einem Fuße an die Mauer gekettet und eine Wache von vier Mann mit gezogenen Degen mit ihm eingeschlossen, während ein gleich starker Posten vor der Thür aufgestellt wurde.

Davel's Truppen wurden ohne Schwierigkeit aufgelöst und heimgeschickt. Die beiden Hauptleute, Männer von Muth, doch ohne Charakter und geistige Befähigung, erhielten vorläufig Stadtarrest. Später wurden sie gefänglich eingezogen, doch nach der Aburtheilung Davel's wieder entlassen, wie auch Tacheron, zu dessen Verhaftung Davel's Brief Veranlassung gab.

Lualaba.

( Nach einer Mittheilung Livingstone's.)

Im Reich des Mittags, wo die Neger wohnen, Treibt der arab'sche Händler eine Schaar, Von Eingebornen durch die sand'gen Felder. Von ihrem Herd, an dem ein freies Leben Mit Weib und Kind sie führten, hat die List Des Händlers sie gelockt, und feile Schergen Bezwangen meuchlings der Getäuschten Kraft. Gekoppelt gehen sie am schweren Zähmstock Und dem gekrümmten Rücken droht die Peitsche. Da lagern auf der Flur zwei schöne Knaben. Es hat das Spiel von ihrer Eltern Hütten Sie weggeführt und einer Palme Schatten Gewährt den Müden stärkende Erquickung.

Geht hier der Weg zum Strome?" fragt die Knaben Der Händler. Kommt und weiset mir die Richtung Zum breiten Strom, zum großen Lualaba." Und eine Perlenmuschel zeigt er ihnen: ,, Die werd' ich euch dafür zum Lohne geben."

Die Knaben springen froh der Schaar voran, Dann weisen sie und deuten nach dem Wasser: ..Nun gib uns die versprochne Perlenmuschel." Der Händler aber faßt sie treulos an Und wirft ein Joch auch über ihren Nacken. Im Uferschilfe nimmt ein Floß sie auf, Das bald des Stromes Rücken sich vertraut. Langsam gewinnt das Floß den fernen Strand Des breiten Stroms, des großen Lualaba.

Der Händler ruft, wie sie das feste Land Betreten: Nun, ihr Knechte, nehmt das Joch Vom Haupt der Schwarzen!" Und er lacht mit Hohn: ,, Den Schwimmer möcht' ich einmal kennen lernen, Der feck des Lualaba Breite mißt.

Zum Scherze lass' ich euch jezt aufrecht gehn Wie freie Männer, Sklaven bleibt ihr doch." Da greift die Sehnsucht mächtig an das Herz. Der Neger. Zitternd durch die Luft ertönt Der Knaben und der Männer Wehgeschrei. Nie werden sie die Heimath wiedersehn; Sie und ihr Samen dulden ew'ge Schmach. Mit der Verzweiflung Muth erhebt die Schaar Sich gegen die Bedränger und zurück

Zum Strome sucht ein Jeder zu entfliehn,

Den Tod nicht achtend, wo die Knechtschaft dräut. Ein Theil entkommt und wirft sich in die Fluth. Die Armen! In den endlos breiten Wellen Erlahmt die Sehne, ihre Leichen zieht Der Strom gleichgiltig- grausam in die Tiefe.. Die Andern ringen mit dem Troß der Knechte Und fühlen bald auf's neu' des Zähmstocks Wucht

Gebeugten Leibes seßen sie den Marsch, Den langen Trauermarsch zum Meere fort. Da fällt auf einmal Einer aus der Schaar Zur Erde nieder, neben ihm ein Zweiter, Bald liegen Alle seufzend, regungslos. Der Peitsche Hieb, der Knechte Faust versucht Umsonst, die Hingestreckten aufzutreiben. Entsezt ist selbst der Händler ob dem Anblick. ,, sagt, was ist euch!" ruft er bebend aus. Die Neger aber zeigen nach dem Herzen, Und auch der Knaben kleine Hand preßt noch

Die Stelle, wo das junge Leben schlug.

Starr wird die Hand, der Stern des Aug's erlischt,

Die Neger starben am gebroch'nen Herzen.

