leben, eröffnet sich in Folge dieser allerhöchsten Verfügung der Weg des Rechtes und das Füllhorn der Gnaden.( Bravissimo!) Auf Befehl Sr. Majestät des Sultans und unter unmittelbarer Aufsicht des Großveziers wird sofort in den Ländern die Viertel­steuer abgeschafft. Ferner werden allen Landwirthen und anderen Steuerpflichtigen die sämmtlichen Steuerreste nachgelassen und Jedem der Steuerbogen verabfolgt, damit er ihn vernichte, was allgemein und öffentlich bekannt zu machen ist. Ausgenommen sind die Begs, die Steuerpächter und die Reichen im Lande. So­weit diese etwas an die Staatskassen schulden, müssen sie unbe­dingt berichtigen. Ferner wird das Volf in den Vilajets- Regie­rungen vertreten sein. Es wird seine besten und geachtetsten Männer wählen, und diese werden neben den türkischen Gouver neuren in dem Verwaltungsrathe Sig und Stimme haben,( Wie gnädig!) so daß ohne ihre Zustimmung nichts geschehen darf. ( Wirklich!) Einmal im Jahre werden diese Vilajets- Regierungen eine allgemeine große Versammlung einberufen, an welcher aus jedem Orte im Lande ein Vertrauensmann Theil nehmen kann, um hier seine Beschwerden vorzubringen und seine Stimme ver nehmen zu lassen über das, was er für zweckdienlich hält zur Hebung der Wohlfahrt und des Glückes der Bevölkerung. Diese Bersammlung wird auch darüber bestimmen, was für Steuern und Abgaben auferlegt werden sollen; und diese dürfen niemals anders als in der gefeßlichen Weise eingezogen werden, wozu einige Beamte zu bestellen sind, die sich über ihr Thun   und Lassen verantworten müssen. Zur Bekräftigung aller diefer Anordnungen ist ein kaiserliches Jrade herausgegeben worden, daß nach dem Willen Sr. Majestät unseres allergnädigsten Herrschers überall verkündigt und streng befolgt werden muß. So gebe Gott der Allmächtige unserm erhabenen Herrscher ein langes Leben und dem Volke Glück und Segen, damit die ihm allerhöchst bewillig­ten Wohlthaten zu seinem Gedeihen gerathen."

Wer sollte da nicht Verlangen bekommen, ein treuer Unter­than des allergnädigsten Sultans zu werden und über sich das Füllhorn der Gnaden eröffnen lassen, da man obendrein, sobald man nur einer der besten und geachtetsten Männer ist, in dem Verwaltungsrathe Sig und Stimme hat. Glücklicher Sultan  ! Glückliche Unterthanen!

Herr Strousberg   ist seinen Arbeitern gegenüber ein nobler Mann. Nicht blos, daß er auf das Rezept des Herrn Camphausen schwört, sondern er schlägt zur Lösung der socialen Frage noch außerdem höchst eigenthümliche Mittel ein. So ver­tröstet er schon seit mehr denn zwei Wochen in Prag   700 seiner Arbeiter mit der Auszahlung ihres Wochenlohnes. Trotzdem die Arbeiter sich in der schrecklichsten Noth befinden, haben sie sich doch noch nicht zu einem Erzeß hinreißen lassen.

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Die Magdeburgische Zeitung" muß unter ihren Lesern und Abonnenten Manchen zählen, den Consumvereine und Gründungen nicht gerade glücklich gemacht haben. So schreibt sie unterm 24. Oktober als Antwort auf verschiedene bei ihr ein­gegangene Klagebriefe nationalliberaler Philister:

,, Die traurigen Vorkommnisse bei einzelnen Grün­dungen, welche in letterer Zeit Gegenstand der Erörterungen waren, haben in den Kreisen des unbetheiligten Publikums recht verstimmend gewirkt, zumal dabei Personen eine Rolle spielen, welche feit einer langen Reihe von Jahren das Vertrauen der Bürgerschaft genossen. Schon jest hört man Stimmen, welche darauf hinweisen, daß bei den nächsten Stadtverordneten- Wahlen diese Art der Industrieritter beseitigt werden müsse."

