Sobald die Staatsanwaltschaften gegen die ultramontanen Kapläne und Redakteure vorgehen, kann die ,, Germania " diese Uebergriffe des Staates" nicht genug kritisiren, hier aber, wo Arbeiter angeblich ,, wüst" und" toll" sich geberdet haben sollen, ist der Staatsanwalt der Germania " nicht schnell genug zu Hand.

Verschiedenen Zeitungs- Gerüchten zufolge soll Don Carlos sich in einer höchst mißlichen Lage befinden. Für das ausgesogene Volf wäre es sicher von großem Nußen, wenn der Bürgerkrieg" in Spanien ein baldiges Ende nehmen und das Volk neue Kräfte zu sammeln vermöchte, um für sein wahres Wohl selbst einzu­

treten; denn ob Carlos oder Alfonso Sieger bleibt, die Freiheit wird von ihnen jedenfalls gefnebelt werden. Und nur aus eige ner Kraft fann das Bolt Spaniens sich emporraffen.

Ueber die Mißstände der türkischen Paschawirth schaft erheucheln selbst unsere Bourgeoisblätter eine heilige" Entrüftung. So haben auf Mitylene, wie wir nationalliberalen Blättern entnehmen, die Bewohner des Distrikts Plomarion, der aus 15 Ortschaften mit ca. 10,000 Einwohnern besteht und die sich von der Schiffahrt und der Seidenfabrikation nähren, Bedrückungen zu erdulden. Trifft es sich, daß das auf der Insel erzeugte Del nicht ausreicht, so müssen die Seifenfabrikan­ten den Mehrbedarf von andern Inseln Tommen lassen, wobei sie acht Prozent Eingangszoll für dieses Del und acht Prozent Ausgangszoll für die Seife zu erlegen haben. Vorstellungen gegen diese ganz ungefegliche Erpressung bei der Behörde bleiben ohne allen Erfolg. Aber nicht genug damit, die Plomarionen müssen auch noch außer dem für das ganze Reich gefeßlichen Briefporto für jeden abgehenden und für jeden ankommenden Brief eine Ertrasteuer von 1%, Piastern( 30 Pfennigen) zahlen, angeblich zum Unterhalte der Telegraphenstation in Mitylene.

* Der durch die Handelskrise geschaffene Nothstand unter der arbeitenden Bevölkerung ist überall gleich groß, so auch in Frankreich .

Auf dem Quai de la Sambre in Paris sah man vor einigen Tagen eine ärmlich gekleidete junge Frau längere Zeit auf und ab gehen, welche ein Kind von ungefähr 3 Jahren auf dem Arme trug, während sie ein sechsjähriges an der Hand führte und ihr ein achtjähriges folgte. Auf einer Brücke blieb sie endlich stehen, segte ihr kleinstes Kind an die Erde und um­band ihm den Arm mit einem Schnupftuch. Dasselbe that sie mit den beiden andern Kindern, befestigte dann die Enden der Taschentücher an ihrem Gürtel und stürzte sich, die Kinder mit sich reißend, ins Wasser. Zwei Seeleute, welche Zeugen dieser Scene gewesen waren, sprangen den Unglücklichen sofort nach, und es gelang ihnen, sie zu retten. Bei der ärztlichen Unter­suchung hat sich herausgestellt, daß die Frau in Folge ihrer drückenden Sorgen irrsinnig war.

