sich richten müssen? Einfach ihre eigene Einsicht, ihre Willfür! Als in Sachsen   ins neue Gewerbegeset ähnliche Bestimmungen aufgenommen wurden, daß nämlich die Gemeindebehörden für alle diejenigen, die keiner anerkannten Rasse angehörten, derartige Kaffen gründen nnd bilden könnten: meine Herren, wissen Sie, was da geschehen ist? Man hat sehr viele bestehende Kassen von Seiten der Behörde einfach für lebensunfähig erklärt, obgleich dieselben viele Jahre lang in vollem Gedeihen gestanden hatten;

man hat die Statuten anderer Genossenschaften, die sich zu sammengethan hatten und Kaffen bilden wollten, ebenfalls für lebensunfähig erklärt. Es gab keine Möglichkeit, sich Recht zu verschaffen, wenigstens ist in den allermeisten Fällen den Mitgliedern ihr Recht nicht geworden, und so haben die Be­hörden nach und nach einen bedeutenden Theil dieser Kassen in die Hände bekommen. Also, meine Herren, es müßte hier durch genaue statistische Erhebungen festgestellt werden, in welchem Falle eine Raffe als lebensfähig anerkannt wird, welche Beiträge für die verschiedenen Branchen nothwendig sind. Und ich meine, daß das deutsche Reich, welches, wenn es sich um militärische Zwecke handelt, stets Millionen und Milliarden hat, in einem so drin­genden Fall auch eine Million daran zu wenden haben müßte, um Untersuchungen über die Verhältnisse dieser Kassen anstellen zu können. Dabei wird man von Seiten der Arbeiter aller po­litischen Schattirungen dessen bin ich gewiß den Behörden mit der größten Bereitwilligkeit entgegenkommen und mit statisti­schem Material an die Hand gehen. Eine derartige Enquete ist durchaus nicht so schwierig, wie sie hier vielfach hingestellt wird. Uber, meine Herren, wenn eben der Charakter der Gesetzgebung fort und fort derjenige bleibt, der er bisher gewesen ist, wenn, wie es dieser Gesetzentwurf und die in Aussicht stehende Straf­gesegnovelle thut, die Gesetzgebung einen immer feindseligeren Charakter gegen die Arbeiterklasse annimmt, dann dürfen Sie sich auch wahrhaftig nicht wundern, wenn in den Arbeiterkreisen mehr und mehr Mißstimmung Play greift und das in Ihrem Interesse so nothwendige friedliche Nebeneinandergehen unmöglich gemacht wird. Sie haben es in der Hand, den einen oder den anderen Weg zu betreten.

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Nachdem noch die Abgg. Oppenheim  , Moufang und v. Malzahn- Gült das Wort ergriffen, nimmt der Reichstag  den Antrag v. Malzahn- Gülz die Vorlage an eine Kom­mission von 21 Mitgliedern zu überweisen Diskussion geschlossen.

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Politische Uebersicht.

an und wird die

Berlin  , 9. November.

Allem Anscheine nach wird Barzin bei Schlawe   in Hinter­pommern, das deutsche Versailles werden. Trotzdem der Reichs­ tag   schon in voller" Arbeit ist, befindet sich Fürst Bismard noch immer auf seinem hinterpommerschen Tusculum   und sorgt von da aus für des Reiches Wohl. Ein Ballen gedruckter Strafantrag Formulare soll nächstens, wie verlautet, wieder nach Barzin abgehen.

- und hier ist einer der Punkte, wo wir mit der Gesetzgebung wenig zufrieden sind wenig zufrieden sind, daß die Presse sehr eingeschnürt worden ist. In welcher Lage sich dieselbe befindet, werden wir in einem der nächsten Artikel einmal in furzen Strichen ausführen, aus denen man ersehen wird, daß wir nicht zu viel behaupten, wenn wir unsere Ansicht wiederholen, daß die Presse eigentlich auf Gnade und Ungnade der Regierung überantwortet ist. Es kann sehr bald einmal die Zeit kommen, wo die liberale Partei wieder verfolgt wird und sich zu wehren hat, und dann werden die, welche der Regierung alle Waffen auszuliefern bereit sind, zu ihrem Schaden wahrnehmen, daß sie gar übel berathen waren. Wir meinen, es ist eher Zeit, das Strafgesetzbuch darauf zu re­vidiren, daß die Presse Erleichterungen und Schutz vor mißge­neigten Auslegungen mancher Bestimmungen gewährt, als daß ihr neue Fesseln geschmiedet werden."

