berg eine Seltenheit gewesen, daß aber jetzt die Redakteure der I oppositionellen Blätter gar nicht mehr das Gefängniß verließen.

Der Antrag der Kommission auf Gültigkeits- Erklärung der Hölder'schen Wahl) wird schließlich angenommen, ebenso der Antrag, daß sie vorgekommenen Unregelmäßigkeiten dem Reichs­tanzler zur Kenntniß, resp. zur Remedur zu überweisen seien.

Der 3. Punkt der Tagesordnung: Gefeßentwurf des Abg. Stenzlein, betreffend die Umwandlung von Aktien in Reichs­währung wird ohne erhebliche Debatte von der Mehrheit ange­

nommen.

Der 4. Punkt, Anträge der Abgg. v. Bernuth, Klotz, Dr. Oppenheim und Dr. Zinn auf Aenderung der Para­graphen der Geschäftsordnung betreffend die Wahlprüfungen fand zunächst an dem Abg. Reichensperger einen Gegner. Zwed der Anträge ist, die Wahlprüfungen möglichst in der Heimlichkeit der Abtheilungsfißungen zu begraben. Daß Mitglieder der sog. Fortschrittspartei, wie die Abg. Dr. Klotz und Dr. Zinn, diese reaktionären Anträge unterzeichnet haben, kann Niemand, der diese Partei der politischen Heuchelei fennt, in Erstaunen setzen. Die betr. Anträge werden nach längerer Berathung an die Ge­schäftsordnungs- Kommission zur Borberathung überwiesen.

Es folgt die Fortsetzung der Berathung über einzelne Ra­pitel des Reichshaushalts- Etats. Das Reichs- Eisenbahnamt giebt Anlaß zu einem lebhaften Scharmützel zwischen den Ver­tretern des Projekts, die schlecht stehenden Privat= Eisenbahnen dem Reiche aufzuhalsen, und den Vertretern der Ansicht, daß ein besseres Geschäft mit den Privat Eisenbahnen zu machen sei, wenn sie nicht verkauft würden. Für den Verkauf sprach haupt­fächlich Stumm, Bamberger erklärt sich gegen den Antrag.

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Windthorst: Bei den Eisenbahnen seien sehr viele Privat­Rapitalien engagirt, und diese hoffen auf Ankauf der Bahnen, dem müsse entgegengewirkt werden nicht Aufgabe des Staates fei es, Eisenbahnen und Bosten zu fahren, Telegraphendrähte zu te zu ziehen, der Staat solle nicht Mädchen für Alles sein. Red­ner ist der Ansicht, für Ankauf der Bahnen feien 6,000,000,000 Mark nothwendig und die Rentabilität zeige sich im Elsaß  , wo es höchstens 2, Prozent gebe.

Laster ist ungemein befriedigt worden durch den Bericht, den der Präsident des Reichs- Eisenbahn- Gesetzes gegeben und votirt deshalb die betreffenden Bosten, will nur nicht, daß jetzt das Reichs- Eisenbahn- Aint irgend welche Unterhandlungen an­knüpfe.

Sonnemann: Daß ein einheitliches Eisenbahn System nicht zu Stande gekommen, liegt daran, daß das Reichs- Eisen­bahn- Amt außer Transport und Tarif noch andere weitere Ein­griffe in die Rechte der Einzelstaaten sich habe erlauben wollen, es müsse Derartiges vermieden werden, damit ein gutes Eisen­bahn- Gesetz zu Stande komme.

Nachdem noch Herr v. Kardorff gesprochen, erfolgt Schluß der Diskussion.

Verschiedene persönliche Bemerkungen erfolgen; unter Anderem verwahrt sich der Abg. Stumm namentlich davor, zu den enga­girten Eisenbahnmännern zu gehören.

Schluß der Sigung 3% Uhr. Nächste Sigung Freitag 12 Uhr.

Politische Uebersicht.

