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Rendsburg  , 27. Jan.( Bersammlungsbericht.) Am Montag, den 25. die, hielten wir im Coloffeum" eine Boltsversammlung ab, bie von circa 500 Berforen besucht war. Ueber die Tagesordnung: Das Schul- und Unterrichtswesen, referirte Herr Wabenhaufen aus Altona  . Nach dem derfelbe seinen Vortrag beendet, forderte der Borflgende zur Interpel fation auf; es meldete fich jedoch Kelner  , obgleich die Lehrer Rendsburgs in der Bersammlung vertreten waren. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die heute hier tagende Versammlung erklärt sich mit dem Bortragi des Herrn Referenten, behufs des Schul- und Unterrichtswesens, einverstanden, und weist jedes Balliativmittel, ale da sind: Bildungsvereine a. s. w., entschieden zurüid Nach einer Pause von zehn Minuten referirte Serr Radenhansen noch über die Thätigkeit des Reichstags in seiner letzten Seffion. Fr. Rohweder, Schriftführer. Greig, 23. San.( Bolksversammlung.) Heute hielten wie eine Arbeiterversammlung im Reußischen Hof bei Greiz   ab mit der Tagesord nung: Die feßige Arbeitsstockung und deren Urface.

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holen; und um Balber zu bekommen, mußte er erft einen Schnei großen Heereehaufen, deren einen er selbst, den anderen Konrad er mit 900 Gulden nach Nürnberg  , dem großen Balvermarkte, der Schul heiß von Marburg  , führte. Zu Hünfeld   traf Iter  für Freund und Feind, abfchicken. Rettrag, Hülfe für fein Vit der Coadjutor Johannes mit ihm zusammen, sich selbst zu ent­fab er noch immer einzig durch das Schwert, nur auf der Schäfbuldigen und für die Landschaft in der Buchen Fürsprache ein Er hatte ohne Auftrag, auf eigene Haud den Ritt ge­delftätte der alten Welt die Möglichkeit einer neuen, befferen, nur zulegen. im Untergang der Tempel und ihrer Priester die Befreiung des than. Als die Bauern seine Abwesenheit wahrnahmen, schrieen Geistes, nur im Ende der Aristokratie und ihrer Frohnen die über Flucht und Verrath. Johannes hatte seinen zwölffährigen Noch immer Bruder, den Grafen Poppo im Soloffe zu Fald zurückgelaffen. Erlösung des Leibes und des Lebens erreichtar. Die Bauern überfielen und plünderten das Schloß und suchten zweifelte er nicht am Siege, wenn nur alle Haufen einig wären und sich nicht einzeln abfangen, betrügen ließen. Er kannte das und fragten na dem jangen Grafen, um ihn zum Schloß bla­Boll, das dem, der es hundertmal getäuscht, Vertrauen und Herz auszuhängen. Aber ein treuer Kellner hatte ihn im Reller unter Ihm erschienen die Herren, je ges äffer so wohl verborgen, daß sie ihn nicht fanden. Auf das doch immer wieder schenkt. fälliger le fich zeigen, desto gefährlicher; nicht ihre Waffen, aber Gerücht, der Coadjstor habe sich nach Kaffel geflüchtet zum Tand­so ihre Falschheit, ihre Friedensränke und Lifte fürchtete er. Und grafen, ihrem in Anzug begriffenen Feind, rasten die Banern auf's Neue. Sie suchten allenthalben umber nach dem zwölf­seine Farcht wurde für den ganzen Bolkskampf wahr. Pfeiffer zwang Münzer, viel zu frühe loszuschlagen. Pfeiffer jährigen Grafen, mit dem Geschrei: Wo ist das Herrlein? wo Er ist das Herrlein? bätten wir's, wir wollten gewiß Frieben glaubte, Münzer's Zögern verfäume die beste Gelegenheit. achtete nicht, daß Münzer ihm nachwies, wie sie noch lange nicht machen." Aber drei Tage blieb dasselbe unsichtbar unter den start genug, die benachbarten Bauern noch nicht alle rege mären. Fässern, und jezt, am 3. Mai, stand Philipp vor dem Frauen. Es trieb, es riß ihn hinaus in's Feld. berg.

