druck des Vertrauens auf die Dauer des Friedens empfan-| land strifen die Arbeiter seit einigen Tagen. Seitens der Gru­

benbefizer war ihnen eine Lohnherabsehung von 15 Prozent zu­gemuthet worden.

Griechenland   hat wieder einmal ein neues Ministerium. Die Noth unter der Bevölkerung ist aber noch die alte.

gen werden konnten, so war seitdem fortwährend und ist auch noch heute die dauernde Erhaltung des Friedens nach menschlichem Ermessen gesicherter, als sie es jemals in den letzten zwanzig Jahren vor der Herstellung des deutschen Reichs gewesen ist. Abgesehen von der Abwesenheit eines jeden erkennbaren Grundes zu einer Störung, genügt zur Aufrecht­erhaltung des Friedens der feste Wille, in dem Se. Majestät der Kaiser Sich mit den Ihnen befreundeten Mongrchen einig weiß, und die Uebereinstimmung der Wünsche und Interessen der Völker. Die Mächte, deren Einigkeit in einer früheren Be­riode unseres Jahrhunderts Europa   die Wohlthat eines Langjährigen Friedens gewährte, stüßen denselben auch heut, ge­tragen von der Zustimmung ihrer Völker; und der Besuch, von welchem Seine Majestät der Kaiser heimkehren, die herzliche Auf nahme, welche Sie bei Seiner Majestät dem Könige von Italien  und bei der ganzen Bevölkerung gefunden haben, befestigen die Ueberzeugung, daß die innere Einigung und die gegenseitige Be­freundung, zu denen Deutschland   und Italien   gleichzeitig gelangt find, der friedlich fortschreitenden Entwicklung Deutschlands   eine neue und dauernde Bürgschaft gewähren." Auf Allerhöchsten Präsidialbefehl erkläre ich die vierte Sef- schaften, welche beſtimmt waren, die im Grenzort Carina aufge­fion der ersten Legislaturperiode des deutschen   Reichstages für eröffnet."-

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Die erste Sigung des Reichstages am 27. Oftober zeigte, wie gewöhnlich, die Beschlußunfähigkeit des Hauses. In der zweiten Sigung 28. Oktoberfand die Bureauwahl ftatt. Zum ersten Präsidenten wurde v. Fordenbeck, zum zweiten v. Stauffenberg gewählt. Anwesend waren 204 Ab­geordnete.

Politische Uebersicht.

Berlin  , 30. Oktober.

Die Arbeiten zur Erweiterung der Festung Spandau  werden noch in diesem Herbste in Angriff genommen. Die Stadt­befestigung, von der Havel   bei Klosterhof bis zur Havel   an der Havelschanze, soll in drei Jahren fertig gestellt werden; die Ar­

beiten sollen zunächst vor dem Potsdamer   Thor beginnen. Die Stadtbefestigung wird durch einen Gürtel von Forts geschüßt werden, welcher sich in einer Entfernung bis Gatom und Staa ken vor derselben hinzieht. Das riecht verdammt wenig nach dem " Frieden", von dem unlängst in Mailand   so rührend geplaudert

wurde.

Die Lage der unteren Postbeamten im deutschen Reiche charakterisirt sich am besten durch die Thatsache, daß nicht weniger als 3235 dieser Beamten- Proletarier Nebenbeschäftigungen ver­sehen müssen, um ihren Lebensunterhalt fristen zu können. In Berlin   sind beispielsweise Briefträger mit einem Gehalte von 2 Mark pro Tag und bei 13stündiger Arbeitszeit angestellt.

In Magdeburg   hat dieser Tage ein großer Gründerprozeß stattgefunden. Die Angeklagten sind jedoch von Gefängniß frei­gesprochen worden. Nur einige Wenige haben kleine Geldstrafen zu erlegen.

