empfindungslosen Natur sein unzureichendes Stück Brod abfämpft,| Der Geldpunkt scheint ja bei ihnen die einzige Stelle zu sein,
wenn er seine Gesundheit und sein Leben daran feßt, um sich ehrlich zu ernähren, dann nennt man das ,, interessant". Arbeiter! Lernt daraus das Interesse kennen, welches diese Herren für Euch, für Eure troftlose Noth, für Euren unertödtlichen Willen, Euch selbst zu helfen, haben! Eure Dualen sind ihnen ,, interessant".
*
Spiele nicht mit Schießgewehr. Als im Reichstage die Schußzollfrage, die große Interessenfrage über Eisen- und Stahiwaaren, besprochen wurde, hielt sich der Abg. Bamberger vom Abg. Stumm für persönlich beleidigt, und durch Anspielung auf eine Herausforderung glaubte er, sich gefährlich machen zu müssen. Der große Stumm war aber nicht blutdurstig und die Geschichte löfte fich in Gemüthlichkeit auf. Am anderen Tage aber wendete sich das Blatt, denn der Abg. Bam berger machte eine beleidigende Aeußerung über die ,, Revolverpresse" und gewisse Agitatoren des Ratheber- Socialisten- Kongreffes, welche der feudale Literat Rudolph Meier, Famulus von Ehren- Wagener, auf sich bezog. Dieser wurde nun seinerseits gefährlich" und wollte sich mit Herrn Bamberger duelliren, denn er wußte, daß Jener sich nicht schlägt. Dem Lesteren aber sagte der Spaß diesmal nicht zu, und es wurde, wie es von Anfang an zu erwarten war, nicht ,, gemörbert". Spaßhaft ist nur, daß Rudolph, der Revolvermann, plöglich so besorgt um seine Baukantenehre geworden ist. Im„ Neuen Social Demokrat" sind ihm und seinem Meister Wagener schon ganz andere Dinge, als durch Bamberger , gesagt worden, ohne daß er mit Säbel und Pistolen angerückt wäre. Freilich wäre ihm da auch ein recht warmer Empfang gewiß.
phe!
11
* Die Bourgeois- Humanität feiert immer neue Trium
Aus Woolwich schreibt man:
Roch ehe die Schießproben mit der neuen 81 Tonnen schweren Ranone begonnen hatten, wurde die Möglichkeit in's Auge gefaßt, noch viel größere Kanonen, von 100, 160, ja bis zu 250 Tonnen Gewicht, anzufertigen. Nach den befriedi genden( befriedigend" soll wahrscheinlich hier bedeuten, den Frieden sichernd". D. R. ) Resultaten, welche mit dem Geschütz von 81 Tonnen erzielt wurden, hat man jedoch von einem sol chen Plane vorläufig Abstand genommen.( Wahrlich, ein bewundernswürdiger Zug von Humanität! D. R. ) Das Geschütz vermag Geschosse von%, Tonnen im Gewicht mit solcher Gewalt zu schleudern, daß fie auf eine halbe( engl.) Meile Entfernung zwanzig Zoll dicke Eisenplatten durchschlagen."
Also zwanzig Boll Eisen" genügen nicht mehr zum Schuße gegen diese Bulver- Humanität und wir sind doch nur von Fleisch und Blut! Aber es ist ja auch nur auf Eisen, und nicht auf Menschen abgesehen, nicht wahr?
-
,, An unserem Hofe bereitet man- so schreibt eine nichtamtliche Hofzeitung eine glänzende Karnevalssaison vor, welche diesmal lang ausgedehnt ist. Die Mitglieder des Reichstages und des Landtages, welche um diese Zeit in Berlin anwesend sein werden, sollen vielfach zu den Festen herangezogen werden. Die Mitglieder des Reichs- und Landtages auf Karnevalsfesten! Wir wünschen, ein großer Theil derselben ents faltete nur ba seine Thätigkeit.
Jm
* Endlich sind jetzt die Schäden des Bombardements von Straßburg cnbgiltig festgestellt nnd, was die Hauptfache ift, auch vergütet worden; die Summe beläuft sich auf 4,053,519 Francs, woraus man sich den ganzen Umfang des angerichteten Schadens jedoch keineswegs berechnen darf; die verbrannte Bibliothek z. B. war wohl allein nicht weniger werth. Elsaß überhaupt find, abgesehen von jenen Gemeinden, für die Spezial- Kommissionen bestanden, nur 50,180,883 Francs zur Bertheilung gekommen. Dieses Nur" soll nicht etwa eine Miß gunft ausdrücken; im Gegenthell halten wir diese Milliardenverwendung für die nothwendigste und mit die beste; die Kriegsanbeter und Erfolgsverherrlicher mögen sich aber diese Zahlen hinter die Ohren schreiben zu den anderen!
