gründlicher eingeschäßt werde. Er empfahl die eingehendsten Recherchen, die auch schon zur Ergänzung des vielfach seitens des Publikums unvollständig gelieferten Materials nothwendig seien. Die Personenstandsaufnahme habe eine äußerst ungünstiges Re­sultat ergeben; die Bewohner feien bei derselben im Allgemeinen wenig entgegenkommend, wohl aber vielfach renitent gewesen, so daß man in Hunderten von Fällen die noch nicht eingegangenen Liften gegenwärtig im Wege der administrativen Erefution von den Betreffenden einziehen müsse. Die Beweglichkeit der Bevöl­ferung erschwere der Steuerverwaltung ferner die Ergänzung des Materials und feien augenblicklich von den Steuerzahlern für 1875 als nicht zu ermitteln 32,000 Personen notirt. So lauten die Rlagen jener Rommiffion. Wir wüßten ein sehr ein­faches Mittel zur Abhülfe, nämlich das allgemeine Wahl recht für die Gemeinden, und so lange Zepteres noch nicht eristirt, wenigstens die Wahl der Einschägungskommission burch allgemeines Wahlrecht. Findet Letteres statt, bann bat die ganze Bevölkerung ein regeres Interesse an der Ein­schägung. Gegenwärtig betrachtet die Arbeiterklaffe dieselbe mit Recht als eine Laft, bei welcher sie fein Wort mitzusprechen, sondern nur nach Geheiß der meistbegüterten Einschäzer zu zah Ten hat. Es wird deshalb ein förmlicher passiver Widerstand geübt, und die alte umständliche, zopfige Einschägungsmaschine bersagt jeden Augenblick den Dienst.

Innere Parteiangelegenheiten.

Zu Agenten des Vorstandes wurden ferner ernannt: Für Altenburg  ( S.-A.): 2. Kamgrad, A. Ziegler. Altendorf: J. Mint Augsburg: F. Hörauf, G. Neuner. Burkhardtsdorf  : 6. G. Görner, C. F. Görner. Frankfurt   a. M.: H. Mattfeld. Freiburg  : H. Hendrichs. Fürth  : F. A. 8d. Geestendorf: F. Krenz, Heinemann. Hausen  : A. Sattler, P. Hofmann. Kauf­beuern: J Neuhäuser, E. Bröll. Kirchhain   i. 2: F. Jordan, G. Schurig. Leubnis: E. Böhr. Limbach: F. A. Lautenschläger, F. Drechsler. Limmer: H. Reichenbach, H. Helmke. Osnabrüd: J. Otto Bommerensdorf: Fuchs. Reichenbach i. S.: R Müller. F. Groß. Nochlit: F. Männel, W. Schier. Schwabing: N Greußling, F. Merkel. Stötterig: E. Hoffmann, G. Bierling, Stolberg  : F Frenzel, C. Becker.

Wir bitten, bei neuen Anmeldungen die genauen Abreffen beider Agenten( beim Sekretariat) angeben zu wollen. Hamburg  , den 14. September 1875.