Und weiter lesen wir in demselben Blatte:

Die unangenehmen Vorgänge in der Verwaltung mancher Spar- und Vorschußvereine und die damit für die Mitglieder verbundenen Opfer schienen einiges Mißtrauen gegen diese Ein­richtungen zu erwecken. Jedoch befestigte sich sehr bald das alte Vertrauen wieder, so bald man sich nur überall flar wurde, wie das Genossenschaftsgesetz vollständig ausreicht, um Mitglieder und Gläubiger vor Verlusten zu schüßen, wenn es in seinem vollen Umfange befolgt wird. Die Hauptsache ist die den Aufsichts­räthen anvertraute Controle. Diese muß thatsächlich nur von befähigten Leuten ausgeübt werden, weil der gute Wille und die redliche Absicht allein nicht ausreichen. In vielen Vereinen ist in dieser Beziehung bereits eine Aenderung eingetreten und die guten Folgen werden nicht ausbleiben. Daß die Genossenschaften unter der allgemeinen Verkehrsstockung gleichfalls zu leiden haben, ist unvermeidlich, aber sie werden unzweifelhaft die jetzige Krisis ungeschädigt überstehen, wenn sie eben nur richtig geleitet werden."

Ob die guten nationalliberalen Schäfchen aber diesen-trost­lofen Worten der Magdeburgerin viel Glauben schenken werden, bleibt noch abzuwarten. Möglich, daß sie endlich die Geduld verlieren und ihnen doch einmal die Augen aufgehen. Durch Durch Schaden wird man gewöhnlich erst klug.

Zur Illustration des Sedantages spricht vielleicht am besten der Vorfall, daß bei Dirschau   zwei Sedanfestredner, Vater und Sohn, die beide reden wollten, aus diesem Grunde in Streit geriethen, wobei der Sohn den Vater schlug, niederwarf und ihn wohl ermordet hätte, wenn die anderen Zechbrüder nicht einge­schritten wären. Der Sedan- Festredner Sohn ist noch dazu ein Schüler der ersten Gymnasialklasse, also im Besize höherer Bildung".

* Die Sedanfeier unserer Liberalen und der laute Kriegs­jubel erhalten durch die Lage unserer Invaliden oft eine eigen­thümliche Färbung. Fortwährend lesen wir in den Zeitungen Hülfsgesuche unterstüßungsbedürftiger Invaliden. Wenn nun unsere Liberalen in der That solche große Patrioten find, als welche sie sich ausgeben, so wäre es entschieden richtiger, wenn fie das Geld, welches am Sedanfeste für Illuminationen und anderen Firlefanz vergeudet wird, armen Invaliden zukommen ließen, oder solchen Leuten, welche in Folge des legten Krieges schwer in ihrem Vermögen geschädigt oder gar finanziell zerrüttet find. So lesen wir wieder in der Post" folgendes Hülfegesuch und theilen dasselbe unsern Lesern hier mit:

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Als ein zu den ältesten Jahrgängen gehöriger( Frühjahr 1854) im Juli 1870 einberufener Landwehrmann erlitt ich durch meine Abwesenheit vom Geschäfte einen direkten Verlust von über 1000 Thalern. Ich bin Anpächter einer fleinen Bierbrauerei, und wurde mein ganzer lagernder Biervorrath sauer, außerdem verdarb ein gewissenloser Geselle durch Malzen in der heißen Jahreszeit über einen ganzen Waggon Gerste. Auf Vermittelung des königl. Landraths Herrn v. 2.... zu DI.. erhielt ich aus dem Refervefond ein Darlehn von 300 Thalern. Durch den obigen Verlust find mir außerdem durch Klagen meiner Gläubiger bedeutende Gerichtskosten verursacht, wenigstens 100 Thaler jähr­lich. Unter diesen Verhältnissen außer Stande, meinen einge­gangenen Verpflichtungen wegen Rückzahlung obigen Darlehns nachzukommen, bin ich von der Kreiskorporation des Kreises DI.., vertreten durch den Landrath Freiherrn v. 2...., verklagt wor­den: 180 Thaler nebst 2%, pet. Zinsen und 5 pCt. Verzugs­zinsen zu zahlen. Zur Zahlung dieser Summe nebst Kosten und Zinsen außer Stande, wird gerichtliche Pfändung eintreten und