Berlin  , 27. November.

Die Rede des Fürsten Bismard in der Biersteuer­Debatte ist von größter Bedeutung für die Klarstellung des Regierungssystems. Wer es bis jetzt nicht für möglich hielt, daß das System der indirekten Steuern und zwar gerade die Be­lastung von Nahrungsmitteln des Volkes, wie Bier, Kaffee, Tabal und desgleichen mehr, seitens der heutigen Regierungs­gewalt aufrecht erhalten werde, der kann es in der nacktesten Weise aus dem Munde des Fürsten Bismard selbst hören. Wie lange wird da noch der deutsche   Michel die Nachtmüße des Kul­turkampfes und der Franzosenfresserei sich über den Kopf ziehen? Werden ihn solche Thatsachen nicht erwecken?

Das Transportiren nach Löten, welches 1870 gegen unsere Braunschweiger   Parteigen offen in's Werk gesett wurde, ist jetzt zu Ungunsten des General Vogel v. Fallen stein ausgefallen. Am 24. November ist in höchster Instanz Dom Rasfationshofe in Wolfenbüttel   entschieden, daß Vogel von Falkenstein zur Entschädigung der widerrechtlich nach Lögen Abgeführten verpflichtet sei. Der Prozeß wurde zunächst in der Sache des Buchdruckerei- Besizers Sievers ent­schieden, nachdem auf Verabredung des Anwalts von Sievers und Genossen, Dr. Franz Dedefind in Wolfenbüttel  , mit den gegnerischen Anwälten die Vereinbarung getroffen war, zunächst eine Sache zum endgültigen Austrag zu bringen und die andern gleichzeitig dem Gerichte eingereichten Klagen so lange in der Schwebe zu erhalten.

Die jezt noch im Bundesrath schwebende famose Straf­gesetz- Novelle treibt, wie die ,, Augsburger Allgemeine Zeitung  " erfährt, noch immer mehr interessante Blüthen. Demzufolge hat die preußische Regierung neuerdings noch den Antrag gestellt: die in den§§ 113, 114 und 117 des Strafgesetzbuches enthaltenen Strafbestimmungen zu verschärfen. Während bisher auf die Wi­berseglichkeit gegen Beamte in§ 113 Gefängnißstrafe von einem Tage bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe bis zu fünfhun:

bert Thalern steht, soll fünftig Geldstrafe gar nicht mehr. zulässig sein und der Mindestbetrag der Gefängnißstrafe auf 14 Tage erhöht werden. Ebenso soll in§ 114( Nöthigung eines Beamten zur Begehung oder Unterlassung einer Amtshand: lung) das Minimum von einem Tage Gefängniß auf drei Monate und in§ 117( Widerseßlichkeit gegen Forstbeamte) von einem Tag auf einen Monat und beziehungsweise( bei einem qualifizirten Falle) von einem Monat auf drei Monate er­höht werden. Zur Motivirung dieser Vorschläge wird gesagt, daß die von den Gerichten verhängten Strafen in zahlreichen Fällen der Bedeutung nicht entsprechen, welche jenen Strafbe­stimmungen für die Wahrung der Autorität der Staatsgewalt beiwohne; es habe sich in Folge hiervon in der Amtsthätigkeit der Erekutivbeamten, namentlich der unteren Polizeibeamten, eine Baghaftigkeit" fühlbar gemacht, welche die öffentliche Si cherheit in Gefahr bringe. Nun, wer 3aghaftigkeit" der Berliner   Schußleute im Verkehr gegenüber Droschkenkutschern, Passanten 2c. uns nachweisen kann, der erhält auf unserer Re­daktion einen blanken Thaler ausgezahlt. Vorläufig aber haben wir eine gründlich andere Meinung vom Auftreten der Polizei, welche sich ja großentheils aus Unteroffizieren refrutirt, welche gegenüber ihren Refruten sich nicht allzuviel, 3aghaftigkeit" angewöhnt haben.