-
-
Gieb nus unser täglich Brod!
( Ein Weihnachtsbild.)
Heil'ger Abend ift's zur Weihnacht! Horch, im Lande weit und breit Künden es die Kirchenglocken laut und voll der Christenheit, Daß sie nach der Priester Worten mög' vergeffen all' ihr Weh, Daß sie fröhlich sei und juble:„ Ehre sei Gott in der Höh', Und der Friede allen Menschen, die da guten Willens find, Weil zu Bethlehem geboren das verheißne Jeſuskind; Der Messias, der Erlösung von der Sünden Schulden bringt; Der gebenedeite Heiland jauchze Erde, Himmel singt!"
Schöne Worte, fromme Mythe weiter nichts! Die Menschen ach, Ach, sie leben ja noch immer in der alten Noth und Schmach; Guten Willens find wohl Viele, aber eine Utopie
Ist troy alledem der Friede; die ihn wünschen, grüßt er nie! Statt Erlösung neue Knechtschaft, härter, ungeheurer fast, Wie die vor zweitausend Jahren; neue Sündenschuld und Last. Und die Sünder find wie damals Menschen, tugendhaft und gut, Die Betrognen find Betrüger, schlechte, eigensücht'ge Brut'!- Menschen, Menschen, jauchzt ihr wirklich allesammt, ohn' Unterschied? Nein, o nein, für Millionen gilt kein Weihnachtsfesttagslied, Gilt fein chriftlich Hosianna, keine Priesterlitanei;
-
Weh, sie beben vor dem eig'nen Angstgeftöhn und Fluchgeschrei! Rönnt zu einem Gott ich beten, und es schlüge an mein Dhr Dieses Stöhnen, dieses Schreien, dieser grause Elendschor: Ließ ich wohl die Hände sinken, schaut' nicht mehr zu Himmelshöhn, Und bemühte mich, den Teufel auf der Erde zu verstehn! Jenen Teufel, der schon lange vor uns auf der Erhe war, Den die Selbstfucht, die gemeine, unerfättliche geba, Jenen Teufel, der da schleichet ohne Ruh' und ohne Raft, Unsichtbar, doch allgewärtig, feine neuen Opfer faßt, Um zu quälen, zu zerrütten ihren Körper, ihren Geist, Und sie nimmer loszulaffen, bis der Tod sie ihm entreißt. Wie fich solcher armen Opfer schwarzes Jammerlos erfüllt, Menschen, Chriften, Menschen, Menschen, kommt, ich zeig's euch unverhällt!
-
Abend wird's, doch welch' ein Abend! Nauher Wind von Norden her Thürmt am Horizonte Wolfen, dunkelfarben, regenschwer, Die verbergen alle Sterne, feiner winkt mit mildem Schein, ' S ift, als tonne zu der Weihnacht die Natur nicht heiter sein! Siehe dort auf ödem Landweg eine Frau mit ihrem Kind Langsam, wankend vorwärts schreiten gegen Regenfluth und Wind; Mit des Elend's lump'gen Lumpen ausstaffiret sind sie Beid', Zwei lebendige Satyren traur'ge zwar auf unfre Zeit!
Wie die Lumpen tropfend schlottern um den siechen Leib der Frau, Wie gefügig sie sich legen um des Knäbleins Gliederbau
-
Und doch kaum die Blöße decken, hier ein Riß und da ein Loch, Aber Kleider für die Armen Kleider, Kleider sind es doch! ,, Mutter," fleht der Kleine weinend, den Arm,
D, ich friere und bin hungrig,
warm!"
-
,, Mutter, nimm mich auf
gieb mir Brod und mach' mich
Seufzend hält die Mutter inne, neigt sich über's Kind und spricht, Es in ihre Arine schließend: Komm, ja komm, doch weine nicht!
durch deren Vermittelung man zu ihrem Herzen gelangen fann.
Druckfehler- Berichtigung.
In Nr. 151 v. 22. Dez., S. 3, Sp. 2, 3. 48 v. o. müssen selbstverständlich die Worte sein läßt" hinter gerade" wegfallen. D. R.
Innere Parteiangelegenheiten.