vielleicht mein Geschäft vernichtet und meine Familie dem Elende preis gegeben. Um dieses zu verhüten, bitte ich alle treuen Kameraden und eblen Menschenfreunde öffentlich hierdurch um ein Darlehen. Sollte der Himmel meine Arbeit fegnen, dann werde den geehrten Darlehern, welche solches nicht zurückverlangen, an­heimgegeben, zu irgend einem wohlthätigen Zweck hierüber zu verfügen.

Die geehrte Expedition dieser Zeitung ist zur Annahme dieser Darlehen hierdurch von mir ermächtigt und habe ich zum Be­weise der Wahrheit des Vorgetragenen die betreffende Klage im Originale der Expedition zugesandt, wo dieselbe zur Einsicht offen liegt."

* Am 26. Oftober waren der Verleger unseres Blattes H. Radom, sowie der Redakteur desselben, A. Küster, vor das hiesige Stadtgericht geladen, um sich einer Notiz wegen, welche in Nr. 90 unserer Zeitung stand, und in welcher eine Beleidi­gung des Konsul Gebhardt in Elberfeld   gefunden wurde, zu ver­antworten. Das Urtheil ging dahin, daß H. Radow als Ver­leger des Blattes straflos sei; währenddem A. Küfter als Re­dakteur desselben zu 150 Rm. Geldstrafe, sowie zur Tragung der Hälfte der Kosten, im Unvermögensfalle aber zu 14 Tagen Ge­fängniß, verurtheilt wurde. Ebenso muß die Publikation des Erkenntnisses durch den Neuen Social- Demokrat" geschehen.

Brandenburg   a. d. H., 26. Oktober.  ( Termin.) Den Par­teigenossen zur Nachricht, daß am 1. November, Vorm. halb 11 ühr, ein Termin vor dem Berliner   Kammergericht gegen Mischke, Alten­firch und Schulz wegen Verlegung des§ 16 des Vereinsgesetzes statt­findet. Die Angeklagten waren in erster Instanz freigesprochen.