Lokal ziemlich eine halbe Stunde von der Stadt entfernt ift, le batten fich

doch die Arbeiter von Stadt und Land sehr zahlreich eingefunden. Herr August Zwiebler aus Altenburg   übernahm das Referat und erledigte das felbe zu Aller Zufriedenheit. Außerdem for ere ich alle Bartelgenoffen und Leser des Neuen Social Demokrat" von Greiz   und Umgegend, welche am Jahresschluß das Abonnement versäumt haben, auf, jetzt wieder auf die Monate Februar und März zu abouniren. Hermann Bischoff  .

Die Klagen der Armen.

( Nach Nob. Southey)

Und warum flagt das arme Bolt?" Frug mich der relche Mann. " Komm, sprag is, geh hinaus mit mir, ,, Daß ich's dir sagen kann!"

Swar send, und im Schneetuh lag Der Straßen ö>' Revier;

Wir hatten Rock und Mantel an

Und dennoch frozen wir.

Ein alter Mann trat auf uns zu; Sein Haar war dünn und weiß. Warum er jetzt toch draußen fel, Frug ich denselben Greis.

Er sprach, es wäre freilich falt, Doch Fener hätt' er nicht; So bat' er benn um Gaben noch Bei Frost und Sternenlicht.

Wir fah'n ein jung barfüßig Kind In schlechter, bitrft'ger Tracht; Ich frug, warum es draußen sei In solcher Winternacht.

Es sprach: Mein Vater ist zu Haus; Strant liegt er auf den Tod;

D'rum hat man mich hinausgefchidt,

# 3u betteln noch um Brot!"

Auf einer Frauen bleich Gesicht

Fiel der Laterne Schein;

Ein Kind im Korb, eins an der Brust­

So saß sie auf dem Stein.

Ich frug, was fle verzöge nur

Im eif'gen Abendwind:

Umschauend, hieß fie flille sein Im Tragekorb das Kind.

Danach: Mein Mann ist ein Soldat, Schlägt in dem Kriege fich;

Nach meinem fernen Kirchspiel d'rum " Heimbetteln muß ich mich." Gefunt'nen Auges, leicht geschürzt Sah'n wir ein Mädchen dann;

Mit frechem Blick der Buhlerin

Trat sie die Wandler an.

Ich frug: Was Süßes hat die Schuld,

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Das dich zu spätem Harm,

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Das dich zu Schmach und Slechthum lockt?"- Sle fogte: Ich bin arin!"

D'rauf zu dem Reichen wandt' ich mich:

Da fland er sprachlos schier;

Du frugft: Was flagt das arme Bolt? Und diese segten's Dir!"

Thomas Münzer.

( Fortsegung.)

In's Elsaß   waren die ersten Funken durch Thomas Münzer getragen worden; er ging den Elfaffern als Opfer für das, was er gewollt, voran.

