Gasthaus bet Herrn Röse in Wid die Kandidatenrede von Dr. Max Hirsch  gehalten werden sollte. Die Arbeiter waren am Plate. Bor­figender wurde Herr Kase aus Stralsund  . Er ertheilte dem Herrn Andream ous Berlin das Wort. Derselbe schimpfte itscht auf die konservative Partei; and zog er über unsere Partei nger her und entstellte unser Programm durch allerlei dumme Zu­

Part

fäße. Als der Andream ausgesprochen, trat ich auf, um zu reden, und widerlegte Alles, was der Andriam gesagt hatte. ei de Die Arbeiter huldigen unsern Prinzipien und freuten sich, daß gat fie vertreten waren, nnd hoffentlich wird das bei der nächsten

Wahl für unsern Kandidaten eine große Erleichterung geben. Die Bourgeoisie machte sich bald durch ihr pferdemäßiges Betragen bemerkbar. Den 8. Januar Morgens wurde ich zu Lobkewitz mit dem Bemerken aus der Arbeit entlaffen: er. Solche fluge Leute tann ich nicht gebrauchen." Mit social­demokratischem Gruß W. Brüning

G Led, 10. Januar.  ( Wahlangelegenheit.) Die Ar­கு fzubeiter und Handwerker hatten in einer Bersammlung be­engeschloffen, für den Hen Bits reapell in Berlin   filmen zu wollen. Die großen Grundbesitzer wandten nun ein höchst teig ungesetzliches Mittel an, um ihre Arbeiter als Stimmvich zu benutzen. Zwei Gruxdbefizer tiefen ihre Arbeiter und gaben Ihnen zusammengefaltene Stimmzette, mit der Weisung, He te Bfelben sofort nach der Wahlurne zu bringen. Einer derselben er wollte ſehen, was auf dem Bettel stand, und versuchte den­felben zu entfalten, worauf sein Herr ihm das strenge ver­bot. Ich äußerte gegen den Herrn: ex benutze seine Arbeiter nur als Stimmbich; worauf mir derfelbe erwiderte: Ja 3bfreilich, aber fie gehorchen mir so, und ich brauche fie des­gena alb nicht an der Nase heranzuziehen." Dies ist nur ein Borfall, aber es giebt deren viele. Es fehlen eine Maffe

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Namen in der Wählerliste, Viele haben gar nichts von der Wahl gewußt. In dem§ 107 wird eine durch Gewalt oder Drohung verhinderte Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte, zu wählen oder zu stimmen, mit 6 Monaten Gefängniß oder mit Feftungshaft bis zu 2 Jahren bestraft. Wenn nun ein solcher Marschochse seine Arbeiter zwingt, ohne ihr Wissen einen Beschützer des Geldsacks zu wählen, so wird der Ar­beiter dadurch an die Ausübung der stasisbürgerlichen Rechte verhindert, und es lönnte den großen Marschochsen gar nicht schaden, wenn fie feche Morate oder zwei Jahre eine unfrei­willige Wohnung beziehen müßten. Um die Wahl eines Social Demokraten zu verhindern, greift die Bourgeoisie zu den ungeschickteften Mitteln, welche auch garnicht einmal bestraft werden. Ein Arbeiter.

Verbands- Theil.

Berlin  , 14. Jan.( Allg. Suhmacher Verein.) In Folge einer Agitation nach dem wohlbekannten Orte Kalan hatten die dortigen Kollegen beschlossen, dem Allgem. Schuh­macherverein beizutreten. Die Meister, darob sehr erzürnt, setzen alle Hebel in Bewegung, um eine Bereinigung der Gesellen zu verhindern, und wie gewöhnlich, so auch hier, droht man mit Entlaffang aus der Arbeit, und sind die Ralaxer bemüht, durch Aufrufe Gefellen aus den umliegenden Städten heranzuziehen. Kollegen, Ihr wißt, wie die Ber­hältniffe in Kalan liegen und wie Noth uns eine Vereinigung thut; darum faßt Euch nicht verleiten, durch Verbreitung falscher Thatsachen Euren Brüdern Konkurrenz zu machen und Euch selbst zu schaden. Jeder Zuzug ist bis auf Weiteres fern zu halten. Kollegen, Ihr scht, unsere Aufgabe wird immer schwieriger; umsomehr ist es aber auch unsere Pflicht, mit vereinten Kräften solchen Machinationen entgegenzutreten H. Deter, Kochfir. 11, Hof 3 Tr. b. Bährend.

