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gehen konnte, Soldatchens zu spielen. Unsere Landstände sind eine Satyre auf die gesunde Vernunft, wir können noch ein Säculum damit herumziehen, und wenn wir die Resultate dann zusammennehmen, so hat das Volk die schönen Neden seiner Vertreter noch immer theurer bezahlt, als der römische Kaiser, der seinem Hofpoeten für zwei gebrochene Verse 20,000 Gulden geben ließ. Man wirft den jungen Leuten den Gebrauch der Gewalt Sind wir denn aber nicht in einem ewigen Gewaltzustand? Weil wir im Kerker geboren und großgezogen sind, merken wir nicht mehr, daß wir im Loch steden mit angeschmiedeten Händen und Füßen und einem Knebel im Munde. Was nennt Ihr denn gesetzlichen Zustand? Ein Gesetz, das die große Masse der Staatsbürger zum frohnenden Vieh macht, um die unnatür lichen Bedürfnisse einer unbedeutenden und verdorbenen Minderzahl zu befriedigen? Und dies Gesetz, unterstützt durch eine rohe Militärgewalt und durch die dumme Pfiffigkeit seiner Agenten, dies Gesetz ist eine ewige, rohe Gewalt, angethan dem Recht und der gesunden Vernunft, und ich werde mit Mund und Hand dagegen fämpfen, wo ich kann. Wenn ich an dem, was geschehen, feinen Theil genommen und an dem, was vielleicht geschieht, keinen Theil nehmen werde, so geschieht es weder aus Mißbilligung, noch aus Furcht, sondern nur, weil ich im gegenwärtigen Zeitpunkt jede revolutionäre Bewegung als eine vergebliche Unternehmung betrachte und nicht die Verblen dung Derer theile, welche in den Deutschen ein zum Kampf für sein Recht bereites Volt sehen. Diese tolle Meinung führte die Frankfurter Vorfälle herbei, und der Irrthum büßte sich schwer. Irren ist übrigens keine Sünde, und die deutsche Indifferenz ist wirklich von der Art, daß sie alle Berechnung zu Schanden macht. Ich bedaure die Unglücklichen von Herzen. Sollte keiner von meinen Freunden in die Sache verwickelt sein?....."
Ein andermal schreibt Georg Büchner : Wegen mir könnt 3hr ganz ruhig sein; ich werde nicht nach Freiburg gehen, und ebenso wenig wie im vorigen Jahre, an einer Versammlung Theil nehmen." Und ein andermal, indem er auf seinen bevorstehenden Gießener Aufenthalt hindeutet: ,, Ihr könnt voraussehen, daß ich mich in die Gießener Winkelpolitik und revolutionären Kinderstreiche nicht einlassen werde."
Diese Voraussicht betrog ihn. Die Gesetze seiner Heimat riefen ihn, nach einem zweijährigen Aufenthalte in Straßbi rg, nach der Landesuniversität Gießen, wo er seine medicinischen Studien fortsette.- Gießen war damals der Mittelpunkt eines
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Theils der geheimen revolutionären Bestrebungen in den süddeutschen Staaten, die sich nach dem Mißlingen des Frankfurter Attentats mehr ein Wirken zur politischen Aufklärung der unteren Volksklassen zum Ziele gesetzt hatten. Die leitende Triebkraft in Oberhessen war der vier Stunden von Gießen entfernt wohnende Pfarrer Weidig in Butzbach , ein Mann von ebenso viel politischem Wissen, als energischer Thatkraft, dessen Lebensgeschichte und tragisches Ende wir unsern Lesern demnächst vorführen werden. Um Büchner in diese Bewegung hineinzuziehen, bedurfte es eigenthümlicher Anregungen. Die ihm beinahe unerträglich scheinende Trennung von seiner Braut erzeugte in ihm während der ganzen Dauer seines Gießener Aufenthalts eine trübe und zerrissene Gemüthsstimmung, die sich in seinen Briefen häufig ausspricht und den sonst lebensfrohen jungen Mann sagen läßt: „ Ich habe Anlage zur Schwermuth." Dazu das Unbefriedigende, Beengende des Aufenthalts in dem kleinen Gießen, das natürlic den Vergleich mit Straßburg nicht bestehen konnte. Diese Stimmung wurde genährt durch seine wissenschaftlichen Beschäftigungen. Je mehr sich Büchner's Studium dem eigentlich praktischen Felde der Medicin näherte, desto mehr fand sich sein