288

Die Nachricht von der Verhaftung Davel's und seinem Vor­haben durchflog mit Blizesschnelle das Land, überall die größte Aufregung verbreitend. Aber überall trafen auch die Behörden sofort die sorgfältigsten militärischen Vorkehrungen, und als am Abend des 2. April der Schatzmeister von Watteville, jetzt zum Oberkommandanten des Waadtlandes ernannt, von Bern in Lau­ sanne eintraf, durfte er die Gefahr für beseitigt halten. ( Fortseßung folgt.)

Die Bartholomäusnacht oder die Pariser Bluthochzeit. Den 18. August 1572 wurde in dem französischen Königspalast die Vermäh­lung der Schwester des Königs, Margarethe( Margot) von Valois, mit dem protestantischen Heinrich von Navarra gefeiert. Die Hochzeits­festlichkeiten verhüllten die Vorbereitungen zum langgeplanten Massen­mord der Hugenotten ( französischen Protestanten). Der 24. August war zur Ausführung bestimmt. Geleitet von seiner Mutter, der berüchtigten Katharina von Medici , gab der junge König Karl IX. selbst das Signal zur Megelei, und feuerte, unter dem heiseren Ruf: Tue, tue! Drauf! Schlagt sie todt! mit eigner Hand aus dem Fenster des Louvre auf die fliehenden Hugenotten. Diesen Moment stellt unser Bild ( Seite 285) dar. Der König hat grade gefeuert, noch dringt Pulverdampf aus seiner Mordwaffe; er sieht, ob er sein Opfer auch gut getroffen, und wird im nächsten Augenblick die zweite, schußfertig dastehende Muskete ergreifen. Das ältere Weib, welches mit befriedigtem Lächeln, wenn auch etwas erschreckt, ihm zuschaut, ist seine Mutter, und das junge Weib auf dem Lehnsessel, das angstvoll die Hände ringt, seine sechs Tage vorher vermählte Schwester, deren Mann in einem anderen Zimmer gefangen gehalten und vor die Alternative gestellt wird: Die Messe oder der Tod! Er wählte bekanntlich die Messe. Das Gemegel dauerte zwei Tage lang, und zwar nicht blos in Paris , sondern in allen Städten Frankreichs mit protestantischer Bevölkerung. Nach der niedersten Schäßung wurden damals 30,000 Hugenotten ermordet, nach anderen Angaben 70, ja 100,000. Die Wahrheit dürfte wohl in der Mitte liegen. Und dieses greuliche Verbrechen wurde verübt im Namen der monarchischen Staatsallmacht, im Namen Gottes, im Namen der Religion, der Religion der Liebe!

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Noch einmal der., Künstler der Commune". Es war im Frühsommer 1870, als ich den Namen Courbet zum erstenmal hörte, und zwar gelegentlich der alljährlichen Kunstausstellung im Industrie­palast in Paris . Daselbst errang Courbet durch seine Arbeit den ersten oder ich weiß nicht mehr genau einen der ersten Preise. Auf eine solche Auszeichnung war bisher stets von Seiten des Kaisers das Kreuz der Ehrenlegion erfolgt, und wohl oder übel man schloß Courbet nicht aus. Courbet hatte freilich keine andere Wahl, als das rothe Bändchen" einfach zurückzuweisen. In den Journalen der Bourgeois­demokratie fand diese Handlungsweise damals großen Beifall. Mit Courbet's Thätigkeit während der Commune war die liberale" Bour­geoisie nicht so zufrieden. War diese Handlungsweise Courbet's seiner politischen Gesinnung nach auch nur selbstverständlich, so bildet sie doch einen wohlthuenden Gegensatz zu dem Benehmen unserer ,, deutschen Bettelpatrioten" gegenüber Napoleon .

Sprüche aus dem Munde der Völker. Gesammelt von Z. I.

( Französisch.)

X.

Fol est tenue en l'Evangile, qui a le choix et prend le pire. Ein Narr, jagt's Evangelium,

Ist, wer da wählt, und wählet dumm.

Décrétales

Sont la vraie pierre philosophale. Der Macht Dekrete, liebes Kind, Der wahre Stein der Weisen sind.

Labeur ne grève point, quand on y prend plaisir. Die Arbeit selbst ist keine Last, Wenn sie gefällt und wenn sie paẞt.

Il n'est martyre que d'amour.

Ob uns auch heilig bliebe,

Wer für den Glauben lebt und stirbt? Den schönsten Heil'genkranz erwirbt Ein Märtyrer der Liebe.

Verantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht in Leipzig . 3ruck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig .

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