rz d. J.

dern des Kr. 28. Gewinne

423 2730 427 2732

440 2735

445 2736

448 2740

456 2747fe Beitung erscheint brei Mal

entlich und zwar: Dienkage,

457 2755 nerftage u. Sonnabends Asenbs. 459 2757

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Abonnements- Preis

Berlin incl. Bringerlohn viertel. 487 276 i pränumerando 171, Sgr., mo 489 2775 6% gr., einzeln Nummern 492 2777 bei den Bostämtern in Breußen 5gr., bei ben außerpreuß. Poftam 497 2788 in Deutschland gleichfalls 18 Sgr 506 2796( 56 Kreuzer fübd. Währ.) 519 2800

522 280

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Berlin , Sonntag, den 8. März 1874.

Neuer

Social- Demokrat

Eigenthum des Allgemeinen deutschen Arbeiter- Bereins.

Wiederum Hungertyphus in

Berlin !

2575 28 H. Der schrecklige Gast des Elendes ist neuer­2576 2846

2577 284 98 wieder eingezogen in die Reichshauptstadt, jenen

2628 290

2580 287 überschwenglichen Reichthume und tiefster Ar­2585 288th; der Hungertyphus fordert Opfer, er dezi­2588 290rt die Reihen des arbeitenden Bolles, welches unter 2621 290 Laft einer riesenhaften Handelsstockung und 2632 292 euerung ächzt. Die gräßliche Krankheit niftet sich 2638 294 in die, Pesthöhlen gleiche, Stätten, worin die 2641 295affen des Bolles ihre klägliche Behausung finden, 2644 295 bedroht von dort aus mit Tod und Ver

2648 295

2659 296 ben die ganze übrige Gesellschaft, welche jetzt einen

2662 297eil des Fluches erntet, den sie dem Gößendienst 2665 29 goldenen Kalbes verdankt.

2684 29

2670 29 Schlimm muß es stehen, die Gefahr muß groß 2691 298, denn das Berliner Polizeipräsidium erläßt be­2699 299te zur Bekämpfung des schlimmen Feindes einen 2702 301 fruf an die Einwohnerschaft, welcher die üblichen 2706 301 Wiativmittel, Desinfektion" 2c., in Vorschlag 2710 3021 agt.

Zagen im Freilich das Wort Hungertyphus", wiewohl in Empfantscher Sprache es das allgemeine übliche und an­pandte feit langen Jahren ist, wird nicht gebraucht; loofungo b. Ban öffentliche Meinung soll wohl gefchont" werden; sweniger schreckhaft Clingendes Wort tritt an die

le.

guten Stage am ret la Die lateinisch typhus petechialis benannte mtheit wird nicht Hungertyphus", sondern Fleck­Ine Fran bus" übersetzt, und die Bourgeoiszeitungen werden it und R nicht zögern, uns mit Schmähungen zu über­ufeinem F. Autten, wenn wir das Ding beim rechten Namen n Manninen. Aber Wahrheit muß Wahrheit bleiben, und m 6.

bl

gefürchtete Krankheit soll ihren Namen behalten, für die lcher ihren Ursprung scharf und deutlich bezeichnet. anger und Elend, das sind ihre wahrhaften Kinde sachen. In dem ausgemergelten Körper des hun Boris eleidenden Armen, da nistet sich der Ansteckungsstoff Graefer Typhusart ein; er verpestet die Lungen und n fitt Freun

von Unreinlichkeit strozenden engen Wohnungen, Fra deren Gebrauch das arbeitende Bolt verdammt ist. wab wenn die Seuche erst zum Ausbruch gekommen dann ergreift und tödtet sie vor Allem jene Pro­er Gellarier, deren Körperkonstitution durch Entbehrungen weder Art geschwächt ist.

I am

5.