Hamburg  , 23. Dft.( Agitationsbericht.) Im Auftrage des Vorstandes begab ich mich am 1. Oktober nach Sachsen  , um dort in einer Reihe von Versammlungen zu sprechen. Das Ziel meiner Reise war zunächst Chemnik, wo ich am Sonnabend, den 2. Oktober, in einer gut besuchten Bolksversammlung sprach. Außer in Chemnit sprach ich noch in folgenden Orten: 3 schopau, Gablenz, Franken­ berg  , Mittweida  , Hainichen  , Freiberg  , Rappel, Oberhohn­dorf, Plenik, Zwickau  , Gößniz, Schmölln   und Altenburg  . Die für Crimmitschau   und Ronneburg   in Aussicht genommenen Ver­fammlungen konnten wegen Lokalmangel nicht abgehalten werden. Die Bersammlungen selbst waren fast durchgehends sehr gut besucht, wie auch der Geist unter den Parteigenossen allerorts der beste ist. Bon einem Rückgang" konnte ich nirgends etwas verspüren, wohl aber hörte ich auf meinen Eisenbahnfahrten auch von Personen, welche mit der Socialdemokratie durchaus in keiner Verbindung stehen, so ver nichtende Urtheile über unser heutiges Wirthschafts- System und dann auch über die Lasten, welche das Reich" dem Volke aufhalse, daß nach diesen Urtheilen zu schließen, die nächsten Reichstagswahlen unseren ,, Reichsfreunden" sehr schlecht bekommen dürften. Daß die Geschäfts­frisis auf unserem sächsischen Industrie- Proletariat schwer laftet, ist schon oftmals in diesem Blatte besprochen worden, und will ich darauf nicht näher eingehen. Erfreulich ist nur, daß troß all' des Elends und der Noth, die Arbeiter den Muth noch nicht sinken lassen und fest und unerschütterlich zu den Fahnen der Partei, zum Socialismus stehen. Ein recht reges Leben herrscht unter den Bergarbeitern in und um Zwickau  ; dieselben will man mit einer Vereinigung sämmtlicher Knapp­schaftskaffen beglücken und diese Gelegenheit natürlich dazu benußen, um für die Bergarbeiter auch in Zukunft eine Zuchtruthe in den Knapp­schaftskaffen zur Hand zu haben. Anstatt, was doch das Natürlichste wäre, den Arbeitern die Verwaltung ihrer Kaffen selbst zu überlassen und die Verwaltung unter staatliche Kontrole zu stellen, hat man einen Entwurf ausgearbeitet, wonach den Werkbefizern der höchste Einfluß gesichert und die Arbeiter zwar zu den Einzahlungen herangezogen, aber mit Rechten sehr wenig bedacht sind. Die Arbeiter nun, welche aus langjähriger Praxis wissen, wessen sie sich alles von Seiten ihrer Herren Werkbefizer zu versehen haben, haben nicht die geringste Luft, auf den ihnen dargebotenen Speck anzubeißen, und so wird wohl die Liebesmüh' des Herrn Dinter( der Verfasser des Entwurfs) und Kon­forten eine vergebene sein. Einen recht erfreulichen Beweis für den gefunden Sinn unserer Arbeiter- Parteigenossen lieferten die letzten Landtagswahlen für Sachsen  . Trogdem einige unserer Lokalblätter in Sachsen   glaubten aus fattischen Gründen für den einen und andern der Fortschritts- Kandidaten eintreten zu müssen, so hielten sich unsere Parteigenossen im Großen und Ganzen doch von diesen Wahlen fern, und daran thaten sie ganz recht. Der Social Demokratie fann es sehr gleichgültig sein, ob im Landhaus zu Dresden   Fort­schrittler, Nationalliberale oder Konservative fizen, ihr gegenüber haben die Herren Alle nur ein Gefühl, und das ist das der Feindseligkeit. Recht belehrend für Jene, welche noch immer mei­nen, daß schließlich zwischen einem Fortschrittler und. einem National­liberalen doch noch ein Unterschied sei, ist die Aeußerung des fortschritt­lichen Zwickauer   Bürgermeisters Streit bei Gelegenheit eines Festessens der Fortschrittspartei in Dresden  : er sei Bertreter einer Wählerschaft, in welcher alle freifinnigen und ein guter Theil der konservativen Ele­mente zusammen halten, wenn es gelte, den gemeinsamen Feind, die Social Demokratie, zu bekämpfen." Die Arbeiter haben nach und nach ihre Pappenheimer kennen gelernt und lassen sich durch Versprechungen, wie die der fächsischen Fortschrittspartei, daß dieselbe im Landtage für das allgemeine Wahlrecht eintreten werde, nicht mehr töbern. Wüßten die Herren von der Fortschrittspartei nicht, daß diese Forderung im Landtage nicht angenommen wird, so würden sie die­selbe nicht stellen. Daß Agitationsreisen nicht ohne mehr oder weniger bedeutende Polizeischwierigkeiten abgehen, versteht sich für meine Par teigenoffen von selbst. So mußte denn auch ich zum Schluß meiner Reise noch ein kleines Polizeimanöver erleben. Es war in Altenburg  , mo mir in Folge meiner Aeußerung ,,, daß bei den Kriegervereins- Feften sehr häufig Rohheiten vorkommen," die Versammlung aufgelöst wurde. Die näheren Umstände, welche diese Auflösung begleiteten, will ich hier nicht weiter ausführen; bemerkt sei nur, daß der großherzoglich alten­burgische Gendarm bei der Auflösung sich genau so geschickt benahm, als wie dies die Gendarmen und Polizisten allerorts im Reich thun, wenn sie in ihrem Uebereifer und Unverstand dem Staatsbürger das so wie so schon eng geschnittene Vereins- uns Versammlungsrecht ver­fümmern. Zum Schluß sage ich den Parteigenossen allerorts, wo ich war, besten Dank für ihre freundliche Aufnahme, die sie mir gewährten. Mit social- demokratischem Gruß J. Auer.

