fertigte noch begründete Magimalsumme begrenzt und innerhalb der Begrenzung den Gemüthsaffekten der behördlichen Organe den weitesten Spielraum gelassen hat. Man überläßt es hier einfach der Willkür der Verwaltungsbehörden, mit dem Eigenthum der Arbeiter und auch des Theiles der Arbeiter, den man zur Zuschußleistung heranzieht, zu schal­ten und zu walten, wie es den Behörden beliebt, denn man giebt keine auf Erfahrung, wissenschaftlicher Berechnung oder Rechtsgrundsätzen be­ruhende Skala, wonach sich die Behörden bei Festsetzung des Betrages, den Jeder zur Beitragspflicht verurtheilte Theil zu leisten hat, unbe: dingt zu richten hätten.

Das rechtliche oder vielmehr rechtlose Verhältniß, in das die Ar­beiter durch ein solches Gesetz gedrängt werden sollen, wird noch ent­würdigender für dieselben dadurch, daß man ihnen zumuthet, sich auch noch durch ihre Arbeitgeber bevormunden zu lassen. Als ob es noch nicht genug der Schmach für die Arbeiter sei, von staatswegen gezwun­gen zu sein, unbegehrtes Almosen anzunehmen. Die Arbeitgeber aber will man, wahrscheinlich zum Lohn dafür, daß sie sich dem Almosen­zwange fügen, zwingen, Schergendienste gegen ihre Arbeiter zu leisten. Doch nein, man erweist sich dadurch doch dankbarer, als es auf den ersten Anblick aussieht. Diese unter der Botmäßigkeit der Behörde und Arbeitgeber stehenden Zwangskaffen, sind ein neues Glied in der Kette, mit der man die Arbeiter in der ökonomischen Abhängigkeit von ihren Brodherren hält; es ist ein Nagel, an dem man den Arbeitern, wenn man es beliebt, den Brodkorb höher hängen kann.

Dem humanen Gesellschaftsprinzip entsprechend ist es allein, wenn man der Kommission die Verpflichtung auferlegt, im vollsten Maße für die leibliche und geistige Wohlfahrt aller ihrer Glieder zu sorgen und da, wo die Commune hierzu zu arm ist, die Unterstügung aus Staats­mitteln eintreten läßt. Die Gefundheitspflege muß daher gleich der Schulbildung Staatszweckt sein. Wie die Lehrer im Gemeinde-, resp. Staatssolde stehen, so müssen auch die Aerzte im Gemeinde- und Staatsdienste stehen. Wie Gemeinde und Staat verpflichtet sind, die Lehrmittel zu beschaffen, so sind sie auch verpflichtet, die Heilmittel zu beschaffen. Es ist eben das Interesse der ganzen Gesellschaft daran geknüpft, daß alle Gesellschaftsglieder körperlich gesund und tüchtig sind, soweit es die Menschennatur ermöglicht.

Bei Epidemien, selbst bei Viehseuchen , anerkennt der Staat, daß die Gesundheitspflege seine Pflicht ist, in normalen Zeiten aber nicht; und doch würden dadurch, daß man auch bei normalen Verhältnissen die Gesundheitspflege zu einem Staatszwecke machte, die Epidemien nicht nur, sondern auch viele andere Krankheiten zum großen Theil vermieden werden können. Bei der unerhörten Wandelbarkeit der Besitzverhältnisse in der heutigen Gesellschaft müßten schon aus Für­jorge die Gemeinden alle ihre dazu befähigten Angehörigen mit einer ihrer Leistungsfähigkeit angemessenen Beisteuer zur allgemeinen Ge­sundheitspflege belegen denn ob der Eisenbahn- König, der Baum­wollen- Baron von heute nicht morgen schon der Kandidat des Zucht­hauses oder Aspirant des Armenhauses und des Lazarethes ist, wer will das vorher sagen können?