Ried " Hungertyphus " ist somit das rechte Wort. Und riedzi wollen es daher laut hinausrufen in die Maffen : burts Boltes: Der Hungertyphus herrscht in der deut­en Reichshauptstadt" damit die Arbeiter endlich e Lage erkennen, endlich begreifen, in welch' men­munwürdigen Zuständen sie leben und endlich sich heutige canmachen, allesammt am großen Wert der socia Erlösung mitzuarbeiten.

e

8.

etung

Kling

Wem haben sie denn diese gräßliche Geißel zu aten? Wem anders, als der heutigen Produktions­

en Ginde? Wem anders, als einem Gesellschaftszustande, hänger rin das eherne Lohngefeß jedesmal, wenn der Preis Arbeit, der Lohn, unter die Grenze gesunken ist, lche den üblichen Lebensunterhalt ermöglicht, die i kiek irkung bat, daß die überflüssigen Arbeiter hin­fchaftlideg fter ben.

then,

cbittet

taid

Be- 2 3hr Bourgeois, die Ihr dieses Lohngesez läugnet, t aut Euch doch die jammervollen Gestalten an, welche st, in diesem Augenblicke, der Hungertyphus ergreift, Lammfaulenden Lumpen hinfterben! Sie Alle find ver­men Heberhungernden Elenden, die in stinkenden Löchern inen Blen dem ehernen Lohngefeß!

Bert Gegen dies Gesez sind Polizeiverordnungen macht­e Dinge.

hüre Aber, Ihr Arbeiter, die Ihr direkt leidet mit Organ ren Angehörigen, wollt 3hr, daß solche Zustände beiter is währen? Ist Eure Geistesträgheit so groß,

mlung

rreichen

denerfit

fle Euch in noch schlimmere Banden schlägt, als Ausbeutungssucht des gewalthabenden Kapitals? beiter, wohlan, beherzigt die bittere Lehre; bleibt 6 Bf. t beim Anblick des Hungertyphus matt und lau!

Solbagh

E. Beder

Berlin

hließt Euch den Männern an, welche das eherne ngeset mitsammt Hunger, Peft und Elend aus Welt schaffen wollen! Folgt der Fahne von

dinand Laffalle.

Politische Uebersicht.

Berlin , 7. März.

In der Sigung des deutschen Reichstages vom 6. März fand die zweite Berathung des Impfgesetzes statt. Zu dem Gefeßentwurf hatten die Abgeordneten Hasenclever und Reimer folgende Abänderungs­vorschläge eingebracht:

Der Reichstag wolle beschließen:

a. dem§ 1 folgende Faffung zu geben:

Der Impfung mit Schußpocken dürfen nur unterzogen werden:

1) Kinder, welche das fünfte Lebensjahr überschritten haben, mit Erlaubaiß ihrer Eltern oder Vormünder; 2) Erwachsene mit ihrer Einwilligung.

b. ferner dem§ 6 folgenden Zusatz beizufügen:

Außerdem find neben diesen Impfstellen Badeanstalten einzurichten, deren unentgeltliche Benntung jedem Einwoh­ner wöchentlich zweimal freisteht.

c. ben§ 19 folgendermaßen abzuändern:

Aerzte, welche bei Ausführung einer Impfung durch schlechte Ausübung ihres Berufs nachweislich das Leben oder die Gesundheit des Geimpften gefährden, werden mit Gefängniß nicht unter drei Monaten bestraft.

Reimer vertheidigte die Abänderung des§ 1, Hafenclever den Zusatz zu§ 6; des Letzteren Rede befindet sich in der heutigen Nummer. Die Rede Reimer's, welche länger ist, wird in der nächsten Nummer gebracht.

Für die Abänderung zu§ 1 stimmten nur die Socialisten und das Mitglied der Fortschrittspartei Klöppel.

Für den Zusatz zu§ 6, dem die Abgeordneten Dr. Löwe, Reichensperger und Lasker im Prinzip zustimmten, stimmten aber in Wirklichkeit außer den Socialisten nur der Abg. Sonnemann und einige Polen . Der Zufazantrag fand also die Billigung der Führer sämmtlicher großer Bar­teien, und dennoch verschanzte man sich hinter die leere Form, um das an und für sich Gute zu Falle zu bringen. Diese bekannte Operation der anderen Parteien, dem Volke zu schmeicheln und doch nichts für dasselbe zu thun, tritt auch hier wieder hervor.