Frankfurt   a. M., 22. Oktober.

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( Bersammlung.) Montag den 22. d. Mts., fand im Lokale des Herrn Pfuhl eine sehr stark be suchte Volksversammlung statt mit der Tagesordnung: Die Vertrauten Bismarc's auf dem Rathedersocialisten- Kongreß in Eisenach  ." Referent war Herr Sabor. Es hieße, den Raum dieses Blattes zu sehr in An­spruch zu nehmen, wollte ich das treffliche, mit ironischen Bemerkungen gegen Revue- Meyer und Ehren- Wagener gewürzte Referat wiedergeben. Der Redner wurde wiederholt durch Beifallsbezeugungen unterbrochen. Nachstehende, auf Wunsch der Versammlung von Herrn Sabor einge brachte Resolution wurde einstimmig angenommen: Die deutsche Res gierung ist verpflichtet, die wirthschaftliche Noth möglichst zu mildern, hat aber bis jetzt nichts in dieser Beziehung gethan. Ein Eingreifen des hinlänglich bekannten Herrn Wagener und seiner Anhänger zur Beseitigung der gesellschaftlichen Schäden muß nur das größte Miß­trauen herausfordern." Nachdem noch Herr Prinz aufgefordert, in die Partei einzutreten und auf die Parteiorgane zu abonniren, wurde die F. Thomas. Versammlung geschlossen. Mit Gruß:

Glückstadt  , 24. Oftbr.( Allgemeiner Bericht.) Sonnabend, den 9. d. M., hielten wir eine gut besuchte Volksversammlung ab. Der Referent M. Otto sprach über Bildung". Die Versammelten folg ten mit Spannung dem Bortrage, und als der Referent geendet hatte, traten wieder 14 Mann der Partei bei. Zu Donnerstag, den 14. d. M., hatte der hiesige Handwerker- Verein eine Volts Versammlung anberaumt mit der Tagesordnung: Vorlage zur Gründung einer Alterversorgungskaffe". Die Versammlung wurde von dem Einberufer Herrn Braudorn eröffnet und sollte dieselbe ohne Bureauwahl vor sich

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gehen. Doch die Versammlung war damit nicht zufrieden und ver gehen. langte vom Einberufer, daß er ein Bureau wählen lassen sollte. Doch weit gefehlt, die Herren schlossen unter dem Gelächter der Anwesenden die Versammlung. Nach der Aussage eines Arbeiters, der am Buffet den Herrn Braudorn fragte, ob dieselbe schon aus sei, habe er geant­wortet: Ja. In Folge dessen beriefen wir zum 20. eine General­Versammlung ein, die zahlreich besucht war, mit der Tagesordnung: 1) Erwächst dem Arbeiter ein Vortheil aus einer Alterversorgungskasse? 2) Und ist ein solches Projekt durchführbar? Herr Richter war an­wesend und zeigte, daß unter den heutigen Verhältnissen ein solches Projekt nicht möglich sei. Mit social- demokratischem Gruß C. Böge.

Bremen  , 19. Oktober.  ( Allgemeiner Bericht.) Heute hielten Veran wir eine außerordentlich stark besuchte Volksversammlung ab. laffung hierzu gab: 1) die Besprechung der projektirten Bier, Petro­leum- und Börsensteuer; 2) die Verhandlung der bremischen Bürger­schaft über Abänderung des jezigen Wahlmodus und die Stellung des mit dem gleichen und direkten Stimmrecht gewählten Herrn Mosle zur Wiedereinführung des gleichen und direkten Wahlrechts im bremischen Staate. Referent über beide Punkte war Freund W. Frick. Herr Mosle   persönlich, sowie alle Gegner waren zu dieser Versammlung ein­geladen. Herr Mosle   hatte sich aber durch nachfolgenden Brief ent schuldigt:

Herrn J. Rohwer

hierfelbft.

