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,, Dafür will ich schon sorgen," entgegnete der Förster mit Bestimmtheit.
erregt auf und betrachtete ihn mit funkelnden Blicken.„ Ja wohl!"| steckt," brach er ab. Darf nicht in unrechte Hände fallen. Wäre rief er ,,, alte Geschichte, so alt, daß man sie am liebsten vergessen jetzt sehr unangenehm, könnte Heirath zum Scheitern bringen. möchte. Gewiß muß man ihn erst haben, ehe man ihn ver- Muß also beschafft werden." schenken kann. Aber Erlaucht schwuren einst, daß dieser Wald mein Eigenthum sein solle, und nichts wußte ich davon, daß Erlaucht mit einem Walde lohnten, der Ihnen gar nicht gehörte. Für diesen Wald verkaufte ich meine Ehre, ließ ich ein Brandmal auf meine Stirn brücken , das mich um Alles brachte, was mir einst auf der Welt lieb und theuer gewesen, und diesen Wald werde ich jetzt zu vertheidigen wissen."
Es lag etwas Majestätisches in der Erscheinung des Försters. Seine Gestalt hatte sich in ihrer ganzen Größe aufgerichtet und mit Verachtung blickte er auf den Grafen, der, eine Jammergestalt dieser gewaltigen Erscheinung gegenüber, vergeblich bemüht war, den Erregten zu unterbrechen und zu beschwichtigen.
,, Mit der Flinte werde ich mein Recht zu vertheidigen wissen!" rief der Förster drohend aus.
,, Aber wer macht es denn streitig?" rief der Graf endlich mit scheinbarer Ungeduld aus. Was ich versprochen, werde ich halten." ,, Wehe dem, der mich aus diesem Besitze zu vertreiben sucht," grollte der Förster noch immer.
,, Wollte grade wegen alte Geschichte sprechen," sagte der Graf. ,, Feldmesser Blumenthal behauptet, existire noch Waldvertrag, auch Exemplar über Wiese. Wäre immerhin möglich."
Der Förster schwieg. Er hatte sich wieder gesetzt und starrte in sein Glas.
Habe schon mit Pfarrer gesprochen," begann der Graf wieder, ,, will mit Gottes Hülfe' Alles versuchen, um Spur zu finden. Kapitalferl!"
Der Graf warf ihm einen fragenden Blick zu, doch unterdrückte er, sichtlich froh, zu einem friedlichen Ende gelangt zu sein, eine Frage. Dann erzählte er von dem Besuche des Landraths und von dem Orden, den dieser für Schlegel beantragt.
Der Förster lachte geringschäßig auf. Ich arbeite für mich," antwortete er ,,, und gebe nichts auf oberschulmeisterliche Atteste bürgerlicher Tüchtigkeit."
,, Hättet Anlage zu Revolutionär, Schlegel," sagte der Graf, ihn mit einem nachdenklichen Blicke betrachtend. ,, Gut, daß euch angekündigter Polizei- Spion nicht hört, bekämet Anklage auf Hochverrath." Er begleitete diese Worte wieder mit einem lauten Lachen, es hatte aber einen so eigenthümlichen Klang, daß der Förster aufsah.
hörte.
,, Ein Polizei- Spion?" fragte er, als der Graf endlich auf,, Soll Blumenthal aus dem Wege schaffen wird nur geliehen, geht dann wieder. Geriebener Kerl, Schlegel, kommt, um nach Verschwörern zu suchen."
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,, Wo die wohl zu finden wären!" entgegnete der Förster. ,, Sag' ich auch, sag' ich auch," rief der Graf; aber gutes Geschäft, Schlegel. Tüchtiger Spion tann's weit bringen, kann Polizeirath oder Chef von ganzer Polizei werden. und Orden liegen für ihn auf Straße."
Reichthümer
bedarf
,, Wenn er eine Verschwörung entdeckt," wandte der Förster ein. ,, Findet er keine, macht er eine, altes Kunststück blos Schlauheit und Gewissenlosigkeit!" ,, Und die Opfer?" fragte der Förster. ,, Pah! Kümmert den Teufel, ob Unschuldige dabei zu Jörg scheint mir gehen."
Gegenüber einen
Dann sagte er
,, Kapitalspitzbube!" knurrte der Förster. Der Graf lachte laut auf, als hätte sein Witz gemacht. Kapitalspitzbube! Prachtvoll!" ruhiger:„ Um auf Geschäft zurückzukommen sehr gefährlich. Fürchte Verrath. Kerl kommt mir immer vor wie Schlange. Schleicht so lange, bis sie stechen kann."
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Der Förster blickte auf. Er schien auch ruhiger geworden zu sein. ,, Er ist gegen alle Menschen so," sagte er.„ Aber keinen zuverlässigeren Führer gibt es im ganzen Gebirge und für seine Treue stehe ich ein."