Mit social- demokratischem Gruß

J. A:

J. Auer. C. Derossi. Gr. Rosenstr. 36, II.

Breslau  , 10. Septbr.( Der Kaifertag. Das Sedanfeft.) Die Zeiten sind bekanntlich schlecht, sehr schlecht, die Fabrikanten geben an den hohen Arbeitslöhnen vollständig zu Grunde und die reichen Geschäftsleute befinden sich in folch' fchweren Nöhn, daß fie, se gern fie auch wollen, au nüßlichen Zwecken tein Geld bergeben fönnen. Um so mehr ist ihr Patriotismus zu bewundern, um so mehr ist es anzu erlennen, daß fie sich gegenwärtig förmlich darum geriffen haben, die zum Rönigsmandoer durchreisenden hohen Gäfte bei fich aufzunehmen, ein Bergnügen, das fich nicht jeder Lump erlauben tann. Böse L- ute behaupten zwar, daß unter dem Löwenfelle auch hier die Eielsobrea herv ischauen, d. h., daß die Herren Geheimen und Wirklichen Rom merzten und Rommissionsräthe hinter ihrer Ganfreundschaft auch hier so ein geheimes Belüftchen nach dem sächsisch ernestinischen oder med, lenburgischen Orben verstecken, und daß es ihnen namentlich um einen Rangstreit zu thun sei, wer einen wistlichen Fürsten oder nur einen General oder gar nur Nojutanten in's Quartter bekommt wie gesagt, tönnen nur so schlimme Leute, wie de Socialisten fagen, jedes echte Preußenherz" fühlt mit den Herren und weiß, wie aufrich­tig fie es meinen. Ebenso tönnen nur schlechte Patrioten fich darüber moquiren, daß die Stadt Breslau   für den Empfang 30,000 Mark be. willt und jedenfalls mehr als fünfzigtaufend Mart verbraucht hat. Hat man denn dafür nicht das Stadttheater von innen und außen re­nomirt, hat man denn nicht eine g oßartige via triumphalis aus to. loffalen Maftbäumen mit gewaltigen Guirlanden hingestellt? 8war wäre es vielleicht beffer gewesen, das Theater zu unterstüßen, statt zu renovi en, war wären manche Straßen der Neupflasterung bebü ftiger gewesen, als diejenigen, welchen man sie zu Theil werden in ß, aber das find unpatriotische Gebanten. Und nun erft gar die Roloffal. gruppen, Silefia und Wratislavia darstellend, welche man, um die traurige rece am Berührungspunkte der Shweidnißerstraße mit der Promenade zu verdecken, aus Gips und Pappe hergestellt bat!

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Zunftgebräuse und Mißbränge.

Aber das,

Es sind uns eine Anzahl alter Altenstücke in die Hände gekommen, betreffend die Regeln, das Verfahren der zünf­tigen Gesellen, die Arbeitseinstellungen, die Duelle der Gesellen und sonstige Gegenstände des socialen 2 bens bor 40 bis 50 Jahren. Und wir glauben, daß es für unsere Leser interessant sein wird, dieses jest fast verschollene Leben und Treiben unserer Väter sich genau zu vergegenwärtigen. I. Die Bräuche der fremben Gesellen des Maurer­

gewerks.

1. Das Willkommtrinten. Beim Willkommtrinken, welches dem Junggesellen[ Junggesellen find die Gesellen so lange, bis sie die Stadt, in welcher fie ausge lernt haben, verlassen und sich in einer anderen zünftigen Stadt die Brüderschaft erworben haben] von den beiden Bürgen oder Schentgesellen gelehrt wird, und wozu er vor seiner Freisprechung brei bis vier Wochen Zeit erhält, spricht der erste Schenkgesell, indem er ein weißes Schnupftuch in die rechte Hand nimmt und demit den Willlommen anfaßt:

Also mit Gunst und Erlaubniß, daß ich meine Hind an den Ehrbaren Willkommen lege und ihn von der Eorbaren Handwerkstafel aufbebe; also mit Gunst und Erlaubniß, daß ich dem Ehrbaren Willkommen sein Haupt entblößen laffen mag.

Es wird alsdann der neben ihm stehende Gesell biezu auf­gefordert. Dieser nimmt sein Schnupftuch in die rechte Hand, faßt den Deckel des Willkommens damit an und spricht, indem er iha abnimmt:

Also mit Gunft und Erlaubniß, daß ich dem Ehrb. Will­tommen sein Haupt entblößen mag, nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit, also mit Gunst

Nun spricht der erste Gesell, der den Willkommen ange­faßt bat:

Alo mit Gunft und Erlaubniß, daß ich den Ehrb. Will­kommen von der Ehrb. Handwerkstafel aufheben und an meinen Mund segen und einen Ehrentrunt daraus vor der ganzen Ehrb. Gesellschaft thun mag. Vivant es leben die Herren Aeltesten, Labenmeister, Mitmeister, Altgesellen, einheimische und fremde Gesellen!