Abrechnung

der für die Tilfiter Gemaßregelten pro Monat Oftober bis ultimo November 1873 eingegangenen Unterflüßungen. Bon Berlin d. C. Conrad, I. Rate 15.

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; deegl. ; bon

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2. Rate 2. 6. 3.; von Altona   d. Schwiem 15. Hamburg St. Pauli d. G. Schröder 16.; von Flens­ burg   d. Nibbe 4. - vo Rofod d. Koglin( Berlin  ) 4. 5.; von Stettin d. Borkow 2. 16.-.; von Hannover  d. Rowohl, 1. Rate 6.-; disgl. 2. Rate 6. 6. 6. Summa 71. 3. 9. Davon find an Unterstützungen gezahlt: pro Monat Oftober: für 12 Gemaßregelte i. d. ersten Woche 15.-; für 12 Gemaßr. i. d. zweiten Woche 13.

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für 8 Gemaßr. i. d. dritten Woche 7. 15.-; für 10 Ge maßr. i. d. vierten Woche 12. 20.-; extra für einen noth­leidenden Familienbater 1. 15. 3.; für Porto 9. Summa 49. 29. 3. Für Monat November: fitr 11 Gemaßr. i. d. ersten Woche 8.-; für 10 Gemaßr. i. d. zweiten Woche 7.; für 10 Gemafr. i. d. dritten Woche -; füx Botenbestellgeld für 9 Anweisungen à 6 Pf. 4. 6. Summa 21. 4. 6. Rekapitulation: Erhaltene Gelder zur Unterflüßung 71. 3. 9. Veranegabt an Unter­füßungen 71. 3. 9. Quittschau, Beitragssammler.

6.

Aug. Samel, Bevollmächtigter.

Die engere Wahl im sechsten Berliner  Wahlkreise zwischen Hasenclever und Schulze­Delitzsch findet am 27. Januar statt.

Die sittlichen Wirkungen der Assoziation. Bekanmilid wird von den Frinden des Secialismus den Arbeitern, welde fich aus den Ketten der Kapitalmacht be­freien wollen, ohne Unterlaß vorgeworfen, daß fie träge und unmoralisch seien. Es ist daher wohl am Blaze, ein Zeugniß über die in Paris   inthandenin Assoziationea beizubrin gen, welches die fittide Tüchtigfelt berſelben nachweiſt.

Es gab über 200 Arbeiteraffeziationen in Paris  , von denen 30 einen Antheil an dem Kredit von 3 Misionen hatten, der von der National Versammlung bewilligt wor­den war.

Es giebt gewiffe Personen, welche unter bestimmten Ver hältnissen fühlen, daß sie die Träger einer geschichtlichen Idee geworden find, und welche durch dieses Bewußtsein zu einem höheren Ausdruck der Menschheit geläutert wurder. So fand man auch unter den Periser Arbeitern einen so hoten Sinn der Aufopferung und Selefiverlängnung, als ob fie gefühlt hätten, daß das Auge her socialen Revolution auf fe gerichtet set. Es war eine wunderbare Solibertiät, durch welche die Arbeiter sich verbunden fühlten und die alle fletulichen Sepa retintereffen verbannte. Die meisten Assoziationen begannen damit, daß eine Liste eröffnet wurde, in welche diejenigen Arbeiter, welche der Afsoziation Feitreten wollten, ihren Na­men einschrieben. Allein selbst diejenigen, welche ber Affo­ziation nicht beltzaten, glaubten sich an deren Erfolg mora lisch vrtheiligt. Es gab daher in jeder Genossenschaft zwei Kategorien von Arbeitern: die affoziirten Arbeiter und die bloßen Anhänger der Afsoziation.

Es rab fast teine einzige Assoziation in Paris  , deren Be­triebsfapital nicht durch freiwillige, regelmäßige Beifteuer der adhärtrenden Arbeiter vermehrt worden wäre. Die Anbanger der Assoziationen waren eine Art von Aktionären, welche ge­wöhnliche Geschäftsleute mit Lächeln urd Verwunderung an­starnen mußter, weil sie durch ihre Einzahlungen weder den mindefien Eigenthume eniteil erhielten, noch ihnen je Intereffen bes beigeftenerten Sapitals bezahlt wurden. Jede Assoziation hatte ein Buch, in das folche freiwillige Beiträge zur Ver meheung ihrer Mittel eingetragen wurden, ohne daß dadurch irgend ein materieller Vortheil für die Adhärirenden ezwuchs. Blos eine einzige Affoziation, bie der Blechschmiede, ließ die adhästrenden Mitglieder zu einem Antheil an d.m Gewinne zu and gewährte ihnen Unterflüßunger aus dem Hülfefonds für den Fall ihrer Extranfung, ja gestattete ihnen sogar den Zutritt uns das Recht der Abstimmung, so oft eine General­versamming der aktiven Mitglieder stattfand. Diese Asso­ziation zählte 43 arbeitende und 137 abhärirende Mitglieder mud machte blühende Geschäfte.

