in neue Namen umgeändert, um alte Sorten unter neuem Namen auf's neue den Liebhabern anpreisen zu können, worüber denn die Rosenzüchter zuweilen selbst mit einander in Streit gerathen, wie es in den Zeitschriften über Blumenzucht oft zu lesen ist.
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Es läßt sich schwer sagen, welches wohl die beliebtesten Rosen sind, da jeder Züchter für eine bestimmte Spielart eine besondere Vorliebe besitzt. Zu den reizendsten und edelsten aller Rosen möchte ich aber die zierlichen Moosrosen rechnen, die der Sage nach aus einem Blutstropfen entstanden sind, der in das Moos unter dem Kreuz auf Golgatha fiel. Auch die am Ende des 17. Jahrhunderts aus Ostindien zu uns gebrachte Indische Rose, die sich durch starken Duft und die lange Zeit ihres Blühens auszeichnet, gehört zu den allbeliebten Rosenarten. Ebenso die Bourbon- Rose, die namentlich als Topfgewächs sich größerer Verbreitung zu erfreuen hat. Die Noisette- Rose, die ihren Namen von dem Rosenzüchter Noisette erhalten, der sie 1814 von seinem Bruder Philipp zu Charlestown in Nordamerika erhielt, ist die kleinste aller Rosen und deshalb bei den Rosenliebhabern ziemlich bekannt. Die Theerose kam im Jahre 1825 von China zuerst nach England, und wird mit weißen, gelblichen und rothen Blüthen in über 270 Spielarten als Topfpflanze kultivirt. Die unter dem Namen Bengalische Rose vom Juni bis in den Herbst immerfort blühende Monatsrose wurde 1780 durch einen gewissen Ker aus Caton zuerst in die königlichen Gärten von Kew bei London gebracht, fand aber erst im Anfang unsers Jahrhunderts allgemeine Anerkennung, und wird jetzt in über 200 Varietäten gezüchtet. Die aus Südfrankreich zu uns gekommene Provinz- oder Provencer- Rose gehört zu den dauerhaftesten aller Gartenrosen und erfreut sich aus diesem Grunde allgemeiner Verbreitung. In neuester Zeit hat die grüne Rose viel von sich reden gemacht, bei der statt der schönfarbigen Blumenblätter gewöhnliche Laubblätter dem Kelche entsprießen. Von besonderer Schönheit ist freilich bei ihr nicht zu reden, aber schon um ihrer Seltenheit willen wird der Rosenliebhaber ihr gern ein Plätzchen in seinem Garten gönnen. Die in alten Gartenbüchern hin und wieder genannte schwarze Rose, die sich aus jedem beliebigen Rosenauge, das auf einen Eichstamm gesetzt wird, soll erzielen lassen, gehört in's Gebiet der Fabel, denn trotz aller Experimentirkunst ist es unsern Gärtnern noch nicht gelungen, sie zu erzielen. Ueberhaupt gibt es im ganzen Pflanzenreiche feine wirklich schwarze Farbe, jene Vorschrift ist also nichts weiter, als ber Traum eines mittelalterlichen Gärtners, der gern dies Wunder aller Wunder hervorgebracht hätte. Auch eine himmelblaue Rose gehört bis jetzt noch nicht in's Reich der Wirklich keit, und der darauf gesetzte Preis ist noch immer zu verdienen. Von der Rose von Jericho, die als Kuriosum von den Reisenden aus dem Orient mitgebracht, und mit welcher dort sogar ein nicht unbedeutender Handel getrieben wird, hat gewiß schon ein Jeder gehört. Fromme Pilger brachten sie als Auferstehungsblume" mit und wußten allerlei fromme Legenden an sie anzuknüpfen. Als eine besondere Eigenthümlichkeit wurde von ihr erzählt, daß sie immer wieder von neuem aufblühe, wenn man sie mit geweihtem Wasser besprenge. Aber die Wissenschaft hat sie schon längst ihres mystischen Schleiers entkleidet und sie als gar keine Rose, sondern als eine einjährige Pflanze aus der Familie der Kreuzblümler( Anastatica hierochontica) entdeckt. Zur Zeit der Fruchtreife rollt sich die Pflanze durch Eintrocknen zu einem kugelförmigen Körper zusammen, wird dann leicht aus dem sandigen Boden gerissen und von dem leisen Hauch des Windes hin und her getrieben. Vogelnestartig sind ihre entblätterten Zweige zusammengekrümmt, so daß eine lebhafte Phantasie in ihr wohl eine aufkeimende Rose erblicken kann. Doch jede Feuchtigkeit übt auf die Pflanze einen scheinbar belebenden Einfluß aus: die Zweige breiten sich auseinander und kehren allmählich in die Lage zurück, in der sie sich befanden, als die Pflanze noch lebte und Blätter trug. Wir können nicht umhin, hierbei auf die bewundernswerthe Vorsicht der Natur hinzuweisen, welche die Samen an den für ihre Keimung passenden Ort hinführt und auf diese Weise das Aussterben der Pflanze zu verhüten sucht. Der Schein des erneuten Lebens bezieht sich nämlich
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nicht auf die ganze Pflanze, sondern hat nur auf die eingeIm trockenen Zustande schlossenen Früchte derselben Einfluß. sind die sie umhüllenden Schoten geschlossen und öffnen sich erst durch die auf sie einwirkende Feuchtigkeit, um die Samen zu entlassen. