so blieben ihm doch immer noch mancherlei Zweifel. Er hatte auch erfahren, daß der Pfarrer früher häufig bei Egler's zu Besuch gewesen; er erkundigte sich bei Frau Egler nach dem Pfarrer und erfuhr nun, daß er dort gewesen, um ihnen in der Noth geistlichen Trost zu spenden, auch die alten Papiere in Händen gehabt und darin geblättert hätte. Blumenthal beschloß

195

jest, Jörg aufzusuchen und mit ihm zu sprechen. Das war nun freilich leichter beschlossen als ausgeführt, denn so oft er an Jörg's Thür klopfte, fand er sie doch stets verschlossen und Jörg abwesend. So sehr ihn seine fruchtlosen Bemühungen auch ver­stimmten, gab er seine Forschungen doch nicht auf. Unter allen Umständen sollte ihm Jörg Nede stehen.( Fortsetzung folgt.)

Der Erfinder der Schnellpresse. Eine geschichtliche Skizze.

-

"

( Shluß.)

Selbst Napoleon I.  , ein gewiß weit flügerer Kopf als sein Schwiegervater und Gegner, lachte einem Fulton in's Gesicht, als sich dieser erbot, ihm Dampfschiffe zu bauen, auf welchen er über den Canal seßen und England erobern könnte. Ehe noch Napoleon   dem amerikanischen   Ingenieur Bescheid auf sein Projekt gab, holte er das Gutachten des Institutes von Frankreich  " ein. Und was sagten die ,, vierzig Unsterblichen"?: Phantasterei, grober Irrthum, tolle Ideen, lächerliche Abgeschmackt­heit!".... Wäre doch Napoleon   nie den ,, vierzig Unsterblichen" gefolgt..... Als Fulton am 17. August 1807 in Amerika   sein erstes Dampfschiff vom Stapel ließ, tauften es die Puritaner das Teufelsboot"( devil's- boat), und die Geistlichen predigten dagegen. Gelehrte hielten die Verwirklichung der Dampfschiff Idee für unausführbar, Geistliche für gottlos und die Staatsbeamten für verrückt und toll. Der leibhaftige ,, Gottseibeiuns" wurde Fulton.... Als im Jahre 1835 ter " Jud' der Könige" in einer Audienz bei Kaiser Ferdinand  dem Sohne Franz I.   um die Bewilligung zum Baue der um die Bewilligung zum Baue der Nordbahn ansuchte, sagte dieser: Ha, lieber Rothschild, wer'n ma halt seg'ni muß erst mit'n Metternich reden" und als die Sache im Ministerrath zur Sprache kam und die Mei­nungen über die Bewilligung des Rothschild  'schen Ansuchens ge­theilt waren, entschied Kaiser Ferdinand: Geb'n mer ihm's, lang' kann sich so was eh' nit halten!"

-

" 1

-

Und von dieser Regierung erhoffte König eine Unterstützung zur praktischen Ausführung seines Projektes!..... Nur Ruß­ land   schien sich ein wenig für die Sache zu interessiren, man machte ihm von St. Petersburg   aus das Anerbieten, er solle daselbst eine Regierungs- Druckerei einrichten. Man versprach ihm 1000 Silber- Rubel Gehalt, und es wurde ihm eine bedeutende Summe behufs Ausführung seiner Erfindung in Aussicht gestellt. Leider blieben dies in Folge des auf's neue ausgebrochenen Krieges leere Versprechungen.... An beiden genannten Orten verlor König nur unnüz Zeit, Mühe und sein Geld; um eine Hoffnung ärmer verließ er im November 1806 die Hauptstadt des Czarenreiches und schiffte sich nach England ein. Im December desselben Jahres kam er in London   an. Von allen Mitteln entblößt, mußte er nun in einer Druckerei als Gehilfe seinen Erwerb suchen. Als er dann später mit einem deutschen Verlags­händler, Namens Weiße, bekannt wurde und dieser ihn seinen Geschäftsfreunden empfahl, legte er seine Idee mehreren beden­tenden Buchdruckern der englischen Metropole vor; doch diese waren nicht geneigt, einiges Geld zu Versuchen zusammenzu­schießen, und fast wäre es ihm so ergangen, wie auf seinen Irrfahrten nach Süden und Norden. Es waren nämlich in England viele Versuche ähnlicher Art schon längst gemacht wor ben, aber alle waren mißlungen. Patente wurden genommen, viele Tausende Pfund verwendet, ohne nur ein annäherndes Resultat zu erhalten.