-

Unsere auf Egoismus basirte Gesellschaft wird dem Staate einen solchen sittlichen Zweck nie zu Grunde legen wollen, sondern bei dem Grundsatze beharren:" Jeder, gleich viel wie weit er dazu befähigt und durch Zufall in den Stand gesetzt ist, hat für sein eigenes Wohlergehen selbst zu sorgen, soweit dies nicht sein sogenanntes Seelenheil anbe trifft"; denn dafür hält man aus gewiffen, hier nicht zu erörternden Gründen den Staat, trok Kulturkampf, noch immer für verpflichtet.

Was diese Gesellschaft der Allgemeinheit nicht als Pflicht auferlegt, hat sie auch von rechtswegen nicht einzelnen ihrer Glieder aufzuerlegen, sie hat das laissez aller, laissez fair, das Motto der modernen Volks: wirthschaftslehre, auch hier frei walten zu lassen.

Der§ 141 c. der Regierungsvorlage lautet:

§ 141 c. Die im§ 141 a. Absatz 2 und§ 141 b. Absatz 2 be: zeichneten Forderungen einer Kasse verjähren in einem Jahre; die Verjährung beginnt mit Schluß des Kalenderjahres, in welchem die Forderung entstanden ist.

Statt dessen schlagen wir als§ 141 b. vor:

§ 141 b. Die Forderungen einer Hülfskasse, welche aus der ftatutenmäßigen Beitragspflicht ihrer Mitglieder bestehen und nach §141, Absatz 2, ihr zustehen, verjähren in einem Jahre; die Ver jährung beginnt mit Schluß des Kalenderjahres, in welchem die Forde rung entstanden ist.

Der§ 141 d. der Regierungsvorlage lautet:

§ 141 d. Die in§ 141 bis 141 b. bezeichneten Bestimmungen können von der höheren Verwaltungsbehörde für einzelne Ortschaften oder für größere Bezirke getroffen werden, sofern dem Bedürfniß durch entsprechende Drtsstatute nicht genügt wird."

Wir schlagen vor, denselben auf Grund der angeführten Motive ganz zu streichen.

Der§ 141 e. der Regierungsvorlage lautet:

§141e. Den Bestimmungen der§§ 141 bis 141 d. unterliegen auch diejenigen bei Bergwerken, Aufbereitungs- Anstalten und unter­irdisch betriebenen Brüchen oder Gruben beschäftigten Arbeiter und Arbeitgeber, für welche eine sonstige gefeßliche Verpflichtung zur Bil

von

bung Hülfskaffen und zur Betheiligung an denselben nicht besteht. Auf Arbeiter und Arbeitgeber, welche bei den auf Grund berg­gesetzlicher Vorschriften gebildeten Hülfskassen betheiligt sind, finden sie feine Anwendung.

Statt dessen schlagen wir vor:

§ 141 c. Den Bestimmungen der§§ 141 bis 141 b. unterliegen auch die bei Bergwerken, Aufbereitungsanstalten und unterirdisch be­triebenen Brüchen oder Gruben beschäftigten Arbeiter.

Motive.

Es muß den in den angeführten Geschäftsbranchen beschäftigten Arbeitern, wenn man Gerechtigkeit üben will, das gleiche Recht zu Theil werden, wie allen übrigen Arbeitern.

Artikel 2 des Regierungsentwurfs lautet:

Artikel 2.

Hülfstassen, in Ansehung derer eine Eintrittspflicht gewerblicher Arbeiter bei Erlaß dieses Gesetzes begründet ist, werden bis auf weitere Bestimmung der Centralbehörde den gegenseitigen Hülfskassen im Sinne des Artikels 1 gleichgeachtet. Bis dahin bleibt die Pflicht zum Beitritt, jowie zur Zahlung von Beiträgen und Zuschüssen für Arbeiter und Arbeitgeber bestehen. Wenn Arbeiter oder Arbeitgeber ihrer Pflicht nicht genügen, so treten die in§§ 141 a. und 141 b. zu Gunsten der Rassen bestimmten Rechtsfolgen eist.

lauten: In Konsequenz des bisher Vorgebrachten müßte dieser Artikel Artikel 2.

Hülfskaffen, in Ansehung deren eine Eintrittspflicht der Arbeiter

bei Erlaß dieses Gesetzes begründet ist, werden den gegenseitigen Hülfstassen gleichgeachtet und ist die Reorganisation derselben auf Grund des Gesetzes über die gegenseitigen Hülfskassen binnen drei Monaten, vom Tage des Inkrafttretens dieses Gesezes an, zu voll­

ziehen.