Alle, die hier in Arbeit stehn

Und auf grüner Hide gehn;

Die nach guter Arbeit trachten

Und das Handwerk der Maurer und Steinhauer

hochachten!

Bivant hoch!

Nächstens macht man berartige Figuren wohl noch aus Pfefferkuchen, damit sie das liebe Belt doch wenigstens hinterher als Eatspädigung für den Schrecken verspeisen tann. Denn Schrecken tann schon das bloße Aschauen dieser Knstwerte" verursachen, d ren Kopf nicht im

geringften Behältniß zum Körper steht, während zugleich die Wra tislavia"( Breslau  ) eine ganz metoürdige Stellung einnimmt. Doch nicht über diese Figuren will ich berichten, sondern über den Empfang, den man sich nach dem, was die hiesige nationalliberale und konserva tive Presse vorher geschrieben hatte, überaus erhebend" vorstellen maßte. Die Presse wurde z. B. durch ihre in Unterthänigkeit erfer. benden Stmeicheleien förmlich beleidigend. Die Schlesische Presse" 3. B. schieb: Rufer Wi helm sei größer als Friedrich der Große  , denn man höre" Friebrich war sein eigener Bismard und Molite, er machte alfo Alles wirklich selbst, und Wilhelm I.  " hatte das nicht

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no hig, müßte jedenfalls hier folgen; statt dessen steht aber: ift tein absoluter Monarch und mußte feine Weisheit gerade im Nachgeben eigen." Soon gebet! Doch selbst troß diefer geiftvollen Baral. lle, trop der Versicherungen, daß die aroßartigen Anstalten ganz im Sinne des Voiles( foll heißen der Börsian rzc.) gemacht worden feien, daß daß das Volk mit Begeisterung den Kaifertagen entgegensehe, war von einem besonderen Enthusiasmus nichts zu spüren. Eine unzählige Menschenmenge hatte sich eingefunden, namentlich hatte die Provinz ein bedeutendes Rontingent gestellt, und über zwei Stunden harrte man ber Ankommenden. Doch als endlich der Kaiser tam, angefündigt schen durch die seinem Wagen voranziehe den Küraffiere, Vorreiter und selbst durch die nur seinem Gespann eigenthümlichen 4 Pferde, da verkündete tein Luft erschütterndes Hurrah schon von Weitem feine An funft, es schwenlten nur Einzelne die Müzen, die große Masse verhielt fich ruhig. Die Rationalliberalen fagen, sie war Derblüff", davon fann aber bei so langer Erwartung wohl teine Rede sein. Die meisten Harrahs erntete Molite, ich will nicht sagen, warum. Auch die Jalu hatte sich wenig angeftrengt. Jedenfalls find die Hoffnungen der Ba mination war nur Seitens der Berwaltung großartig, der Burger trioten" auf gewaltigen Trubel schmählich geknudt, wenn fie es auch natürlich nicht zugestehen werden. In der am legten Montag abge haltenen Barteiversammlung ftand der S- dantag" auf der Tagesord nung und war der sonst so schwach befeste Saal zum Drüden voll. Herr Reinbers, Herr Shuhmacher und Referent erklärten sich unter Beiftimmung des ganzen Auditoriums gegen die Einführung eines Rationalfeiertages", der einem blutigen Siege seine Entst- hung ver danten solle. Hierauf fand noch eine D batte über eine rein lotale Angelegenheit ftatt. Sonnabend, den 18 dfs.., feiert die biesige Partei ein großes Fest, über dessen Berlauf ich seiner Beit berichten werde. Mit G. an alle Parteigenoffen F. Gl.