lastet den Arbeiter ferner seine Mittellosigkeit, wenn es ihm un­möglich ist, einen Advokaten annehmen zu können. Da diese Zustände durch die nationalliberale Partei, die im Reichstage, im Landtage, wie auch fast in jeder Gemeinde die Majorität hat, gut geheißen werden, so wird sie auch das Kleinhandwerkerthum nicht vertreten. Des Letteren Pflicht und Interesse ist es also, mit uns, der Social- Demokratie, vorwärts zu schreiten und sich den Armen des Liberalismus zu entwinden. Die Social- Demo­tratie ist die Bartei der Zukunft, ihr Mittel ist die Entwickelung feit der Verfolgung, und am heftigsten ist die Verfolgung seitens der menschlichen Vernunft. Um so bezeichnender ist die Heftig der liberalen Partei. Natürlich kann dies die Bewegung nicht hemmen, denn diese ist eine naturnothwendige Entwickelung der Menschheit. Wenn seit alten Zeiten die Männer, welche für Freiheit und Recht gesprochen, stets verfolgt sind und doch ihre Ideen gesiegt haben, so wird es heutzutage nicht anders sein. Man freuzigt zwar Männer nicht mehr, welche dahin streben, den Himmel hier auf Erden zu genießen, man wirft sie jetzt höchstens ein paar Jahr in's Gefängniß! Aber alle solche Maß­regeln, selbst wenn Staatsanwälte an allen Straßenecken ständen, werden die Arbeiterbewegungen um kein Haar breit hemmen.

Der Redner forderte zum Schluß die Versammelten auf, der Socialistischen Arbeiterpartei Deutschlands beizutreten, sowie auf die Parteiorgane zu abonniren.

Wieder eine Muster- Fabrikordnung. So

Seit längerer Zeit haben wir absichtlich unsere Blumenlese von Muster- Fabrikordnungen nicht fortgeführt und unseren Lesern dafür andere Sachen geboten. Heute aber glauben wir von der bisherigen Regel einmal eine Ausnahme machen zu können, da wir im Stande sind, etwas Außergewöhnliches zu bringen. Es ist dies nämlich die Fabrikordnung des Baugeschäftes Billing& Zoller in Carlsruhe , welche wir im Nachstehen­den mittheilen wollen und die folgendermaßen lautet:

1. Jeder Arbeiter ist verpflichtet, sich sowohl den allgemei­lichen Verordnungen, als auch den nachfolgenden besonderen, zum nen, auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich beziehenden gesetz­Zwecke eines geregelten Fabrikbetriebes, der Aufrechterhaltung der Ordnung und Disziplin festgesetzten Bestimmungen zu unter­werfen.

2. Jeder Arbeiter hat bei seinem Eintritt in die Werkstätte seinen Polizeischein seinem Werkführer zu übergeben. 3. Die Arbeitszeit ist für das ganze Jahr: von Morgens 6-8 Uhr

V

=

149-12

=

2 Stunden.

4

=

=

= Nachmittags 1-6= 5 zusammen 11 Stunden.

Die Pause von 8-8 Uhr ist für Frühstück bestimmt. Von 12 Uhr 10 Minuten bis 12 Uhr 50 Minuten bleiben die Werkstätten geschlossen und ist jedem Arbeiter das Betreten derselben während dieser Zeit streng untersagt. Die Arbeiter

Der Vorsitzende, Herr Hasenclever, verlas nun folgende Resolution: Die heutige große Volksversammlung spricht in Bezug auf die würdige Rede Bebels, betreffend die Arbeiter­Krankenkassen, hiermit ihre volle Sympathie aus. geloben, wie schon öfter, so auch heute, in geschlossener Phalang zu den social- demokratischen Abgeordneten zu stehen und bei der bevorstehenden Reichstagswahl tapfer einzutreten."

Diese Resolution wurde einstimmig und mit großem Beifall angenommen. Hiernach erhielt das Wort Herr Gundelach. Derselbe kritisirte die Haltung der Polizeibehörde in Schleswig­ Holstein gegenüber den Vereinsgefeßen, hob hervor, daß ihm in Der letzten Zeit viele Versammlungen aufgelöst worden seien, forderte die Versammlung auf, bei etwaigen vorkommenden Auf­lösungen sich stets ruhig zu verhalten, obgleich manche Versamm lung entgegen§ 5 des Vereinsgesetzes aufgelöst worden sei. Und lung auf. Die Anwesenden aber verließen das Lokal in der bei diesen Worten löste der Polizeisergeant Weiße die Versamm ruhigsten Weise. Mit social- demokratischem Gruß

Heinr. Groß.