Alle diesem Gesetze entgegenstehenden Bestimmungen sind vom

Tage des Inkrafttretens dieses Gesezes an ungültig.( Forts. folgt.)

Innere Parteiangelegenheiten.

dorf: W. Kalau; Aamberg: G. Ruhl; Hamm- Horn: Heffe; Jhehoe: C. Kreuzberg, J. Ackermann; Kehl : W. Todemann, N. Schlatow; Neumünster : H. Bülk, H. D. Plambeck; Neustadt a. H.: 2. Gautier, 2. Hahn; Nowaweß: J. Bernhardt; Rawicz : Th. Jung; Rummels:

Bu Agenten des Vorstandes wurden ferner ernannt für: Alten­ burg

:

maier.

E. Sparfeld, Kinner; Straßburg i. E.: F. Siegle, J. Appels­

Wir bitten, bei neuen Anmeldungen die genauen Adressen beider Agenten( beim Sekretariat) anzugeben. Hamburg , 13. November 1875.

Mit social- demokratischem Gruß

J. A.: J. Auer, C. Derossi, Pferdemarkt 37, III.

sorgt, und sind also die Bestellungen bei diesen zu machen. Marken und sonstige Utensilien werden durch die Sekretäre be­

,, Die

Groß- Steinheim , 10. Nov.( Volksversammlung.) projektirte Bier- und Petroleumsteuer" lautete die Tagesordnung einer Volksversammlung, die wir am 7. November in dem Lokale des Herrn Julius Große abhielten und in der Herr Ulrich aus Offenbach unter großem Beifall referirte. Zum Schluß las Herr Ulrich die Resolution vom 14. Oktober der Berliner Parteigenossen vor und wurde dieselbe von den 200 Besuchern der Volksversammlung einstimmig angenommen. Bei einer Tellersammlung tamen 2,70 Mark ein, welche Summe für Gemaßregelte bestimmt wurde. Parteigenossen, von jest ab ist jeden Montag Parteiversammlung. Der Schriftführer: Heinrich Braun .

"