Auf dem Insurrektions- Schauplaße in der Herze­gowina haben in der lezten Woche hartnäckige Kämpfe im Distrikte von Zubci stattgefunden. Große Insurgenten- Abthei­lungen trafen schon seit länger als 8 Tagen Anstalten, um die gebirgigen Positionen von Zubci zum Pivot ihrer weiteren, offen bar für den Winter berechneten Positionen einzurichten."' Es wurde dort geschanzt, Proviant und Munition angehäuft und auch stärkere Kräfte konzentrirten sich nach und nach in ben durch die Natur schwer nahbar gemachten Stellungen. Den türkischen Befehlshabern ist diese Bewegung der Insurgenten und ihr Zweck nicht entgangen. Sie schicken sich demnach an, das Vorhaben der Insurgenten noch in seiner Ausführung zu stören. Es wur­den von allen Seiten die verfügbaren türkischen Streitfräfte herangezogen und zu einem Angriffe auf die sich in Zubci solid herangezogen und zu einem Angriffe auf die sich in Zubci folid installirenden Insurgenten dirigirt." Sogar die türkischen Mann­

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stapelten Lebensmittel- Vorräthe am 21. o. Mts. abzuholen, um felbe nach Trebinje   zu eskortiren, sind gegen Zubci aufgeboten worden, und die seit drei Tagen vergeblich wartenden Lastthier­treiber mußten zu ihrem großen Verdrusse nach Hause entlassen werden. Bei den Kämpfen am Zubci konnten trotz der von allen Seiten aufgebotenen sehr beträchtlichen türkischen Streitkräfte nur fünf türkische Infanterie Bataillone mit zwölf Bergkanonen zur Verwendung kommen. Das überaus schwierige Terrain läßt die Entfaltung größerer Truppenkörper nicht zu, was zur Folge hatte, daß die in's Gefecht gekommenen türkischen Bataillone gegen die in günstigsten Positionen befindlichen 1400 Insurgenten nichts auszurichten vermochten. Die Türken ließen Todte und Verwundete auf dem Schlachtfelde und zogen sich wieder nach Bicevo zurück.

* In dem zu Brünn   stattgehabten Geheimbundspro­zesse" gegen die Gesinnungsgenossen Zacharias, Indra, Bra­baczek, Pastor, Hartmann, Strauch, Bonaventura, Böhm, Rom­mel, Reimann, Domas, Hahn, Vogl, Seifert, Plisch und Schlesel ist am 17. Oftober das Urtheil gefällt worden. Diesem zufolge wurden die Theilnehmer am Marchegger Kongresse freigesprochen, da der Gerichtshof in dieser Versammlung eine geheime Gesell­schaft nicht erblickte und auch in ihrer Abhaltung eine Uebertre­tung des Vereins- und Versammlungsgesetzes nicht erkannte. Dagegen wurden die bei der Braunsdorfer Zusammenkunft An­wesenden des Vergehens der Theilnahme an einer geheimen Ge­sellschaft schuldig erkannt und Indra zu einem Monat, Pastor zu 10, Hartmann zu 14 und Strauch zu 8 Tagen Arrest verurtheilt.

Der Staatsanwalt behielt sich bezüglich des Freispruches wegen der Marchegger Affaire die Nichtigkeitsbeschwerde vor. Die Verurtheilten wurden gegen den Antrag der Vertheidigung vorläufig nicht freigelassen.

* Der Prozeß Sonzogno in Rom  , dessen wir bereits in Nr. 127 unseres Blattes Erwähnung thaten, ist im vollen Gange. Dienstag Morgen um 7 Uhr rollten 5 schwere von Karabinieri esfortirte Gefangenenwagen mit unheimlichem Geräusch durch die enge Straße, welche von dem Carcere Nuove nach dem. Affisen­hofe führt. Das Parterre des Schwurgerichtssaales starrt in Waffen und Uniformen. 6 in Eisen geschmiedete, elegant geflei­dete Herren entsteigen dem Wagen und werden unter dem An­brängen einer neugierigen Menge in die ebenerdige Camera di Gustodia geleitet, welche ihre gepanzerte Niegelthüre hinter dem zuletzt Eingetretenen erbarmungslos schließt. Um 10 Uhr sind nicht nur die inneren, sondern auch die Zugangspunkte zum Ge­bäude voll Menschen. Schlag 3/412 Uhr endlich öffnet sich der Hofeingang. Die Zuschauermasse staut sich mühsam in die Aula, wo Luciana, mit feinen 5 Genossen von 4 Karabinieri flankirt, in dem nach Art eines Käfigs versicherten Raum auf der An­flagebank Platz nimmt. Er sieht wohl aus. Seine Toilette ist die des Stuters. Frack und Hosen schwarz, Gilet tiefblau mit doppelter Brust über eine glänzend weiße Chemisette gekreuzt. Ein Zwicker an seidener Schnur und über der feinen Coiffure ein schwarzer Cylinderhut, komplettiren sein Bild. In der ersten öffentlichen Sigung war nichts Bemerkenswerthes, als die Ver­lefung des schneidigen Anklagealtes. In das dunkle Gewebe von Tücke, Rache, Weiberschändung und politischer wie socialer Im­moralität fährt der inquirirende Richter mit vorsichtigem Griff, zerreißt es, und an den Fetzen desselben sieht das Publikum eins nach dem andern die sauberen Motive hervortauchen, welche die fünf Unglücklichen in das fatale Netz des Ehrgeizes und der Rachsucht ihres Anstifters, Luciani's, geworfen. Während der