Frankfurt a. M., 16. Nov.( Volksversammlung.) Mon­tag, den 15. Nov., tagte hier eine sehr zahlreich besuchte Volksversamm­

"

lung mit der Tagesordnung: Welcher ist der geeignetste Wahltag für die Reichstagswahl?" Ueber diesen Punkt sprachen Ellner, Kern, Prinz, Remy und Riel in ausführlicher Weise und wurde zum Schluß folgender von Kern gestellter Antrag angenommen:" Die heutige Volfs­versammlung beschließt: die Arbeiter Abgeordneten" sind aufzufordern, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln, insbesondere aber, wenn mög­lich, durch Stellung eines diesbezüglichen Antrags, im Reichstag dahin zu wirken, daß als Tag der Wahl zum Reichstag ein Sonn- oder

Auch in Berlin und anderen großen Städten mehrt sich in der letzten Zeit die Zahl der Selbstmorde aus Noth, und wir sehen, daß, von einigen Gründern und Schwindlern abgesehen, die große Maffe des Volkes sich nicht einmal gehörig jatt Feiertag festgesetzt wird. Dieser Antrag ist in beiden Parteiblättern

essen kann.

-

* Preußen ist das ,, Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte" und zählt so und so viel Kirchen und Schulen und Gott weiß was noch Alles nichts desto weniger aber nehmen die groben Verbrechen laut einer Veröffentlichung des Justiz­ministeriums in schreckenerregender Weise zu. So sind seit etwa 3 bis 4 Jahren das heißt seit dem leßten Kriege die ge­meingefährlichen Verbrechen von ca. 1800 auf ca. 2800 jährlich gestiegen. Darnach scheint doch etwas faul im Staate Dänemark zu sein gleichviel aber, man marschirt weiter an der Spitze der Civilisation ".

Altona , 12. November. ( Volksversammlung.)[ Schluß.] Trifft eine solche Strafe also einen armen Arbeiter, so ist es teine leicht verschmerzbare Geldbuße, sondern er muß in's Gefängniß wandern, wobei nicht allein er den am Kerker fleben­den Schimpf hat, sondern seine Familie am härtesten getroffen wird, da sie oft während der Zeit kein Brod hat. Wie sehr be­So z. B. werden, nach Böhm's Mittheilung, in Luckau nur 79 Gramm Eiweiß täglich gegeben.

Dr. Ad. Schuster hat die Kost in zwei Münchener Gefäng­nissen genau geprüft, und zwar in dem Untersuchungsgefängniß in der Babstraße, in welchem die Insassen nicht arbeiten, und in dem Zuchthaus in der Au, wo gearbeitet wird; er hat dabei Eiweiß Fett Kohlehydrat

ermittelt:

Gefängniß in der Badstraße, ohne Arbeit: Buchthaus in der Au, mit Arbeit:

87

22

305

38

104

521

Diese Zahlen für nichtarbeitende und arbeitende Gefangene streifen nahe an das Minimum, ja sie kommen für die Zufuhr von Fett und theilweise für die von Eiweiß noch darunter. Dabei ist noch etwas wohl zu bedenken.

Man könnte nämlich meinen, daß, wenn die Kost die nöthige Menge von Nahrungsstoffen und diese in dem richtigen Verhält niß enthalte, dann für die Gefangenen genügend gesorgt sei. Es ist aber, wie früher schon hervorgehoben wurde, sehr zu berüd­sichtigen, in welchen Nahrungsmitteln die Nahrungsstoffe enthal­ten sind; wird nämlich ein beträchtlicher Theil des obigen Mini­mums im Darme nicht verwerthet und mit dem Koth unverän­bert wieder abgeschieben, dann tritt der Körper in das Verhun­gern ein. Ein großer Theil der in den Gefängnissen gereichten Nahrungsstoffe wird nun gewöhnlich in der Form von Brod, aus schwarzem Mehl bereitet, von Kartoffeln und anderen eiweiß­armen Gemüsen gegeben. Dabei wird stets sehr viel Koth ge­bildet und somit Eiweiß und Stärkemehl dem Körper entzogen.

zu veröffentlichen, um damit zugleich sämmtliche Arbeiter Deutsch­ lands aufzufordern, sich demselben anzuschließen. Der Vorstand des hiesigen social- demokratischen Wahlvereins wird beauftragt, sich mit den Abgeordneten in Verbindung zu setzen."

