E8 sich dur zu laffe

eine Enttäuschung, allein Josua war nicht der Mann, nen Schlag oder ein Dutzend Schläge niederwerfen begann von neuem, nach einer Stelle für Mary zu suchen, And auch schließlich eine gutmüthige, edelherzige, aber* Frau, die das Mädchen in Dienst nehmen wollte, jedoch er ausdrücklichen Bedingung, daß Niemand wissen dürfe, was... th gewesen, und daß jede Verbindung zwischen ihr und uns oder sonst einem Bekannten aus den alten Kreisen auf­höre. Josua rieth Mary zu, und so ging sie unter vielen Thränen von uns, um eine Stelle als Küchenmädchen bei einer in der Nähe von London   wohnenden Familie anzutreten, wo sie, wie die Dame selbst sagte, nun Gelegenheit haben würde, sich ganz von ihrer Vergangenheit loszusagen, und ein neues Leben zu beginnen.

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,, Wenn ich mich ordentlich betrage, werden Sie dann mit mir zufrieden sein, Josua?" fragte Mary im Weggehen. ,, Mehr als das. Sie wissen, daß ich Ihnen vertraue und daß wir Beide Ihnen herzlich gut sind John hier und ich." Mary's Gesicht war so weiß, wie ihre Halskrause. Josua," sagte sie, zu ihm emporblickend ,,, geben Sie mir einen Kuß; es wird mich aufrichten."

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Josua beugte sich zu ihr herab und füßte sie zärtlich. Lebe wohl, Schwester!" und seine Stimme zitterte ein

wenig.

,, Lebe wohl! Ich werde dir keine Schande machen." Und sie eilte fort. ( Fortsetzung folgt.)

Georg Büchner  .

VI.

Aus dem Sommer 1836 stammt noch ein kleines Lustspiel Leonce und Lena  ", und ein anderes Drama, das erst in neuerer Zeit unter dem Nachlaß wieder aufgefunden wurde.

Unterdessen war die Abhandlung über das Nervensystem der Fische nach Zürich   geschickt und auf Grund derselben das Doktor­diplom der philosophischen Fakultät sogleich an Büchner   aus­gefertigt worden. Zugleich wurde er eingeladen, eine Probe­vorlesung in Zürich   zu halten, um, wenn diese gefiele, das Recht des Docirens zu erhalten.

Am 18. Oktober 1836 reiste Büchner   nach Zürich  , vor­bereitet auf zwei Lehrkurse, einen über vergleichende Anatomie, den andern über Philosophie. Da ein anderer Professor bereits philosophische Vorlesungen angekündigt hatte, so entschloß er sich, um Collisionen zu vermeiden, zur vergleichenden Anatomie. Schwer wird ihm die Wahl nicht gefallen sein. Hatte er doch am 2. September von Straßburg   aus geschrieben: Ich habe mich jetzt ganz auf das Studium der Naturwissenschaften und der Philosophie gelegt und werde in Kurzem nach Zürich   gehen, um in meiner Eigenschaft als überflüssiges Mitglied der Gesellschaft meinen Mitmenschen Vorlesungen über etwas ebenfalls höchst Ueberflüssiges, nämlich über die philosophischen Systeme der Deutschen   seit Cartesius   und Spinoza  , zu halten." Büchner's Probevorlesung wurde vor einem sehr zahlreichen Publikum ge­halten und erntete den allgemeinſten Beifall. Wir theilen nach stehend einige Auszüge aus derselben mit:

Es treten uns auf dem Gebiete der physiologischen und anatomischen Wissenschaften zwei sich gegenüberstehende Grund­ansichten entgegen, die sogar ein nationelles Gepräge tragen, in­dem die eine in England und Frankreich  , die andere in Deutsch  land überwiegt. Die erste betrachtet alle Erscheinungen des organischen Lebens vom teleologischen Standpunkt aus; sie findet die Lösung des Räthsels in dem Zweck, der Wirkung, in dem Nutzen der Verrichtung eines Organs. Sie kennt das In­dividuum nur als etwas, das einen Zweck außer sich erreichen soll, und nur in seiner Bestrebung, sich der Außenwelt gegenüber theils als Individuum, theils als Art zu behaupten. Jeder Or­ganismus ist für sie eine verwickelte Maschine, mit den künstlichsten Mitteln versehen, sich bis auf einen gewissen Punkt zu erhalten. Das Enthüllen der schönsten und reinsten Formen im Menschen, die Vollkommenheit der edelsten Organe, in denen die Psyche ( Seele) fast den Stoff zu durchbrechen und sich hinter den leich­testen Schleiern zu bewegen scheint, ist für sie nur das Maximum einer solchen Maschine. Sie macht den Schädel zu einem künst­lichen Gewölbe mit Strebepfeilern, bestimmt, seinen Bewohner, das Gehirn, zu schützen, Wangen   und Lippen zu einem Kau­und Respirationsapparat,- das Auge zu einem komplizirten Glase,- die Augenlider und Wimpern zu dessen Vorhängen; ja die Thräne ist nur der Wassertropfen, welcher es feucht erhält. Man sieht, es ist ein weiter Sprung von da bis zu dem Enthusiasmus, mit dem Lavater sich glücklich preist, daß er von so was Göttlichem, wie den Lippen, reden dürfe.