Es war noch die schöne luftige Zeit des wirthschaftlichen Aufschwunges", als die Schwindler sich nicht versteckten, sondern bie ehrlichen Leute auf offenem Markte höhnten, weil diese zu dumm zum Stehlen seien und deshalb arbeiten müßten. Da war nach etwa anderthalbjährigem Bestande die Allgemeine Elementar- Versicherungsbank in Wien   recht gründlich pleite"; aber ihr General- Sekretär Reach fand die Mittel, sie unter dem Titel Elementar- Versicherungsbank" gleich dem Phönig aus der Asche eine fröhliche Auferstehung feiern zu lassen. Man fieht, was ein gewiegter Financier, wie der neue General- Diret­tor Reach, durch eine so einfache Manipulation, wie die Weglas­fung des einen Wörtchens Allgemeine", für Finanzwunder wir­fen fann: aber Einfachheit in Mitteln und Zielen war ja stets das Kennzeichen des wahren Genies. Fünfzehn Verwaltungs­räthe, darunter drei Grafen, drei Barone, zwei Ritter, hoben das neue Institut am 1. Februar 1872 aus der Taufe. Es waren unter dieser Aristokratie zwei f. t. Truchsesse, ein Finanzbaron, seines Zeichens Inhaber einer Wechselstube; die Grafen führten die uralten Namen Sothen, Hardegg   uod Constantin Vickenburg. Letzterer, heute ein Mann von fast 79 Jahren, ist Pair des Rei­ches, so daß das Herrenhaus zu seiner Einziehung in die Unter­suchung die Zustimmung geben mußte, und war unter Schmerling Handelsminister. Das Obergericht hat indessen nur die bürger­lichen Verwaltungsräthe, bis auf Einen, zur Versetzung in An­flagestand bestimmt, und die Anklage gegen die drei Grafen, gegen zwei Barone und einen Ritter beseitigt. So erscheinen denn vor dem Schwurgerichte nur zwei f. f. Truchsesse, von denen Einer ein Freiherr, der Andere ein Ritter ist, und sechs Bürger- Verlesung standen die Angeklagten sichtlich gerührt da. Die drei liche. Die neue Bank war nämlich selbstverständlich von vorn­herein bankerott, um so mehr, als 160,000 Fl. Gründerkosten verrechnet wurden und die Verwaltungsräthe an Tantiemen 40,000 FL. bezogen. Im Dezember 1872 war die Crida schon so offenkundig, daß versicherte Parteien aus, Ungarn   längst liqui­dirte Hagelschäden nur zu einem Drittel ausbezahlt bekamen und für die übrigen zwei Drittel Privatwechsel von Reach acceptiren mußten. Auch das Geld erhielten sie nur gegen eine schriftliche Anerkennung, daß sie vollständig befriedigt seien; und dieses Zeugniß ward dann ohne ihr Wissen veröffentlicht, ja einem Cir­fularschreiben der Direktion zu Grunde gelegt, welches die voll­ständige Solvenz der Gesellschaft verbürgte und mit gerichtlichen Schritten gegen Verleumdungen drohte. So gelang es dem Ver­waltungsrathe, noch bis Ende Januar 1873 viele Parteien durch Emission von Interimsaktien und durch Annahme von Versiche­ruugen zu betrügen. Die Gelder sind natürlich sammt und son­ders verloren; denn am 23. Februar 1873 wurden die Kassen zugesperrt, in denen sich genau 45 Neufreuzer oder 90 Pfen= nige befanden den 1,100,000 FL. Passiven standen 100,000 Fl. sehr dubiöse Activa gegenüber. Das Fett haben die beiden ein­ander ablösenden Direktoren Reach und Winter abgeschöpft. Als Reach austrat, sprach er die geflügelten Worte: ich habe die Gesellschaft als Leiche verlassen; aber der Winter zieht ihr auch noch das Todtenhemde aus!" Winter wiederum meinte zu einem Bekannten, der nicht begriff, woher ihm der Muth komme, diesen Posten zu übernehmen: einen Monat geht's schon noch, und in dem Monate mach' ich mir meine 40,000 Fl.!" Eine Summe von 62,000 Fl. ist spurlos bei Seite geschafft, indem sie der be= reits damals bankerotten Raten- und Rentenbank in den Rachen geworfen ward. Als sich im Verwaltungsrathe dagegen denn doch Stimmen erhoben, weil der Zustand der Raten- und Ren­tenbank aller Welt bekannt war, entgegnete Reach pathetisch: ,, man muß zu der Bank Vertrauen haben! wir leben ja in fei­nem Raubſtaate!" Nun, bis zu welchem Grade dieser Ausspruch berechtigt ist, werden ja die Affisen- Verhandlungen zeigen, deren Dauer auf vier Wochen berechnet ist!

