Rolle gespielt. Plinius berichtet von einer römischen Besaßung, welche von den Ligustinern eingeschlossen und von jedem Verkehr mit der Außenwelt abgeschnitten war. Da mußte eine von ihren Jungen genommene Schwalbe Botendienste verrichten, wie man bei uns heute sich der Brieftauben bedient. Man sandte dem Fabius Pictor durch einen Ueberläufer eine Schwalbe mit der Weisung, er solle ihr an die Füße einen dünnen Faden knüpfen und durch Knoten angeben, an dem wievielten Tage er zum Ent satz erscheinen werde, damit die Eingeschlossenen zu gleicher Zeit einen Ausfall machen und so den Sieg erleichtern helfen könnten. Es geschah und die Ligustiner wurden abgeschlagen.*)
Doch kehren wir wieder zurück zu unseren eben ins Dorf gezogenen Sommergästen. Wie sicher wissen sie den Ort zu finden, der ihnen im letzten Jahr Brutplatz oder Wiege war! Ohne sich zu besinnen, fliegen sie zu dem bewußten Ort und begrüßen mit sichtbarer Freude und lautem Zwitschern das alte liebe Nest. Finden sie es noch unverletzt, so dauert es nicht lange und sie seßen das Häuschen wieder in wohnlichen Zustand. Der alte Koth wird daraus entfernt, etwa schadhaft gewordene Stellen werden ausgebessert und ein neues Polster wird für die junge Brut vorsorglich hergestellt. Junge Pärchen und diejenigen, deren Nest nicht mehr in brauchbarem Zustande sich befindet, schreiten zur Herrichtung einer neuen Heimstätte. Am liebsten suchen sie sich an den Wänden der Häuser solche Stellen aus, die einen Vorsprung haben und durch eine rauhere Fläche einen besseren Halt für ihren Bau bieten. Und wie geschickt wissen sie jeden Vortheil zu benutzen. Schon Shakespeare hebt dies hervor, wenn er Banquo im" Macbeth " sprechen läßt:
,, Kein Damm, kein Fries, kein Strebepfeiler ragt, Und keine Ecke bietet Vortheil dar,
Den dieser Vogel nicht benügt, zu bilden Sein hangend Lager, seiner Jungen Wiege."
Jedermann, der nur irgend ein offenes Auge für das Leben und Weben der Natur hat, wird wohl schon einmal Gelegenheit gefunden haben, die lieben Thierchen bei ihrem Nestbau zu be*) Majius, Naturstudien.
Ich hab's gewagt! Wiewohl mein' fromme Mutter weint, Da ich die Sach' hätt' g'fangen an: Gott will sie trösten, es muß gahn, Und sollt' es brechen auch vor'm End', Will's Gott , so mag's nit werden g'wendt, Drum will ich brauchen Füß' und Händ'. Ich hab's gewagt!
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1. Hutten.
Charles Robert Darwin , bahnbrechender Naturforscher der Gegenwart, Enkel des englischen Arztes und Naturforschers Erasmus Darwin ( 1731-1802). Chs. Darwin wurde am 12. Februar 1809 zu Shrewsbury geboren, bezog schon im Alter von 16 Jahren die Universität Edinburgh und 1827 Christ's College zu Cambridge , wo er, 22 Jahre alt, den ersten akademischen Grad erhielt. Am 27. Dezember deffelben Jahres( 1831) schloß er sich der Expedition des Beagle " ( Dachshund) unter Kapitän Fizroy als Naturforscher an und lernte mit derselben Südamerika und den großen Ozean kennen. Am 2. Oktober 1836 fehrte er nach England zurück. 1839 veröffentlichte er die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Reiseforschungen im Journal of researches in natural history and geology"( Tagebuch von Forschungen in Naturgeschichte und Geologie), welches 1845 vervollständigt unter dem Titel: " Voyage of a naturalist round the world"( Reise eines Naturforschers um die Welt) erschien. 1842 zog er sich auf einen Landsiz, Down bei Bromley in der Grafschaft Kent , zurück, wo er hauptsächlich seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten lebte und nebenbei die Stellung eines Grafschaftsmagistrats bekleidete. Anfangs schrieb er außer seinem wissenschaftlichen Reisetagebuch geologische Werke, unter anderm über den Bau und die Verbreitung der Korallenriffe; doch bewies er sich bald auch auf geologischem Gebiete als geschickter Untersucher und glücklicher Experimentator durch seine Forschungen über die der Ordnung der Weichthierkrebse angehörige Crustaceenfamilie der Cirripedien, einer Art fopf, augen- und fühlerloser, festsigender Meerthiere. Dieser Arbeit folgten Untersuchungen über die Bewegungen der Schlingpflanzen, über den Dimorphismus und Trimorphismus( Zwei- und Dreigestaltung)