Berlin , 14. Nov.( Verein der Sattler und Berufsge nossen.) Der Vorstand beschließt, wie folgt:" In Erwägung, daß der frühere Vertrauensmann der Mitgliedschaft Magdeburg , D. Döring, der Kassirer Prautsch, der Revisor Weller und die weiteren drei Mit­glieder Müller, Kempf und Lackmann in statutenwidriger Weise die Mitgliedschaft auflöften; in weiterer Erwägung, daß besagte Personen sich in den Baarbestand des vorhandenen Vereinsgeldes theilten, welcher die Summe von 13 Mark 75 Pf. betrug, und sich dadurch eines groben Vergehens gegen§ 8 des Vereinsstatuts schuldig machten, beschließt der Vorstand hiermit, oben genannte Personen nach§ 15 aus dem Verein auszuschließen, und ersucht die Vertrauensmänner, dieses den Mitglie­dern mitzutheilen. Ferner diene zur Notiz, daß im Protokoll der Punkt, welcher die Angelegenheit Wizig's behandelt,( nach der Aussage des Kollegen Storz) auf einen Irrthum beruht seitens des früheren Ver trauensmanns, die Mitgliedschaft Stuttgart daher Kollege Wikig für einen Ehrenmann erklärt. Es schließt sich dieser Erklärung der Vor­stand hiermit an und ersucht sämmtliche Vereinsmitglieder Hrn. Wigig für die Folge nicht hinderlich zu sein in seinem Fortkommen, spricht aber zugleich den Wunsch aus, daß Kollege Wizig jezt dem Verein wie­der beitritt. Auf Anfrage mehrerer Mitgliedschaften betreffs der Kran­tentassen- Angelegenheit, sei erwähnt, daß von Seiten des Vorstandes feine Berzögerung stattfindet, im Gegentheil von einigen Mitgliedschaften noch jede Nachricht fehlt und da selbstverständlich das Resultat der Dis­kussion von den Mitgliedschaften im Neuen Social- Demokrat" und Boltsstaat" bekannt gemacht wird, so ist es um so bedauerlicher, daß wir so lange auf Nachricht warten müssen. Besonders erwünscht wäre es, etwas Näheres über die örtlichen Verhältnisse zu erfahren, ob an Drten, wo sich Zwangskassen befinden, dieselben uns nicht hinderlich sind, um späteren unliebsamen Vorkommnissen vorzubeugen. Die Mit­glieder werden daher ersucht, nicht voreilig zu handeln und unsere in's Leben tretende Krankenkasse schon jetzt für maßgebend zu halten, um aus der Drtskaffe auszutreten. Es sind uns bei Einreichung der Statuten zwar Schwierigkeiten von der Polizei gemacht, die aber zu überwinden sind, indem das Gutachten über die Lebensfähigkeit der Kaffe verlangt wird von einem Sachverständigen, welches ja auch acceptirt werden kann, zumal die jetzt so wichtige Frage der freien Hülfs- Krankenkassen ja überall auf der Tagesordnung steht. Bis zu der Beit also, wo die Mitglieder das Statut der Krankenkasse noch nicht in Händen haben, können dieselben aus bestehenden Kassen nicht austreten, ohne sich zu schädigen und mögen dieselben deshalb dahin wirken, daß an der Lebensfähigkeit derselben nicht gezweifelt werden darf. Der Borstan spricht ferner sein Bedauern aus über den Bericht, welchen die Mitgliedschaft Leipzip im Voltsstaat" veröffentlicht hat, welcher nur dazu angethan ist, den Verein zu schädigen, und ersucht deshalb die Mitgliedschaften, sollte je so etwas in denselben vorkommen, sich doch erst dem Vorstande zuzuwenden und wenn selbiger es nicht regelt, sich an den Vorsitzenden der Kontrolkommission, Weiß, Melchiorstr. 20, zu wenden, denn gerade in den jezigen Zeiten muß jeder Zwiespalt ver­mieder werden. Die Berichte über den Geschäftsgang sind im Allge­meinen sehr ungünstig; so wird aus Deut gemeldet, daß dort wieder 60 Kollegen aus der Artillerie- Werkstatt entlassen sind, meist solche, die dem Verein angehören. Den abreisenden Kollegen muß besonders empfohlen werden, auch in kleineren Orten Arbeit zu nehmen, um so für die Ausbreitung des Vereins Sorge zu tragen. Unter Hinwei­sung auf die lehte Abrechnung betreffs der Ausgaben sei erwähnt, doch ja auf den Eintritt eines jeden reisenden Mitgliedes zu achten, indem es immer noch vorkommt, daß die Neiseunterstühung zu früh gezahlt wird. Ferner werden vie Mitgliedschaften, von denen die vertauften Protokolle noch nicht bei der Centralfasse verrechnet sind, ersucht, dieses zu thun. In Hannover ist der Vertrauensmann P. Heins schwer er­frankt, die Reiseunterstügung zahlt J. Müller, Welfenstr. 1a. Arbeitsnachweis ist Neuestraße 45 bei Mathes. Als neue Mitgliedschaft ist Frankfurt a. M. zu verzeichnen; als Vereinsbeamte werden hiermit bestätigt: F. Road, Bertrauensmann, wohnhaft Offenbach , Frankfurter­straße 77 bei Dörflinger; Stellvertreter: C. Reiß, Zeiselstr. 12; H. Host, Kaffirer, Graubengasse 30 bei Kammerdiener; Haltendorf und Losfad, Schriftführer; A. Wig, Revisor, wohnhaft in Bockenheim , Bekgaffe 5 bei Markmann. Der Vorstand spricht zum Schluß den Wunsch aus, daß die neue Mitgliedschaft Frankfurt stets wachsen und gedeihen und durch eine rege Betheiligung der Mitglieder uns in jeder Beziehung treu zur Seite stehen und bald einen Platz als die tüchtigfte Mitglied­schaft im Verein einnehmen möge. Soeben wird aus Leipzig berichtet, daß die Einigkeit wieder hergestellt und daß die Mitgliedschaft kein Mitglied eingebüßt hat. Mit Gruß

Im Auftrage des Vorstandes:

-

Der

W. Wirths, Vorsitzender, Alexandrinenstr. 116. NB. Alle Arbeiterblätter werden ersucht, dieses in ihre Spalten aufzunehmen. D. D.