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Das Aufthauen des Försters schien dem Grafen die gute Laune wiederzugeben. Behaglich schmiegte er sich in die Ecke des Sophas und zündete die Cigarre an. Mächtige Dampfwolken stiegen empor.
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, Scheint Prügel schon ganz vergessen zu haben," sagte er. ,, Aber so sind Kerls! reine Hunde. Möchten beißen, wenn Peitsche bekommen nachher lecken sie Hände."
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Grunde
Der Förster schwieg und starrte wieder sinnend in sein Glas. Die Unterhaltung stockte einige Augenblicke. Der Graf füllte die Pause dadurch aus, daß er Rauchkreise in die Luft steigen ließ.
,, Kartellkonvention mit Rußland scheint nicht mehr erneuert zu werden," sagte er plötzlich. Kommt wahrscheinlich Bengel wieder, Büttner wird uns wieder viel zu schaffen machen."
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Der Förster fuhr auf.„ Es wäre doch eine Kleinigkeit für den Landrath," erwiderte er haftig, ihn noch weiter festzuhalten." ,, Rieth es Landrath auch," sagte der Graf, versprach auch, sein Möglichstes zu thun. sein Möglichstes zu thun. Wird schreiben."
Die Unterhaltung stockte wieder; bei den eigenthümlichen Beziehungen zwischen den beiden Männern und dem mißtrauischDes Försters Stirn zog sich zusammen, und eine bittere Ent- finstern Wesen des Försters war es ganz unmöglich, sie lange in gegnung schien sich auf seine Lippen zu drängen.
Der Graf mochte es wahrnehmen, denn er lenkte von dem Gegenstande ab und sagte lachend: Gibt in nächster Zeit Hochzeit, könnt auf alte Tage noch tanzen, Schlegel. Ist Heirath besiegelt, dann Wald Kleinigkeit."
,, Was die Heirath nüßen soll, das verstehe ich nicht," entgegnete der Förster geringschäßig.„ Fräulein von Rabenberg ist arm, das pfeifen die Spaßen von den Dächern. Wär's noch die Erbin von Hohenthal, das Stammgut ist, aber Rabenberg einfaches Lehnsgut."
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Der Graf verzog schlau das Gesicht." Großes Vermögen, Schlegel, großes Vermögen!" schnitt er seine weiteren Folgerungen ab.
„ Das wahrscheinlich nur in der Phantasie des Pfarrers lebt." ,, Alles Schwarz auf Weiß, Schlegel, Million mindestens zu bekommen, dazu noch in liegenden Gründen. Fräulein von Rabenberg entschieden vorzuziehen."
Der Förster schüttelte ungläubig den Kopf. Die Rabenbergs bilden nur eine Seitenlinie, haben keinen Anspruch auf irgendein großes Vermögen."
,, Sprechen später darüber, Schlegel," sagte der Graf verschmitzt lachend ,,, Stammbäume haben oft wunderbare VerzweiAber jetzt Acht gegeben, Schlegel, wo Vertrag gung!
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Fluß zu erhalten. Der Graf versuchte noch einige Male, den Förster in ein Gespräch zu ziehen, sie kamen aber über einige Sätze nie hinaus, und endlich erhob sich der erstere, nahm Hut und Mantel und verließ das Forsthaus.
Der Förster hatte ihm das Geleit gegeben, dann war er in dasselbe Zimmer zurückgekehrt und hatte auf seinem Stuhl Platz genommen. Er stützte den Kopf jezt in die Rechte und blickte finster vor sich nieder.
Wie Erlaucht doch vergeßlich sind," murmelte er mit bitterem Lachen.„ Aber mag er nur nach dem Vertrage suchen. Der liegt in guten Händen, Erlaucht! Erst müßte der Förster Schlegel in's Gras beißen, ehe Sie Herr des Waldes werden."
Er hatte die letzten Worte laut gesprochen und dröhnend fiel dabei seine Hand vom Kopfe auf den Tisch, daß die Gläser klirrten. In seinen Augen leuchtete es dabei wieder leidenschaft= lich auf. Der Büttner kommt," murmelte er, ich werde die Heirath beschleunigen müssen Erlaucht werden Augen machen."
Im Hof ertönte die Glocke und unterbrach sein Selbstgespräch. Er erhob sich, schritt hinaus und öffnete. Es war der Briefträger Steiner, der Einlaß begehrte, ein alter Bekannter von Schlegel's Eltern, bei denen er einst als Soldat im Quartier gelegen. Schlegel führte ihn in sein gewöhnliches Wohnzimmer, das durch die übergroße Einfachheit in der Ausstattung sich