Osnabrück , 15. Nov.( Socialistenversammlung.) Heute Abend fand bei Herrn Kuhlmann eine öffentliche Socialistenversamm­lung statt, in welcher Herr Frauenhoff zum Vorsitzenden und Unter­zeichneter zum Schriftführer gewählt wurden. Nachdem der erste Punkt der Tagesordnung erledigt war, wurden 20 Rm. für die Vertreter der Arbeiterfache im deutschen Reichstage gesammelt und abgesandt. Mit E. Schwarz. social- demokratischem Gruß

Wandsbeck, 15. Nov.( Zur Beachtung.) Hierdurch bringe ich den Bewohnern Wandsbecks und der Umgegend zur Kenntniß, daß Unterzeichnete Bestellungen auf Arbeiterblätter annehmen. Arbeiter­staat", das Hamburg - Altonaer Volksblatt", den Grundstein"," Organ blätter nennen wir z. B. den Neuen Social- Demokrat", den ,, Volks­der deutschen Bauhandwerker u. s. w.

"

J. H. Knieß, Neustr. 29. Th. Schrader, Neustr. 47. H. Gülzow, Neustraße 53. P. Sievers, Kurzereihe 27.

C. Weigel, Sternstr. 23. Kolporteur C. Kloth, Fehling's Passage 1.

liches, als eine Art Lugus betrachtete, und glaubte, man hätte durch Zufuhr der nöthigen Nahrungsstoffe dem Bedarf für einen Gefangenen genügt. Man verstand eben die Bedeutung der Genußmittel in unserer Nahrung nicht, und beurtheilte die lettere ausschließlich nach ihrem Gehalt an Nahrungsstoffen.

In der Mehrzahl der Gefängnisse findet sich in der Kost außerordentlich wenig Abwechselung, und sie ist meist ganz gleich förmig zubereitet, alles zu einer Masse von breiartiger Konsistenz und ohne hervorstechenden Geschmack ver­focht.*)

Wenn man auch einige Zeit hindurch eine solche Kost ganz leidlich findet, wie z. B. ein dieselbe hie und da kontrolirender Beamter, so ist es doch unmöglich, sie auf die Dauer zu verzehren. Die Leute bekommen froß lebhaften Hungers nach und nach einen so unüberwindlichen Ekel davor, daß schon beim Anblick und Riechen derselben Würgebewegungen( Brech­reiz) eintreten; es entwickeln sich daraus heftige Dyspepsien, wo­durch natürlich eine Ernährung unmöglich gemacht wird und aller­lei Ernährungskrankheiten entstehen.

Dieser merkwürdige Symptomen- Complex, die Erscheinung des Abgegessenseins und des Erbrechens mit reiner Zunge ist be= sonders anschaulich von Baer geschildert worden. Der erfahrene Gefängnißdirektor Elvers sagt wörtlich: Wer das Leben der Sträflinge praktisch kennt, wird wissen, wie furchtbar die mono­tone, reizlose, wenig animalische Bestandtheile enthaltende Sträf­lingskost die Leute herunterbringt, wie sie für einen Hering, einen Käse, etwas Butter, eine faure Gurke 2c. ihren besten Freund verrathen würden."

Es soll also etwas mehr Abwechselung in die Kost gebracht, das Mehl zu verschiedenen Gebäcken verarbeitet werden, und die Consistenz der Speisen darf nicht stets eine breiartige sein. Die Speisen müssen ferner sorgfältig und schmackhaft zubereitet sein, und zwar von fachkundiger Hand, nicht von einer beliebigen Wär­würzen, von welchen wir so viele zur Verfügung haben, um Ab­wechselung in den Geschmack unserer Speifen zu bringen, kann ungemein viel geholfen werden. Ich glaube, mich nicht zu irren, wenn ich sage: daß hierin sich am meisten in der Gefangenenkost verbessern ließe, und bei etwas ausgesprochenerem Geschmacke der Koſt die übrigen Beschwerden der Kost der Haft sich leichter er­tragen ließen.