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Mannheim  , 10. Sept.( Swulitäten unserer national. liberaten uno bourgeoisdemolcatlichen Rämpen.) Wer ist ein Proletarier? Diese Frage beschäftigt alle Gemüther in der hiesigen Stadt, mit Ausnahme unserer Gesinnun sg noffen. De Hergang ist folgender: Die Wahlen zum badischen Landtage gehen vor sich, aber es findet eine flechte Betheiligung ftart; drei Biertel enthalten fich durchschnittlich der Wahl. Dadurch erboft, schreibt ein Organ der Nationalliberalen fie nennen sich eigentlich nationa e uno liberale Partei, das klingt etwas hoctrabender wenn sie, die Letteren, sich ein flein Wenig reger b th tligen würden, müßte es ein Leichtes sein die Proletarier, mit und ohne Glacebandschuhen, zu besiegen." Dieses war nun den Leithämmeln der Bourgeoiso- mokraten ein zu ftanter Tabat Wit Demokraten Broletarier! Das dürfen und könn- a wir uns nicht gefallen lassen. Schnell wurde eine Bürgerver fammlung" einberufen von den Aktionären, Unternehmern und R dakteuren der Neuen Badischen Landesz- itung", 12 St.oträthen und verschiedenen anderen Leithämm- la, mit dem App- ll an's Bolt: Wir find beschimpft unsere ganze Stadt ist beschimpf! Bürger, erscheint und helft die Ehre unserer Stadt retten!" Die Versammlung r sprach eine interessante zu werden; auch einige unserer Barteigen i n waren neugierig und wollten sich einmal das Wort Proletarier" in bourgeoisdemotiätlichem Sinne auslegen laffen, denn wir dachten, bringt dies eine Wort die Leute derartig in die Wolle, so mag ihm wohl eine gruselige Bedeutung beigelegt werden. An der Thüre dis Bersammlungslotals angekommen, erstaunten wir, wal wir zwei Ron troleure erblickten, und dachten schon, die werden die Unb rufenen zu­rückweifen; dem war aber nicht so, wie wir später faben und ten, denn es war diese Versammlung nur ein Wahlmanöver und die Kon­trol ure sollen die Lute abzählen, wie eine Sammelbeerde die Zahl der Anwesenden betrug angeblich 105, die Meiften hatte selbitcedend die Neugierde hingetrieben. Die Versammlung wurde nicht parlam n tarisch eröffnet, auch nicht gefchloffen; eine famose Art Bolt herrschaft. Der erste Redner sprach ungefähr, wie folgt: Meine Herren! Die heutige Versammlung ist nicht sum Zw d einer Wahl einberufen, wie bie früheren Die heutige gilt einer Ehrenfache; man hat uns br. schimpit, man hat mich beschimpft, auch Sie, meine Herren. hat man beschimpft, Sie, Ste, Ste; Proletarier but man Sie, hat man uns genannt! Was haben wir denn verbrochen, daß man uns so beschimpft? Weil wir eine andere Meinung haben, deswegen will man uns vou jener Seite unt corüden, hinunter, hinunter, hinunter bis der R.dner wollte wahrscheinlich fagen, bis in den Keller denn er war mittlerweile vor lauter hinunter" rufen, mit dem Beiges

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Während er trinkt, eniftent lauter Jubel unter den Ge­sellen, oft völliger Tumult. So wie er den Willkommen vom Munde nimmt, spricht er:

Also mit Gunft und Erlaubniß, daß ich den Ehrb. Will. tommen von meinem Munde abziehen und auf der Ehrb. Hand wertstafel niederlaffen mag, nach Bunft und Ehrbarkeit, nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit, also mit Gunst. Also mit G. u. E., daß ich diesem Ehrb. Willkommen sein Haupt be­decken laffen mag, nach Bunft u. f. w., alio mit Gunft.

Hierauf spricht der zweite: Also mit G. u. E, daß ich dem Ehrb. W kommen sein Haupt bedede, n. 8. u. E. n. 5. u. G., also m. G Atso mit G. u. E, daß ich diesen Ehrb. Willkom men einem Ehrb. Maurergesellen zubringe, so wie er mir von einem Ehrb und rechtschaffenen Maurergesellen zugebracht wor den ist, n. 8 u.. n. H. u. G., also m. G. M. 8, daß ich meine Hand von dem Ehrb. Willkommen abziehen mag, n. 3 u. E. n. H. u. G., also m. G.