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Um nicht seinen Einfluß zu verlieren, mußte Münzer jetzt persönlich auch ausziehen. Ein in Langenfalza ausgebrochenen Tumult gab ihm die nächste Gelegenheit. Am 26. April erhob er sich, feinen Brüdern dort zu Hülfe, mit seiner Leibwache vor 400 meist fremden Bewaffneten, und seinem Feldzeichen, einer weißen Fahne, darin ein Regenbogen stand. In Langenfalza flegte die Bewegung, und die Baneru von Urleben   wollten Erich Bolkmar, den Erftgebornen Sittichs von Berlepsch, zum Fenster hinauswerfen nur die Amme, die, wie za Caftell, hoch un) theuer ihn für ihr Kind ausgab, reitete ihn. Münzer's Shaar wurde vor dem Thore reichlich bewirthet, und er zog weiter bis nach Tungeda   und machte gute Beute. Da tam ein Swarm Eiche felder zu ihm mit neun Wagen voll geistlichem und weltlichem Herrengut: Lebensmitteln, Hausrath, Geschmeid und Kirchenglocken. Münzer empfing fie sehr wohl, hielt ihnen eine Predigt vom Die Ange Pferde herab und theilte die Beute unter fle aus. tommenes baten ihn, fie weiter in's Eichsfeld   zu führen; er zog mit ihnen auf Heiligenstadt  , wo er einen Sieg erfocht, und wo alle Bürger zum Bunde schworen; von da weiter nach Duder ftadt. Auch hier machten die Bürger einen Band mit ihm, und er zog wieder ab, nachdem er hier wie dort die Güter Baals und Nimrods", der geistlichen und weltlichen Herren, eingefordert hatte. Zu gleicher Zeit war Pfeiffer nach der anderen Seite ge­zogen, hatte manchen edlen Herrn von Haus und Hof getrieben, und die Schlöffer Schlotheim  , Biffingen, Almenhausen  , Seebach, Arneberg und andere gebrochen. Im Shlosse zu Shlotheim hat ten die Bauern nach der Erflürmung die Edelfrau, welche Seche wöchnerin war, aus dem Bette geworfen und Bett und Tücher hinweggeschleppt. Seit diesen glücklichen Erfolgen waren die Bauern aller Orten umber gar freudigen Mathes. Daß fie Glüd hatten, das machte fie beijig." 3a Keula   ließen sie fich eine ganze Braupfanne voll Fische fleden, die sie aus dem Teiche langten, um sich auch einmal satt Fische zu effen. Bom 30. April bis zum 12. Mai wurden alle Klöster vom Fuße des Harzes bis zur Einmündung der Unftrut in die Saale  , von der Grafschaft Grubenhagen  , Hohenstein und Stolberg   bis Freiburg  , durch die ganze goldene ue hindurch, eingenommen und die Klostervorräthe und Gelder für die Zwecke des heiligen Krieges zu Handen ge­bracht": zu Wallenried, Itfeld, Volkerode  , Ballenstedt  , Nordhau­fen, Sangerhausen  , Kolbra, Michelstein, Ilsenburg  , Himmelpforte, Trubigt, Wafferleer, Showen, Langelen; einzelne, wie das Klo­fter Heuseburg, gingen in Flammen auf. In der Grafschaft Mansfeld   wurden namentlich die Klöster Sittichenbach, Rhode, Wimmelburg   und das zu Eisleben   heimgefnäht, Holzzelle ver­brannt.

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Der einundzwanzigjährige Landgraf versammelte zu Alsfeld  seine Lebenslente und die Fähnlein seiner Städte und sprach ihnen an das Herz. Am Shluß forbete er ein Zeichen, weffen er sich zu ihnen zu versehen habe, und alle redten mit freudiger Bewegung die Schwurfinger empor und riefen, zu ihm Leib, Gut und Leben setzen zu wollen. Da zog er mit Math gegen seine Bauern. Auf dem Marsch traf er auf einen Herold der Bürger von Hersfeld  , der um Geleit für vier Rathsherren zur Unter­handlung nachsuchte. Der Landgraf schlug es ab, und die Stadt ergab fich und huldigte. Die Bauern hatten sich vor ihm auf Fulda   zurückgezogen. Aber auch sie schichten Daniel von Fisch­born mit anderen Abgeordneten zu gütlicher Handlung an ihn, welche der Bauern Unternehmen rechtfertigen sollten. Philipp antwortete kurz, fle haben keine Gnade zu hoffen, wofern fie nicht von ihren Aufruhren abließen und Sicherheit ihres Gehor­fams gäben. Die Versammlung in der Buchen war damit wenig vergnügt und fachte sich zu verstärken. Der oberste Hauptmann Dolhopt, der Uhrmacher, musterte den Haufen, bei dem die Mann­schaften aller verbündeten Städte und viele buchonische Ritter waren. Herr, wie gefällt Euch mein Kriegsbeer? rief er vorbei­reitend dem Coadjutor Johannes zu.