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In den Kohlenbergwerken von Nord- Wales   in Eng­

Brüder des Ermordeten waren anwesend. Die Zahl der Be­lastungszeugen ist 50, die aller Zeugen 133, darunter Menotti Garibaldi   und Odescalchi, welche beide der Sigung beiwohnten. Sensation und Schwermuth bemächtigte sich der Versammlung während der Lesung des traurigen Aftes, welcher Licht über die geheimnißvolle Blutthat verbreitet. In der Sigung vom Mitt­woch begann das Verhör der Angeklagten; Frezza, Morelli und Farina machen umfassende Geständnisse; die Sigung ist reich an melodramatischen Effekten. Gestern wurde das Verhör fortgesetzt. Der Angeklagte Armati giebt Aufklärungen über das Komplot. Er spricht von seinen intimen Beziehungen zu Luciani und er­zählt über die im 4. römischen Wahlkollegium zu Gunsten Lu­ciani's vorgekommenen Wahlumtriebe. Er glaubte nur ein po­litisches Verbrechen zu begehen. Luciani weist die Anschuldigun­gen Armati's mit Entschiedenheit zurück und ergeht sich in einer längeren Darstellung der Wahlkämpfe und seiner Beziehungen zu Sonzogno. Armati wiederholt hierauf sein Geständniß mit dem einfachen Accente der Wahrheit. Er glaubte, von Luciani ange­ftachelt, Rom   von einem großen Feinde zu befreieu. Luciani hält eine 21stündige phrasenreiche Rede, in der er Alles absurd ab­zuleugnen fucht; er sei nie mit Armati und Morelli vertraut ge= wesen, er habe ihnen nie Geld gegeben, nie die Frau des Son­zogno verführt. Armati macht, entrüstet, neue Enthüllungen. Luciani habe mit ihm persönlich Wahlzettel gefälscht. Am Freitag nimmt das Zeugenverhör seinen Anfang. Der Bruder des Ermordeten, Alberto Sonzoguo, erhärtet den Ehebruch Lu­ciani's mit Madame Sonzogno. Die Sigung wird hierauf auf­ciani's mit Madame Sonzogno. Die Sigung wird hierauf auf­gehoben.

* Zum Lehrermangel im Intelligenzstaate. Preußen, wird aus dem Havellande mitgetheilt, daß in einem dortigen Dorfe ein Berliner   Budifer, alias Kellerwirth, als Lehrer fungirt. Nach­dem derselbe in Berlin   das Kellergeschäft sattsam geführt und sein väterliches Erbtheil dabei verthan hat, experimentirt er jetzt nach besten Kräften an der lieben Dorfjugend herum. Ein Examen als Lehrer hat der gute Mann nie gemacht.