H. Gundelach, N. Carlson; Coburg : C. Fischer; Cöln: M. GindZu Agenten des Vorstandes wurden ernannt für Altona : ler; Deuben: 2. Eckstein, N. Huhle; Duvenstedt : J. F. Jden, H. Laasch; Froschhausen : D. Stickel, G. Klug; Gelsenkirchen : J. Sende; Groß- Berkel: A. Braun, H. Mänter; Neustadt i. H.: I. H. Haß; Waldenburg i. Schl.: P. Lohr, G. Anders; Bell: J. Th. Nümmle; Zeulenroda : F. Reichelt, W. Dirtmar. Bei neuen Anmeldungen wird gebeten, die genauen Adressen beiber Agenten( beim Sekretariat) anzugeben. Hamburg , den 18. Dezember 1875.
Mit socialdemokratischem Gruß
J. A.:
J. Auer. C. Derossi. Die Agenten werden darauf aufmerksam gemacht, daß den, Bestellungen also bei diesen zu machen sind. Marken und sonstige Utensilien durch die Sekretäre besorgt werden, Bestellungen also bei diesen zu machen sind.
Alle Geldsendungen find an den Kassirer A. Geib, Rödingsmarft 12, zu richten.
durch den Polizeiinspektor Pick, unter Assistenz eines Kriminal* Eine Haussuchung wurde Dienstag, den 21. d. M., beamten, in der Redaktion und Expedition des ,, Pionier" nach dem ,, Armen Conrad" abgehalten, jedoch kein Eremplar mehr vorgefunden.
* Am 7. d. M. wurde der Parteigenosse W. Megger aus Hamburg vom Appellationsgericht zu Kiel zu einer viermonatlichen Gefängnißstrafe verurtheilt wegen Uebertretung des§ 131 d. Straf- G.- B. Das Altonaer Kreisgericht hatte in erster Instanz nur auf 14 Tage erkannt.( Die böse Strafgefeh- Novelle!-) Die Ursache hierzu war eine Aeußerung, welche in einem Opfer der Industrie", vom Angeklagten gethan worden. am 26. Juni d. J. in Altona gehaltenen Vortrage über: ,, Die
An die Parteigenossen!
Am 19. d. M. nach neunmonatlicher Haft aus dem Coblenzer Arresthaus entlassen, trete ich ungebeugten Muthes wieder ein in Eure Reihen.
Die gemachten Erfahrungen werde ich, insoweit sie von allgemeinem Interesse sind, demnächst in einem besonderen Artikel zu Eurer Kenntniß bringen.
Für heute sei es mir vor Allem gestattet, meiner Freude über die während meiner Haft glücklich vollzogene Einigung der deutschen Socialdemokratie hiermit Ausdruck zu geben.
Sodann kann ich nicht umhin, den Parteigenoffen in Coblenz , Frankfurt und Umgegend meinen wärmsten Dank abzustatten für alle die vielen Opfer und Mühen, beren sie sich für mich unterzogen haben; den wärmsten Dant weiter auch für den mir be= reiteten festlichen Empfang.
Frisch auf denn zu neuem, energischem Kampfe! Es lebe der Socialismus!
Flensburg , 17. Dez.( Volksversammlung.) Am 14. dfs. hielten wir eine gut besuchte Volksversammlung mit der Tagesordnung ab: Christenthum und Socialismus. Referent war Herr Brückmann aus Altona , welcher sich seines Vortrages zur größten Zufriedenheit Lehrer Johannsen und Cigarrenfabrikant Domte. der Anwesenden erledigte. Zur Interpellation meldeten sich die Herren Bei Lesterem fam so recht der Pferdefuß zum Vorschein, indem er sagte:„ Daß die Agita
Bald geb' ich Dir auch zu essen, halt nur noch ein wenig aus." D'rauf das Knäblein: Aber kommen wir denn bald auch an ein Haus?"