Nur Derjenige, der Gelegenheit gehabt hat, die Pariser Affoziationen am Werke zu sehen, fann von dem moralifiren­den Einfluß einen Begriff haben. Jede Assoziation schloß moralische, antüchtige Arbeiter aus, indem die Statuten alle Affoziationen eine Untersuchung über den Charakter der Arbeiter vor ihrer Aufnahme erforderten. Die Affoziation bildete daher die wahre Moral der Werkstätte. Das größte Berdienst der Assoziation war, daß sie den Arbeiter intofern emporhob, als derselbe durch sie aufhörte einen Meister zu

haben, als er blos von sich selbst abhing, als er teine Ges legenheit hatte, feinen Meister als einen Feind zu betrachten, der ihn exploitire und sich an seiner Arbeit bereichere.

Eines der wichtigsten Motive, welches den Arbeiter über­haupt bestimmt hatte, Assoziationen zu bilden, lag darin, daß die Idee der Gleichheit des Menschen in Frankreich   seit 1789 durchweg eingebürgert war, und daß das Verhältniß zwischen Meister und Arbeiter dieser Tendenz nach Gleichheit, welche unser Jahrhundert charakterifirt, nicht mehr entsprach. Schon das Wort maître war blos als ein Ueberreft der alten Orga­nisation der industriellen Gesellschaft, wie sie vor 1789 be standen hatte, in die moderne Zeit übergegangen. Die Arbei­ter hatten sich vor der Februarrevolution gefragt, ob der Chef der Werkstätte, für den fie arbeiteten, das Recht auf den Titel eines maître" habe, und ob nicht ihre Beziehungen zu einander auf einem wahren Austausch besuben, indem sie doch Arbeit gegen Arbeitslohn anetauschten. Nur wenn der Arbeitgeber aus Menschenliebe den Arbeitern Arbeit und da durch Brot gäbe, würden die Letztere ihm eine höhere sociale Stellung einzuräumen haben. Allein da die Meister blos für ihren eigenen Gewinn arbeiten lassen und die Möglichkeit des Berlustes durch die Möglichkeit des Gewinues aufgehoben wird, so nahmen die Arbeiter den Namen Meister" wie eine Beleidigung ihrer Menschenwürde. Selbst das Wort salaire wurde daher in den Afsoziationen, obschon dieselben ihren Mitgliedern einen Arbeitslohu zahlten, durch das Wort retribution ersetzt.

Der Arbeiter hätte übrigens das Wort Meister extra­gen, wenn das Gesetz nicht selbst außerhalb der Werkstätte den Arbeitgebern Privilegien vor seinen Arbeitern eingeräumt hätte. In allen Gesezen über die möglichen Mißb.äuche in den Beziehungen zwischen Arbeitern und Meistern setzte der Gesetzgeber in Frankreich   die Moralität nur von Seiten des Melsters voraus, und dieser Geift beherrschte alle Reglements. Die öffentlichen Behörden standen foriwährend in Beziehungen zu Inhabern der Fabriten zum Behuse einer gemeinschaftlichen Beaufsichtigung der Arbeiter. Der Meister galt daher als der na ürliche Patron des Arbeiters. Der Code civil räumt dem Meister allein die Entscheidung über den Arbeitelohn ein und bestraft Koalitionen der Meister zum Behufe eines Her abdrückens des Arbeitslohnes fast gar nicht, währens Koa litionen der Arbeiter, um einen höheren Arbeitslohn zu er zwingen, wie Verbrechen bestraft werden. Die Arbeiter wur den 1.raer nicht u die Conseils de Prud'hommes, welche Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern zu schlich­ten haben, zugelaffen, und vor Allem diente das livret, ohne welches Buch kein Arbeiter Beschäftigung finden fonnte, dazu, den Arbeiter in einer fortwährenden Abhängigkeit von dem Arbeitgeber zu erhalten. Die Arbeiteraffoziationen sollten diesen socialen Unterschied, diesen Rest der Hierarchie der Ge­sellschaft, welche 1789 zerfiöst worden war, aufheben. Die Konftitution von 1848 versprach für Artikel 13 unter Ande rem auch: Gleichheit der Beziehungen zwischen Meistern ( patrons) und Arbeitern". Dieser Artifel fann nur dann richtig verfihnden werden, wenn man bedenkt, daß bis 1848 dem Arbeiter vor dem Gesetze nur eine untergeordnete Stel Tung eingeräumt war gegenüber dem Meister, der alle mög lichen Garantien gegen die Subordination seiner Arbeiter hatte u. f. w., und sich daher natürlich als eine höhere Per­fon betrachten mußte. Hatte doch noch kurz vor der Februar Revolution ein Pariser Fabrikant, der wegen persönlicher Mißhandlung eines seiner Arbeiter von einem Friedensrichier bezuitheilt worden war, sein Erstaunen über dieses Urthel ausgedrückt und erflört, daß nun die Gesellschaft in Gefahr sri, wenn man anfange, die Rechte des Meisters anzutaften. Die Arbeiter tannten diese Vorurtheile sehr woel, und wußten, daß die Konftitution, troß des Artikels 13, diese Weißbrauche niat umfioßen werde, falls sie nicht selbst durch Affoziationen die wahre Gleichheit begründen würden.