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Einen glänzenden Sieg der Social- Demokratie haben unsere Fürther   Parteigenossen bei den dortigen Gemeindewah­len erfochten. Sämmtliche Kandidaten der Social Demokratie find nach einem stürmischen Wahlkampf gegen die Kandidaten der Fortschrittspartei gewählt worden.

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In der Angelegenheit Hofferichter fand vor einigen Tagen eine Versammlung statt, in welcher eine an das Abgeord= netenhaus zu richtende Petition zur Verlesung gelangte. Nach einer furzen Debatte gelangte die Petition zur Annahme. Durch dieselbe ergeht an das Haus der Abgeordneten das Gesuch:

,, dasselbe wolle dahin wirken, daß den aus der Kirche aus­geschiedenen Personen, welche sich weigern, von ihnen erforderte Eide nach den Formeln der Religionsgemeinschaften, aus welchen fie ausgeschieden sind, zu leisten, schon jetzt gestattet werde, die Wahrheit und Richtigkeit ihrer Aussagen auf Pflicht und Ge-­wissen zu versichern, wenn sie sich gleichzeitig den auf den Mein­eid gefeßten Strafen für den Fall unrichtiger Versicherungen un­terwerfen."

Schlimm genug, daß eine solche Petition überhaupt noch nothwendig ist.

Gegen Strousberg   ist die Untersuchung wegen fünf­fachen Betruges und mehrerer Urkundenfälschungen eingeleitet. Der Befehl zu seiner Haftentlassung ist wieder zurückgenommen.

Seit einigen Tagen ist die gesamute Pesther Kaufmann­schaft in großer Aufregung. In Folge einer gegen drei Firmen wegen großartiger Zolldefraudation schwebenden Untersu­chung wurden in mehr als vierzig der ersten und angesehen­chung wurden in mehr als vierzig der ersten und angesehen­sten" Häuser Bücher und Papiere fonfiszirt. Dem Einen wur­den die Facturenbücher abgefordert, dem Anderen gar sämmtliche Geschäftsbücher abgenommen, die Dritten mußten fich nolens vo­lens eine förmliche Haussuchung gefallen lassen. Es schien als ob eine förmliche Nazzia gegen die hiesige Kaufmannschaft orga­nisirt sei, wenn man die Organe der Finanzbehörde von Straße zu Straße, von Haus zu Haus ziehen sah, um jene Beschlagnah­men auszuführen. Die ungarischen Blätter polemisiren in der heftigsten Weise gegen dies ,, Husarenstückchen eines rücksichtslosen Bureaupascha's", welches das Hausrecht und das Schriftengeheim­niß mit Füßen getreten habe. Eine große Deputation erhielt inzwischen vom Finanzminister beschwichtigende Zusagen, und es wurden denn auch gestern im Hauptzollamte von einem Finanz­beamten mit den betheiligten Kaufleuten Protokolle aufgenommen und denselben die abgenommenen Geschäftsbücher mit Ausnahme der Facturenbücher zugestellt; die mit Beschlag belegten Facturen und zollamtlichen Dokumente wurden jedoch zurückbehalten. Die Konfiskationen waren maffenhaft, von einer einzigen Firma wur­den drei Centner Bücher und Schriften fortgeschleppt! Nach der­artigen Maßnahmen kann man sich ungefähr einen Begriff von der Ehrlichkeit" der Pesther Bourgeoisie machen.

undzwanzig Militärflüchtige, sämmtlich aus Hannover  , find Folgen der Reichsherrlichkeit.- Zweihundertneun­mittels Urtheils der Straffammer des hiesigen Obergerichts we gen Desertion ein jeder zu 600 Mark Geldstrafe oder 6 Wochen Gefängniß verurtheilt worden. Von dem 1. hannoverschen Infanterie- und vom 1. hannoverschen Ulanen- Regiment werden ebenfalls zwei Soldaten wegen Desertion steckbrieflich verfolgt.

