verließen den Wald in der Reihenfolge, wie sie hineingetreten waren, und abermals mit Säcken belastet. Den Zug in's Thal führte wieder Jörg
,, Es scheint, sie haben die Waaren ausgetauscht," sagte Blumenthal. Hinter dieses Geheimniß muß ich kommen, es fönnte für uns sehr werthvoll werden. Jörg lebt also nicht allein von der Jagd! Jetzt beginnt mir auch seine Verbindung mit dem Förster und die Nachsicht, die man gegen ihn übt, klar zu werden. Er ist ihnen nützlich, aber auch gefährlich."
IV.
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,, Begib dich nur nicht in Gefahr," bat Marie. ,, Sei unbesorgt," beruhigte sie Blumenthal.„ Ich werde nicht ohne Vorsicht zu Werke gehen."
Langsam traten sie den Rückweg an. Blumenthal blieb noch lange im Köhler'schen Hause. Sobald als möglich wollte er die Provinz verlassen und nach dem Rhein , seiner Heimath, übersiedeln. Da gab es viel zu berathen, und es war ziemlich spät geworden, als er den Berg wieder emporstieg. ( Fortsetzung folgt.)
Alles das war indeß nur noch Geplänkel. Um den Anfang 1849 tam bei den französischen Sozialdemokraten der schon früher gemachte Vorschlag mehr und mehr auf, man solle die im Jahre 1825 den aus der Emigration zurückgekehrten Adligen, als Ersatz für ihre in der großen Revolution verlorenen Güter, von Staatswegen geschenkte Milliarde Franken zurückverlangen und im Interesse der arbeitenden Massen verwenden. Am 16. März brachte die„ Neue Rheinische Zeitung " einen Leitartikel über diese Frage, und am folgenden Tage schon brachte Wolff eine Arbeit: Die preußische Milliarde.
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,, Ritter Schnapphanski( Lichnowski) ist todt. Aber Schnapp hähne haben wir noch in großer Menge. Die Junker in Pommer land und der Mark haben sich mit den übrigen preußischen Junkern vereinigt. Sie haben den heiligen Rock des biedern Bourgeois angezogen und nennen sich Verein zum Schutz des Eigenthums in allen Volksklassen", natürlich des feudalen Eigenthums. Sie haben nichts Geringeres vor, als unter andern auch die Rheinprovinz um etwa 20 Mill. Thlr. zu prellen und dies Geld in ihre Tasche zu stecken. Der Plan ist nicht übel. Die Rheinländer mögen es sich zur besondern Ehre anrechnen, daß die Junker von Thadden- Trieglaff in Hinterpommern, die v. Arnim und v. Manteuffel nebst einigen tausend Krautjunkern ihnen die Ehre anthun wollen, von rheinischem Gelde ihre Schulden zu bezahlen."
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Nämlich Herr v. Bülow- Cummerow, damals als Bülow Kummervoll bekannt, hatte ein Plänchen ersonnen und von obigem Junkerverein, oder wie Wolff ihn nannte: Junkerparlament annehmen und als Petition der Regierung und den Kammern zuschicken lassen ein Plänchen zur Regulirung der Grundsteuer in Preußen. Einerseits klagten die bäuerlichen Grundbesitzer, besonders der Westprovinzen, daß sie zu viel Grundsteuer zu zahlen hätten; andererseits zahlten die adligen Großgrundbesitzer der Ostprovinzen gar keine Grundsteuer, obwohl schon das Gesetz vom 27. Oftober 1810 diese ihnen wie allen andern Grundbesitzern auflegt. Das Junkerparlament hatte einen Weg gefunden, beiden Uebelständen abzuhelfen. Hören wir Wolff: ,, Die Junker wollen ,,,, Opfer bringen, um die jetzt herrschende Mißstimmung zu beseitigen."" Das sagen sie. Wer hätte solche Großmuth von ihnen erwartet! Worin bestehen indessen die Opfer? Sie tragen darauf an, daß der Ertrag aller Grundstücke durch eine ungefähre Schätzung festgestellt und sodann die Grundsteuer nach gleichem Prozentsaße des Ertrags im ganzen Staat vertheilt werde. Nun, dieser Edelmuth ist nicht groß, da sie jetzt nur das thun wollen, wozu sie gesetzlich schon seit 38 Jah ren verpflichtet waren. Aber weiter! Sie fordern, daß die Sie fordern, daß die Junker und Rittergutsbesitzer, welche sich bisher der Steuerzah lung widerrechtlich entzogen haben etwa die Steuern nach zahlen? nein: dafür, daß sie von jetzt die Gnade haben wollen, Steuern zu entrichten, durch ein entsprechendes kapital entschädigt werden"-nämlich durch Auszahlung des 25fachen Betrags der künftig zu zahlenden Steuer. Diejenigen dagegen, welchen man bisher ungerechterweise zu hohe Grundsteuern abgenommen hatte, sollen nicht etwa das zuviel Bezahlte zurückerstattet erhalten sondern im Gegentheil, sie sollen
