hartnäckigen Widerstand zu brechen. Es wurden nämlich fast in allen Theilen der Welt, in Deutschland  , Belgien  , England, Frank­ reich  , Italien  , Spanien  , wie auch in Asien  , Amerika   und Australien  Höhlen entdeckt, in denen nicht nur Ueberreste von Menschen­und Thierknochen sich vorfanden, sondern auch allerlei Geräth­schaften, aus denen der Kulturzustand ihrer einstmaligen Besitzer zu erkennen war. Die Thierknochen rührten größtentheils von sogenannten vorweltlichen, jetzt ausgestorbenen Thieren her, wie z. B. vom Mammuth, vom Höhlenbären, vom Riesenhirsch, vom Auerochs u. s. w., und waren meist gespalten, was darauf schließen ließ, daß das Mark den Menschen zur Speise diente. Die Geräthschaften waren in der Regel aus Stein und ganz grober Natur: Aerte, Hämmer, Messer u. dgl.; auch fanden sich hie und da Scherben von rohen Töpferwaaren und verschiedene Werkzeuge aus Knochen; mitunter sogar Zierrathen, was an den

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mannichfaltigen darauf angebrachten Krizzeleien zu erkennen war. Endlich fehlten auch angebrannte Knochen und die Ueberreste von Holzfeuern nicht.

Am meisten Aufsehen erregte die Entdeckung der Höhle von Aurignac   im südlichen Frankreich  , in welcher 17 menschliche Skelette vorgefunden wurden, und die durch einen großen Sandstein verschlossen war. Bei genauerer Untersuchung stellte es sich her­aus, daß die Höhle als Begräbnißplatz gedient hatte, während deren Vorplatz zum Abhalten von Leichenschmäusen benutzt worden sein muß. Denn es fanden sich da Lager von Asche und Holz­kohlen, große Mengen thierischer Knochen und Bruchstücke von primitiven Werkzengen aus Feuer- oder Flintstein u. s. w. Hin­sichtlich des Alters dieser Höhle weicht die Schätzung der Gelehrten zwischen 50,000 und 100,000 Jahren vor der jetzigen Aera auseinander; auf jeden Fall spottet das Alter dieses seltsamen

Hebert. Driginalzeichnung.( Siehe Seite 80.)

Ortes allen landläufigen Traditionen und auch den älteren ge­lehrten Spekulationen, welche in der Behauptung gipfelten, daß sich die Erde seit etlichen Tausend Jahren in einem Zustande der Ruhe befinde und erst seit dieser Zeit lebende Wesen beher­berge, während vorher lauter Umwälzungen stattfanden. Nun ist es zwar richtig, daß die Oberfläche der Erde sehr veränderlich ist, so daß heute die Meereswogen ihr Spiel treiben, wo einst Festland war, und umgekehrt Berg und Thal sich ausbreiten, wo sich ehedem Fische tummelten; diese Veränderungen sind aber nicht plöglich und gleichzeitig auf allen Seiten der Erde eingetreten, sondern nach und nach. Es hat z. B. da und dort großartige Ueberschwemmungen u. dgl. gegeben, unmöglicher Weise jedoch eine sogenannte allgemeine Sündfluth".

Solche Höhlenfunde waren indeß allein noch nicht im Stande, das Vorurtheil des geisteslahmen Gedanken- Schlendrians zu brechen; an dem Alter der Grotten selbst war nicht leicht zu rütteln; allein man erklärte, die Knochen ze. seien bei Gelegen­heit von Ueberschwemmungen aus viel jüngerer Zeit zufällig an jenen Orten zusammengespült, und stützte sich dabei hauptsächlich darauf, daß in den Erbschichten selbst in entsprechender Tiefe nichts vorgefunden worden sei, was mit dem Menschen in Ver­bindung gebracht werden könne. Die Wissenschaft indessen, weit entfernt, sich durch die Hartnäckigkeit der Fortschrittsfeinde beirren oder entmuthigen zu lassen, griff die Einwendungen auf und betrachtete sie als Fingerzeige für das weiter einzuschlagende Beweisverfahren. ( Fortseßung folgt.)