Der Landgraf nahm schnell Noßdorf und Hünfeld   mit zwei keinen( meiner) Apostaten, aber alle Setten sonst anzunehmen; bei den Aerzten nichts zu übersehen; Frauen Sülfe selber zu er­zeigen; den Martialischen, Saturninischen, Melancholischen Rath zu ertheilen u. s. w. Das Alles bei dem, so mich geschaffen hat, zu halten, gefob ich."

Münzer wollte sich nicht übereilen; er wollte den rechten Augenblid erwarten, warten, bis der Aufstand durch die Zeit und Gewohnheit Stärke gewänne und eine vollkommenere Organifa tion; bis die waffengeübten handfeften Bergknappen aus dem Harz  bei ihm wären, die Oberschwaben   und andere Saufen die erften Schlachtflege über die Fürfen gewonnen hätten. Er wollte sie alle zum Rückhalt haben, und dann erst von seinem Mühlhansen aus sich erheben. Er kannte ihn wohl, den größeren Theil seluer Thüringer: das waren keine Schwaben, die von Jugend an der Fahne gefolgt, im Kriege heraufgewachsen waren; keine Franken, wie Herrn Florian's schwarze Schaar; teine Schützen, wie die in den Alpen   und im Elfafferland: der Erbscholle mühsam fümmer lich den Unterhalt abzuringen, war ihr Tagewert, Sade und Spa­ten die einzigen ihnen gewohnten Waffen. Auch waren um ihn her nicht, wie anderswo, gute Geschüße aus den Schlössern zu der Eid, den er einst sich selbst geleistet, und den ich deshalb hier wiederholen will. Das gelob' ich," fagt er, meine Arzenei zu vollfertigen und nit von der zu weichen, so lang mix Gott das Amt vergönnt, und zu widerreden aller falschen Arznei und Leh­ren, teine Hoffnung in hohe Schulen zu feßen, item der Barette ( Doktorhut) nit nachzustellen, item, demselbigen nicht Glauben zu schenken; dann, die Kranken zu lieben, einen jeglichen mehr, als wenn es meinen Leib beträfe, den Augen nit zu verlassen( d. h. dem Augenschein nicht zu vertrauen), sondern zu urtheilen nach den Unzeigen; auch keine Arznei geben ohne Berstand, noch Geld ohne Gewunnen( Verdienst) annehmen; teinem Apotheker zu vertrauen, kein Kind dem Gewalt( Kloster) befehlen; nicht wähnen, sondern wiffen, desgleichen keinen Fürsten arztneien, ich hab denn den Ge­minn im Seckel,*) keinen Edelmann auf seinem Schloß, keinen Mönch, teine Nonne in ihrem Gewalt( Kloster); in Franken und Natur. Böheim nichts arztneien, und wo ein Arzt frant liegt, am theuer­ften zu behandeln für das, so mich einmal Einer ließ nimmer ( im Spital) annehmen; in der Ehe, wo Untreu bemerkt wird, es sei Frau wider Mann, oder er wider fle, mit der Arztnei fie nicht zu übernehmen, Geistlichen in ihrer Krankheit nichts zu verhän­gen( verordnen), wo Klage ist, Alles( mir zu Bezahlende) fahren lassen. Wo die Natur versagt, nit weiter zu verfuchen; wer mir den Lidlon( Lohn) vorhält, mein nicht würdig zu sein, erkennen;

Festen und Reiche ließen sich nämlich zwar von ihm wegen seiner Berühmtheit behandeln, bezahlten ihn aber oft nicht, denn einem Keter" bre, so lehte ja ble Airche, niemand zu halten, was er vessprachen.