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befugt sein, den Mehrbetrag abzulösen," indem sie je nach Umständen sich durch einmalige Zahlung des 18-20fachen Betrags lostaufen. Die höheren Steuern werden jetzt in den östlichen Provinzen von den Bauern und außerdem namentlich von der Rheinprovinz entrichtet. Die altfändischen Bauern und die Rheinländer sollen also jetzt dafür auch noch Kapitalien herauszahlen. Gar keine oder nur geringe Grundabgaben zahlten bisher die Rittergutsbesitzer in den östlichen Provinzen.... Diese also erhalten das Geld, welches die Rheinländer und die Bauern aufbringen sollen." Folgt eine Uebersicht der von den verschiedenen Provinzen 1848 gezahlten Grundsteuer und ihrer Bodenfläche, woraus hervorgeht:„ Das Rheinland entrichtet im Durchschnitt für jede Quadratmeile ungefähr fünf mal soviel Grundsteuer wie Preußen, Posen und Pommern , vier mal soviel als die Mark Brandenburg." Allerdings ist der Boden besser, indeß, wenn wir es gering veranschlagen, so mag die Rheinprovinz jetzt etwa eine Million Thaler mehr an Grundsteuer zu bezahlen haben, als nach dem Durchschnittsanschlage auf sie kommen würde. Nach dem Gesetzesvorschlag des Junkerparlaments müßten also die Rheinländer zur Strafe dafür noch 18 bis 22 Millionen Thaler baar bezahlen, die in die Taschen der Junker in den östlichen Provinzen fließen würden! Der Staat wäre dabei nur der Banquier. Das sind die großartigen Opfer, die die Herren Krautjunker und Mistvinken zu bringen geneigt sind, das ist der Schutz, den sie dem Eigenthum wollen angedeihen lassen. So schützt jeder Taschendieb das Eigenthum...
,, Die Rheinländer, namentlich die rheinischen Bauern, nicht minder die westfälischen und schlesischen, mögen sich bei Zeiten umsehen, wo sie das Geld zur Bezahlung der Junker auftreiben können. Hundert Millionen Thaler sind in jetziger Zeit nicht so bald angeschafft.
,, Während also in Frankreich die Bauern eine Milliarde Francs vom Adel verlangen, verlangt in Preußen der Adel eine halbe Milliarde Francs von den Bauern!
,, Hoch, dreimal Hoch der Berliner Märzrevolution!" Indeß genügte diese bloße Abwehr nicht gegenüber der Unverschämtheit der preußischen Junker. Die Neue Rheinische Zeitung " suchte und fand ihre Stärke im Angriff, und so eröff= nete Wolff in der Nummer vom 22. März 1849 eine Reihe von Artikeln: Die schlesische Milliarde, worin er nachrechnete, welche Beträge in Geld, Geldeswerth und Grundbesitz allein der schlesische Adel seit Beginn der Frohnden- Ablösung den Bauern widerrechtlich entzogen. Wenige der vielen zündenden Artikel der „ Neuen Rheinischen Zeitung " hatten eine solche Wirkung wie diese acht, in der Zeit vom 22. März bis 25. April erschienenen. Die Bestellungen auf die Zeitung aus Schlesien und den anderen Ostprovinzen nahmen reißend zu; man verlangte die einzelnen Nummern nach, und endlich, da die ausnahmsweise Preßfreiheit, die uns das rheinische Gesetz zusicherte, in den übrigen Provinzen fehlte und an einen Widerabdruck unter dem edlen Landrecht nicht zu denken war, kam man auf den Einfall, diese acht ganzen Nummern, dem Original in äußerer Ausstattung so ähnlich wie möglich, in Schlesien heimlich nachzudrucken und in Tausenden von Exemplaren zu verbreiten ein Verfahren, wogegen natürlich Niemand weniger etwas einzuwenden hatte als die Redaktion.
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