"

Im Jahre 1814 schrieb König in den ,, Times" in einer ,, Ansprache an das Publikum" Folgendes: Auf dem Fest­lande findet ein Unternehmen dieser Art keine Aufmunterung, keine Unterstützung. Das Patentsystem, wie es in England besteht, ist entweder unbekannt oder daselbst nicht eingeführt, und mithin findet ein einzelnes Unternehmen kein Anregen und die Forscher

und Erfinder sehen sich genöthigt, ihre Entdeckungen irgend einer Regierung anzubieten und um Unterstützung nachzusuchen..... wohl bekannt ist die Thatsache, daß fast jede Erfindung in Eng­land sozusagen ein Asyl sucht..... Das Festland hat von dem Infelreiche noch nicht gelernt, wie mechanische Künste aufzumuntern und zu pflegen sind.... Auch ich lernte die Täuschungen kennen, welche die Projekteurs auf dem Festlande erfahren."

In London   machte er nach vielen fruchtlosen Versuchen, einen Buchdrucker für das Projekt zu gewinnen, endlich die Bekanntschaft des Thomas Bensley  . Dieser Mann paßte insofern zu König, als er Einer von Jenen war, die sich nicht durch fehlgeschlagene Versuche so leicht entmuthigen lassen. Mit ihm schloß König unterm 31. März 1807 einen Vertrag zur sofortigen Ausführung seines Planes ab. seines Planes ab. Diese begann; die Versuche waren sehr kost­spielig, doch zum Glücke für König und seinen Genossen fanden sich zwei neue Theilnehmer: George Woodfall und Richard Taylor, zwei der bedeutendsten Typographen Londons  . Nach dreijähriger mühevoller Arbeit wurde die erste Schnellpresse vollendet.

Am 29. März 1810 wurde die Erfindung für England paten­tirt, und im April 1811 wurde diese erste Druckmaschine praktisch angewendet. Der Bogen H vom ,, Annual Register" für das Jahr 1810, mit einer Auflage von 3000 Exemplaren, wurde damit gedruckt. Dieser Bogen ist also zweifellos der erste Theil eines Buches, der je mit einer Maschine gedruckt wurde. Der Druck wurde bei dieser Maschine durch einen flachen Tiegel bewerkstelligt und alle Verrichtungen auf eine rotirende Bewegung basirt. Bald jedoch gab der Gebrauch dieser Maschine neuen Ideen Raum, und durch wesentliche Verbesserungen wurde sie weniger complicirt, aber dafür wirksamer gemacht. begannen die Versuche, mittels Anwendung eines Cylinders Abdrücke zu erhalten; das Experiment hatte jedoch nicht den ge­wünschten Erfolg. Nach einigen neuerdings angestellten und besser ausgefallenen Versuchen wurde der Plan für eine neue Maschine nach diesem Grundsatze gefaßt und, um dies durchzuführen, eine Werkstätte eingerichtet.

Jetzt

,, Seit dieser Zeit hatte ich das Glück, Herrn Bauer's*) Beistand benüßen zu können, welcher durch sein Urtheil, seine Genauigkeit, womit er meine Pläne ausführte, sehr viel zum glücklichen Erfolge meiner Anstrengungen beitrug." So lautet eine Stelle in der vorhin angezogenen Ansprache an das Publikum".

Im December 1812 war die neue Maschine vollendet. Die Bogen G und X von ,, Clarkson's Life of Penn", Band I, sind die ersten, die mit einer ganz cylindrischen Presse gedruckt wurden. Im Februar und März wurden auch Ausgaben der ,, Protestant Union  " darauf gedruckt. Diese Maschine, von zwei Menschenhänden in Bewegung gesetzt, hatte bereits eine Leistungs­fähigkeit von 800 Bogen die Stunde.

*) Andreas Friedrich Bauer  , 1783 zu Stuttgart   geboren, widmete sich der Mechanik und ging, 18 Jahre alt, nach London  , wo er König tennen lernte. Mit ihm gründete dann König die Maschinenfabrik in Kloster- Oberzell bei Würzburg  . Als König gestorben, führte Bauer das Geschäft allein fort. Er starb am 27. Februar 1860.