Hohenheim   war ein Original. Darum galt er vielen un so mehr für absurd. Er ist ein Edelstein, den die Unwissenden mißachteten, und der um fo heller glänzt, je mehr die Kritik unserer Zeit ihn geschliffen hat. Auf den vier Säulen baute der wackere Mann seinen neuen Tempel der Medizin auf, und un­vergänglich steht auf der Schwelle sein Name geschrieben, über den hinwegschreiten Alle, die in den Tempel der wahren Medizin eintreten, sei es zu lernen, sei es weiter zu bauen. Sein Name trennt alte und neue Wedizin, alte und neue Wissenschaft der

Aber nicht die Säulen nur, auch des Tempels Kuppel hat dieser alte Meister in seinem Geift entworfen, die Idee der Welt­einheit, und daher die Einheit der Wissenschaft.

Hohenheim   faßte die Welt auf als ein unendliches, einheit liches Ganze; sofern eine lebendige Kraft, ein feiendes( A- wesen) und Auwirkendes ist, nennt er es Gott, sofern es sich in der Gesammtheit alles dessen, was ist, offenbaret, nennt er es Natur. Die Natur ist die Offenbarung Gottes. Alles Einzelne ift seinem Wesen nach göttlich. Alles ist organisch belebt. Alles Werden ist ein Nothwendiges, auch das Sterben ist nur ein Wer den, eine Berwandlung der Form des Daseins. Die Weisheit besteht darin, dies göttliche Werden und Wesen aller Dinge zu

Der Coadjutor, der sich selbst einen Theilnehmer des Auf­rubrs schelten hören mußte, hatte von dem Landgrafen nichts er langt, als die Erklärung, daß er sich mit ihm verständigen wolle, wenn er feine Unterthanen, statt fte zu entschuldigen, zur Nieder­12,000 Goldstücke, welche der ber­legung der Waffen bewege. mittelnde Graf von Solms bot, hatten ihn so weit besänftigt. Während fle so miteinander verhandelnd auf   Fulda reiten, erblickt der Landgraf das Lager der Bauern vor   Fulda auf dem Frauen­berg, er entbrennt und bricht trosig alle Unterhandlung ab. Leib und Gut der Anführer, ruft er, wolle er haben. Die Bauern hatten den zerstörten Frauenberg in der Schnelle, so gut es ging, befefligt; fie hatten Schloß und Stadt inne, aber fe hatten Durch das Feuer der wenige, der Landgraf viele Geschüße. Testeren und den ersten Angriff nahmen die Landgräflichen den Berg, und die Bauern zogen sich in die Stadt hinab und in's Stift. Von der Stadt aus vertheidigten fie fich muthig; als aber die hessischen Feuerschlünde eine Zeitlang vom Frauenberg herab die Häuser beschoffen hatten, öffneten die Bürger die Thore; der größere Theil der Bauern zerstreute sich, 1500 floben in den Schloßgraben. Hier ließ sie der Landgraf einschließen, drei Tage allen Daalen des Hangers und Darftes preis, ohne ihre Ergebung anzunehmen. Am Abend des dritten Tages ließ er sie heraus. Die Unglücklichen ranften fich um das Gespüle an der Schloß­tiche. Man warf ihnen das Brot vor, gleich unvernünftigen Thieren, fie mußten fich mit höhnischen Worten schmähen und fagen lassen: Wo ist nun ein schwarzer Bauer und evangelischer Gott, der Euch jezt Hülfe und Beiftand thne?" und die gefange nen Hauptleute: Sans Dolhopt, Henne Wille, Johann Kugel und Hans von Rom, auch den Feldprediger der Bauern, ließ der Landgeaf vor dem Schloß enthaupten und ihre Köpfe über den Thoren anf Spieße stecken; die andern ließ er halb verschmachtet fich heimwärts schleppen.

Den Coadjutor strafte der Landgraf dadurch, daß Abt und Konvent za   Fulda, die Ritterschaft und das ganze Land fortan ewig mit Lebenspflicht dem Landgrafen von   Hessen unterthänig zu fein geloben mußten, während die Landgrafen bisher Lebensleute der Ab ei waren. Dazu wurden ihnen 4000 Goloftücke für die Beutelöfang, 15,000 für Kriegstoften angefeßt, von den   Fuldaer Unterthanen schwere Geldbußen und ihr Vich genommen. Alle Geschüße der Fuldaer nahm der Landgraf mit, eilte auf   Vach und  Friedewald, unterwarf   Schmalkalden; überall zogen sich die Bauern eilig vor ihm zurüd, und er stand jetzt fiegreich zwischen inne, zwischen Franken und   Thüringen.