* Ueber das Ungewitter vom 23. dss. geht uns noch die Mittheilung zu, daß auch Moabit   durch Haussuchungen und Beschlagnahmen von Brieffchaften, gerettet" worden ist. Haus­suchungen in Berlin   haben außer bei den schon genannten Partei­freunden noch bei Küster, W. Lange, J. Dietrich, D. Rei= mer und Schöne stattgefunden. Ob auch bei auswärtigen Par­teigenossen ähnliche Manöver in Anwendung gebracht worden find, ist uns zur Stunde noch nicht bekannt geworden. Das Resultat der Haussuchungen scheint im Ganzen und Großen ein sehr dürftiges gewesen zu sein.

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* Großer Kulturfortschritt. Militärische Blätter thei­len mit, daß ein in Sömmerda   neu fonstruirtes Gewehr fich als so vorzüglich erwiesen habe, daß man es wohl als die Zukunftswaffe der Infanterie bezeichnen dürfe. Da hat das deutsche Reich vielleicht das hohe Glück, jetzt, unmittelbar nach der kostspieligen Anschaffung der Mausergewehre, seiner glorrei­chen Armee wieder ein neues Gewehr kaufen zu können. Es geht doch nichts über den Segen des Militarismus!

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Räuberhöhle fich in der That wenig unterscheidet, entroickelte sich * An der Berliner Börse  , die gegenwärtig von einer. am Donnerstag schon wieder eine Schlägerei. Der Inhaber einer einen Jobber mit einem Schlagring auf das jämmerlichste zu­der reichsten und bekanntesten Banffirmen der Kaiserstadt hat gerichtet. Als der mit Blut überströmte Geschlagene von dem Helden und seinen Helfershelfern herausgebracht worden, nahmen sich dann die Draußenstehenden seiner an, drängten sich wieder Man rief in dem hinein und wollten Wiedervergeltung üben. Tumult vergeblich nach Schußmann und Polizei. Unsere Ge bildeten" werden von einem Tage zum andern immer gebil­deter".

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* Ein Spioniersystem en gros. Am Hofe Napoleon III  . bestand in den guten Zeiten ein eigenes Bureau unter der Lei­tung des Polizeipräfekten Herrn Pietri, dessen Aufgabe es war, im Auftrage des Kaisers Briefe und Depeschen, welche an poli­tische Persönlichkeiten anlangten, zu eröffnen und zu kopiren. Da man einmal im Zuge war, ließ man es sich dann nicht nehmen, zeitweilig eröffnen, welche an nicht politische

Berſonen gerichtet waren, wie ghe a big Raijerie Eugene

den d. Kahle v. Festtheilnehmern 2,40; Hamburg   d. Kotkamp v. Det gens 6,00; Braunschweig   d. Oftermann 9,50; Halle d. Wortmann 9,00" Hanau   d. Daßbach 9,10; Edderis d. Holusch 3,00; Groß- Auheim   d52 Kronenberger 6,00; Hannover   d. Karbe an S. Bodemann's Geburts­tag 4,00; tona d. Schreiber v. Schuhmacherstiftungsfest 15,62; Hain­stadt d. Wich Volksvers. 3,56; Offenbach   d. Kamgert 2,00; Altona   d. Achilles( 2. Rate) 3,00; Apenrade   d. Drews 0,35. b Wahlfonds: Berlin   d. Greiffenberg   0,75; Hamburg   d. Nudolph v. Hart's Bau, La­gerstr. 7,50; do. d. B. Pieper v. Kohn's Cig.- Fabrik 4,50; do. v. M. Philipsen 20,20; do. d. Koch v. Ladage u. Velke's W. 30,00; do. d. Garve für B. u. B. 15,00; do. v. D. 2,00; Geithain   d. Weickert 3,00; Dresden Arbeiterfreund" 1,00; Fulda   d. Kideropp v. Parteigenossen 5,00; Leipzig   d. W. Fink 50,00; Werdau   d. 2. K. Fraureuth 6,15; Altona   d. Zeibig v. Bornemann's Fabrik 10,00; do. d. Brauer aus Meiborg's Cig.- Fabrik 1,85; do. v. Helf u. Kollegen 3,60; Braunschweig  v. W. Bracke jr. 20,00. c) Agitationsfonds( freiwill. Beiträge): Stade   d. Matthaei 6,00; Regensburg   d. Malgersdorfer 1,00; Kiel   v. Jungjohann's Schneiderwerkstelle 4,00; Nürnberg   d. Wiemer 33,00; Augsburg   d. Hörauf 5,00( darunter 1 streitiger Gulden v. Endres); Baden- Baden   d. Frommann 2,40; Bergedorf d. Schwarz 0,40; Har burg d. Slauck 6,00; Uelzen   do. 10,80; Bergen a. d. D. 4,50; Lüne­ burg   3,00.