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Die teleologische Methode bewegt sich in einem ewigen Zirkel, indem sie die Wirkungen der Organe als Zwecke vor­aussetzt. Sie sagt zum Beispiel: soll das Auge seine Funktion versehen, so muß die Hornhaut feucht erhalten werden, und so­mit ist eine Thränendrüse nöthig. mit ist eine Thränendrüse nöthig. Diese ist also vorhanden, damit das Auge feucht erhalten werde, und somit ist das Auf­treten dieses Organs erklärt; es gibt nichts weiter zu fragen, die entgegengesetzte Ansicht sagt dagegen: die Thränendrüse ist nicht da, damit das Auge feucht werde, sondern das Auge wird feucht, weil eine Thränendrüse da ist, oder, um ein anderes Bei­spiel zu geben, wir haben nicht Hände, damit wir greifen können, sondern wir greifen, weil wir Hände haben. Die größtmög­lichste Zweckmäßigkeit ist das einzige Gesetz der teleologischen Methode; nun fragt man aber natürlich nach dem Zwecke dieses Zweckes, und so macht sie auch ebenso natürlich bei jeder Frage einen progressus in infinitum( Weiterschreiten ins Unendliche).

,, Die Natur handelt nicht nach Zweden, sie reibt sich nicht in einer unendlichen Reihe von Zwecken auf, von denen der eine den andern bedingt; sondern sie ist in allen ihren Aeußerungen sich unmittelbar selbst genug. Alles, was ist, ist um seiner selbst willen da. Das Gesetz dieses Seins zu suchen, ist das Ziel der, der teleologischen gegenüberstehenden Ansicht, die ich die philosophische nennen will. Alles, was für jene Zweck ist, wird für diese Wirkung. Wo die teleologische Schule mit ihrer Antwort fertig ist, fängt die Frage für die philosophische an. Diese Frage, die uns auf allen Punkten anredet, kann ihre Antwort nur in einem Grundgesetze für die gesammte Organi­sation finden, und so wird für die philosophische Methode das ganze körperliche Dasein des Individuums nicht zu seiner eigenen Erhaltung aufgebracht, sondern es wird die Manifestation eines Urgesetzes, eines Gesetzes der Schönheit, das nach den einfachsten Rissen und Linien die höchsten und reinsten Formen hervorbringt. Alles, Form und Stoff, ist für sie an dies Gesetz gebunden. Alle Funktionen sind Wirkungen desselben; sie werden durch keine äußeren Zwecke bestimmt, und ihr sogenanntes zweckmäßiges Auf­einander- und Zusammenwirken ist nichts weiter, als die noth­wendige Harmonie in den Aeußerungen eines und desselben Ge­setzes, dessen Wirkungen sich natürlich nicht gegenseitig zerstören.

,, Die Frage nach einem solchen Gesetze führte von selbst zu den zwei Quellen der Erkenntniß, aus denen der Enthusiasmus des absoluten Wissens sich von je berauscht hat, der Anschauung des Mystikers und demi Dogmatismus des Vernunftphilosophen. Daß es bis jetzt gelungen sei, zwischen letzterem und dem Natur­leben, das wir unmittelbar wahrnehmen, eine Brücke zu schlagen, muß die Kritik verneinen. Die Philosophie sitzt noch in einer trostlosen Wüste; sie hat einen weiten Weg zwischen sich und dem frischen grünen Leben, und es ist eine große Frage, ob sie ihn je zurücklegen wird. Bei den geistreichen Versuchen, die sie gemacht hat, weiter zu kommen, muß sie sich mit der Resignation begnügen, bei dem Streben handle es sich nicht um die Erreichung des Ziels, sondern um das Streben selbst.