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Es ist nicht der mindesie Zweifel, daß diese vollständige Gleichheit zwischen Meistern und Arbeitern endlich dadurc erreicht worden wäre, daß die Affoziationen die Meister absorbirt hatten, wenn nicht der Staatsfireich dazwi­schen gelommen wäre. In einigen Gewerben sahen die Meifter den Tag heraurüden, der sie nöthigen würde, ihre Läden zu schließen und sich einer Arbeiterassoziation anzu­fa, ließen. Dies war z. B. der Fall in dem Gewerbe der Pariser Leistenschneider. Vor 1848 gab es in Paris   dreißig Häuser für die Fabrikation von Leiften, welche ungefähr 130 Arbeiter beschäftigten und nicht nur tie französischen   Schuster mit Leisten versorgten, sondern auch Sendungen nach dem Auslande machten. Als die Schneideraffoziation der Rue de Clichy eröffnet wurde, hatte man daselbst vier are halb verhungerte Leistenschneider aufgenommen, welche mit der Zeit das ganze Gewerbe umgestalten sollten. Nachdem die Werkstätten der Rue de Clichy geschlossen worden waren, zogen sich diese vier Leistenschneider ta eine fleine Dachfammer der Rue Vivienne zurück und hatten während einiger Zeit teine andere Hülfequelle, als eine Unterfügung von einem Francs des Tages, die ihnen von dem Comité der aufgelöften Schneideraffosiation bezahit wurde. Nach einigen Wochen hörte auch diese Hülfe auf, und man beschloß nun, ohne allis Geld eine Arbeiterassozia tion zu begründen und durch die Assoziation das ganze Ge werbe zu reorganisiren. Die Besitzverhältnisse der Assoziation waren sehr einfach festzustellen. Man besaß einige Werkzeuge, einige Stücke Holz und 2 France in der Kaffe. Man wandte dieses ganze baare Kepital an, um Adreßkarten druden zu laffen, die man vertheilte. Nach einigen Tagen hate man einige Paare Leiften verfertigt, die man einer Arbeiterassozia tion der Schufter anbot. Diese waren natürlich der Üntere nehmung günftig, und alle Schuster assoziationen versprachen, deren Kunden zu werden. Während des ersten Monats cr hieit man fich fümmerlich. Anfang September 1848 konnte man einen fünften Affocie aufnehmen, am Ende des Jahres gab es Arbeit für 10 Mitglieder, deren Zahl fish Ende 1849 auf 45 hob, bis endlich wenige Monate vor dem Staats­streich die Assoziation ans 75 Arbeitern bestand. Zwei Drittel sämmtlicher Pariser Leiftenschneider waren auf diese Art in die Assoziation übergegangen, und man erwartete mit Be stimmtheit, daß binnen zwei Jahren alle Leistenschneider von Paris   eine einzige Affoziation bilden würden. Im Sommer 1851 zählte die Assoziat on fünf große Magazine mit einem Attiva von 20,853 France in Kaffe, 13,160 Fr. in Material und 1508 France in Geräthschaften, was ein guter Zuwachs zu den 2 Franken war, mit denen man angefangen hatte. Statt der 30 Meister, die es vor 1848 gab, zählte man m diese Zeit nur noch fünf, von denen zwei überhaupt ingend eine Bedeutung beansprud, en fonnten. Alle übrigen Me fier hatten fich gezwungen gesehen, ihre Etabliffemente zu schließen und der Afsoziation beizutreten.