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Berlin, Freitag, den 20. Februar 1874.

Neuer

Social- Demokrat

Das Verbrecherthum

Eigenthum des Allgemeinen deutschen Arbeiter- Vereins.

feinen Ursprung in der socialen Unordnung, 5, Alche bislang bestanden hat und noch immer besteht. ona's Diesen Saz halten wir trotz aller gegentheiligen

hauptungen, welche das Verbrechen in den indivi­jaft ellen Anlagen der Menschen vorzugsweise zu finden Demottauben, vollständig aufrecht, um so mehr, da die E. Btwährenden Borkommnisse im bürgerlichen Leben aptfachere Ansicht bestätigen. ellenve

fowit Die Herren Staatsanwalte haben die Ansicht, daß Rear die einzelnen Individuen durch Strafen verbessern Eberse, um dadurch die Gesellschaft zu bessern, wäh­

wir meinen, daß durch die Berbesserung der ge­noffen schaftlichen Zustände das einzelne Individuum mit uch if effert würde.) nbride Auf welch' irriger Basis die Ansicht der Herren atsanwalte und der Majorität der Gesetzgeber, fich zu derselben Ansicht bekennen, in dieser Be­ung beruht, das möge auch folgendes Borkommniß 18, So eisen, welches wir aus hundert ähnlichen Fällen usgreifen.

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men wa Ein bis zu seinem 25. Jahre unbestrafter Hand­Schuhlsmeister gerieth durch den Krieg 1866 in Noth sah den Ruin feines kleinen, mit Mühe und ege aufgebauten Geschäfts entgegen. In dieser wurde er ein Verbrecher, indem er einen Wechsel chte. Er wurde zu einem Jahr Gefängniß und m Jahr Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte ver­jeilt.

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Staatsanwaltschaft und Gericht hatten das Ihrige dem Gesez gethan; die Strafe war verhängt rzen, der Besserungsweg fonnte somit beschritten den. Der entlassene Sträfling konnte nirgends D. D seiner Heimath Arbeit erhalten und die Noth ergeben er Familie wuchs von Tag zu Tage, daß der 25 eröff H. Snger direkt Einzug hielt.

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Der entlaffene Sträfling beging einen einfachen ebstahl.

ge 11 Die fernere Bestrafung und Befferung konnten furzen ihren Gang nehmen. Der Verbrecher wurde en un 4 Wochen Gefängniß bestraft.

et M Nach seiner Entlaffung siedelte der Handwerks­harité efbetrinn mit seiner Familie unter den größesten Schwie­Frau eiten nach Berlin über, da in seiner Heimath en wu Bleibens nicht mehr war. Arbeit erhielt er dort t und die Befferung- wohl nicht durch die afe herbeigeführt trat in dem festen Entschlusse lieber die größeßte Noth zu ertragen, Ramer ein weiteres Verbreken zu begehen.

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In Berlin hat der Verbrecher" nun drei Jahre g laut Atteften, die wir eingesehen haben, in reren Brauereien zur größten Zufriedenheit gear­et und sich und seine Familie redlich ernährt. 3m Mai 1873 aber sollte ihn das Verhängniß in Oberum ereilen. Eine Anklage auf Hausfriedens­stag. h, die wahrlich, wenn wir uns die Berliner 3. Was wirthe und die Berliner Wohnungsvers Iten Batnisse betrachten, wie der Blizz aus heiterem mel über Jeden hereinbrechen kann, be­m. 5. te dem Befferungsgange" des mehrmals Be­nrichten ein jähes Ende.

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befte Bier Wochen Gefängniß wurden erkannt der von Roe bestrafungen wegen.

und Nach der Entlassung wollten die früheren Ar­arg, zu geber" des wiederum Bestraften, die den vorlie­en Hausfriedensbruch für kein besonders böses

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oft Frau gehen ansahen, denselben wieder in Beschäftigung 7. b. hen; fie wurden aber daran verhindert, und zwar in da die Polizei!

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Ein Ausweisungsdekret erhielt der Wermste,

ut bas wegen des Hausfriedensbruchs. Er wandte fich

an das Ministerium des Innern um Aufhebung 1874 ben, doch ward ihm eine abschlägige Antwort zu il. Und weil er dem Dekret nicht binnen 24 Mannnben Folge leistete, erhielt er 7 Tage Polizei­fe.

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oder der Mann, der seine Familie in Berlin hat, also einen Haushalt hatte und Miethe zahlte, en der angegebenen Frift der Ausweisung aus in Folge leiften tonnte, ohne sein Familien­

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leben vollständig zu ruiniren und zur Verzweif­lung zu gelangen, das laffen wir dahingestellt, be merken aber, daß solche Polizeiftrafe, so gesetzmäßig fie sein mag, fich durchaus nicht eignet, einen Men schen zu beffern, sondern ihn viel leichter zu weiteren Fehltritten veranlaßt.