=

Hannover , 14. November. ( Verband der Tapezierer und Fachgenossen. Dienstag, den 2. d. Mts., hielten wir eine durch Plakate bekannt gemachte, öffentliche Tapezierer Versammlung ab, in welcher Kollege Wilbrecht über den ersten Punkt der Tagesordnung: Was bezweckt der deutsche Tapezierer Verband?" referirte. Referent wies in flarer, verständlicher Weise nach, daß in der Vereinigung sämmtlicher Tapezierergehülfen zum Verbande den Gehülfen eine tüchtige Waffe zum Schuße gegen Ausbeutung und Maßregelung von Seiten der Arbeitgeber geboten sei, und müsse es deshalb jeder Kollege als seine Pflicht erachten, einzutreten in den Verband und mitzukämpfen gegen den Druck des Kapitals. Redner führte ferner an, daß diejenigen, welche unserer Organisation fern bleiben, uns nicht allein fehlen, nein, sie kräftigen dadurch auch die Arbeitgeber und arbeiten folglich aus inwissenheit oder Gleichgültigkeit gegen ihr eigenes Interesse. Referent fordert hierauf die Anwesenden, welche dem Verbande noch nicht an­gehören, auf, dem Verbande beizutreten, der sich die Wahrung der Ehre und der materiellen Interessen seiner Mitglieder zur Aufgabe ge= stellt habe. Es wurde hierauf folgende Resolution eingebracht und einstimmig angenommen: Die heutige, im Gasthaus zum Kleeblatt" tagende Tapezierer- Versammlung erkennt in dem deutschen Tapezierer­Verband das einzige Mittel zur Hebung der materiellen und geistigen Lage der Tapezierer und erklärt, für dessen weiteste Verbreitung nach Kräften einzutreten." Der zweite Punkt der Tagesordnung: Unsere Organe", konnte wegen plöglicher Erkrankung des Herrn Wilbrecht nicht mehr erledigt werden. Statt legterem wird der von der Gewerk­schaftskonferenz in Gotha gemachte Vorschlag, die Errichtung von Her­bergen betreffend, in Berathung gezogen. Nach stattgefundener De batte nahm die Versammlung folgende Resolution einstimmig an und beauftragte den Schriftführer, selbige in den Verbands Organen zu veröffentlichen. ,, Die heute, den 2. November, im Gasthaus zum ,, Kleeblatt" tagende Tapezierer- Versammlung erklärt sich mit dem Pro­jekt der Errichtung von Gewerkschaftshäusern im Prinzip einverstanden und wird dasselbe, wenn es zur Ausführung gelangen sollte, nach Kräften unterstügen." Mit Gruß Der Schriftführer.

-

T

Berlin , 10. Nov.( Agitations- Bericht für den deutschen Bau-, Land-, Erd- und Fabrik- Arbeiter- Verein.) Unterzeich neter reifte am 23. Oktober von Hamburg nach Mecklenburg und Schles wig- Holstein, um zum ersten Male für den deutschen Bau-, Land-, Erd­und Fabrik- Arbeiter- Verein eine Agitation vorzunehmen. Die erste Versammlung fand am 24. Oktober in Lübeck statt; dieselbe war von Parteigenossen zahlreich besucht und wurde dort auch eine Mitgliedschaft gegründet. Am 25. hielt ich in Rostock , wo schon eine Mitgliedschaft bestand, einen Vortrag, wobei zahlreiche neue Mitglieder sich aufneh­men ließen. Am 27. war ich in Neustadt in Holstein, woselbst die ganze Bolizei in der Bersammlung anwesend war, selbst die Treppenaufgänge waren von Nachtwächtern besetzt. Es that dies uns feinen Abbruch,

wurde.