Den Parteigenossen zur Nachricht, daß heute die Parteiabrech= nung vom 1. Juni bis 30. September an alle Agenten des Vorstan­des verschickt worden ist. Auf Seite 19 unten und Seite 20 oben dieser Abrechnung ist statt Septbr. zu lesen: Oktober. Die Ansprache auf Seite 20 wird den Agenten zur besonderen Beachtung empfohlen. In der dritten Zeile dieser Ansprache ist statt Organisation zu lesen: Agitation. Mit Gruß!

Hamburg  , 19. November 1875.

Namens des Borstandes: August Geib, Rödingsmarkt 12. Yorckfonds. Aus Rockville erhielt der Unterzeichnete für den Vorckfonds d. Albin Miller M. 21,65. A. Geib, Hamburg  .

* Am 19. Juli 1874 hielt der Parteifreund Heiland aus Berlin   in Sommerfeld einen Vortrag und wurde hierbei nach Auflösung der Versammlung durch den Bürgermeister Sabisch verhaftet. Am 7. Mai d. J. vom Sorauer Kreisgericht wegen öffentlicher Beleidigung freigesprochen, appellirte der Staatsanwalt Böttrich und fand am 17. November der Termin in Frank­ furt   a. D. statt. Der Oberstaatsanwalt Meuß hielt den Antrag des Staatsanwalts Böttrich auf 6 Monat Gefängniß lautend aufrecht. Das Appellationsgericht bestätigte jedoch das frei­sprechende Urtheil des Sorauer Kreisgerichts.

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Reichenbach i. S., 21. November  .( Moritz Löscher+.) Ein schmerzlicher Verlust hat uns und die Partei betroffen. Von einer Ge­schäftsreise aus Leipzig   gestern zurückgekehrt, legte sich anser Parteige­noffe, von Unwohlsein befallen nieder, um nie wieder aufzustehen. Er war es, welcher troß mehrjähriger Gefangenschaft und der Abtrünnig­teit vieler Achtundvierziger für Freiheit und Recht weiterkämpfte und das Banner der Socialdemokratie in hiesiger Stadt aufpflanzte; er war es, um welchen wir uns vertrauensvoll schaarten, unter dessen Leitung wir bisher den Kampf gegen Unrecht jeglicher Art führten. Mit guten Kenntnissen und Erfahrungen ausgestattet, war er unser treuer Berather und liebevoller Freund. Ein Mann mit festen Grund­sätzen geht durch ihn der Menschheit verloren. Friede seiner Asche. Die Parteigenossen von Reichenbach.

