ist auf dem Boden der Neuen Welt" noch nie eine neue Idee entstanden, aber alle neuen Ideen Europa's sind hier rasch über die ganze Bodenfläche hin angeeignet, ausgeführt, im Einzelnen praktisch gemacht und verwerthet worden, wenigstens wenn sie den Weg über England, das Mutterland der Union , genommen hatten. Und hiermit kommen wir auf eine Frage von weltgeschichtlicher Wichtigkeit, deren Beantwortung der Verfasser feit einem Vierteljahrhundert durch Studien klarzustellen gestrebt, für welche er aber noch immer kein theilnehmendes Publikum gefunden hat, weshalb er sich damit an die letzte Instanz, die Sozialdemokratie Europa's , wendet; es ist die Frage von der kulturgeschichtlichen Bedeutung Amerika's.
Seit viertehalbhundert Jahren schüttet Europa seine willens stärksten und vielfach seine besten und geistig fortgeschrittensten Bevölkerungstheile in den jungfräulichen Schoß dieser neuen Welt", wo ihrer eigenthümlichen Entwicklung kaum irgendwelche künstlichen Schranken im Wege standen. Sie haben sich da vermehrt auf 80 Millionen und mögen binnen einem Jahrhundert Europa an Volkszahl übertreffen. Sie sind längst den DrangSie sind längst den Drangsalen aller neuen Ansiedlungen entwachsen, und ehe sie reich wurden, waren sie allgemein wohlhabend. Sie blieben immer in genügender Berührung mit der geistigen Bewegung Europa's , und nirgends lohnte sich geistige Anstrengung, auf Naturbewältigung gerichtet, so rasch und reichlich. Sollte man nicht von solcher Gunst der Umstände überraschend mächtige Ergebnisse erwarten? Hätte Amerika nicht eine Pflanzstätte aller fortschrittlichen Gedanken, eine Sendbotenschule welterlösender Geister, das Muster eines großen, gedeihlichen Vernunftstaates werden müssen? Die Amerikaner sind verblendet genug, zu glauben, daß Amerika dies in der That sei; und mit dem Sprüchwort:„ Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten", entschuldigen sie alle Zustände und Erscheinungen, welche diesen Glauben beschämen.
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Da jedes Volk, wie jeder Mensch, weit mehr das Geschöpf der Umstände ist, unter denen es sich entwickelt, als seines eignen Strebens, so ist die naturwissenschaftliche Erklärung, wie es geworden ist, seine einzig gerechte Beurtheilung.„ Alles erklären, heißt Alles verzeihen," so möchten wir einen bekannten Ausdruck*) ummodeln. Mit dem also, was wir über die Amerikaner sagen, wollen wir keine Steine werfen; wir wollen warnen.
Amerika ist keine Neue Welt, oder doch nur in beschränktem Sinne, ebenso wie Neuholland . Beide Erdtheile sind nicht im Stande gewesen, Menschen hervorzubringen, wie sie auch von feiner einzigen Thierfamilie die bestentwickelten Arten haben selbst erzeugen können. Alle eingewanderten Pflanzen, Thiere und Völker haben eine starke Neigung, hier auszuarten, nur Unkraut und Schmarotzer aller Art gedeihen sichtlich. Wir beschränken Die unsern kurzen Nachweis auf die eingewanderten Völker. frühesten Ankömmlinge waren Mongolen aus Asien , auf welche also der Name Indianer recht wohl paßt, und zwar ebensowohl von dem civilisirten chino- japanesischen und Malaienstamme, als von den nördlichen Hirten- und Fischvölfern. Die letzteren sind fast alle auf den Standpunkt wilder Jäger, zum Theil der Urmenschen hinabgesunken. In den hochbegünstigten Becken Mittel amerika's sind die Ersteren zu hoher Civilisation aufgestiegen, aber nach kurzer Blüthe neuen Eroberern zum Opfer gefallen und von Stufe zu Stufe gesunken Mexiko sogar mehrmals
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am tiefsten freilich unter europäischer Herrschaft. Daß die Spanier und Portugiesen in Amerika ausgeartet sind, auch wo sie sich von Vermischung mit indianischem Blute rein erhalten haben, weiß alle Welt.