Da ich heute Abend nach Berlin   reisen muß, um an einer Sigung des Ausschusses des deutschen   Handelstages Theil zu nehmen, welche morgen früh stattfindet, bin ich lei der verhindert, der Einladung Ihres Comité's zu folgen, und ersuche Sie, mich bei demselben zu entschuldigen. Hochachtungsvoll und ergebenst A. G. Mosle.

Nachdem die Bureauwahl vollzogen, wobei Herr Rohwer erster, Herr Kühn zweiter Vorsigender und Unterzeichneter Schriftführer wur den, erhielt Freund Frick das Wort. Derselbe erläuterte in seinem ausführlichen Referate alle Nachtheile, welche dem Handel, der Produk­tion und Konsumtion aus einer Steuer auf Bier und Petroleum zuge fügt werden und schlug der Versammlung folgende Resolution zur An­nahme vor:

,, Die heutige Volksversammlung erklärt sich gegen die Einführung der Bier und Petroleumsteuer.

Motive:

1) Eine jede neue Belastung des Volkes und vornehmlich durch indirekte Steuern ist schon ein wirthschaftlicher Fehler.

2) Die heutige Zeit, in wirthschaftlicher und ökonomischer Bezie hung die traurigste, die Deutschland   seit Jahrzehnten mit durchgemacht, ist am allerwenigsten geeignet, dem Volke zu Gunsten des Militaretats immer neue Lasten aufzulegen."

Dieselbe wurde denn auch, da keiner gegen diefe Resolution, sowie gegen die Ausführungen des Herrn Frick etwas einzuwenden hatte, einstimmig angenommen. Alsdann referirte Herr Frick noch über den zweiten Punkt unter dem vollen Beifall der Versammlung und wurde folgende Resolution ebenfalls einstimmig ohne Debatte ange

nommen!

Die heutige Volksversammlung erklärt:

1) Indem die Bürgerschaft des bremischen Staats die Wiederein­führung des gleichen Stimmrechts abgelehnt, hat dieselbe in bedauer­licher Weise den Jdeen des Fortschritts und der Aussöhnung der Klaffengegensäge auf dem Wege der Gesetzgebung sich abgeneigt erklärt.

2) Spricht die heutige Bolksversammlung denjenigen Mitgliedern der Bürgerschaft, die Bertheidiger des gleichen Stimmrechts gewesen, ihren Dank aus.

3) Bedauert die Bolksversammlung die Worte des Reichstagsabge ordneten Mosle, soweit dieselben gegen eine Wiedereinführung des glei chen Stimmrechts in ruhigen Zeiten gerichtet waren.

4) Findet die heutige Bolksversammlung in der Handlungsweise des Herrn Mosle, dem bas gleiche Stimmrecht einen Siz im Reichs tage gab, eine bedauerliche Inkonsequenz, erklärlich nur durch Klassen Vorurtheile."

Desgleichen wurde auch ein Antrag zur Zellersammlung ange nommen. Mit social- demokratischem Gruß G. Lochte, Schriftführer.

Altona  , 24. Oftober.( Duittung und Berichtigung.) Für Wehrenberg sind nachträglich durch Molkenbuhr aus Bramstett beim Unterzeichneten 21 Rm. eingegangen. Zu berichtigen ist bei der ersten Abrechnung: Daselbst muß es heißen anstatt Branner, Brauer  ; an statt Wegner, Wagner; und überall da, wo es heißt, zweite Rate, in zwei Raten. Für das Comité: E. Brückmann.