Altona   hat nun endlich auch sein Sieges- Denkmal", nachdem feine gutgesinnten" Bürger fich so lange gesehnt haben. Großartig scheint übrigens die Enthüllung dieses Dentmals nicht vor sich gegangen zu sein, denn, wie die Zeitungen melden, wa ren nur die nächsten Häuser am Denkmal" festlich geschmückt. Hat doch auch das Volk in Altona   Anderes zu thun, um der franzosenfresserischen Bourgeoisie als Staffage zu ihren Harlequi­naden zu dienen.

* Die, Bildung" unsererer ,, Gebildeten" dokumentirt sich oft in einer höchst eigenthümlichen Weise. Mehrere Berliner   Leser

werden sich vielleicht noch erinnern, daß vor einigen Jahren ein bekannter Redakteur einer Berliner Zeitung   einen seiner Kollegen auf der Straße überfiel und mit einem Knüppel gehörig ,, be­arbeitete". Dieser Tage hat sich in Paris   ein ähnliches Bor­kommniß zugetragen. Der Schriftsteller Gille hatte bei Be­sprechung des Lebens des unlängst verstorbenen Künstlers Car­ peaux   gesagt, daß derselbe zu theatralische Manieren und Hal­tung à la Melingue"( ein bekannter französischer Schauspieler) geneigt habe. geneigt habe. Dieses nahm der Sohn Melingue's  , der darin eine Beleidigung seines Vaters sah, übel und rächte sich dadurch, daß er Gille, dem er aufgepaßt hatte, auf offener Straße so furchtbare Stockschläge ertheilte, daß derselbe schwerlich mit dem Leben davon kommen wird. Der junge Melingue wurde sofort verhaftet.

Herr Strousberg   ist in Petersburg   am 25. Oktober ver­haftet worden und bereits nach Moskau   transportirt. Die Ver­haftung soll auf Antrag eines Gläubigers erfolgt sein.

Innere Parteiangelegenheiten.

Für die Parteigenossen in Altona   zur Nachricht, daß be­schlossen worden ist, bis auf Weiteres alle öffentlichen Socialisten­Bersammlungen nur durch das Vorstandsmitglied Brasch einbe rufen zu lassen.

Die Partei- Organe sind angewiesen, Altonaer Versammlungs­Annoncen nur mit Rücksicht auf diesen Beschluß aufzunehmen. Vor Mitte November wird eine öffentliche Socialisten- Ver­ſammlung in Altona   nicht stattfinden. Mit soc.- dem. Gruß J. A.:

Hamburg  , 26. Dit. 1875.

C. Derossi. J. Auer.

Zur Beachtung.

Vom 1. November an ist die Adresse des Sekretariats Pferdemarkt 37, III.

* Am 28. Oktober stand der frühere Redakteur unseres Blattes, Leonhard Pfeiffer, vor der VII. Kriminal- Deputa tion des Berliner   Stadtgerichts, angeklagt der Beleidigung, be gangen durch einen Artikel in Nr. 81 des ,, Neuen Social- Demo­frat" vom 17. Juli 1874. Der Staatsanwalt beantragte einen Monat Gefängniß; der Gerichtshof aber beschloß, die Prozeßakten an die 1. Division des I. Armeekorps in Königsberg   zu über­mitteln, mit der Anfrage, ob dieselbe die Bestrafung der in dem Artikel angeblich beleidigten Personen vornehmen wolle oder nicht, und die Angelegenheit zu vertagen, bis von Königsberg   eine Er flärung eintreffen würde.

* Den Kollegen zur Notiz, daß der Termin gegen die Schuh  macher- Gewerkschaft Dienstag, den 2. November, Vorm. 9 Uhr, vor dem Stadtgericht, Moltenmarkt 2, und wegen Beleidigung des Kammergerichts Mittwoch, den 3. Nov., Molkenmarkt 3, ab Szimmath, Bergstr. 8. gehalten wird.

Rawitsch  , 25. Okt.( Bolksversammlung.) Am 19. Oktober fand hierorts eine von über 500 Personen besuchte Volksversammlung statt, in welcher Herr K. P. Reinders aus Breslau   über die Arbei terbewegung in Deutschland   referirte. Neduer erledigte sein Referat terbewegung in Deutschland   referirte. zur Zufriedenheit aller Anwesenden. In das Bureau wurden F. Bött cher als Vorsitzender und Vicenz als Schriftführer gewählt. Die no thigen Schritte zur Konstituirung feines Wahlvereins sind bereits ge fchehen. Mit social- demokratischem Gruß J. A.: K. Mehlert.