Die Engherzigkeit der   Oberfranken, welche das Bündniß mit denen auf der Falda zurückgewiesen, und welche foeben diese ihre Brüder im Stich gelaffen hatten, follte fich an ihnen selbst nur zu bald rächen. Der Mangel an Gemeinfinn,   Deutschlands altes Unglüd, war auch hier das Verderben: fie fühlten sich nur als Schwaben, Franken,   Thüringer, und nicht einmal dieses, sondern als Ober- und. Niederschwaben und Ober- und Niederfranken, und die Einen sahen die Andern mit Augen an, als wären fle Fremde.

Das vereinigte Heer des Landgrafen, des Braunschweigers und Herzogs Georg von Sachsen zählte 2600 Reifige und 6000 zu Fuß, und überaus viel treffliches Geschütz. Der neue Chur­fürst von   Sachsen, Johann, war mit 800 Reifigen und 2400 zu Fuß im Anzug. Am 15. Mai zeigten sich die drei Ersteren vor  Frankenhausen. Es tam sogleich, doch ohne sonderlichen Schaden, mit den Bauern zu einem kleinen Gefecht. Der Landgraf hatte ohne Berzug angreifen wollen; dann, aber seine Leute, weil sie zu erschöpft waren, in ein Lager zurückgeführt, um sich zu er quiden. Münzer, als er dies sah, hielt es für Furcht und ließ eine Fallonetkugel unter die räckziehenden Reiter abschießen, wo­durch ein junger Edelmann, Matern von Gehofen, eines alten Mannes einziger Sohn, toetgefchoffen wurde.

Münzer hatte sich an der Anhöhe über   Frankenhausen ge­lagert, die noch jetzt der Schlachtberg heißt, eine farte Wagen­erforschen, zu erkennen, nach ihm sich selbst bewußt zu verhalten.

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Auf diesem Standpunkte mußte   Hohenheim freilich auch ein gefährlicher Gegner der Kirche werden. Er ward es. Er eiferte gegen die Kirche, ihre leeren Ceremonien, Heiligen- und Reliquien­dienfte, mit denen die Geiftlichen das Bolt betrogen, denn Gott allein das Herz haben will, nit die Ceremonien". Er eiferte firner gegen das Priesterthum überhaupt; Priester sind mehr denn überflüfftg, denn ela jeglicher Mensch ist ihm selbst der Nächste bei   Gott", das heißt sein eigener Priester. Er war daher auch tein Kirchgänger; er verachtete, was er in der Kirche geschehen fah. Mit solchen und ähnlichen Grundsägen hatte   Hohenheim natürlich aufgehört, ein Katholik zu sein, aber er blieb es äußer­lich, denn der Protestantismus war für seinen freien Geist ein viel zu enges, aus alten und neuen Vorurtheilen gemauertes Bollwert, in das er sich nicht schiden konnte. Natürlich!   Luthers Weltanschauungen und chriftliche Grundlehren gehörten der alten Welt noch an, waren fatholisch", wie er selbst mit Eifer nach­wies: Hohenheim's Geist war dieser Fesseln ledig, er that einen freien Blick in die Natur der Dinge und ward dadurch ein prinzipieller Prophet der neuen Welt. In speziell religiöser Hin­ficht geht durch seine Schriften eine tiefe Frömmigkeit, aber fie gehörte einer Gemeinde an, die erst in der Zukunft geboren wer­den sollte, denn", sagte er, von allen Setten, die jest blühen, besitzt keine die wahre Religion; man muß daher den Text der heiligen Schrift ohne alle subjektive Auslegung lesen, bis einst in einer fünftigen Zeit die wahre Religion erscheinen wird."

Shluz folgt.)