ihrer Liebe sehr leicht los werden können, sie bringen ihre Kinder dahin und diese werden daselbst einfach in kurzer Zeit zu Tode gefüttert.
Welches Licht werfen diese Thatsachen wohl auf die heutige, sich so sehr„ christlich" und" human" preisende Gesellschaft? Welchen Anspruch auf Moral kann wohl eine Gesellschaft machen, deren Glieder bestialischer sind als die wilden Thiere? Die wilde Bestie im Walde hegt und pflegt ihr Junges, die Menschen aber in dieser so„ chriftlichen" und" humanen" Gesellschaft sind so barbarisch, so versunken in der Verkommenheit, daß sie sogar die Frucht ihrer eigenen Beugung morden lassen und zwar auf grausamste Weise durch Hunger. Man wirft uns Socialisten vor, wir wollten die Familie abschaffen, in Wahrheit aber wollen wir solche Zustände, wie die erwähnten, abschaffen. Wer nun kann wohl den meisten Anspruch auf Moral machen, die Socialisten oder die heutige Gesellschaft, welche die Welt zu einem Jammerthale, zu einer Mördergrube gemacht hat?
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Der Hamburgische Correspondent" und mit ihm verschiedene andere reichstreue" Organe schreiben über die gegenwärtigen Manöver der französischen Armee nach dem Berichte mehrerer ,, Augenzeugen" folgendermaßen:
Außerdem wurde bemerkt, daß die Infanterie immer noch herzlich schlecht beschuht, die Kavallerie sehr mäßig beritten und die Artillerie noch mäßiger bespannt wäre. Der Vorbeimarsch der Kavallerie und Artillerie, der zuerst im Galopp vor sich gehen sollte, war ein äußerst klägliches Schauspiel. Es scheint, daß die Artillerie troy Sporn und Peitsche nicht in der befohlenen Gangart zu halten war. Bei der Kavallerie ritten die Züge beinahe über einander hin und behaupteten die Richtung nicht besser als die Distanz. Der Versuch, vor dem Marschall über ein Hinderniß vorbeizugehen, erinnerte in seiner komischen Wirkung die Zuschauer an die sogenannte englische Jagd in der Kunstreiterbude."
Ja, das wäre gewiß nach dem Geschmack dieser Herren, wenn man wieder zu einem frischen, fröhlichen Kriege" hetzen könnte. Indessen muß die französische Armee doch nicht so flaglich" beschaffen sein, wie man uns versichern will. Nach den vielen Krüppeln und Jammergestalten zu schließen, die nach dem Feldzuge von 1870 und 1871 unser Vaterland zieren", scheinen denn doch die französischen Soldaten das Geschäft ebenso zu verstehen, wie die preußischen Pickelhauben. Und wenn übrigens den Herrn Correspondenten verschiedene Uebungen ,, an die sogenannte englische Jagd in der Kunstreiterbude" erinnerten und erfreuten, nun so mag er sich gefälligst einmal auf den Kreuzberg begeben; dort werden ihm noch ganz andere Productionen" unter die Augen kommen.
Die Verurtheilungen gegen ehemalige Mitglieder der Pa riser Commune haben noch immer nicht ihr Ende erreicht. So erschien vor dem dritten Pariser Kriegsgericht am 29. September der Maurergeselle David, welcher in der letzten Zeit friedlich und geachtet als Mitglied des Gemeinderaths einer kleinen Drtschaft im Departement Seine- et- Marne lebte, und von dem festgestellt wurde, daß er mit dem in contumaciam zu Tode verurtheilten Adrien François David identisch ist. Der Angeklagte wurde zur Deportation nach einem befestigten Plaze verurtheilt. Die Berliner Staatsbürger- Zeitung" und eine Menge anderer gedankenloser Blätter schreiben bezüglich des Prozesses David:
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Der Angeklagte wurde der That überführt, als Mitglied des revolutionären Subcomité's des 11. Arrondissement an der Organisirung des Widerstandes gegen die Versailler Truppen den lebhaftesten Antheil genommen, in den Schreckens- Tribunalen der Commune, welche so viele Todesurtheile verhängten, den Vorsitz geführt, die Kirche Saint- Ambroise in einen blutdürftigen und obfcuren Club umgewandelt und in den Straßenkämpfen bis zum 27. Mai mitgewirkt zu haben. Es scheint sogar, daß der Gemeinderath David damals auch mehre Brandlegungen persönlich geleitet hat; doch konnte dies im Hinblick auf den Umstand, daß eine Unzahl von Davids unter den Insurgenten diente, nicht mit Sicherheit festgestellt werden."