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Nun muß der Verbrecher" Berlin verlassen, Berlin , wo er möglicher Weise einzig und allein Arbeit erhalten kann. In fleineren Orten erfährt Jeder, daß diefer Mann schon im Gefängnisse war, und Arbeit wird ihm nicht ertheilt. Das Vorurtheil der Menschen, die so gern auf einen Andern den Stein werfen, ist allzu groß.

Was bleibt dem durch Gefängnißftrafe nun also Gebesserten" übrig? der Hungertod, der Selbstmord oder ein neues Verbrechen!

Und wahrlich, wie der oben angeführte, objektiv erzählte Fall ereignen sich täglich unter anseren Au­gen ganz ähnliche Borkommnisse.

Staatsanwalt, Polizei, Gerichte, Zuchthäuser, fie helfen nichts gegen die große moralische Krankheit der Menschheit.

Die Aenderung der gesellschaftlichen Lage, die Einführung des Socialismus allein schaffen die Krankheit aus der Welt.

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Troßdem aber wird von Seiten der socialen Reaktionäre in diesem großen Kulturkampfe immer­während der Schlachtruf erklingen: Hie Tessen= dorf!" aber von Seiten der socialen Fort­schrittsleute, der Social Demokraten, wird jenes Schlachtgeschrei tausendfach übertönt werden durch den Donnerruf: Die Freiheit! Sie Gleichheit! Hie Menschenliebe!"

Politische Uebersicht.

Berlin , 19. Februar.

Wir tragen aus den Verhandlungen des deut­schen Reichstages den Schlußsaz der Rede des Ab­geordneten Geib, der bei der Diätendebatte das Wort ergriff, nach. Derselbe lautet:

-

Sie

I erianere Sie an die Worte eines Königs geben ja so viel auf die Worte von Königen an Lub wig XVIII, der im Sagre 1815, als der Bes& luß auf Ab­schaffung der Diäten gefaßt wurde, äußerte: Das ist ein Beschluß, der uns am Meisten toften wird!"

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Die Rede Hasen clever's bei der Berathung des Militäretats haben wir in unserer legten Num­mer vollständig gebracht; interessant waren außerdem die Ausführungen Richter's . Derselbe bekämpfte die Beschränkung der Auswanderungsfreiheit und wies nach, daß damit das lebel nur schlimmer würde; er wies auf die Ungerechtigkeit hin, 400,000 junge Leute bis zum Alter von 27 Jahren in ihren bür gerlichen Verhältnissen vollständig der Direktion der Militärbehörden preisgeben zu wollen; griff die vor­geschlagene neue Heeresorganisation an, zeigte, daß die offiziell angegebenen Motive des Gesetzes zum Theil falsch seien und schloß damit, die deutsche Heereseinrichtung derjenigen anderer Länder entgegen zu stellen; ein Bergleich, der, von wirthschaftlicher und freiheitlicher Seite betrachtet, entschieden nicht zu Gunsten Deutschlands spreche.

An den Ausführungen des folgenden Redners, Graf v. Moltke, war nichts weiter merkwürdig, als daß das Haus ihm lebhaften Beifall spendete. Die Zeitungen schreiben, daß das Haus sehr gespannt zuhörte, selbst Fürst Bismarck ließ seine Arbeit ruhen, um ungetheilt zuzuhören.( Welche Arbeit? Das Beschneiden der Fingernägel, womit sich der Kanzler im Reichtstage zu beschäftigen pflegt?) Moltke

meinte:

Was wir in einem halben Jahr mit den Waffen ersun­gen haben, das mögen wir ein halbes Jahrhundert mit den Waffen füßen, damit es uns nicht wieder entriffen wird.

Wozu erobert man aber, wenn nachher ein hal­bes Jahrhundert lang alle wirthschaftlichen und frei­heitlichen Intereffen deswegen verloren gehen?

In der Sizung des deutschen Reichstags vom 18. Februar wurde zunächst die Diätenfrage in dritter Lesung erledigt; die Bewilligung von Diäten

4. Jahrgang

Rebaktion n. Expedition Berlin ,

Dresden erftraße Nr. 63.

Bestellungen werben auswärts bei allen Bostämtern, in Berlin in der Expedi tion, sowie bei jedem Spediteur, ent gegengenommen.

Inserate( in der Expedition aufzugeben) werben pro breigespaltene Betit- Beile oder beren Raum mit 4 Sgr berechnet. Arbeiter- Annoncen die breifpaltige Zeile oder deren Raum 1% Sgr.

wurde mit gleicher Majorität, wie bei der zweiten Lefung, angenommen.

Die Elsaß- Lothringischen Abgeordneten brach ten ihren Abstimmungsantrag durch den Abgeordneten Teutsch ein. Derfelbe lautet:

Der Reichstag wolle beschließen:

daß die Bevölkerung Elsaß - Lothringens , welde, obne barüber befragt worden zu sein, dem deutschera Reiche durch den Friedensvertrag von Frankfurt einerleibt worden ist, fi speziell über diese Einverleibung te zusprechen berufen werde.