Caffel, 25. Oftober.( An alle Schneider Deutschlands, Desterreichs und der Schweiz  .) Den Geschäftskollegen zur Nach­richt, daß ich hier in Kassel   ein unentgeltliches Arbeits- Nachweisebureau errichtet habe und befindet sich dasselbe Zum goldenen Löwen", obere Biegengaffe 4 beim Gastwirth Fris Buhle. Es werden alle zureisende Kollegen gebeten, nur hier hinzugehen und nicht auf die Herberge Zur Heimath". Alle Arbeiterblätter werden um Abdruck ersucht. J. Meise.

Leipzig  , 26. August.  ( Allg. deutscher   Schneiderverein.) Allen Genossen hiermit zur Nachricht, daß in der am 11. dss. hier ab­gehaltenen Mitgliederversammlung Unterzeichneter als Bevollmächtigter gewählt wurde. Als Beitragsammler wurden Hermann Kern, Wiesen ftraße 18b, 3 Tr., und Franz Bösch, Jakob Mühlländer, sowie Emil Bägel als Revisoren gewählt. Als Beitragsammler zur Krankenkaffe wurde Heinrich Kreuzer, Blücherstraße 25, 4 Tr., wieder gewählt. Mit brüderlichem Gruß

August Zipfel, Plagwigerstraße 13, 4 Tr.

Wiesbaden  , 23. Oftober.( Allg. deutsch. Töpferverein.) Den Bevollmächtigten zur Nachricht, die mir noch kein Resultat der Urabstimmung haben zukommen lassen, daß, wenn ich binnen acht Tagen feine weitere Nachricht erhalte, die Beitragserhöhung als angenommen betrachte. Es haben folgende Städte mit" Ja" gestimmt: Uetersen  , Hamburg  , Darmstadt  , Wiesbaden  , Frankfurt   und Mainz  . In der Abrechnung unter Ausgabe 115,70 Mart pro August sind 30 Mart mit einbegriffen für Unkosten der Generalversammlung zu Meißen  . Für Dresden   wurde als Bevollmächtigter bestätigt: Hermann Schickel, Schäferstraße 20. Das Arbeits- Nachweisebureau und die Herberge be finden sich große Brüdergasse 12 bei Herrn Schröder. Mit kollegiali schem Gruß Sos. Schweis, Vorsitzender, Karlstr. 28. Reinhold Bollschweiler, Hauptkassirer, obere Rheinstr. 70. Chemnitz  , 10. Dft.( Gewerksgenossenschaft der Maurer und Zimmerer.) Am heutigen Tage fand auf Beranlassung der Chemnizer und Dresdener   Mitglieder der Gewerkschaft eine Konferenz hierselbst statt, welche die Tagesordnung: Auf welche Art und Weise ist eine wirkliche Vereinigung der Gewerkschaft mit den Organisationen des deutschen   Maurer- und Steinhauerbunges und des deutschen   Bim merervereins herzustellen, behandelte. Vertreten war die Gewerks genossenschaft seitens des Vorortes Braunschweig   durch H. Nieke, die Mitglieder von Chemnitz  , Dresden   und Leipzig   durch mehrere Delegirte, der deutsche   Maurer- und Steinhauerbund durch H. Schöning, Ham burg, der deutsche   Zimmererverein durch D. Kapell, Berlin  .

Sämmtliche Anwesende sprachen sich im Prinzip für die baldmög lichste Vereinigung aus und wurde nach eingehender Debatte auf An trag Rieke's beschlossen: Die Trennung der Maurer und Zimmerer innerhalb der Gewerksgenossenschaft, refp. deren Auflösung, behufs Ein­tritt in den deutschen Maurer- und Steinhauerbund, resp. in den deut schen Zimmererverein, zum Zwede einer Urabstimmung den Mitgliedern der Gewerksgenossenschaft zu unterbreiten, und die Bereinigung auf folgender von Otto Rapell beantragter Reorganisations- Grundlage auf­zubauen: Reorganisations- Vorschlag zur Vereinigung ven Otto Kapell.

Die Gewerksgenossenschaft der Maurer und Zimmerer   löst sich