Die Geschichtskenntniß unserer liberalen Zeitungsschreiber wird dadurch wieder treffend illustrirt. Die vielen, Todesurtheile" der„ Schreckens- Tribunale" sind einfach aus der Luft gegriffen, da bekanntermaßen die Commune kein einziges Todesurtheil gefällt hat. Das ganze Geschreibsel soll auch hier wieder nur das unmenschliche Verfahren rechtfertigen, welches die Versailler bei ihrem Einzuge in Paris gegen die Partei der Commune anschlu= gen. Lüge und Dummheit gehen ja einmal Hand in Hand.
* Zum Lehrermangel. Nach genauer Erhebung sind gegenwärtig allein im Regierungsbezirk Oppeln 293 Lehrerſtellen unbesetzt. Rechnet man auf je 100 Kinder einen Lehrer, so sind nach der Zahl der überhaupt außerdem noch im Regierungsbezirke vorhandenen schulpflichtigen Kinder 500 Lehrer nothwendig. Die Gesammtzahl der im Regierungsbezirke Oppeln fehlenden Lehrer beziffert sich demnach auf 793! Diese Zahlen charakterifiren die modernen Kultur"-Zustände am deutlichsten.
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Auf der Cäsargrube in Reußendorf in Schlesien passirte in der Nacht vom 25. bis zum 26. September wieder ein großes Arbeiterunglück, indem daselbst drei Bergleute verschüttet, jedoch, nachdem sie 84 Stunden lebendig begraben gewesen, durch die Anstrengungen ihrer Kameraden gerettet wurden. Unsere Bourgeoisblätter aber, anstatt daran zu denken und zu betonen, daß hier allein mangelnde Schutzvorrichtungen die Schuld am Unglücksfalle tragen, wissen blos von dem ,, wahren Triumphzuge, in dem die Geretteten heimgekehrt sind", zu erzählen. Wenn auch selbstverständlich die Freude der übrigen Arbeiter eine ge= rechtfertigte und gebotene war, so ist doch die scheinbare Freude der Bourgeois nur die Decke gewesen, hinter der sich die niedrigste Selbstfucht versteckt. Die Herren Direktoren u. s. w. hätte sicher Strafe getroffen, wenn die Arbeiter nicht gerettet worden wären, da eben, wi schon gesagt, die Schutzvorrichtungen in ganz ungenügender Weise vorhanden waren.
Innere Parteiangelegenheiten.
Zu Agenten des Vorstandes wurden ferner ernannt für: Amberg : 1. Graffer, F. Spizer; Cappeln : H. Sauter, H. Liesker; Düsseldorf : F. Tutauer, C. Wolpers; Erlangen : H. Kunstmann, J. Hinterhager; Hastedt: C. Groope, E. Rollfs; Hilbersdorf: L. Waizmann; Meuselwit: J. Rudolph; Mölln : W. Peck; Neustadt i. H.: H. Paasch, W. Stricker; Speyer : A. Schüßler; Thonberg: Willig, Fischer; Wiemerscamp: A. Schacht, F. Schacht; Wintersdorf: J. Zimmermann; Wurzen : H. Geißler, Aug. Flescher.
Wir bitten, bei neuen Anmeldungen die genauen Adressen beider Agenten( beim Sekretariat) anzugeben. Hamburg , 5. Oktober 1875.