Nun im Preßgeseze haben sich die Liberalen eben selber eine große Ruthe gebunden, und wenn sie mit dieser Ruthe spä ter einmal in empfindliche Berührung kommen sollten, dann wer­den sie sich vergeblich nach einem Prügelknaben umsehen, dem sie die Schuld in die Schuhe schieben könnten.

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Die Lage der Juvaliden aus den Jahren 1806 bis 1815 ist so traurig wie nur irgend etwas. Während für die Veteranen und Invaliden der letzten Kriege ein großer Fonds angehäuft worden ist, sind die aus dem Kriege von 1813 bis 1815 auch nicht entfernt so gut gestellt. So lesen wir jetzt in einer Verfü gung einer Bezirks- Regierung, daß ihr der Minister des Innern mittelst Grlaſſes vom 3. v. M. einen Zuschuß für die Hülfsbe­dürftigen Veteranen jener erſterwähnten Kriegsjahre zu dem Zwecke bewilligt hat, daß sie auf den Marimalfaz von monatlich 10% Mart, sage zehn und einer halben Mark gebracht werden können. Wenn man bedenkt, daß ihrer überhaupt nur noch sehr Wenige sind, so sollte man meinen, daß die ,, Marimal"- Unterſtüßung zunächst doch erhöht werden müsse, und das Wort Unterstüßung" durch das eigentlich richtige Ehrensold" zu er­sezen wäre. Freilich würde sich ein Monatsgehalt von der vor­erwähnten Geringfügigkeit als Maximum mit einem Ehrenfold schwer vereinigen lassen. Gerade die hochbetagten Veteranen müßten einen sorgenfreien Lebensabend haben, welchen sie sich mit 125 Mart jährlich unmöglich schaffen können. Und daß die Noth unter diesen ergrauten Baterlandsvertheidigern anerkannter­maßen eine furchtbare sein muß, ersehen wir fortwährend aus den Bittgesuchen, die für diese Unglücklichen in den Zeitungen inserirt werden. So bringt beispielsweise die ,, Tribüne" in ihrer legten Sonntags- Nummer unter der Ueberschrift: Dringende Bitte" folgenden Nothschrei:

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Fünf invalide Veteranen aus den Befreiungskriegen von 1813, 14 und 15, die in jener schweren Zeit freiwillig ihr Leben für König und Vaterland eingesetzt und geblutet haben, leiden bittere Noth, die durch den Eintritt des Winters noch erheblich gesteigert wird. Altersschwache, vollständig erwerbsunfähige Greise von 80-85 Jahren, haben sie keine anderen Subsistenz­mittel als den zu seiner Zeit so niedrig bemessenen Gnadensold, der bei der schon bestehenden und immer mehr anschwellenden Theuerung aller Lebensbedürfnisse kaum zur einfachsten Sättigung, unterhalts ausreicht. In dieser trostlosen Lage haben die greifen viel weniger denn zur Beschaffung des übrigen nothdürftigen hülfsbedürftigen Krieger ihre einzige Hoffnung auf die werkthätige Hülfe edler Menschen zur Erleichterung ihres trüben Looses ge­

fluß es gelingen dürfte, ihr trauriges Dasein während ihrer vor­aussichtlich noch kurzen Lebensdauer zu erleichtern. Möchten