पप

denn es wurde eine Mitgliedschaft gegründet. Nun ging es nach Eutin , wo es nicht möglich war, ein Lokal zu bekommen, in Folge dessen muß ten wir uns nach dem angrenzenden Dorfe Neudorf wenden, woselbst denn auch am 28. eine gut besuchte Versammlung war und zwei Mit­gliedschaften, eine für Eutin und eine für Neudorf, in's Leben gerufen Am 28. sprach ich in Kiel in der Tonhalle" vor einer gut besuchten Versammlung und wie ja nicht anders zu erwarten stand, wurde auch hier eine gute Mitgliedschaft gegründet. Sodann ging es am 30. nach Schleswig , wo es mit der größten Mühe gelang, eine ein­fache Gaststube zu erhalten; es waren ungefähr 60 bis 70 Personen anwesend, von welchen jedoch nur einige sich dem Vereine anschlossen. Den 2. November wurde in dem Dorfe Schülp im Dithmarschen im Hause unseres Freundes und Parteigenossen Cismar eine Versammlung abgehalten und es kam dort soweit, daß durch die Anregung eines Ar beiters sich Diejenigen melden mußten, welche nicht dem Verein bei­treten wollten. Daß hier eine gute Mitgliedschaft zu Stande tam, ist selbstredend. Am 3. Nov. wurde dann in Weffelburen, wo ein Wirth eine Wand herausriß, um ein Versammlungslokal herzustellen, ebenfalls eine Versammlung abgehalten. Endlich am 4. Nov. wurde auch noch in Jhehoe eine Mitgliedschaft gegründet. Nun, Kollegen Deutschlands , wir können wohl für den Augenblick mit dem Resultat zufrieden sein, aber legen wir nicht die Hände in den Schooß, sondern arbeiten wir fleißig weiter an diesem Werke und es wird, wenn ein Jeder Muth und Vertrauen hat, nicht lange währen, dann werden wir uns den ältesten und besten Gewerkschafts- Drganisationen ebenbürtig zur Seite stellen können. Mit social- demokratischem Gruß

Wilhelm Wißmann.

Stuttgart , 12. Nov.( Allg. deutscher Schneiderverein.) Auf Grund der am 25. Oktober stattgefundenen Versammlung der Schneidergehülfen Stuttgarts ist in erster Linie der damalige Referent Grüneberg und am Samstag darauf die Hälfte der Arbeiter, zwölf an der Zahl, welche sich an der Versammlung betheiligt haben, aus dem Geschäfte Adolph Loeser, Tübingerstr. 12, gemaßregelt worden. Da sich ein Theil der Meister zum gleichmäßigen Handeln verbunden haben, um zu gleicher Zeit Arbeiter aus andern Orten heranzuziehen, so er­suchen wir die Schneidergehülfen aller Orte, den Zuzug nach hier fern­zuhalten und die Firma Adolph Loeser genau in's Auge zu fassen. Doerfel, Bevollmächtigter.

NB. Alle Arbeiterblätter werden um Abdruck und möglichste Ver­breitung ersucht. D. D.

Trier , 14. Novbr.( An die Schuhmacher Deutschlands .) Kollegen! Wir haben uns in Trier der Gewerkschaft der Schuhmacher angeschlossen, um gemeinsam unsere Lage zu verbessern. Aber auch die Meister haben sich vereinigt und in einer Versammlung beschlossen, daß sämmtliche Gesellen, die der Gewerkschaft angehören, aus der Arbeit entlassen werden sollen, um den Verein zu unterdrücken. Außerdem wollen sie sich von anderen Städten Arbeiter schicken lassen. Kollegen, haltet deshalb den Zuzug ferne.

Im Auftrage hiesiger Kollegen: Heinrich Fischer.

Was uns fehlt!

Gelehrte haben wir, die der Natur Zusammenhang mit scharfem Geist erkunden, Die für den Stein, für jeden Halm der Flur Gesetze seines Daseins aufgefunden; Gelehrte, die den Himmel kühn durcheilen Und in der Erde tiefstem Kerne weilen: Doch Männer fehlen uns!