Mit social- demokratischem Gruß
J. A.:
A. Geib. C. Derossi.
Zur Beachtung. Alle Geldsendungen, also auch Briefe, welche Freimarken enthalten, find an den Kassirer A. Geib, Rödingsmarkt 12, zu senden.
Erklärung.
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Da durch verschiedene Blätter der Bourgeoisie mein Austritt aus dem Vorstande der Socialistischen Arbeiterpartei Deutsch lands in gehässiger, verläumderischer Weise besprochen wird, so erkläre ich, daß lediglich die Parteiorganisation, nach welcher ich nicht zugleich Redakteur eines Parteiorgans und Mitglied des Borstandes sein kann, diesen Austritt veranlaßte. Als Redakteur eines so bedeutenden Blattes, wie das Hamburg - Altonaer Volks- Blatt" es ist, glaube ich mehr noch für unsere Partei wirken zu können, wie als Mitglied des Vorstandes. Im Uebrigen brauche ich wohl nicht erst die Versicherung zu geben, daß ich auch ferner, so weit meine Zeit es erlaubt, agitatorisch weiter wirken und meinen ganzen Einfluß für ein gutes Gedeihen der Socialistischen Arbeiterpartei Deutschlands aufwenden werde. Ich bitte die übrigen Parteiorgane, diese Erklärung abzu drucken.
Mit social- demokratischem Gruße: Hamburg . den 5. Oftober 1875.
Hasenclever.
Osnabrück , 6. Ott.( Haftentlassung.) Am 4. Oktober ist Parteifreund F. Klute aus seiner Haft entlassen worden.
Barmen, 5. Dkt.( Die Parteifreunde von Barmen- El berfeld ) mache ich darauf aufmerksam, daß der Termin in der Apellations- Instanz, betreffs des Vergehens gegen den§ 131 des StrafGesetzbuches, wofür ich in erster Instanz zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt worden bin, auf Donnerstag, den 14. Oftober, Vormittags 9 Uhr, festgesetzt ist. Mit social- demokratischem Gruß
C. J. Kuhl.
Harburg , 1. Oktober .( Ein neuer Agitator.) Unsere Ham burger Parteigenossen haben ein neues Blatt herausgegeben, von wel chem bereits die erste Nummer vorliegt. Dieses Unternehmen, welches von uns Allen gewiß freudig begrüßt wird, hat hier in Harburg beUnsere reits Veranlassung zu einer sehr regen Agitation gegeben. Samburger Parteifreunde hatten es nämlich für gut befunden, die Statuten und die Fabrikordnung einer Fabrik( Gummi-, Kamm- und Stockfabrik von H. C. Meyer) zu veröffentlichen, wobei sie gleichzeitig die vielgerühmte Harmonie zwischen Arbeit und Kapital genügend an den Pranger stellten. Herr H. E. Meyer sieht es nun am liebsten, daß seine Arbeiter ihn als ihren Wohlthäter betrachten, der mit väterlicher Sorge bemüht ist, seinen Leuten Brot zu verschaffen. Ja, wie es neuerdings hieß, geht der Mann mit dem gewiß lobenswerthen Plan um, einen großen Komplex Land zu kaufen, um darauf ArbeiterwohGesanglehrer, der alle Woche seinen Leuten Gesangunterricht ertheilen nungen zu bauen. Noch mehr, er bezahlt sogar das Honorar für einen muß, wenn dann H. C. Meyer alljährlich seinen Geburtstag