Berlin , den 16. Februar 1874.

Teutsch. Dr. Raeß. Du Pont des loges. Lanth. Haeffely. Dr. Abel. Philippi. Germain. Winterer. Hartmann. Simonis. Soehnlin. Guerber. Bongnet. Baron von

Schauenburg.

-

Teutsch motivirte denselben, indem er eine aller­dings etwas leidenschaftlich gehaltene Rede ablas, da er der deutschen Sprache nicht vollständig mächtig war. Im großen Ganzen aber war die Rede, außer einigen harten Ausdrücken, in durchaus nicht so ber­legender Weise gehalten, wie der Präsident des Reichs­tages, von Fordenbeck, fie auffaßte und diefer Auf­faffung durch eine Härte Ausdrud gab, die folchen auf's Tiefste durch die Verhältnisse gebeugten Män­nern wahrlich nicht gebührte. Die National- Libe ralen und Konservativen aber betrugen fich, den El­faß- Lothringern gegenüber, in einer Weise durch Ge= lächter, Toben und Lärmen, der wir keinen Ausdruck berleihen können; so unter aller Würde war dies Betragen. Nach dem noch der Bischof von Straßburg zur Begründung des Antrags einige Bemerkungen gemacht hatte, wurde jede fernere Diskussion durch Be­schluß des Hauses abgeschnitten, obwohl von der äußersten Linken Hasenclever, Bahlteich, Sonne­mann und auch der Abg. Krüger reden wollten zur Motivirung ihrer Abstimmung. Der Antrag wurde nun gegen die Stimmen der Elsaß- Lothringer, der Social Demokraten, der Polen und der Abgg. Sonne mann, Krüger und Ewald abgelehnt.

In der nun folgenden Diskussion über einen Ge­setzentwurf, den Impfzwang betreffend, sprach der Abgeordnete Reimer in längerer, trefflicher Rede, die wir in der nächsten Nummer wiedergeben werden.

Die gegenwärtige Krisis wird in immer weite ren Kreisen fühlbar.. Alle jene Errungenschaften der Arbeiter find verloren gegangen, ihre durch exorbi­tante Forderungen" erkämpfte beffere Stellung ist längst wieder unter das Niveau der gewohnheitsmäßigen Nothdurft gesunken. So läuft folgende Nachricht durch die Presse:

Die Noth macht in Paris rase Fortschritte. Die besten Arbeiter in dem Parisez Artikel find nach Amerika oder Eng land ausgewandert. Das Baugewerbe ist auf ein Minimum beschränkt, und die Maurer der Creuse und Corrèze find ge zwungen, nach Metz zn gehen und für Rechnung des dent­schen Kaisers an den dortigen Feftungswerten zu arbeiten. Die großen Wertstätten entlassen ihre Arbeiter zu Hunderten oder setzen die Arbeitszeit auf die Hälfte herab. Man braucht nur einen Blick in die ehedem besuchtesten Handelsviertel von Paris zu werfen: in der Gallerie Vivienne stehen fünf, in der Chanffee d'Antin dreißig Gewölbe leer. Man frage die Schneider, fie haben mehr au zubeffern, als nene Kleidungs­fitde anzufertigen. Man frage die Bäder: diejenigen, welche ordinäres Brot backen, verbranchen nur halb so viel Mehl; diejenigen, welche Lagusbrot backen, ftellen vorwiegend ordi näres Brot her. Man frage die Krämer: fie verkaufen faft nur unentbehrliche Gewürze und sehr wenig feinere Kolonial­waren, an denen der Handel am meisten verdient. Man frage die anderen Kleinhändler: fie haben nachgerade alle ihre Er sparniffe aufgezehrt. Dreitaufend Falliffements find in der Schwebe und nur deshalb nicht erklärt worden, weil die Gläubiger lieber Wechsel prolongiren, deren sie selbst bedür fen. Bezeichnender noch als alles Andere ist der Aufschwung, welchen die Fabrikation von Talglichtern genommen hat. Jetzt verdrängt das Talglicht wieder in vielen Haushaltungen die Stearinkerze, die für Leute zu thener geworden ist, welche ftatt Weines gemischte Getränke, statt Zuders Syiup und ftatt des Brodes Erdäpfel zu fich nehmen. Namentlich der weibliche Theil der Arbeiterbevölkerung von Paris hat an den Folgen der troftlosen industriellen Zustände zu tragen, und es vergeht kaum ein Tag, wo nicht das Feuilleton dieses oder jenes Journals von Fällen zu berichten hätte, daß jange Mädchen, von Mangel und Entbehrungen gedrängt, und zu tugendhaft, um sich dem Lafter zu ergeben, freiwillig den Tod suchten.

Noch schlimmere Nachrichten liegen uns aus Defterreich vor. In der Hauptstadt der Monarchie find 25,000 Arbeiter ohne Arbeit und Brot,