schönsten ist der große Paradiesvogel, der mit seiner prachtvollen Gefiederentfaltung unsere Bewunderung erweckt. Der Körper, die Flügel und der Schwanz sind dunkelbraun gefärbt, die Brust vertieft sich in ein schillerndes Purpurbraun. Der Kopf und Nacken zeigen das zarteste Goldgelb, das nach der Kehle zu in das glänzendste Grün übergeht, das sich auch in einem Bande quer über die Stirn erstreckt. Der Schnabel ist von blaugrauer Farbe und die kräftigen Füße find grauröthlich. Am Schwanze befinden sich zwei lange Federstrahlen, die sich in phantastischen Formen nach außen winden. Der schönste Schmuck des Vogels sind jedoch die Federbüschel, die zu beiden Seiten des Körpers unter den Flügeln entspringen und fast einen halben Meter lang sind. Die Federn sind äußerst sein und zart und von glänzend goldgrüner Farbe. Nichtet der Vogel diesen Federbusch auf, wo­bei der Schwanz schräge herabgebogen ist, so wird er fast voll­ständig von diesem prächtigen Gefieder eingehüllt und bietet dann wirklich einen paradiesischen" Anblick. Er hält das Seitengefieder in beständiger, zitternder Bewegung, duckt den Körper, so daß der gelbe Kopf und die smaragdgrüne Kehle die Unterlage zu dem goldigen Glorienscheine geben, der darüber wallt.

Nur ganz einfach erscheint neben dieser Farbenfülle das durch weg kaffeebraune Federkleid des Weibchens. Ihm fehlen die Schwanzstrahlen und auch die Federbüschel an der Seite, so daß der Nichtkenner zwei ganz verschiedene Vögel vor sich zu haben vermeint. Die jungen Männchen", schreibt Wallace a. a. D., " gleichen im ersten Jahre genau den Weibchen, so daß sie nur durch die Sektion von ihnen zu unterscheiden sind. Der Wechsel bringt die gelbe und grüne Farbe auf dem Kopfe und an der Kehle hervor, und zu gleicher Zeit wachsen die beiden mittleren Schwanzfedern einige Zoll weiter hinaus als die anderen, aber behalten an beiden Seiten ihre Fahnenbärte. In einer späteren Frist werden diese Federn durch lange, nackte Schäfte von der selben Länge, wie sie der ausgewachsene Vogel hat, ersetzt, aber noch ist kein Zeichen des prächtigen, orangefarbenen Seitengefieders vorhanden, welches später den Schmuck des erwachsenen Männchens vervollständigt. Um diesen Wechsel hervorzurufen, müssen min­destens drei aufeinander folgende Mausern stattfinden, und da die Vögel wahrscheinlich nur einmal im Jahre mausern, so ist das volle Gefieder erst im Alter von vier Jahren vorhanden. Man glaubte lange Zeit, daß der schöne Federschmuck nur für eine furze Frist während der Brutzeit erscheine, aber es ist erwiesen, daß das vollständige Gefieder während des ganzen Jahres behalten wird, mit Ausnahme einer kurzen Zeit der Mauser, wie bei den meisten anderen Vögeln."

Ueber das Freileben des großen Paradiesvogels ist wenig bekannt. Hauptsächlich kommt er auf den Aruinseln vor, wird aber nicht, wie oft angegeben, in Neu- Guinea gefunden, wenig­stens hat man ihn dort noch nicht beobachtet, obwohl es sehr leicht möglich wäre, daß er auch im südlichen Theile dieses Landes, von welchem Aru abgetrennt worden, vorkommt. Auf den Aru­inseln kommt er in größerer Anzahl vor und lebt in mehr oder minder zahlreichen Flügen zusammen. Die Stimme ist laut und

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schrill und klingt wie: Wawk wawk wawk wof wok wok!" Ueber die Art und Weise des Nestbaus hat man nichts Bestimmtes erfahren können, und ein Ei hat bis jetzt noch kein Eingeborener gesehen. Selbst die von einem holländischen Beamten ausgesetzte hohe Belohnung für ein Ei von diesent Vogel blieb ohne jeden Erfolg. Im Mai prangen die Vögel im schönsten Federschmuck. Alsdann versammeln sich die Männchen auf den Waldbäumen, um ihre Spiele aufzuführen und die Farben ihres Kleides im Sonnenglanze spiegeln zu lassen. Bei diesen Spielen lassen sie sich sehr leicht beschleichen, so daß der Ein­geborene sie hier mit leichter Mühe erlegen kann. Er schießt mit seinem Bogen und dem in einen runden Kopf endenden Pfeile einen nach dem andern vom Baume, ohne daß die übrigen davonfliegen.