Auf diese Weise geht es der Reihe nach fort.

2. Der Gesellengruß.

Der Gruß, den der zugewanderte Gesell den in Arbeit stehenden Fremden bringen muß, ist folgender. Nachdem er sich vergewiffert hat( indem er iha leise fragt: Sind fie ein Eyrb. vergewiffert hat( indem er iha leise fragt: Sind sie ein Eyrb. Maurergesell, der hier in Arbeit steht), daß er einen Maurer­gesellen vor sich hat, spricht er, wie folgt:

Also m. G. u. E. Ich habe einen freundlichen Gruß ab­zustatten von einem hoch öblichen Handwerk der Maurer und Steinhauer, aus der See, Rauf- und Handelsstadt( oder auch aus der taiserlichen, töaiglichen, fürstlichen zc. Nefidenzft dt) N. von den Ehrb. Alt- und Ladenmeistern, Mitmeistern, Autgesellen, einheimischen und fremden Gesellen, so wie ich fie allda verlassen habe und allhie antreffen weide, n. 3. u. E. n. H. u. G., a. m. 6.

Der Arbeitsgesell, der den Gruß entgegengenommen hat, spricht also:

Gunst und Erlaubniß, Gesellschaft, Sie sollen vielmal be dankt sein für den freundlichen Gruß, den Sie abgestattet haben bon dem hochlöblichen Handwerke der Maurer und Steinbauer in der königlichen Residenzstadt N., und von den ehrbaren Alt­und Ladenmeistern, sämmtlichen Mitmeistern, einheimischen und fremben Gesellen, wie Sie sie alba berlassen baben und allie in der See, Rauf und Handelsstadt N. antreffen, n. 8. u. G. n. H. u. G., also m. G.

finger von der Rednerbühne aus, bis auf den Fußboden gekommen.

Am Schluß seiner Rede schlug er noch einen Vorsitzenden für die Bersammlung vor, welcher auch gleich zu funttioniren begann, ohne daß über ihn abgestimmt wurde. Jetzt wußten wir aber noch immer nicht, wer ein Proletarier ift? Bielleicht fagt es uns der zweite Redner? Aber da sollten wir uns wieder täuschen. Neben der schon befannten B.schwerde über Befchimpfang, zählte er die guten Thaten ger Demos fraten, was fie, feit fie die Gemeindeverwaltung in Hände hätten, r beftens, schon alles geleistet haben. Für die guten Thaten danken

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es hat uns schon so viel genußt, daß wir, feit die Herren a Ruder find, beinah die doppelten lalagen zu bezahlen haben, und das alles in einem Beitraum von vier Jahren. Dann wurden die Bibler auf gefordert, zahlreich zur Wahlurne zu gehen und im Sinne der Einbes die Vere rufer zu wählen; troßdem der vorhergehende Redner sagte, sammlung sei nicht zum Zweck der Wahl einberufen. Bon dem dritten Redner auf der Bühne schon mehr ein Romifer wir ge hoffte wiß zu erfahren, wer ein Proletarier ist? fchon deswegen, weil er Ane walt, Schriftsteller und Abgeordneter ist. Aber nichts da. Man hat uns Proletarier gefimpft, die Ehre der Stadt Mannhein ist nach ,, außen" gefährdet. Dies war alles. Nun wurde eine Resolution, die schon in Hunderten von Exemplaren gedruckt war, verlesen und dar über durch Aufstehen abgestimmt. Der Bersammlungsbericht laat: Die Bersammlung erhob sich wie ein Mann. Es hätten alfo Alle für die Resolution gestimmt. Das ist eine Lüge. Die Mehrzahl mubte schon während der Bersammlung stehen, fonate also durch Sißenbleiben ihre Stimmenthaltung nicht bezeugen und eine Gegenprobe wurde nicht vers langt. Dies das Berrbild unserer Mammonsanbeter. Wir fino fest überzeugt, daß das Ganze blos eine Spiegelfechterei und persönlicher Ehrgeiz ist. Wären wir Socialisten in geschlossener Schaar in Aktion Die getreten, beide Parteien lägen sich einander in den Armen. Parteigenoffen und deren Freunde hier und aus der Umgegen werden exfucht, bei dem am 19. dss. ftattfindenden Stiftungsfeft zahlreich erscheinen. Dr. Dult von Stuttgart   hält die Festrede.