mehr zur Spekulation, als zur Beobachtung neigender Geist davon zurückgestoßen. Er wandte sich mit Feuereifer zum Studium der Grundlagen des menschlichen Wissens, zur Geschichte und zur Philosophie, um die Lösung derjenigen Räthsel zu finden, welche in einem Alter von zwanzig Jahren jeden strebenden Geist beschäftigen und bei den am Tiefsten Eindringenden den heftigsten Seelenkampf zu erzeugen geeignet sind. Das Studium der neueren Geschichte ließ ihn die Schmach des Vaterlandes tief empfinden; dazu seine glühende Liebe zur Freiheit, sein Ekel vor der Verderbtheit der herrschenden Klasse,-die durch die Auflösung des hessischen Landund tags von 1833 noch gesteigerte Aufregung um ihn her man wird sein nunmehriges Auftreten erklärlich finden. Seine Aeußerung:„ die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punschbowle kommt"( in einem Briefe vom 1. November 1833) beweist, wie wenig Vertrauen er in die Kraft der Bewegung setzte, aber er stürzte sich in die Politik, wie in einen Ausweg aus geistigen Nöthen und Schmerzen. Wir bemerken nebenbei, daß die damalige hessische Kammer- Opposition Büchner's Beifall nicht besaß und oft der Gegenstand seiner Spöttereien wurde. Namentlich äußerte er oft seinen besonderen Widerwillen gegen deren damaligen Führer, den ,, Edelsten der Edeln", Heinrich von Gagern , diesen mit Phrasen gefüllten Luftballon, der 1848 in der Frankfurter Paulskirche so kläglich zerplatzte.
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Im Westen Südamerikas gibt es ein Gebiet, das in Bezug auf klimatische und demgemäß auch auf natürliche FruchtbarkeitsVerhältnisse große Aehnlichkeit hat mit den Ländereien des Hima laya im südlichen Asie 1. Da wie dort ragen Bergesriesen in die Luft, welche die europäischen Alpenkönige um viele tausend Fuß überragen; da wie dort gibt es aber auch in nicht al zu großer Ferne von den schneebedeckten, himmelanstrebenden Fel en terrassenförmig abfallende Tiefländer; da wie dort halten sich also die Tropen mit den Schneeregionen gleichsam brüderlich unsee schlungen und bewirken auf solche Weise die Entfaltung see ganzen Mannichfaltigkeit aller natürlichen Kräfte, welche auf inferm Planeten walten, innerhalb eines verhältnißmäßig flein en Flächenraums. Ist es daher ein Wunder, daß sich an die en beiden, soweit von einai der entfernten Orten menschliche Einrich tungen entwickelten, welche einander in vielen Stücken glichen? Es wird zwar vielfach genommen, daß einstens einzelne 3ndier über den großen Ocean nach Südamerika gekommen ind dort staatenbildend und' ultivirend vorgegangen seien gewöl n
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lich nimmt man im Hinblick auf die Inka- Sage der Peruaner das elfte Jahrhundert als denjenigen Zeitpunkt an, wo sich solches zugetragen habe, es liegt aber zu einer derartigen Annahme Freilich ist es durchaus keine zwingende Nothwendigkeit vor. noch nicht festgestellt, ob die amerikanischen Eingebornen eine selbstständige Entwickelung durchgemacht haben, d. h. ob sich dieselben, unabhängig von ähnlichen Vorgängen auf dem Boden der sogenannten„ alten Welt", von ihrem thierischen Dasein emancipirt haben, oder ob einstmals vielleicht zu verschiedenen Zeiten Menschen anderer Weltund von verschiedenen Seiten her theile eingewandert sind; es kann sogar der Fall sein, daß Beides fich zutrug, aber bestimmt läßt sich hierüber noch nichts sagen. Außerdem sprechen mancherlei Anzeichen dafür, daß die peruanische Civilisation, trotz aller Aehnlichkeit mit der altindischen, in verschiedenen wesentlichen Dingen originellen Charakters war, wie bei passender Gelegenheit noch angedeutet werden soll. Indeß will ich keineswegs mich auf langathmige Deduktionen über den Ursprung peruanischer Kultur einlassen, da ich lediglich beabsich
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