Der kleine Paradiesvogel ist von geringerer Größe und unter­scheidet sich von dem ersten auch noch durch seine Färbung, ob­wohl diese kaum minder prächtig zu nennen ist. Der Grundton des Körpers ist etwas heller, auch vermißt man den schwarz­violetten Brustfleck. Der Oberkörper zeigt eine abweichende Zeich­nung, indem das Gelb sich weiter ausdehnt. Das Seitengefieder ist matter, an den Spitzen fast ganz weiß. Er ist in ganz Neu­ Guinea zu finden, außerdem noch auf den Inseln Misole, Sal­vatti, Jobiä, Biak und Sook. Sonst ist er seinem größern Vetter nah verwandt, nur zeichnen sich die Weibchen vor denen des großen Paradiesvogels vortheilhaft durch die weiße Färbung an der untern Seite des Körpers aus.

Die Paradiesvögel sind, wenn man den Ausdruck von diesen ätherischen" Vögeln gebrauchen darf, Allesfresser. Sie nehmen sowohl mit Früchten als mit Insekten fürlieb. Namentlich lieben sie die kleinen Feigen, die sie förmlich ausschälen, verschmähen jedoch auch Weinbeeren, Birnen, Fliederbeeren und selbst die gelben Möhren nicht. Auch Heuschrecken, Schaben, ja selbst Raupen fressen sie gern. Außerdem werden sie in der Gefangenschaft mit Ameisenpuppen, Mehlwürmern, Eigelb, eingeweichter Semmel 2c. gefüttert und scheinen sich hierbei vortrefflich wohl zu befinden.*)

So wäre es denn der Wissenschaft gelungen, wieder ein Wunder der Natur aufzuklären, das Jahrhunderte hindurch die Welt mit Staunen erfüllt. Aus den fußlosen ätherischen Vögeln, die als Boten einer andern Welt im weiten Himmelsraume schweben und von Blüthenduft und Thau leben sollten, haben sich ganz gewöhnliche krähenartige Allesfresser" entpuppt, die freilich durch ihr schönes wallendes Federkleid unsere Bewunderung erregen. Vielleicht gelingt es in nicht zu ferner Zeit, die Vögel bei uns als Stubenvögel heimisch zu machen, da sie, wie die bis jezt gemachten Erfahrungen vermuthen lassen, ziemlich widerstands­fähig sind und der frischen Luft und Bewegung mehr bedürfen als der Hiße. Und vielleicht gibt eine verständnißvolle Zucht eher über die noch unbekannten Lebenspunkte Aufschluß, als es die Berichte der Reisenden vermögen.

*) Bergl. Gefiederte Welt" von Dr. K. Ruß, Jahrgang 1875, Nr. 49.

Danton .

Episode aus dem Jahre 1792. Frei nach dem Französischen von D... P... ( Fortsetzung.)

Als der Gefangenwärter die Abendkost brachte, verlangte Friedrich einen Stuhl, eine Lampe und Schreibmaterial; aber der Wärter achtete nicht auf seine Worte und stellte schweigend einen Krug mit Wasser und ein Stück Brot in einen Winkel des Kerkers. Friedrich erinnerte sich, daß er noch einige Goldstücke bei sich haben müsse und bot sie dem Manne an. Dieser aber nannte ihn einen aristokratischen Schurken, stieß die dargebotene Hand rauh zurück und entfernte sich mit einem derben Fluch auf den Lippen. Der Gefangene blickte traurig zu seiner Blume empor, die er nicht zu schützen vermochte; da erglänzte sie plötzlich im matten Schimmer

des letzten Sonnenstrables; aber rasch erstarb dieser und die Nacht brach herein. Friedrich warf sich auf das Strohlager und ver­suchte zu schlafen. Aber ein banges Stöhnen erklang durch den Kerker, wie leise Klagen einer trostlosen Seele; ein dumpfes, regelmäßiges Rollen folgte und beides vereinigte sich zu einer düsteren Harmonie, vor welcher die Seele des Gefangenen in Entsezen erstarrte. Er wußte nicht, wie er sich diese Töne er­Klären sollte; er horchte aufmerksamer; das Rollen wurde stärker und bald erkannte er, daß es ein Gewitter sei, dessen Wüthen als eintöniges Klagen in seinem Kerker verhallte.