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| obachten. Sobald die junge Morgensonne die letzten Schatten der Nacht vollständig vertrieben, sind beide Eltern mit Herbeischaffung des Materials beschäftigt. Die Pfüße dort liefert ihnen feuchte Erde genug, die sie in ihrem Schnabel zu einem bohnengroßen Klümpchen formen und zum Zwecke größerer Haltbarkeit mit Strohhälmchen und dem Speichel ihres Mundes vermischen. Sie kleben nun diese Masse an der Mauer fest, indem sie sich mit den Füßen an diese anklammern und den Schwanz als Stütze gebrauchen. In 12-14 Tagen sind sie mit dem Bau fertig, der etwa die Gestalt einer Halbkugel hat; doch wird die Form durch den Nistort sehr bedingt, indem die Schwalben alle ihnen gebotenen Vortheile gern wahrnehmen. Auf künstlerischen Ausschmuck des Aeußern legen fie fein großes Gewicht, aber recht Federn, wohnlich und behaglich statten sie das Innere aus. Wolle, Gras und Stroh tragen sie hinein, auf welche Unterlage Frau Schwalbe dann 4-6 milchweiße Eier legt, die sie ohne Hülfe des Männchens in circa 13 Tagen ausbrütet. Unterdes ist das Männchen fleißig mit Herbeischaffung der Nahrung beschäftigt, was namentlich an trüben Tagen ihm viele Mühe verursacht, so daß dann oft das Weibchen auf kurze Zeit das Nest verlassen muß, um sich selbst Nahrung zu suchen.
Doch endlich ist die treue Elternliebe belohnt und fünf junge Schwälblein sperren unter lautem Zirpen die hungrigen Schnäbel auf. Unermüdlich sind jetzt beide Eltern vom frühsten Morgen bis zum späten Abend mit Herbeischaffung der Nahrung beschäf= tigt, denn gar bittend tönen ihnen die zarten Stimmchen aus dem Neste entgegen. Bald wachsen die jungen Schwalben heran und sehnsüchtig schauen sie den davonfliegenden Eltern nach. Eins nach dem andern wagt sich auf den Rand des Nestes, flattert auch wohl auf die zunächstgelegene Ede. Die liebende Mutter umkreist die Jungen und ermuntert sie zu einem Versuch. Und sich, schon wagt sich das stärkste hinaus und folgt der Mutter, die in schnurgrader Linie dahinschießt und mit lautem Freudengeschrei diesen ersten Ausflug begrüßt. Die andern folgen zaghaft, fühlen aber die Kraft der Schwingen wachsen und bald treibt die ganze Familie vor unsern Augen ihr anmuthiges Spiel.( Schluß folgt.)
von Linum( Flachs), Lythrum( Weiderich) und Primula( Schlüsselblume) und über die Befruchtung der Orchideen durch Insekten. Alle diese als Spezialforschungen wichtige Arbeiten waren indeß nur die Vorstudien zu Darwin's epochemachendem Werke, On the origin of species by means of natural selection , or, the preservation of favoured races in the struggle of life"( 1859)( Von dem Ursprung der Arten durch Zuchtwahl oder die Erhaltung begünstigter Rassen in dem Kampfe ums Dasein), dem 1867 noch das Buch„ Üeber das Variiren der Pflanzen und Thiere", 1871 die Abstammung des Menschen", und in neuester Zeit Ueber die insektenfressenden Pflanzen" folgten. Indem sich Darwin den Formen der belebten Welt in derselben kritischen Wissenschaftlichkeit gegenüberstellte, wie allen anderen natürlichen Erscheinungen, gelang es ihm zuerst, die Entstehung der Arten bei den Lebewesen streng naturwissenschaftlich zu erklären und damit die Menschheit als die für unsern leiblichen und geistigen Gesichtskreis höchste Entwicklungsstufe der Thierheit nachzuweisen.
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Wie Darwin zu diesem unabsehbar wichtigen Resultate gelangen konnte, und was er, soweit das jezt bestimmt werden kann, damit geleistet hat, darüber wird die Neue Welt" bei Gelegenheit in besonderer Abhandlung Rechenschaft zu geben suchen.
Sprüche aus dem Munde der Völker. Gesammelt von F. J.
( Italienisch.)
Xz.
Chi ha cervello di vetro, non vada a battaglia di sassi. Hast du von Glase ein Gehirn,
So biet' dem Steinkampf nicht die Stirn.
Chi vuol che i cavalli non sudino, tengagli magri. Dein Pferd vor'm bösen Schwißen zu bewahren, Halt's nur fein mager, so bei Haut und Haaren.
Con la guerra, non sempre cessa l'odio. Zum Frieden zwinget wohl ein legter Sieg, Doch Haß hat längres Leben als der Krieg.
Verantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht in Leipzig . Drud und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig .
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