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Sozialdemokratie und Arbeiterleben in der Thierwelt.

Von Dr. Ludwig Büchner .

( Verfasser von Kraft und Stoff".)

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( Fortsetzung.)

Der in den Tropen oft wolkenbruchartig niederstürzende Regen wird durch zahlreiche Rinnen und Röhren mit Abzugskanälen von dem Eindringen in das Innere der Wohnung abgehalten. Das Großartigste aber leisten die Termiten im Brücken- und Wegebau, wobei sie, um gegen Gefahr und Entdeckung geschützt zu sein, entweder unterirdisch arbeiten oder die Wege mit aus Erde und Lehm angefertigten Galerien bedecken. Das übereinstimmende Urtheil der Termiten- Beobachter geht dahin, daß im Vergleich mit

den Kunstleistungen der Termiten alle menschlichen Bauten im Verhältniß Lumperei sind.

Die großen und schweren, mit dicen Köpfen und starken Zangen ausgerüsteten Soldaten arbeiten gar nicht, sondern lassen sich von den Arbeitern füttern und spazieren meist stolz umher, jeden Augenblick zu Kampf oder Vertheidigung bereit. Schlägt man mit einer Haue ein Loch in einen Termitenhaufen, so er= scheint in der Bresche zuerst ein Soldat( wahrscheinlich ein General

Robespierre . Originalzeichnung.( Siehe Seite 128.)

oder ein höherer Stabsoffizier), um zu erkunden, was vorgeht. Alsdann( wahrscheinlich in Folge eines gegebenen Befehls oder Zeichens) erscheinen mehrere Soldaten, denen bald eine ganze Armee folgt. Ohne Furcht und Zögern stürzen sie sich nun auf den Feind und beißen sich in die nackten Beine von Menschen derart ein, daß oft zollgroße Blutflecken in der Haut zurück­bleiben. Auch lassen sie sich eher in Stücke reißen, als daß sie Loslassen.

Nach einiger Zeit ziehen sich die Soldaten wieder zurück, und nun erscheinen Schaaren von Arbeitern, von denen jeder ein wenig Erde oder Mörtel im Maule trägt, um den geschehenen Schaden so rasch als möglich wieder auszubessern. Geht die

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Arbeit nicht schnell genug, so klopft einer der wachehaltenden und die Arbeit beaufsichtigenden Soldaten mit seiner Zange auf das Gebäude, was einen eigenthümlichen, dem Picken einer Taschen­uhr vergleichbaren Schall hervorbringt. Die Arbeiter antworten auf diese Aufmunterung mit einem eigenthümlichen Pfiff, und so­fort wird die allgemeine Thätigkeit wieder lebhafter. Schlägt man nun zum zweitenmal ein Loch in das Gebäude, so wieder­holt sich sofort die ganze soeben beschriebene Scene. Am meisten Sorge trägt man um die Königswohnung und die in ihr ent­haltene Königin. Sie wird von Massen von Arbeitern und Soldaten umgeben und gedeckt, und zerstört man dieselbe, so ent­steht die größte Aufregung und Verwirrung in der Kolonie.