Erfurt  , 19. November  .( Agitationsbericht.) Auf Wunsch des Vorstandes agitirte terwegs auf meiner Reise nach hier und gebe darüber im Nachiehen einen furzen Bericht. In Rehme, bei Dynhausen, wo ich am 9. dss. über die Bier- und Petroleumsteuer referirte, war die Versammlung den dortigen Verhältnissen entsprechend ziemlich besucht. Auch ist der Geist unter den dortigeu Arbeitern für unsere Sache ein bei Weitem besserer als früher; mögen die alten treuen Rämpfer wacker weiter wirken, ihr Kampf wird nicht unbelohnt referirte, war die Bersammlung sehr gut besucht, auch gewannen wir bleiben. In Vlotho  , wo ich am 10. dss. über dieselbe Tagesordnung eine erhebliche Anzahl neuer Mitglieder. Der dortige Amtmann wollte woh seine Machtvollkommenheit" dadurch dokumentiren, daß er die Bescheinigung der Anmeldung beharrlich verweigerte. Alle Vorstellun­gen blieben fruchtlos. Ich thue es nicht, machen Sie, was Sie wol len", war die Antwort. Parteigenosse Scharrenberg wurde dann eingehend gewarnt, sich doch nicht um den Socialismus zu bekümmern. Aber auch er war starrköpfig und unerbittlich. Alles Bitten von Sei­ten des Amtmannes, einen anderen Weg" einzuschlagen, nüßte nichts. scheinigung und Scharrenberg wurde nicht liberal". In Hameln  Scharrenberg ist und bleibt Socialist  . Der Amtmann gab keine Be­

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a. W. konnte Umstände halber keine Versammlung stattfinden und mußten wir uns auf eine gemüthliche Zusammenkunft beschränken. Von da ging's nach Hildesheim  , wo ich in einer, den dortigen Ver­hältnissen entsprechend gut besuchten Versammlung über die Ursachen Ser Geschäftskrisis referirte. Eine sehr zahlreich besuchte Versammlung fand in Alfeld   statt, wo ich über die projektirte Erhöhung der Bier­und Einführung einer Petroleumfteuer sprach. Schon längst vor der Bersammlung fand sich eine Anzahl Spießbürger verschiedener Parteis schattirung ein. Freudig sich amüsirend, mir schon plausibel machen zu wollen, daß wir nichts zu protestiren hätten, denn wer fein Glas Bier bezahlen kann, trinkt feins", hieß es von Seiten dieser ,, Anti­Bierfreunde". Doch es kann vor Nacht leicht anders werden, als es am frühen Morgen war." Nachdem ich meinen Vortrag beendet, wo zahlreiche Männer der öffentlichen Ordnung" aufmerksam zugehört und zwei Preßliteraten das, was ich gesprochen, mit wolfsartigem Hunger stenographisch verschlungen, stimmten selbst die Spießbürger für den Proteft. Unter den Barteigenoffen Alfelds wird hoffentlich jetzt wieder eine größere Regsamkeit für Verbreitung unserer Interessen merkbar werden. In Einbeck   macht sich die jesuitische Heuchelei unserer Geg­ner dadurch merkbar, daß sie sich bemühen, uns alle Lokale zu entzie­hen, weshalb ich auch keinen Vortrag dort halten konnte. Die Partei­Die Kaiserin erfuhr die Sache und nun wurde von ihrer Seite genossen sind dort rührig, mögen sie muthig weiter wirken. Endlich in dem Bureau Pietri's ein Biedermann bestochen, damit er der war es auch den Göttinger   Parteigenossen wieder gelungen, ein Lo­Kaiserin Briefe anderer Privatpersonen auffange, für die sie tal zu bekommen. Die Versammlung, ziemlich besucht, nahm einen gu­einigen Grund hatte, sich zu interessiren, z. B. ten Verlauf. Briefe des Eine heitere Scene spielte sich dort ab, der ich Erwäh­Kaisers. Das ging so Jahre lang fort, und als nach dem nung thun will. Als ich meinen Vortrag über die projektirte Erhö­hung der Bier- und Einführung einer Petroleumsteuer beendet, folgte 4. September die Tuilerienpapiere zum Vorschein kamen, stellte eine Diskussion, welche auf das Gebiet social- demokratischer Prinzipien es sich heraus, daß die Beamten des betreffenden Bureaus unter­im Allgemeinen führte, woran sich außer mir noch Parteigenosse Gieß einander wahrscheinlich um der lieben Gewohnheit willen- aus Münden  , sowie mehrere Göttinger   Parteigenossen betheiligten. Ein die Briefe ebenfalls eröffneten und, um die Kritik vollzumachen, Spießbürger, wie mir erzählt, Schuhmachermeister Schötte, machte sei­erfuhr man, daß der Leiter und Erfinder des ganzen Apparates, nem vor Aerger gepreßten Herzen Luft, indem er plötzlich ausrief: der Polizeipräfekt selbst, seine Briefe erst erhielt, nachdem sich. Der G.( Lehrer) kann Euch retten, der kann es", worauf er sich mit bereits sämmtliche Untergebenen und außerdem der Kaiser und großer Eile aus dem Saal entfernte. Lehrer G., darüber entrüstet, die Kaiferin an denselben delektirt hatten. ihn ohne Gründe als Socialist zu stempeln", ergriff das Wort, um den Zweck seines Hierseins zu begründen: er wollte sich auch praktisch über unsere Agitation belehren lassen.( Ein guter Gedanke.) Der eif rige Polizeikommissar war auch über den Schuhmacher S. entrüftet, zog den Vorsitzenden zur Verantwortung, weshalb S. sich nicht zum Worte gemeldet, das wäre nicht parlamentarisch; vielleicht erhält S. einen Verweis, fünftighin die parlamentarische Ordnung nicht zu miß­brauchen, dienlich wäre es ihm schon. In H.- Münden, wo ich über ,, das Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte" referirte, war die Versammlung gut besucht. Die Arbeiter sind dort sehr schlecht gestellt, trotzdem ist da ein guter Boden für uns? Von dort ging's nach Kassel  , wo ich über dasselbe Thema sprach. Das Lokal war zum Er­drücken voll. Der Geist unter den dortigen Arbeitern ist ein guter zu nennen. In Gotha   konnte wegen Mangels eines geeigneten Lokals feine Versammlung stattfinden. Damit war die Agitationsreise been­det. Mögen die Parteigenossen an den benannten Orten treu weiter kämpfen als brave Männer der Arbeit!