Carlsruhe, 1. Sept.( Boltsversammlung.)

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Gestern hielten wir eine Voltsversammlung ab. Auf der Tagesordnung ftand: 1) Die Geschäftstr fis und die Forderungen der Socialistischen Arbeterpartei Deutschlands  . Ueber den ersten Bunkt referirte Herr Hagenberger aus Pforzh im. Herr Scheil aus Stuttgart   referirte über den weiten Bunft der Tagesordnung. Zum Schluß wurde von den beiden Bor. fißenden zum Abonnement auf die Parteiorgane aufgefordert.

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Sarlsruhe, 7 Sept.( Situationsbericht.) Jn ganz Deutsch  land ist seit dem Einigungstongreß eine rege Thätigkeit entfaltet wor den. Von allen Seiten lieft man in unsern Bateiblättern, wie unsere strebungen Antlang finden. Nur hier von Garlsruhe ift gerade das Gegentheil zu berichten. Die lept abgehaltene Boltsversammlung war so schwach besucht, daß man sich leiner berartigen erinnern fann, und gerade die Parteigenossen fehlten. Es ist alss die höchste Brit, daß wir uns cufraffen. Darum, Jhr Socia iften in Carlsruhe   und Umgegend und Ihr Leser des Neuen Social- Demokrat" und Boltsstaat", be denkt, daß es uns tief beschämen muß, wenn wir in unserer Bewegung hier am Drte fäumig werden, bringt Opfer für das Abonnement und die Gemaßregelten. Auch bitten wir auswärtige Redner um Unter stüßung. Chr. t. Bremen  , 8. Sept( Die Sedanfeier.) Jm vorigen Jahre waren hier mehrere berren" zusammengetreten, aus welchem Stande und von welcher Gesinnung, brauche ich wohl nicht zu äußern, um eine Sedanfeier zu Stande zu bringen Ich h- iße es, nebenbei gefagt, Haß gegen die Franzosen der Schuljugend schon einprägen, denn es wird 8 Lage von weiter nichts unterrichtet, als von den Franzosen. Im vorigen Jahre haben diese Herren en ordentliches fizzt gehabt, bas fpäter vergeblich zur Bezahlung aus dem Staatsfädel Senat und Bür gerschaft vorgelegt wurde. Diesmal ist es aber den berren gelungen; so daß von Senat und Bürgerschaft 3000 Mart zur Sedanfeter bes willigt wurden. Erozdem ist es in diesem Jahre viel sparsamer zu gegangen, als im vorigen. Als vor einiger Zeit 3000 Mark für den Ausbau der 8eichen chule an der Großenstraße bewilligt war en foll­tea, einer Shule für Lehrlinge der Handwerker und junger Arbeiter, war freilich fein Geld übrig, und es mußte erst eine bestige Distusfion entstehen. Aber in einer Beichenfchule fliegen ja auch feine Granater herum Nun zur Sedanfeier Die Schullehrer hatten nebst o ins dern Feiertag; in jeder Kirche ward eine Predigt gehalten, wenn die Baftoren auch nicht recht wußten, was sie predigen sollten bas passendste Thema voa Kain und Abel   ist ja zu tiglich