„ Ja, ich seh' schon eins dort hinten, bort am Wald, es ist ganz nah, Nur noch wenige Minuten, liebes Kind, und wir sind da." Und das Kind schlingt seine Aermchen um der Mutter Hals, die prest Es an ihren falten Busen, ach, so fest, so innig fest
-
"
Und wankt mit der theuren Bürde ächzend, zitternd wieder fort. Und nicht lang' und wieder fragt es: Mutter sind wir nicht bald dort?" ,, Dort, wo dort denn? Knäblein, wo denn?" Ach, kein Haus am Walde ist, Und dahinter auch noch keines, Mutter's Troft war eine Lift, Deiner Thränen Lauf zu stillen, die wie Tropfen glühn'des Erz, Unnennbare Dual bereitend, fielen auf ihr wundes Herz! Doch die Hoffnung, dich zu bergen unter einem sichern Dach, Dir zur Stärkung Brod zu reichen, die ist in ihr selbst noch wach. Menschen, meint sie, werd' ich finden, die um der Barmherzigkeit, Um der ew'gen Liebe Willen, mir zu helfen, sind bereit. Weiter teucht sie, immer weiter, o, wie sie zusammenrafft Und gebraucht die allerlegten Neste ihrer schwachen Kraft! Aber öde wird die Gegend, links und rechts nur todte Flur, Von der Menschen Wohnstätt nirgend, nirgend eine leise Spur; Und beschwerlicher und enger wird der Weg, er windet sich Hin durch Steingeröll und Schollen. Weib, ach wohin führt er Dich? Da, horch auf, hast Du's vernommen? Naben krächsten durch den Sturm,
-
-
Und dort hinten, sieh ganz nahe, hebt sich's wie ein mächt'ger Thurm Aus dem Dunkel in die Lüfte, vorwärts, dorten findest du Wohl auch Menschen, die nicht weigern Brod und eine farge Ruh'!- Und die Arme mit dem Kinde wieder schneller vorwärts strebt, Achtend nicht des Wegs Beschwerde, Hoffnung hat sie neu belebt. Da, da heben sich die Mauern, Raben kreisen d'rum herum, Heiser krächzend, doch sonst bleibet Alles todt und Alles stumm. Wie die Wanderin auch lauschet, feines Menschen Stimm' wird laut; Wie sie aufmerksam auch spähet, keinen Lichtstrahl sie erschaut; Ihren Ruf verhöhnt das Echo aus dem öden Mauernest, Das, wer weiß, welch' einer 3wingburg arg zerfallener Ueberreft. Ach, das heißt betrog'nes Hoffen, heißt Enttäuschung! Armes Weib, Wohin willst du hier denn betten, dein und deines Kindes Leib? Woher willst du Brod hier nehmen? Höre, selbst der Rabenchor Hat vor Hunger ja nicht Ruhe, frächzet unger" dir in's Dhr. Arme Mutter, armes Kindlein! Da, da hat sie schnellen Blicks Dicht am Fuß des Thurms erschauet, ein vermobert Kruzifix. Und sie wirft sich vor ihm nieder, mit dem Kind zur Seit und fleht: ,, D, allgütiger Erlöser, deffen Fest man heut begeht, Heiland, der für uns gestorben o, erbarm, erbarm dich mein, Mein und des unschuld'gen Kindes, laß uns nicht verloren sein! Der du Himmel, Erd und Menschen durch dein Wort hervorgebracht, Sende Rettung uns und Hülfe, steh' uns bei in dieser Nacht!" Also betet sie, die Arme, indeß wilder wird der Sturm.
21
-
!!
-
Und die Raben, heis'rer frächzend, fliegen um den hohen Thurm. Mutter, Mutter, will auch beten," spricht das Kind und faltet fromm Seine Händchen, und es betet: Lieber Jesus Chriftus tomm, Komm und hilf uns, denn wir hungern, und es ist so falt, so falt Und wir sind so frank und müde, fomm, o fomm und hilf uns bald."
toren nur die Arbeiter aufrührerisch und mürrisch gegen ihre Arbeitgeber machten." Beide Herren wurden aber vom Referenten unter größtem Beifall widerlegt. Folgende Resolution wurde mit allen gegen zwei Stimmen angenommen: Die heutige Volksversammlung erklärt fich mit den Ausführungen des Herrn Brückmann voll und ganz einverstanden." Eine Tellersammlung ergab Mark 14,32. H. Tüchsen.