Innere Parteiangelegenheiten.

Seit dem 1. d. M. sind bei dem Unterzeichneten folgende Gelder eingegangen für: a) Unterstügungsfonds: hof von Parteigenossen M. 3,50; Cöln d. Busch v. Fachv. d. Tischler 15,00; Cöln v. Schu­macher 12,00; Wurzen   d. Fleischer 12,84; Rockville v. Socialiſten d. Albin Miller 21,70; Leukersdorf d. Weber 2,00; Hamburg   v. Braast 2,40; do. von Lütdens 2,40; do. d. Hermann v. Gipser u. Stud. A.-V. 1,80; Marburg   d. Klein 1,35; Klein- Kroßenburg d. Kopp 7,30; Mölln d. Schwarz 3,00; Aachen d. Leibiger 5,00; Regensburg   d. Mal­gersdorfer 1,00; Reutlingen   d. Stard 1,20; Berlin   v. A. Mattern burg d. Danger 6,56; Berlin d. Schäfer Erlös aus 1 Arm. Conrad 1,00; Hof d. Posnanski 11,00; Groß- Steinheim   d. Jäger 3,00, Straß­3,40; Kösschenbroda d. Lehmann 3,07; Soffenheim. Klein 1,00; So­henfelde- Burgfelde d. Schröder 13,00; Amberg   d. Grafer 2,00; Riel b. Stard 6,00; Glückstadt   b. Dahncke Ueberschuß vom Ball 24,00; Lun­

Mit herzlichem Brudergruß

F. H. Klute.