Dies ist namentlich bei dem schwarzen kleiehaltigen Brod der Fall. Würde besseres Mehl genommen und ein größerer Theil desselben zu Nudeln, Schmarren, Knödeln 2c. verbacken, so täme mehr Eiweiß und Stärkemehl zur Verwerthung. Die Ge­fangenen im Buchthaus in der Au entleeren, nach den Unter- tersfrau. Es braucht keinen Lurus, aber durch Zuthat von Ge­juchungen von Dr. Schuster, 27 Prozent des verzehrten Eiweißes m Kothe wieder. Dadurch wird dann eine Kost, die an und für sich genug Nahrungsstoffe enthält, zu einer unzureichenden. Es ist daher das über die Ausnüßung der Nahrungsstoffe und der Nahrungsmittel früher Gesagte ganz besonders zu beachten. Es kommt endlich bei der Gefangenenkost noch etwas hinzu, nämlich daß die Gefangenen sich ihre Speise nicht nach Geschmack aussuchen, niemals das Geringste dazu bekommen können, und das Gekochte so nehmen müssen, wie es ihnen geboten wird. Nirgends läßt sich der wesentliche Einfluß der Genußmittel, welche das Gemische von Nahrungsstoffen erst zu einer Nahrung machen, so schlagend darthun, als in den Gefängnissen.

Man hat in dieser Beziehung sehr große Fehler ge= macht, da man die Genußmittel als etwas Entbehr­

Beachtet man die aufgezählten Anforderungen an die Kost der Gefangenen nicht, dann treten bleibende Schädigun= gen der Gesundheit derselben ein. Ich weiß mich noch sehr wohl der Zeit zu erinnern, wo die Zuchthäusler, welche ge­

*) Durch diese Breikocherei wird die Gefangenenkost in Plößensee 3. B. so unverträglich.

4. Tage, an denen nicht gearbeitet wird, sind folgende: die Sonn- und gesetzlichen Feiertage, der Kaisers- und Großherzogs­Geburtstag, die Nachmittage der beiden ersten Meß- Montage, des Fastnachts- Dienstags und des Sedantages.

5. Der Eingang zur Fabrik wird Morgens und Nachmit­tags 10 Minuten vor der Arbeitszeit geöffnet und präcis um 6 Uhr, bezw. 1 Uhr geschlossen, was durch ein Zeichen der Glocke angekündet wird.

laubniß hierzu eingeholt zu haben oder triftige Abhaltungsgründe Wer nach Beginn der Arbeitszeit eintrifft, ohne vorher Er­nachweisen zu können, hat sich einer Strafe von 20 Pf. zu ge= wärtigen, die in Wiederholungsfällen bis zu 1 Mark erhöht wer­

den kann.

6. Während der Arbeitsstunden darf kein Arbeiter die Fa­brik ohne Erlaubniß verlassen. Zuwiderhandlungen unterliegen einer Strafe von 1 M. Ebenso wird bis zu 3 M. bestraft, wer unentschuldigt halbe oder ganze Tage von der Arbeit wegbleibt.

7. Jedes Betreten oder Verlassen der Fabrik auf einem anderen Wege, als dem Haupteingange in der Wilhelmsstraße, ist bei Strafe von 1 M. untersagt.

8. Jedem Arbeiter ist bei Strafe von 1 M. verboten, un­nöthiger Weise in den Fabrikräumen herumzulaufen oder Andere in der Arbeit zu stören.

9. Das Waschen in der Werkstätte vor Schluß der Ar beitszeit, wie jede andere Art unstatthafter Unterbrechungen der Arbeit wird mit 50 Pf. bestraft.

10. Kein Arbeiter darf ein Licht anzünden oder auslöschen, der nicht dazu beauftragt ist; das Rauchen in den Fabrikräumen und auf dem Platz ist bei Strafe von 1 M. untersagt.

11. Wer ohne besondere Erlaubniß zu einem anderen Zwecke als zum Frühstück geistige Getränke in die Fabrik bringt oder sich bringen läßt, wird mit 2 M. bestraft. Das Getränk wird konfiszirt.