Reptile sehen nun einmal das, was Andere Leute nicht sehen, und was sonst jedes Kind weiß, davon haben wieder die Reptile keine Ahnung. Während bekanntermaßen die Lehrer­noth in Preußen- Deutschland   nicht im Abnehmen begriffen ist und bisweilen ein großer Theil der Proletarierkinder des Schul- fest; wir bitten für sie um Liebesgaben, durch deren Zusammen­unterrichts entbehren müssen, eben weil kein Lehrer sich findet, ist die Nordd. Allg. 3tg." ganz entzückt über die Fortschritte", welche die Schulen und die Volksschullehrer in unserem steuer­gesegneten Deutschland   gemacht haben. So schreibt das Leib­und Magenblatt Seiner Heiligkeit in Varzin bezüglich dieser Frage:

" Das im Jahre 1852 aufgenommene, seit dem Jahre 1867 in größerem Umfange weitergeführte und in den letzten drei Jahren zu ganz besonderer Förderung gebrachte Werk der Gehalts= verbesserungen für die Elementarlehrerſtellen darf vorläufig als zu einem befriedigenden Abschluß gebracht angesehen wer­den. Dies hat aber nur unter energischer Mitwirkung der Ge­meinden erreicht werden können, die meiſtentheils mit großer Be reitwilligkeit für ihr Schulwesen Opfer gebracht haben, soweit dies nur für ihre außerdem sehr bedeutende Kommunalbesteuerung angänglich gewesen ist. Die günstigen und erfreulichen Reful­tate der Fürsorge, welche die Staatsregierung namentlich in den letzten Jahren der Aufbesserung der Lehrergehälter(!!) hat angedeihen lassen, zeigen sich nicht nur in der größeren Zu­friedenheit(!!) des gesammten Lehrerstandes und einer neu be lebten Berufsfreudigkeit, sondern namentlich auch darin, daß sich wieder in verstärktem Maße eine Anregung zur Ergreifung des Lehrerstandes geltend macht. Den Beweis dafür liefern die dies­jährigen Aufnahme- Prüfungen bei den Schullehrer- Seminarien, zu denen sich eine bedeutend größere Anzahl von Aspiranten_ge­meldet hatte, als den vorhandenen Verhältnissen nach Aufnahme finden konnten. Auch werden die Fälle häufiger, daß frühere Lehrer, die eines besseren Einkommens halber zu einem ander­weitigen Berufe übergegangen waren, in den Schuldienst zurück­treten. Ganz besonders hat der Lehrerstand die umsichtige Für­forge der Staatsregierung in der Gewährung der Alterszulagen anerkannt, einer Einrichtung, die seit langer Zeit in den Vorder= grund aller Lehrerwünsche getreten war und welche die Lehrer soweit erfüllt ſehen, daß sie nach vollendetem 12. Dienstjahre 90 und nach vollendetem 20. 180 Mark jährliche Staatsunterstüßung

beziehen."

Wir wundern uns gewiß nicht, wenn ein Reptil lügt, da es Idiese edle Eigenschaft unbedingt besigen muß, wenn es seine Stellung würdig ausfüllen will, wenn es aber in so plumper Manier diese bekannte Frage behandelt, so würde es kein Wun­der sein, wenn unsere Reptile nächstens selbst unseren Weißbier­philistern nicht mehr zu imponiren im Stande wären. Ob die zufriedenen" Lehrer einen befriedigenden Abschluß" darin ge= funden haben werden, daß sie jährlich 90 eventuell 180 Mark nach so und so langer Dienstzeit zugelegt erhalten, ist bei den jezigen Preisen der Lebensbedürfnisse wohl mehr als zweifelhaft, feit ihr Amt verwalten werden. So lange noch der Lumpen­ebenso, daß sie in Folge dessen mit neuer belebter Berufsfreudig­sammler Hasenohr in der Provinz Brandenburg   nebenbei mit unbesetzten Schullehrerstellen handelt und ein bankerotter Berliner  Kellerwirth auf dem Katheder thront, ist von dem Fortschritte" der Norddeutschen herzlich wenig zu spüren.