feiert, so fühlt er sich geschmeichelt, wenn seine Arbeiter ihm ein Ständchen bringen. Die Humanität des Herrn Meyer geht sogar so weit, daß er aus purer Arbeiterfreundlichkeit bei seinem Palais einen Thurm bauen läßt, den er, als er bereits fertig war, von oben bis unten wieder abtragen ließ, um ihn vom Neuen aufzubauen alles blos deshalb, damit die Leute Arbeit haben und ihr Brot verdienen können. Es kann allerdings auch vorkommen, daß bei den jetzigen schlechten Zeiten, wo die Fabrikanten ihren Entbehrungslohn mit den Arbeitern theilen, einzelne Arbeiter auf seiner Fabrik sich gegen ihn in Mißstimmung befinden, doch läßt sich dies eben nicht ändern; andere Fabrikanten entlassen ihre Leute, wenn dieselben gerade mal nicht nach des Herrn Pfeife tanzen wollen. Dies ist aber bei H. C. Meyer nicht der Fall; selbst die verhaßten Social Demokraten entläßt er nicht. Wenn deshalb einzelne Arbeiter, die sonst 5 oder 6 Thaler pro Woche verdienten, in letterer Zeit andere schlechtere Arbeit, wobei sie nur 2 Thaler verdienen, erhielten, und sie gehen dann von selbst weg, dann kann man doch immer nicht sagen, daß Meyer sie entlassen hätte. Wenn man deshalb einen Mann, der sich um die Arbeiter so verdient gemacht hat, in einer solchen Weise, wie dies das Hamb.- Alt. Voltsbl." gethan, beleuchtet, dann fann man sich nicht wundern, wenn sich derselbe beleidigt fühlt, da die Statuten und Fabrikordnung, die ja nur das Wohl seiner Arbeiter bezwecken, von ihm selbst gemacht und höchst eigenhändig unterschrieben sind. Auch hier in Harburg ist das Blatt unter seinen Leuten zur Vertheilung gelangt und es scheint jetzt so, als ob die schöne Harmonie zwischen Arbeiter und Fabrikant zum Teufel gegangen wäre. Meyer ist aber trotzdem human, er hat heute Morgen in seiner Fabrik eine Proklamation anschlagen lassen, worin das Hamburg - Altonaer Volksblatt" als Schandblatt gegeißelt wird, wobei er aber dennoch, um lesen wollen, unentgeltliches Abonnement verspricht. den Arbeitern seine Freundschaft zu zeigen, allen denen, die das Blatt Diejenigen Arbeiter, welche sich für das neue Blatt interessiren, sollen bei ihren Auffehern bestellen, H. E. Meyer will die Abonnementsgebühren bezahlen. Seine Arbeiter können ihm deshalb als ihren besten Agitator die Hand drücken. Ja, Herr Meyer, Sie sind zu human, Ihre Humanität kennt feine Grenzen, nur schade, daß Ihre Leute, und hauptsächlich die bösen Social- Demokraten, dies nicht einsehen wollen; doch gedulden Sie sich nur, wir wollen schon dafür sorgen, daß Ihre Bestrebungen richtig gewürdigt werden, dann sollen auch Ihre Leute auf das Hamburg - Altonaer Volksblatt" abonniren, aber nicht nur Diejenigen, welche sich jetzt dafür intereffiren, sondern wir wollen Ihre Arbeiter über die neue Zeitung aufklären und dann sollen sie Alle dieselbe bei Ihnen bestellen.
Herr
Steffens.