-
Nienstedten , 19. Dez.( Bom Kampfplaze.) Die auswärti gen Parteigenossen werden sich noch eines Situationsberichtes aus Nienstedten in Nr. 98 des Neuen Social- Demokrat" vom 20. August d. J. erinnern. Derselbe rief im Lager unserer Gegner große Aufregung hervor und man drohte mit der Staatsanwaltschaft, jedoch war Ales nur blinder Lärm. Am 10. Sept. erfien in den Ottensener Nachrichten" ein Eingesandt aus Nienstedten , das meinen Bericht zu widerlegen und die Nienstedter Socialisten in ein schlechtes Licht zu stellen suchte. Daffelbe stronte aber von Unsinn und unwahrheiten, so daß es mir ein Leichtes wurde, es sofort im genannten Blatte zu widerlegen, und stille ward es über den Waffern im Lager unserer Gegner. Von unserer Seite wurde jedoch am 26. Sept. Proteft gegen Gastwirths Deubner, weil derselbe nicht nach der Verordnung vom die Wahl eines Mitgliedes des Schulfollegiums erhoben, nämlich bes 16. Juli 1864 gewählt war. Dieselbe besagt nämlich, daß Mitglieder des Schulkollegiums gewählt werden sollen aus den mündigen, dispo fitionsfähigen und kontribuirenden Mitgliedern der Schulcommune männlichen Geschlechts. Man hatte aber, wie immer, nur den Grundund Hausbefizern, nicht aber den zur Miethe Wohnenden angesagt. Am 8. Oftober wurde mir mitgetheilt, die Wahl sei kassirt, und da nichts Besonderes vorläge, könne die Neuwahl wohl bis Neujahr aufgeschoben werden. Damit war ich natürlich nicht einverstanden und erklärte dem genden Woche, vom 10.- 16. Oktober, entweder die Wahl selbst oder Schulinspektor Hasselmann, ich verlangte, daß im Laufe der nächstfol eine Versammlung sämmtlicher Wähler anberaumt werde, um hierüber zu entscheiden, worauf mir auch der Schulinspektor erwiderte, es solle geschehen. Als aber am 19. Oftober noch nichts geschehen war, wandte ich mich schriftlich an den Schulinspektor mit dem Ersuchen, mir eine bündige Antwort zu ertheilen, um im Wege des Rechts diese Angele Schulinspektor Hasselmann mit, daß er mir schon früher Mittheilung genheit weiter verfolgen zu können. Am 22. Oktober theilte mir der gemacht hätte, wenn er nicht durch Krankheit und Todesfall in seiner Familie und in seinem Hause und durch aufgehäufte dringende Arbeiten verhindert gewesen wäre; er hätte dem Ortsvorstand bald nach unserer legten Unterredung gesagt, daß schon jetzt eine Wahl gewünscht würde, und hätte der Drtsvorstand ihm Ende voriger Woche erroidert, daß er sie nicht jetzt, sondern erst zu Neujahr vornehmen wolle. Hierauf wandte ich mich sofort an das Bisitatorium in Pinneberg , habe aber bis heute teine Antwort erhalten. Mitte November veröffentlichte ich diese Angelegenheit in den Ottensener Nachrichten". Mittwoch den 8. Dezember, wurde die Wahl zu Sonnabend, den 11. 6. M., Nachmittags 2 Uhr, angesagt; da dieses hier aber nicht ortsüblich ist, fanden sich Abends 7 Uhr 14 Nienstedter Einwohner beim Ortsvors stand ein, um gegen ein solches Vorgehen zu protestiren. Trotzdem fand zur angesagten Zeit die Wahl statt. Bon den 148 Wählern waren 35 erschienen. Lokal war das Nienstedtener Schulgebäude, Protokollführer der im vorigen Sommer von den Arbeitern gewählte pauptlehrer, Rektor Kark, Vorsitzender der rtsvorstand Cords. Nachdem derselbe verschiedene Mal hin- und h en, verschiedene Papiere geordnet und einige ben Anwesenden un ständliche Worte gesprochen, erfolgte aus der Bersammlung der Ruf: Bevor wir zur Wahl schrei ten, bitte ich um's Wort!" Gemurmel des Ortsvorstandes, darauf einige Minuten lautlose Stille, nochmaliger Ruf: Habe ich das Wort?" Na benn man to!" als Antwort. Hierauf setzte ich den recht unrechtmäßiger Weise vorenthalten hätte und daß alle Arbeiter, Anwesenden auseinander, daß man uns schon 11 Jahre unser Wahldie ihr Tagelohn nicht versäumen könnten und wollten, nochmals von der Wahl ausgeschlossen wären, ich stellte den Antrag, die Wahl zu vertagen und an einem anderen Tag( Abends) vorzunehmen. Ich ersuchte den Vorsitzenden, hierüber abstimmen zu lassen, worauf derselbe nicht einging und mich unterbrach. Als nun trok alledem doch zur Wahl geschritten wurde, ersuchte ich alle Anwesenden, die noch einen Funken Gerechtigkeitsfinn in ihrem Herzen hätten, nicht zu wählen, sondern gegen die Wahl zu protestiren. Darauf wählten 8 Personen drei Schulvorsteher und 27 wählten nicht. Der Protest mußte, trotz des Sträubens von Seiten des Ortsvorstandes, in's Wahlprotokoll aufge= nommen werden. Wie ich mich zum Schluß noch zur Geschäftsordnung zum Wort meldete, um den Anwesenden auseinanderzusehen, daß jetzt 8 Wähler je 3, in Summa 24 Stimmen abgegeben hätten, daß also sämmtliche 148 Wähler 444 Stimmen abgegeben haben würden, also 420 Stimmen nicht abgegeben seien, antwortete mir der Ortsvorstand, es gäbe hier keine Geschäftsordnung. Hierauf allgemeines Gelächter und Rufe: Es giebt hier doch wohl keine Geschäftsunordnung."