Unseren Liberalen, die bisher immer flott mitgearbeitet haben, daß das Volk nur gar nicht zu viel Freiheiten genieße, fängt es an in Folge dessen sogar selbst nicht mehr ganz geheuerlich im lieben Vaterlande zu werden. So stößt die ,, Magdeburger 3tg." in einer ihrer letzten Nummern folgenden Nothschrei aus: zum ersten Male aus, daß einzelne Führer der liberalen Partei Es scheint uns, und wir sprechen diese Ansicht heute nicht für die Freiheit der Presse nicht so warm eintreten, als sie es nur ihre eigenen reiflich bedächten. Sie haben dazu beigetragen müßten, wenn sie nicht einmal die Interessen des Landes, sondern

diese Worte reichlich warmfühlende und hülfbereite Herzen finden, und so das bange Sehnen der greisen Veteranen in freudigen Dank verwandelt werden. Die Expedition dieser Zeitung und der Unterzeichnete sind gern bereit, jede Gabe, der Lettere auch an abgelegten Bekleidungsgegenständen dankend anzunehmen und darüber öffentlich Rechnung abzulegen. Die geehrten Redactionen anderer Zeitungen werden ergebenst gebeten, dieses Inserat in ihre Blätter gefälligst aufzunehmen. Giebichenstein   bei Halle, im November 1875. Böhm, Rittmeister a. D., Senior des eisernen Kreuzes."

Eigenthümlich! Sonst erzählt man doch immer von der Liebenswürdigkeit und Mildthätigkeit unserer Staatspatrioten und der herrschenden Parteien und hier auf einmal tiefes Schweis gen, wo doch Hülfe nöthig ist. Eine bessere Illustration zum Nationaldant" giebt es wahrlich nicht.

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Die socialistische Bewegung greift immer mehr und mehr um sich. So entnehmen wir dem Mirabeau", daß in Athen  in Griechenland   ein socialistisches Blatt unter dem Titel: Ergates"( der Arbeiter), welches zum Redacteur den Bürger Banos   hat, seit Oftober erscheint. Wir wünschen, daß dasselbe eine recht tüchtige Verbreitung findet.

* Gegen die Redaktion des ,, Volksstaat" schweben gegen­wärtig nicht wenig als 9. Anklagen. Die beste Illustration zu unserer Reichsherrlichkeit".

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Pforzheim  , im Nov.( An die Mitglieder der Socialisti­schen Arbeiterpartei Deutschlands   in Baden, Württemberg und der Pfalz  .) Parteigenossen! Die Erkenntniß, daß der Ertrag der Arbeit auch rechtmäßig den Arbeitenden zufließen muß, dringt in immer weitere Kreise. Die Proletarier allerorts erblicken ihre vor­nehmste Aufgabe darin, auf geseglichem Wege die kapitalistische Pro­duktionsweise, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, zu beseitigen und an deffen Stelle ein besseres, leitendes und bestimmen des Prinzip, das der Gemeinsamkeit und Solidarität, zum Staatsprin­zipe zu erheben. Der Schwierigkeiten, welche sich der Austragbringung dessen hemmend in den Weg legen, sind unendlich viele; aber in's Gesammit verlieren sie ihre Bedeutung, sobald wir Mann für Mann bestrebt sind, an dem Emanzipationswerke des vierten Standes mit­zuarbeiten. Alle anderen Klassen können uns nicht helfen, denn die­selben sind und müssen bleiben bis zu ihrem Untergange eine einzige reaktionäre Masse, welche zur Voraussetzung für ihre Existenz die materielle wie geiste Unfreiheit des Volkes besitzt. Dieses voll und ganz erkennen ist des Arbeiters wahrste Bildung. Parteigenossen! Wir sehen tros des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechtes, weil dasselbe von den Arbeitern in ihrer großen Gesammtzahl nicht ge= nügend ausgenugt wird, was der größte Fehler unseres Standes ist

aus eben diesem Grunde in der ersten gesetzgebenden Körperschaft Deutschlands   die Vertreter der Klasseninteressen in der Majorität sich befinden. Die Arbeiten derselben liefern uns denn auch den deutlichsten Beweis, daß Dinge, welche unproduktiver Natur sind, aber eine Noth