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so thaten fie boch ihre Schuldigt it. Auf den Mart pläßen und in den Straßen durften feine Gemüsewaaren ausgeboten werden. Am Vorabend war Fadelzug; am Hauptab no von Sants wegen Illumination, woran fich hie und da auch einzelne Bürger betheiligten, die dabei ihren Rußen Juchen   wollten. Bierballen und Tanzfalens hatten ihr Bejtes gethan, um recht viele Menschen hecanzulod n. Denn von Polizei wegen war hier das Arbeiten nicht verboten. Am heiligsten hielten aber die Bau meister und br tanten den Tag, da der Arbeiter trok Murren und Brummen den Lag ohne Bezahlung feiern mußte. Freilich, Sonntag, den 5 September, wurde auf den meisten Fabriten und Baustellen gearbeitet. Ich glaube, das Selboerwenden des Staates zur Sedan  feier und der jehlende Lagelohn des Arbeiters an dem geweihten Lage reimi sich nicht allzu gut mit dem vermehrten Steuerzahlen zusammen; 3. Wie der Gesell, der sich in die Fremde begeben. hat, die Brüderschaft erwandert. Sobald ein Gesell die Stadt, in der er ausgelernt, ver­laffen und in einer andern Stadt Arbeit bekommen hat, muß er zuerst eine halbe oder ganze Arbeitsbouteille Branntwein zum Besten geben und sich zur Erlangung der Brüderschaft melden. Derjenige, bei welchem er sich meldet, und welcher ihn mit dem Erforderlichen bekannt macht, wird dann sein Lebrsecundant. Alsdann muß er am ersten Sonnabend, wenn aufgeklopft wird, ( o. h. wenn eine Gesellenversammlung stattfindet), einen Ehrb. Maurergesellen beauftragen, es der Gesellschaft vorzustellen, daß er Lust habe, die Ehrb. Brüderschaft sich zu erwandern. Dem nach klopft der Wortführer in der Bierstube, aus welcher alle etwa darin befindlichen Fremden entfernt werden müssen, am Sonnabend Abend, eine Stunde nach Feierabend, mit dem Regle­ment[ Reglement heißt ein hölzerner gewöhnlicher mit Bändern gezierter, gedrechselter Stab, welcher dem Wortführer zum Zeichen seiner Würde und zugleich zur Erhaltung der Ordnung dient; sobald dreimal aufgellopft ift, muß Alles ruhig sein] dreimal mit gleichen Schlägen auf den Tisch und spricht:

Also mit Gunst und Erlaubniß, die ganze Chrb. Gesell­schaft wird ein wenig Gehör geben( alle Anwesende greifen zu then Hüten) und so gut sein, Ihren Ehrb. Eintritt zu nehmen in den Ehrb. Handwerkssaal, nach H. u. G., also m. G. Also mit G. u. E., die ganze Ehrb. Gesellschaft soll vielmal bedankt und bedeckt sein, also mit Gunst. Die Gesellen antworten: Wir bebanten uns.

Nun gehen der Wertführer und Deputirte zuerst in den Handwerkssaal und stellen auf die Handwerkstafel das Licht, zwei Stück Rceide und die Handwerkstanne; alsdann treten dieselben hinter die Tafel und dr Wortführer Klopft dreimal auf. Dar­nach nehmen die vor der Thüre wartenden Gesellen ihren Ein­tritt, indem sie sprechen:

Also m. G. u. E., daß ich meinen Ehrb. Eintritt nehme in den Ehrb. Handwerkssaal, nach Handwerksgebrauch u. f. w., also mit 6

Mit diesen Worten treten alle Gesellen in den Handwerks­faal, mit Ausnahme derjenigen. welche die Brüderschaft gar nicht erwandern wollen, oder noch nicht zur Erwanderung derselben örmlich bei der Gesellschaft angemeldet sind; diese müssen in der Bierstube zurückbleiben.

Wortführer: Also m. G. u. E, die ganze Ehrb. Gesellschaft soll viel nal bedankt sein, daß fie auf meine Forderung erschienen find und Ihren Eorb. Eintritt in den Ehrb. Hanowerksjaal ge= nommen haben. Nach Zunft u. s. w.