Und Weise haben wir, die nach dem Ziel Des Menschendaseins ernsten Sinnes spähen, Die in der Kräfte vielverschlung'nem Spiel Die Einheit und die Harmonie ersehen; Vor deren klarem Blick die Nebel schwinden, Und die der Wahrheit Leuchte uns entzünden: Doch Männer fehlen uns!

Und Künstler haben wir. Auf dem Altar Der Schönheit brennt ein Feuer, hell und licht! Daß sich die Schönheit voll uns offenbar', Ermangelt sie geweihter Priester nicht, Und Jedem wird der Künste schöner Reigen Der Menschheit Adel, ihre Bildung zeigen: Doch Männer fehlen uns!

Und Helden haben wir. Ihr Name flingt Bon einem End' der Welt zum andern wieder, Und mancher ruhmestrunk'ne Dichter singt In ihrem Dienste seine stolzen Lieder; Wer zählt die Siege, die sie uns erfochten, Durch die den blut'gen Lorbeer sie sich flochten? Doch Männer fehlen uns!

Uns fehlen Männer, die mit warmem Herz Und hellem Kopf des Volkes Wohl verfechten; Die sehen seinen schuldlos großen Schmerz Und wie man frech ihm raubt von seinen Rechten; Die aller Menschen Würde aufrecht halten, Die Menschheit nicht in Hoch und Niedrig spalten: Die Männer fehlen uns!

Uns fehlen Männer, die dem Worte feind, Dem leeren, nur die Thaten lassen sprechen; Die, der Gerechtigkeit und Gleichheit Freund', Der Unterdrückung schmählich Joch zerbrechen; Die für der Menschlichkeit Gesetze streiten, Der Liebe einen Thron hier zu bereiten: Die Männer fehlen uns!

Uns fehlen Männer, die mit ganzer Kraft Des Volkes und der Freiheit Sache wahren; Die, zu befreien es aus bittrer Haft, Nicht scheuen sich vor Mühen und Gefahren; Die, unter freien Menschen frei zu leben, Erachten als das Höchste aller Streben: Die Männer fehlen uns!

Sprechsaal.

Paul Lossau.

Marburg , 1. Nov. Ein Avis für Herrn Harkort und ein Beitrag zur Rohheits­Statistit.

Vor einigen Wochen kam ich Abends gegen 11 Uhr aus einer Gewerkschafts- Versammlung der Schuhmacher. Vor der Thür des Hrn. Restaurateur Dörr mit 4 meiner Geschäftskollegen angelangt, woselbst wir noch über einige Geschäftsangelegenheiten sprechen, wurden wir 5 Personen von 33, ich weiß nicht, wie ich die Individuen nennen soll, überfallen. Wir sahen, daß es Jünger der hiesigen Akademie waren, mit Wagenrungen, Knüppeln und wer weiß mit welchen sonsti gen akademischen Bildungsmitteln(?) versehen, stürzten dieselben auf uns und schlugen drauf los. Meinen 4 Kollegen gelang es, in kleine Gäßchen zu verschwinden, mir war es jedoch unmöglich, zu entkommen, da ich stets von 10-12 dieser zukünftigen Staatsanwalte, Schwurge­richts- Präsidenten, Professoren oder Doktoren wer weiß was für Karrieren diese edlen Seelen alle nehmen werden umringt war. Als ich bei dieser Barbarei zwei dieser Musensöhne von mir wegge= schleudert hatte und der eine zur Erde fiel, stürzten die anderen, Hyänen gleich, auf denselben los, jedenfalls in der Meinung, daß ich es sein würde, so war es mir nun vergönnt, etwas Luft zu bekommen. Mit dem Ruf: da ist ja der verdammte Socialdemokrat", stach mich eine dieser edlen deutschen Seelen sie waren von der Burschenschaft Teutonia" mit einem Messer in den Kopf. Endlich kam ,, polizei­liche Hülfe". Aber nicht ein einziger dieser akademischen Bürger wurde tros meiner wiederholten Aufforderung nach seinem Namen gefragt, noch viel weniger verhaftet, und habe ich somit die kannibalische Hand­lungsweise erdulden müssen, ohne den Rechtsweg beschreiten zu können.

-