wendigkeit für die Erhaltung des Klaſſenſtaates geworden, mit ber größten Genauigkeit behandelt werden, und dasjenige, was geeignet wäre, die Lage des arbeitenden Volkes wenigstens in Etwas erträglicher zu gestalten, als Nebensache betrachtet wird, ja, sehr oft von den Ver­tretern des unterdrückten Standes selbst gar nicht zur Sprache gebracht werden kann, weil dieselben durch die bekannten Valentin'schen Schluß­

anträge mundtodt gemacht werden.- Das ist die Arbeit der andern Klassen für das arbeitende Volk. Parteigenossen! Mit Freuden läßt sich konstatiren, daß in Baden, Württemberg und der Pfalz   die Socia listische Arbeiterpartei stetige Fortschritte macht, was ein neuer Sporn sein muß, unsere Thätigkeit nicht nur allein zu verdoppeln, sondern womöglich zu verhundertfachen! Ueberall, wo sich Anhänger der So­cialistischen Arbeiterpartei befinden, müssen dieselben bestrebt sein, vörderst ihre nächstgelegenen Kreise zu bearbeiten und dann die Agita­

Alles

tion weiter fort zu pflanzen, um so schließlich der socialistischen Welt­anschauung bis in die entferntesten Hütten Eingang zu verschaffen. Getragen von der gemeinsamnen Idee, müssen die Parteigenoffen in echt 36 brüderlicher Weise auch die Agitation gemeinsam und planmäßig be­treiben, denn nur durch ein Zusammenspiel der Kräfte läßt sich Erfolg­reiches zu Stande bringen, was die Stuttgarter   Reichstagswahl uns ja zur Genüge beweist. Es muß dahin kommen, daß jeder Ort, wel­cher eine Kirche besigt, auch Mitglieder der Socialistischen Arbeiterpartei beherbergt, denn eine so große und gewaltige Sache, wie die unsere, fann nicht früher praktisch werden, als bis sie zu allgemeinem Ver­ständniß gelangt ist. Der herrschende Kapitalismus   kennt weder Gnade noch Erbarmen, sondern nur die Aufgabe, Euch ihm gänzlich unter­thänig zu machen und möglichst viel Profit aus der Waare Arbeits­traft herauszuschlagen. Nicht dürfen wir da die Zeit in Unthätigkeit verstreichen lassen oder gar der Muthlosigkeit uns hingeben, sondern müssen organisirt den gesetzlichen Kampf gegen dieses Ausbeutersystem, diesen unnatürlichen, barbarischen Zustand weiter und weiter führen und entwickeln. Die Noth des arbeitenden Volkes, der Erzeuger aller Werthe, wächst von Tag zu Tag und die hieraus sich ergebenden be­trübenden Konsequenzen mehren sich in erschreckender Weise. ehrliche und ideelle Streben wird bei der heutigen Jagd nach persön­lichem Gewinn und Vortheil verhöhnt und verfolgt, dagegen die größ­ten Laster und Verbrechen angebetet und, um der Gemeinheit und Frechheit' die Krone aufzusetzen, dem Volke noch obenein von den im Solde des Kapitals stehenden Preßbanditen als freiheitliche Errungen­schaften angepriesen. Tausende von Frauen und Kindern schmachten in den modernen Zwingburgen, um der männlichen Arbeitskraft Konkur­renz zu machen und dadurch die Taschen der Unternehmer besser zu füllen. Elendiglich müssen diese Bejammernswerthen zu Grunde gehen; der Kapitalismus   rechnet nur nach ihren Arbeitshänden, die Leiber sind ihm Nebensache. Pestlöcher sind die Wohnungen der Erhalter des Staates, weshalb es einleuchtend ist, daß die Sterblichkeits- Statistik uns so grauenvolle Berichte liefert. Parteigenossen! Hier kann nur Eines dauernd einen besseren Zustand. schaffen: die Beseitigung der Privatindustrie und die Einführung der associationsmäßigen Arbeit vermittelst Staatshülfe, wodurch die Menschen in bessere Beziehungen zu einander gebracht werden. Lasset uns denn für diesen Zweck uner­müdlich thätig sein und bleiben und ungeachtet der Verfolgungen und Verdächtigungen von Seiten unserer Gegner für die Erlangung der edelsten Güter der Menschheit: Wohlstand und Freiheit, kämpfen. Solch ein Streben ist wahrhaft edel und gerecht, und wenn es eine Seligkeit giebt, so liegt sie in diesem Kampfe! Auch angelegen wollen wir es uns sein lassen, der Arbeiterpresse immer mehr Eingang im Volte zu verschaffen, denn das geschriebene Wort erzeugt noch nach haltigere Wirkungen als das gesprochene. Hierdurch wird es uns auch am ersten möglich werden, die gegnerische Schundpresse, welche den Volksgeist vergiftet und verpestet, am erfolgreichsten bekämpfen zu können. Parteigenossen! Lasset uns nicht eher ruhen, als bis das arbeitende Volk von Baden, Württemberg und der Pfalz   bis auf den letzten Mann durch und durch socialistisch gesinnt ist. Thue Jeder seine ganze Pflicht und Schuldigkeit, dann werden die Erfolge nicht ausbleiben können und der Lauf des heutigen Gesellschaftszustandes bald geendigt sein. In Sachen der Agitation wende man sich an den Unterzeichneten, der allen Anforderungen, soviel in seinen Kräften steht, Genüge leisten wird. Es lebe die Socialistische Arbeiterpartei Deutschlands  ! Es lebe die socialistische Agitation! Mit socialistischem Gruß und Handschlag R. Hackenberger.