Jferlohn, 4. Oktober .( 3ur Situation.) Freunde! Parteigenossen! Wieder traten wir in ein neues Quartal. Soll uns dasselbe so verlassen, wie es das alte gethan? Nimmermehr! Vielmehr muß es unser Bestreben sein, neue Genossen, neue Abonnenten zu werben. Jeder neue Genosse muß Abonnent der Parteiblätter sein, jeder Abonnent sich rücksichtslos der Partei anschließen. Aber hierzu ist vor allen Dingen nöthig, sich aus der Lethargie, dem Stillstand, also wirklichen ,, Rückgang", empor zu raffen und auf diese Weise dem Dazu nicht socialistischen Arbeiter mit gutem Beispiele voranzugehen. bedarf es eines festeren Zusammenhaltens, das hier und in mancher anderen Stadt Rheinland- Westfalens abhanden gekommen ist. Denn, wo wir uns umsehen, geschieht nichts und anstatt in unnügen Klagen sich zu ergehen, sollte man doch selber mit zugreifen. Man hat nicht das Recht, zu murren, wenn man selber träge ist. Nur dann, wenn man gewirkt, kann man sich über die Trägheit der Genossen beklagen. Denkt doch daran, daß die Reichstagswahl naht. Geht es so, wie bisher, in dem Alten: Kommen wir heute nicht, so kommen wir morgen",
weiter, dann wird eines schönen Tages die Wahl vor der Thür sein, und wir recht kläglich mit der Thür in's Haus fallen. Soll es nöthig sein, daß wir bei einer Wahlagitation Sammlungen veranstalten müssen? Ist es nicht beffer, bei Zeiten für ergiebige Duellen zu forgen? Das Erste braucht nicht nöthig zu sein und das Zweite muß möglich gemacht werden! Man sagt, die Arbeiter sind Alle für uns. Auch die letzte Reichstagswahl bewies es. Aber wenn in drei Jahren nichts geschieht, weiß man denn nicht, daß das Blatt leicht sich wenden tann? Hat man wirklich die Arbeiter so fest? Im Munde wohl, aber nicht thatsächlich, und hierauf, das weiß Jeder am Dri, brauchen wir nicht näher einzugehen. Mit social- demokratischem Gruß
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Heinr. Pilster.
Leipzig , 6. Ott.( Bersammlung der Anti- Impffreunde.) Um gegen den Jmpfzwang zu protestiren, fand am 28. Sept. eine vom ,, Leipziger Verein gegen Impfzwang" einberufene Volksversammlung statt, welche ein zahlreiches Publikum versammelte und sich besonders durch eine lebhafte Theilnahme von Seiten der Frauen auszeichnete. Oberlehrer Canig aus Chemnitz schilderte die Schädlichkeiten der Impfung und wußte feine Ausführungen mit eben so schlagenden als traurigen Beispielen aus der jüngsten Zeit und aus eigener Erfahrung zu bekräftigen. Auf die Statistik übergehend, lieferte der Redner an der Hand amtlicher Tabellen den Beweis, daß die Einführung der Kuhpocenimpfung auf die Blatternsterblichkeit durchaus keinen günstigen Einfluß hatte, denn während Ende vorigen und Anfangs dieses Jahrhunderts nur 1 pCt. der Bevölkerung geimpft war, starben nicht mehr an den Blattern, als in den letzten Epidemiejahren, wo doch volle 95 pCt. der Bevölkerung geimpft waren und folglich geschüßt sein sollten. Der Vorsitzende legte der Versammlung eine Verwahrung gegen
den Impfzwang" vor, der dieselbe einstimmig beitrat. So weit bis jetzt bekannt ist, werden folgende Städte Petitionen an den Reichstag um Aufhebung des Impfzwanges eingeben: Berlin , Hamburg- Altona Dresden , Leipzig , Chemnitz , Stuttgart , Nordhausen und Langensalza .
Lauenburg , 3. Okt.( Allg. deutscher Schneiderverein.) Auch hierorts ist es uns gelungen, eine Mitgliedschaft des Allgemeinen deutschen Schneidervereins zu gründen. In einer zu diesem Zweck ab gehaltenen Versammlung trat der größte Theil der hier arbeitenden Schneider dem Verein bei. Es regt sich eben hier im Lauenburgischen Land überall der Geist der Freiheit und überall gelangt in den arbei tenden Kreisen die Ueberzeugung zum Durchbruch, daß der Arbeiter nur durch eigne Kraft zu seinem Recht gelangen kann. Die von un serm Kollegen Mathaei- Hamburg bei Gelegenheit eines hierorts abge haltenen Arbeiterfestes gegebene Anregung hat schon gute Früchte ge tragen und hoffen wir, bald von einem weiteren gedeihlichen Fort schritt auf der betretenen Bahn melden zu können. Mit frischem Muth und frischer Kraft wollen wir den Kampf gegen die Kapitalmacht auf nehmen. Mögen auch die Kollegen anderer Drte ihre Schuldigkeit thun und in dem Gedanken, daß Einigkeit die erste Bedingung zur Stärke ist, mit uns dem Siege zustreben. Mit brüderlichem Gruß J. A.: Luzius. Voß.