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Großenhain, 17. Dtt.( Situationsbericht.) Man sträubte sich hier sehr gegen die in unserm leyten Bericht ausgesprochene That sache, daß die Saganer Arbeiter, welche den Gewerkverein am Orte begründen sollten, um die Socialdemokratie todt zu machen, verschrie ben worden seien, weil man wußte, daß, wenn selbst der indifferenteste Arbeiter diese Thatsache erfährt, er auch weiß, weß Geistes Kinder diese Arbeiter sein müssen, die eine Besserung" der Lage des Arbei terstandes durch das Zusammengehen mit den Todfeinden desselben herbeiführen wollen. Nun, das Gesagte hat seine Bestätigung erfahren von Seiten unserer Gegner und besonders in einem Anffaze, den unser Bürgermeister Ludwig Wolf( früher Meeraner Kulturkämpfer und Stadtvater), zur Bekämpfung der Socialdemokratie, speziell der Ge werksgenossenschaft der Manufaktur, Fabrik und Handarbeiter, in hiefigen Lotalblatt losgelassen. Herr Ludwig Wolf nimmt allerdings in Bezug auf die Verschreibung Alles auf seine Jade, was uns jedod nicht verhindert, dabei zu verharren, daß er im Einvernehmen mit Herrn R. Buchwald, Vorsitzenden des Fabrikantenvereins, diese Be schwörung der guten Geister" unternommen; hat doch Lettgenannter dieselben zuerst unter seine Fittiche genommen. Also die Verschreibung ist erwiesen, und ferner ist Thatsache, daß die Verschriebenen sich vo Feinden des Arbeiterstandes dazu gebrauchen ließen und lassen, Arbei tern entgegen zu treten. In welcher Weise dies bis jetzt geschah, so hier zur besseren Würdigung verzeichnet werden. Da man sah, da durch die Gründung eines Ortsvereins der Stuhlarbeiter und ve wandten Berufsgenossen", der Socialdemokratie der Athem nicht aus gehen wollte, suchte man im Arbeiter- Bildungsverein Boden zu fassen und benutte dazu einige Mitglieder desselben, die ihres unftäten Cha rakters und ihrer hirnverbrannten Jdeen wegen von jeher unsere 3 neigung nicht besaßen; diese sollten hauptsächlich, wie es schien, Arbeite für die gute Sache" zu gewinnen suchen, d. h. dieselben den Fabri tanten an das Messer liefern begünstigten, ja unterstützten doch di etteren dieses Treiben; unter Anderen that dies auch der den Leser schon bekannte Direktor Richter. Durch die Konferenzen einiger Ber schriebener" mit dem Bürgermeister Ludwig Wolf in dessen Wohnun mochte man dahin gekommen sein, sich auf die Erringung der Majorit im Arbeiter- Bildungsverein( welche, beiläufig bemerft, aus aftive selbstbewußten Socialisten bestand), oder, falls dies unmöglich sei sollte, auf die Vernichtung desselben zu legen. Zu diesem Zweck ware bei der Polizei Angaben über den Arbeiter- Bildungsverein gema worden, die dieselbe veranlaßten, die nächste Versammlung des Berein zu überwachen und sich zu überzeugen, ob öffentliche Angelegenheiten Verein erörtert wurden. Wie sich das Alles so fügt; in dieser Versammlu lag eine Anklage gegen ein Vereinsmitglied vor wegen Schädigung Vereinsintereffen. Die Verhandlungen hierüber zogen sich etwas die Länge, daher forderte der überwachende Beamte, nachdem der geklagte zu seiner Bertheidigung den Verein als einen socialistische denunzirt hatte, den Vorsitzenden zu seinem Erstaunen auf, die Be sammlung, da hier nicht der Ort und die Zeit sei, zu erörtern, in weit die Bertheidigung berechtigt sei, zu schließen.( Es lag Antr zwischen dem Beamten und den Vorsitzenden schloß Lesterer die Be auf Ausschließung des Angeklagten vor.) Nach einigen Erörterung jammlung, den unerledigten Antrag vertagend. Trozdem geschah nächster Versammlung die Ausschließung zweier würdiger Kumpa

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