Oldenburg  , 30. Oktober.  ( Ein Kampf mit den Gewerk. vereinlern.) Seit längerer Zeit wünschte der Vorstand der Socia­listischen Arbeiterpartei, daß die Hauptstadt des Großherzogthums für unsere Partei gewonnen werde, wenigstens, daß mit der Agitation dort vorgegangen werde. Dies ist nun geschehen. Schon vor Beginn der Versammlung hatte sich eine ziemliche Anzahl von Vertheidigern der heutigen Ordnung eingefunden, denn bei Eröffnung der Versammlung waren die eigentlichen Arbeiter, oder doch die zum Arbeiterstande sich rechnenden Personen, in der Minderheit und Herr Polfe wurde Vor­sisender, der Unterzeichnete Schriftführer. Herr Polke ertheilte Herrn Frick aus Bremen   das Wort. Derselbe legte in seinem Vortrage, so weit dies möglich, die Prinzipien unserer Partei klar und von Seiten der Arbeiter folgte ungeheurer Beifall. Jetzt sprach Herr Polke für die Hirsch- Duncker'schen Gewerkvereine. Derselbe legte Herrn Frick allerlei Ungereimtheiten in den Mund, so zum Beispiel, Frick hätte sich für das Theilen erklärt u. s. w. Ferner bemühte sich Herr Polke unter dem fortwährenden Rufe der Arbeiter: Nicht Vorlesen", dennoch die Ver­sammlung eine Stunde mit Vorlesung zu unterhalten, was allerdings auch seinerseits das Vernünftigste war; denn als Gegner aufzutreten, zu widerlegen das, was Frick gesagt, dazu war, selbst wenn dies sonst möglich gewesen wäre, wenigstens Herr Polke nicht geeignet. Nachdem derselbe: geendet, brachte derselbe einen Geschäftsordnungsantrag auf eine Redezeit von nur fünf Minuten ein, der auch allerdings mit sehr zweifelhafter Majorität angenommen wurde. Jezt begannen die Ma­növer. Herr Polke brachte eine Resolution ein, wonach sich die Ver­sammlung für die Hirsch- Dunder'schen Gewerkvereine erklären sollte. Bei der Abstimmung hoben die Fabrikanten und die Gewerkvereinler die Hände in die Höhe, und somit war die Resolution angenommen". Eine Gegenprobe fand nicht statt. Jetzt sollte Frick allerdings noch fünf Minuten sprechen; derselbe that dies auch in der einzig richtigen Weise, indem er erklärte, in den nächsten Tagen, vielleicht Sonnabend, den 13. November, kommen zu wollen. Trotz der Manöver der Ge­werkvereinler, traten doch diesen Abend eine Menge Arbeiter der So cialistischen Arbeiterpartei Deutschlands   bei. Mit social- demokratischem Gruß