Berlin , 6. Oktober .( An die Akkordträger und Bauar beiter Berlins .) Kollegen, da wir nächsten Sonntag, den 10. Oft., die Vorstandswahl für die Akkordträger- und Bauarbeiter- Kranten- Unterstützungskaffe haben werden, und uns die Erfahrung gelehrt hat, daß die Unterstügungskasse eine gewisse Lebensfrage mit für unser Be strebungen seit Jahren war, ich aber als Vorsitzender von der Unter stügungstaffe zurücktrete, so fordere ich alle Kollegen auf, Sonntag auf dem Posten zu sein und ihre Schuldigkeit zu thun. Also Sonntag den 10. Oktober, Vormittags 10 Uhr, müssen alle Mann bei Vogel, Alexanderstr. 31, sein. Mit Gruß Wilhelm Wißmann.
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Bielefeld , 25. Sept.( Westfälischer Cigarrenarbeitertag.) Sonntag, den 19, und Montag, den 20. Sept., fand hierselbst der westfälische Arbeitertag statt. Vertreten waren: Bielefeld durch Heitbrink und C. Arnolt, Achim durch 2. Lingner, Rheda durch Gott schalt und v. Recklingshausen, Detmold durch W. Fechner, Blasheim durch W. Bäumter, Derlinghausen durch C. Soll, Spenge durch Kampmann, Herford durch J. Peters, Schötmar durch W. Brüffel, Bremen durch W. Fuhse und Berlin durch F. W. Frissche. Bezüg lich des zweiten Punktes der Tagesordnung:„ Der deutsche Tabak arbeiter Verein und seine Prinzipien" wurde folgende Resolu tion eingebracht und einstimmig angenommen: Die Delegirten des westfälischen Eigarrenarbeitertages erklären, daß die Zwecke des deut schen Zabalarbeiter- Vereins für das Wohl der Tabakarbeiter zweckmäßig und vollständig sittlicher Natur, und daß die Mittel zur Errei chung dieser Zwecke sachdienlich und rechtliche sind, deshalb fühlen sie sich moralisch verpflichtet, für die Ausbreitung dieses Vereins mit allen Kräften zu wirken." Der dritte Punkt der Tagesordnung: Die Hausindustrie" veranlaßte folgende Resolution: Da die Haus Industrie sowohl die Moral, als auch die Gesundheit der in der Tabak Fabrikation beschäftigten Arbeiter schädigt, ist es die Pflicht des deut schen Tabatarbeiter- Vereins, vornehmlich auf die Beseitigung dieser Hausindustrie hinzuwirken. Zu diesem Zwecke beantragen wir: Der genannte Verein möge durch eine ärztliche Untersuchung den gesund heitsschädlichen Einfluß der Verarbeitung des Tabaks in den Wohnun gen der Arbeiter wissenschaftlich feststellen lassen, um auf dem Wege der Gesetzgebung das Verbot der Hausindustrie in diesem Geschäftszweige und einen Normal- Arbeitstag herbeiführen zu können. Diese Resolution findet gleichfalls einstimmige Annahme. Nach Erledigung des vierten und letzten Punktes der Tagesordnung: Die Frauen- und Kinderarbeit", wurde folgende Resolution einstimmig angenommen:„ Die Beschränkung der das Arbeitslohn der männlichen Arbeiter herabdrückenden und die weiblichen Arbeiter an Gesundheit, Leben und Moral schädigenden industriellen Frauenarbeit, sowie die Beseitigung der gewerbsmäßigen Arbeit von Kindern unter 15 Jahren ist mit allen, den Arbeitern zu Gebote stehenden Mitteln zu erstreben. Vor Allem aber müssen die Arbeiter sich selbst das Opfer, welches ihnen scheinbar die Erstrebung dieses Zweckes auferlegt, nicht scheuen, damit sie sich einer Verbesserung ihrer Lage würdig erweisen. Es ist darum auch Ehrenpflicht der Arbeiter, überall da, wo entgegen den be stehenden geseglichen Bestimmungen Kinder unter 12 Jahren in Fabriken beschäftigt werden, dies den betreffenden Behörden zur Anzeige zu bringen."