Der Abg. Vahlteich brachte in derselben Sitzung vor, es sei ein Unrecht, daß man vom Bureau aus die in Haft befindlichen Herren Bebel und Lieb­necht in den stenographischen Berichten als un­entschuldigt fehlend bezeichne. Dies eigenthüm liche Verfahren schien überhaupt Niemand im Hause zu verstehen und zu billigen; ob der Präsident Aen­derung eintreten läßt, bleibt abzuwarten.

Die Abgeordneten Vahlteich und Hasencle­ver werden, unterstützt von den übrigen Socialisten, den Abgeordneten Sonnemann und Krüger, nunmehr den Antrag auf Haftentlassung der Herren Bebel und Liebknecht einbringen, da die Polen ihnen die nöthige Unterstüßung zugesagt haben.

Die französischen Ersatzwahlen find republikanisch ausgefallen. Die beiden Kandidaten Lepetit und Ledru Rollin haben die vereinigten Bonapartisten, Macmahonisten, Legitimisten und Ultramontanen aus dem Felde geschlagen. Die Thatsache verdient darum Beachtung, weil besonders die Landbevölkerung sich in republikanischer Richtung an den Wahlen betheiligt hat. Die Arbeiterbevölkerung hat im Großen und Ganzen die Wahlen beider Republikaner, wiewohl fie feine Socialisten find, unterstützt.

Anderer­

Die neue schweizerische Bundesverfassung enthält eine Bestimmung, welche den Normalarbeitstag ein­führt. In Arbeitertreifen fürchtet man, daß die Ar­beitszeit auf 12 Stunden festgesetzt wird. seits wird versichert, daß der Bund nur das Maximum der Arbeitszeit, welches nicht überschritten werden dürfe, feftfeßen wolle, und zwar auf 11 Stunden, während die einzelnen Kantone eine fürzere Arbeits­zeit festsetzen können. Von Zürich ist bekannt, daß bie dortige Kantonsregierung den zehnftündigen Nor­malarbeitstag einführen will.

* Unsertwegen liegen fich die, Kreuzzeitung" und die Bolkszeitung", bekanntlich beide sehr löbliche Blätter, in den Haaren. Die Kreuzzeitung "

4. Jahrgang.

Rebaltion u. Expedition Berlin , Dresdenerstraße Nr. 63.

Bestellungen werben auswärts bet allen Bostämtern, in Be in in der Expedis tion, sowie bei ebem Spediteur, nts gegengenommen. Inserate( in der Expedition aufzugeben werben pro breigespaltene Petit- Beile ober beren Raum mit 4 Sgr. berechnet. Arbeiter- Annoncen die breispaltige Beile ober beren Raum 1% Sgr.

druckte eine kurze Notiz, die wir über Laster ge­bracht hatten, einfach ab; die Boltszeitung" witterte nun sofort ein Bündniß zwischen uns und der Kreuz­ zeitung " und gab diefem genialen Gedanken Ausdrud. Nun schreibt die Kreuzztg." folgendermaßen:

"

Die fortschrittliche Boltszeitung", dieselbe, welche vor. geftern die Krenzzeitung" des Liebeugelus mit den Social­Demokraten" anflagte, weil wir unsern Lesern eine Bemer tung des Soc-Demote." über Lasker mitgetheilt, schreibt heute in einem Bericht über die Aufführung von Sardon's " Rabagas":

Auch die durch the Auftreten im Reichstage in letzter Beit vielgenannten Social- Demokraten Haffelmann und Hasen­clever saben sich lachenden Mundes die harmlosen Karita­turen Sardon's an."

Man stelle sich vor: die Kreuzzeitang" hätte in threm geftrigen Berichte über jene Theateraufführung so zärtliche Blicke auf die Herren Social Demokraten Haffelmann und Safenclever geworfen, wie die ,, Boltszeitung" auf deren ,, la­chenden Mund" wie wil de das in den Kram des Fort­

-

schrittsblattes gepaßt haben.