J. Rohwer, Schriftführer.

Halle a. S., 5. Nov.( Allg. deutscher   Schneider- Berein.) Am 25. Oktober feierten wir unser zweites Stiftungsfest, welches unter allseitiger Theilnahme einen guten Verlauf nahm. Unser Kollege J. Beyer hielt die Feftrede dabei. Außerdem verlegten wir unsern Verkehr von der Spiegelgasse Nr. 10 nach der Berggasse Nr. 1 bei Herrn Werner. Zugleich vereinigten wir Arbeitsnachweis mit dem Verkehrslokal, und ist Vermittelungszeit Abends von 8 bis 10 Uhr. Dies unseren reisenden Kollegen zur Notiz. Zur Neuwahl der Vor­stände geben wir bekannt, daß der Name Bevollmächtigter" von J. Beyer auf C. Hennig, Kleiner Sandberg Nr. 21, übergegangen ist. Zum Beitragsammler wurde E. Zwarg, Geiststraße 57, wiedergewählt, zum Schriftführer Unterzeichneter. Die Revisoren sind L. Kohl, Hanf, Fleischhauer. H. Messer, Schriftführer, Leipzigerstraße 5.

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Hamburg  . 5. Nov.( An die Stuffateure, Gipser, Weiß­binder und Lüncher Deutschlands.) Durch die Erfahrung, daß es nach früheren Verhältnissen sehr schwer war, zu unseren Rechten als Arbeiter zu kommen, sahen wir uns schon 1873 veranlaßt, einen Verein zu gründen, durch welchen bezweckt werden sollte, uns die Mit­tel zu verschaffen, uns selbstständiger zu bewegen und dem Kapitale in vielen Beziehungen die Spize bieten zu können. Darauf hinwei send, fordern wir Euch auf, Euch zu organisiren und mit uns vereint eine Central- Vereinigung über ganz Deutschland   zu bilden, um unser Geschäft geistig und materiell zu heben, sowie uns selbst politisch zu bilden. Sämmtliche Arbeiter unseres Faches sollen uns verbrüdert sein. Also, Berufsgenossen, wir rufen Euch zusammen, organisirt Euch an Ort und Stelle, und wenn Ihr dies gethan habt, so schickt uns die Berichte darüber ein, damit wir in kürzester Zeit einen gut besuchten Kongreß zusammen berufen können, um mit unseren Berufsgenossen aus allen Gegenden das Beste berathen zu können. Wir werden Euch zu jeder Zeit mit Rath und That zur Seite stehen, um unsere gegen­feitigen Interessen zu wahren. Mit social- demokratischem Gruß Der Allg. d. Gipser- und Stuffateur- Verein, d. 3. zu Hamburg  . Der Vorstand.

J. A.: J. Sekeles, Sekretär.

Stuttgart  , 5. November.  ( Schneider- Versammlung.) Am 25. Oktober hielten wir hier eine gut besuchte, von der Gewerkschaft der Schneider einberufene Volksversammlung ab, in welcher Herr Dörfel als erster, Herr Wunderlich als zweiter Vorsitzender und Unter­zeichneter als Schriftführer gewählt wurden. Die Tagesordnung lau­tete: Die Ausbeutung der Schneidergehülfen und ihre zukünftige Existenz", wozu hauptsächlich die Herren Arbeitgeber eingeladen waren; es waren auch einige von den Meistern erschienen, aber meistens hatten sie ihre Zuschneider geschickt. Herr Grünberger, als Referent, erledigte

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