( Forisegung folgt.)
So ist die Kunst denn( im Großen und Ganzen) zur Magd und zur Dirne des Kapitals geworden, und die heilige Schaar" der Künstler zu einer Herde kazbuckelnder, gesinnungsloser, die gemeinste Schmaroßerei unter sogenanntem ,, Künstlerstolz" verdeckender Bedienten, welche dem herrschenden Geschmack, das heißt dem Geschmack. der Herrschenden, Rechnung tragen, und das Künstlerideal für Geld den korruptesten und korrumpirendsten Anschauungen opfern. Wie dünn gesät sind die Männer der Kunst, von denen sich sagen läßt: sie sind Männer und die Kunst ist die einzige ,, Gottheit", welche sie anbeten.
Nebenstehendes, sprechend| ,, Wess' Brot ich ess', dess' Lied ich sing'", sagt ein zweites ähnliches Portrait des so- Sprüchwort. zialistischen Malers wird unseren Lesern gewiß willkommen sein. Künstler, welche eine politische Ueber zeugung nnd den Muth ihrer Ueberzeugung haben, sind so selten, daß man die wenigen doppelt hochhalten muß. Die Kunst geht nach Brot", lautet ein alter Satz, der nie so wahr gewesen wie in der neuesten Zeit. Die Ritter vom Geiste" die Priester der Wissenschaft und der Kunst sind in die widerlichste, niedrigste Abhängigkeit vom Geldsack gerathen und Priester im Gößentempel des, Mammon geworden. Von den Männern der Kunst gilt dies in noch höherem Grade wie von den Männern der Wissenschaft, die nicht so vollständig auf die Protektion und ,, Kundschaft" der besitzenden Klassen angewiesen sind. Bücher haben vergleichungsweise noch einen großen Markt- freilich, je wissenschaftlicher sie sind, desto mehr verringert er sich, und streng wissenschaftliche Werke haben der Regel nach einen so geringen Absatz, daß für den Urheber faum das trodne Brot dabei herauskommt; der Markt für Kunstwerke ist aber durchweg ein außerordentlich beschränkter. Wer kauft Gemälde, Bildsäulen? Nur die Bourgeoisie oder der Staat, oder allenfalls eine Gemeinde und sonstige öffentliche Körperschaft das heißt Glieder oder Vertreter der besitzenden Klasse. Und:
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Einer der Wenigen, die mit Verachtung die glänzende Livrée des goldenen Kalbes von sich gewiesen haben, ist Courbet ,„ der Künstler der Pariser Commune ". Einen kurzen Umriß seiner Lebensgeschichte haben wir bereits gegeben, und zu einer ausführlicheren Biographie fehlt uns jetzt Raum und auch Zeit. Genug: statt dem herrschenden Geschmack zu fröhnen, brach Courbet , der trotz seines gemüthlichen", lustigen Wesens, einen sehr hohen Grad von Energie besitzt, sich seine eigene Bahn und errang allmählich, nach Ueberwindung unsäglicher Schwierigkeiten, die Stellung, zu welcher seine Leistungen.ihn berechtigen. Von frühester Jugend an Sozialist, wurde er durch die Hindernisse, die ihm auf seiner Künstlerlaufbahn entgegentraten, in den sozialistischen Prinzipien nur bestärkt. Er hat begriffen, daß die Befreiung der Kunst zusammenfällt mit der Befreiung der Menschheit, daß Kunst und Wissenschaft nur in einer vernünftig und gerecht organisirten Gesellschaft zu der ihnen gebührenden Geltung und Wirksamkeit gelangen können, und für diese Ueberzeugung hat er, der reich und berühmt gewordene Maler, sein Leben in die Schanze Schulter an Schulter mit den für die Befreiung geschlagenEhre ihm! der Menschheit kämpfenden Proletariern.
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