12. Jeder Arbeiter ist seinem Vorgesetzten pünktlichen Ge­horsam und Höflichkeit schuldig. Zuwiderhandlungen werden nach Umständen bestraft; dagegen ist dem Vorgesezten eine freundliche und gerechte Behandlung zur Pflicht gemacht.

13. Jeder Arbeiter ist gehalten, die Arbeiten vorschrifts­mäßig auszuführen und sein Werkzeug, bezw. die seiner Wartung übergebene Maschine in gutem Stand zu halten. Vernachlässi gung dieser Vorschrift werden mit angemessenen Geldstrafen belegt.

14. Jeder Arbeiter ist für die ihm übergebenen Werkzeuge, Zeichnungen 2c. verantwortlich. Für die, seinem ständigen Ge­brauche dienenden Werkzeuge erhält er ein in dem zu deren Auf­bewahrung bestimmten verschließbaren Rasten angeschlagenes Ber­

sund und kräftig in die Haft traten, das Hauptkontingent der Leichen in der Anatomie zu München bildeten; sie waren ein ge= schäßtes Material für die Präparation, da so gut wie kein Fett mehr an ihnen vorhanden war. Dies hat sich jetzt unter dem Einfluß einer besseren Kost sehr verändert.

Es gehört, wie gesagt, ein gesunder und kräftiger Darm dazu, um eine gewöhnliche Gefangenenkost mit ihrem Ueberschuß an Brod und Kartoffeln zu verwerthen; ein fränklicher Körper erträgt sie nicht. Es ist natürlich unmöglich für jeden einzelnen Gefangenen je nach seinen Verhältnissen zu kochen; die gewöhn­liche Kost muß für Alle die gleiche und möglichst einfach sein. Sobald sich aber die ersten Krankheitserscheinungen zeigen, z. B. nach längerer Haft Widerwille gegen die Speisen, Aufstoßen, Diarrhöen 2c., dann muß man individualiſiren, und es muß als­bald eine bessere Ernährung mit leichter verwerthbaren Nahrungs­mitteln und größerer Abwechselung eintreten. In solchen Fällen ist namentlich ein Zusaz von Fleisch geboten, wie er für gewöhnlich schon in den englischen Gefängnissen und auch in den bayerischen eingeführt ist. Es ist Thatsache, daß Menschen sich ausschließlich von Vegetabilien ernähren können, aber es muß dabei mit großem Verständniß die Auswahl getroffen sein; nach meinen früheren Bemerkungen halte ich schon für einen unter normalen Verhältnissen lebenden Menschen eine rein vegetabilische Kost nicht für die richtige, und noch weniger für Gefangene mit längerer Haft, da diese sich unter abnormen Umständen befinden und leicht Erkrankungen des Darms ausgesetzt sind.

Die Feststellung der richtigen Kost für die Gefangenen bildet wohl eine der wichtigsten Seiten des Gefängnißwesens, und es ist nur der Unkenntniß des Einflusses einer fehlerhaften Ernäh­rung auf den Körper zuzuschreiben, daß bei den mannichfachen zum Theil übertriebenen humanen Bestrebungen für das Wohl der Gefangenen diese Angelegenheit von maßgebender Seite noch nicht mehr gewürdigt worden ist.

Die Kost in Armenhäusern und Alters- Versorgungs- Anstalten gestaltet sich ähnlich der in Gefängnissen. Es handelt sich hier meist um die Ernährung alter, gebrechlicher und erwerbsunfähiger Leute. Da dabei ein schon herabgekommener Körper, der sich feiner anstrengenden Thätigkeit mehr unterziehen kann, zu unter­halten ist, so genügt das Minimum an Eiweiß und stickstofffreien Stoffen, wie es Dr. J. Forster in der Nahrung der alten Pfründ­nerinnen, welche sich dabei vortrefflich befinden, ermittelt hat. In solchen Anstalten ist natürlich ebenfalls das bei Betrachtung der Kost in den Gefängnissen über die verschiedene Ausnüßung der Nahrungsmittel, die Bedeutung der Genußmittel und der Ab­wechselung in den Speisen Gesagte zu berücksichtigen. ( Fortsetzung folgt.)