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Hamburg , 1. Oftbr.( Deutscher Zabatarbeiter- Verein.) Gestern hielt der Deutsche Tabakarbeiter- Berein eine öffentliche Mitglie derversammlung ab mit der Tagesordnung: Besprechung über das zu sammelnde statistische Material". Sämmtliche Redner betonten die Nothwendigkeit statistischer Erhebungen der Lebens- und Arbeitsverhält nisse hiesiger Cigarrenarbeiter, und namentlich legten die Herren D. Reimer und Henke die Vortheile solcher statistischer Erhebungen klar. Es wurde deshalb( zur Sammlung statistischen Materials) eine Kom mission, aus vier Personen bestehend, gewählt. Diese Kommission soll sich mit der aus sieben Personen bestehenden und zu demselben Zwed gewählten Kommission des Cigarrenarbeiter- Vereins von 1848 in Verbung setzen, um in nächster Zeit eine öffentliche Cigarrenarbeiter Ver sammlung einzuberufen, wo dann obige Tagesordnung von tüchtigen Referenten eingehend erörtert werden wird. Es werden daher sämmt liche Cigarrenarbeiter Hamburgs auf die demnächst stattfindende öffent liche Cigarrenarbeiter- Bersammlung ganz besonders aufmerksam gemacht.
Der Gewerkschafts- Kommission,
die von der Gothaer Gewerkschafts- Konferenz eingesetzt worden ist, um Vorlagen für einen einzuberufenden allgemeinen Gewerkschafts- Kongreß auszuarbeiten, ist der Vorschlag unterbreitet wor den, an allen Drten, wo sich Gewerkschafts Vereine befinden, einen gemeinsamen Verkehr, ähnlich wie die Herbergen zur Heimath", christliche Herbergen, katholische Gesellenherbergen 2c. einzurichten. In diesen Verkehr sollen Kastellane eingesetzt, alle Gewerkschafts- und Arbeiter- Zeitungen, so wie die nöthigsten social- demokratischen Broschüren ausgelegt und ein Arbeitsnachweis für alle Gewerke eingerichtet werden.
Die mächtige Propaganda, welche die oben erwähnten, der socialistischen Arbeiterbewegung feindlichen Herbergen für Verdummungszwecke machen, müßte durch das gleiche Mittel über wunden, den Gewerkschaften aber an jedem Orte eine Centralstelle geschaffen werden. Durch solche Einrichtung lasse sich das geistige und gesellige Leben bedeutend fördern, ohne daß es den Gewerkschaften große Opfer toste. Ja, an vielen Drten könne sogar noch ein Gewinn daraus gezogen werden; vor Allem aber werde die Macht der Gewerkvereine dadurch in vorzüglicher Weise gefördert werden, indem durch den centralisirten Arbeitsnachweis eine vernünftige Regelung des Arbeitsmarktes, wenigstens zum Theil, durch die Arbeiter erwirkt werden könne.
Diesen Vorschlag bringen wir hierdurch zur allgemeinen Kenntniß der Gewerkschaften, damit dieselben denselben einer eingehenden Berathung unterziehen können. Das Resultat der Berathung bitten wir uns spätestens innerhalb vier Wochen zusenden zu wollen.
Alle Arbeiter- Zeitungen sind gebeten, diesen Bericht in ihre Spalten aufzunehmen.
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Limmer, 5. Oft.( Der Neue Social Demokrat") liegt bei folgenden Wirthen und Geschäftsleuten auf: Kirgeleis, Gastwirth; Ludewing, Schankwirth und Kaufmann; Battermann, Kaufmann; Reichenbach, Schneidermeister; Söhnholz, Schuhmachermeister; Reineke, Böttchermeister. Ich ersuche die Parteifreunde, dies zu berücksichtigen. F. Sievers.
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