"

Die Volksztg." in ihrer Todesangst, des Lieb­ängelns mit der Social- Demokratie geziehen zu wer= den, replizirt nun:

-

-

"

Wir müffen aufristig gestehen, daß der Krenzzeitungs­gebante, die politische Haltung eines Blattes nach den Thea terreferaten zu beurtheilen, ebenso neu als überraschend ist; barauf wären wir nun nicht gekommen. Leider bleibt die Schärfe des Erkenntnißvermögens jenes frommen Blattes weit hinter der Raschheit seines Urtheils zurück, denn es ge­hört unseres Erachtens nach wenig Scharfsinn dazu, um ein zusehen, daß die zärtlichen Blide" unseres Referenten auf die Führer der Social Demokraten nicht weiter gingen, als es fich darum handelte, die Wirkung der Sardon'shen Perft­flage an geeigneten Objekten zu konstatiren. Sarbon wollte mit der Geißel der Satyre die falschen Freiheitshelden und namentlich die revolutionären und communistischen Phrasen­drescher treffen; wäre ihm das gelungen, so wileden die Herren Haffelmann und Hasenclever, welche die Pariser Communisten tore Brüder nennen, nicht gelacht, sondern sauer dreingeblickt haben. Das wollte unser Referent mit dem Ausdrud ,, lachenden Mundes" sagen. Wie fein sich die Volkszeitung" herauszuwickeln fucht, indem sie die Heiterkeit der Herren Hasselmann und Hasenclever auslegt. Die genannten Herren aber finden die Sardou'schen Perfiflagen sehr gut, und deshalb haben sie gelacht; der feige Phrasen­held Rabagas ist weder ein Socialist, noch ein Com­munist, sondern ein Demokrat à la Dunder aus dem Jahre 1848 oder aus der sogenannten Konflikts­zeit, ein bürgerlicher Demokrat( Ollivier, Favre, Gambetta Dunder, Schulze c. 2c. an ihre Adresse hat sich Sardou gewandt). Etwas socialisti­schen Beigeschmack mußte Sardou der jetzt herrschen­den Richtung halber wenigstens einem von den un tergeordneteren Helden geben. Im Uebrigen hat ja die Worte Freiheit und Gleichheit wohl Nie­mand mehr im Munde geführt, als die deutschen Phrafendrescher aus dem Jahre 1848, welche fich gegenwärtig auf den deutschen Parlamentsbänken, ja sogar im Herrenhause und in den Ministerien her­umdrücken, und daß Duncker und Genossen im letzte= ren noch nicht untergebracht sind, verdanken file nur dem Umstande, daß sie zu dumm und untauglich find. Daß Sardou die Brüder der Herren Hasen­clever und Hasselmann mit jenen vorgeführten Maul­helden gar nicht meinen kann, dafür legen die Juni­fämpfe im Jahre 1848 und die Voltserhebung im März und April 1871 zu Paris rühmlichst Zeugniß ab, und zwar für die persönliche Tapferkeit und den Heldenmuth der Communisten. Sardou ist Bona­partist; von dieser Stellung aus höhnt er die bür­gerlichen Schwäßer und Feiglinge. Die Bonapar tiften aber anerkennen jedwede Tapferkeit, und ſole will Sardou den Pariser Communards ganz bestimmt nicht absprechen. Hierzu ist nur ein deutscher Lohnschreiber der Volkszeitung" fähig.

-

Nochmals: Sardou hat recht glücklich das fort­schrittliche Lumpenthum der letzten 25 Jahre gezeichnet, und deshalb saßen Hasenclever und Hassel­mann lachenden Mundes" da.

17

Rede

des Abgeordneten Hasenclever bei Gelegenheit der Debatte über das Impfgesetz am 6. März. Meine Herren! Der Abgeordnete Herr Dr. Löwe nöthigt mich zu einer Erklärung.

Daß unser Amendement in den Rahmen dieses Gesetzes