-
"
Fester schmiegt sich's an die Mutter, die beim Bater unser" ist, Wimmernd tönt's von seinen Lippen:" Der Du in dem Himmel bist!" Und so fort bis zu der Bitte: Gieb uns unser täglich Brod," Da lenti's Kindchen ab und jammert: Brod, o Gott, ja gieb uns Brod!" Und die Mutter schluchzend endet: Mach' von uns'rer Schuld uns rein,
11
"
Wie auch wir von ganzem Herzen, unsern Schuldigern vers zeih'n!"
Rab
-
-
schallt's schauerlicher, vom dem schwarzen Chor
rab am Thurm,
rab Rab , rab , rab ertönt es heis'rer durch den immer wildern Sturm. ,, Großer Gott", beginnt die Mutter jezo wied'rum das Gebet, ,, Großer Gott, erhör' die Mutter, die für's arme Kindlein fleht! Der du einst durch einen Naben dem Elias sandtest Brod, Dem Phropheten in der Wüste, schütz auch uns vorm Hungertod; Sende Deiner Engel einen, der uns aus dem Wettergraus Führt zu guten, milden Menschen, in ein sich'res, warmes Haus!" Rab, rab, rab erschallt's von droben und das morse Kreuz es
-
wantt
In dem zähen Epheunete, das herum sich aufwärts ranft, Und sein lautes Aechzen mischt sich in der Armen Schmer gestöhn. Was aus ihnen weiter worden, hat der and're Tag gesehn.
-
Ob ein Engel wohl gekommen? Ja, der Todesengel fam, Der die Mutter mit dem Kinde in sein Reich des Friedens nahm. Engumschlossen, eiserstarret, man am Kruzifir fie fand,
Als der Weihnachtsmorgen graute nach der Sturmnacht über'm Land. Könnt' zu einem Gott ich beten, und es schlüge an mein Ohr Der enterbten Millionen grausenhafter Schmerzenschor, Ließ ich wohl die Hände sinken, schaut nicht mehr zu Himmelshöhn Und bemühte mich, den Teufel auf der Erde zu verstehn!
K. F.
*( 3ur Klassensteuer) sind für das nächste Jahr in Berlin 356,379 Personen eingeschäzt, 14,034 Personen mehr als für 1875, wo die Gesammtzahl der Eingeschäzten sich auf 342,345 belief. Dage= gen ist der Gesammt Steuerbetrag um 253,152 Mark, nämlich von. 14,411,923 Mt. auf 14,158,771 Mr. herabgegangen, was wesentlich das durch veranlaßt worden ist, daß durch das Gesetz vom 16. Juni d. J. bie Normal- Steuersätze der Stufen 4 und 3 von 15 und 12 Mt. auf 12 und 9 m. herabgesezt worden sind. Die neu hinzugetretenen Steuerpflichtigen fallen fast sämmtlich auf die beiden untersten Stufen. Die Zahl der Einschäßungs- Kommissionen betrug 191 mit zusammen 3030 Mitgliedern. Die Veranlagung der königlichen Klaffensteuer in der Stadt Breslau für das Jahr 1876 hat das Resultat ergeben, daß Steuerfrei auf Grund der einzelnen Bestimmungen des Gesetzes theils wegen nicht steuerpflichtigen Einkommens, theils wegen noch nicht vollendeten 16. Lebensjahres und Besigthums des Eisernen Kreuzes 2c. 49,185 geblieben sind von 63,000 Personen überhaupt, während im Jahre 1875 diese Zahl nur die Höhe von 45,898 erreichte.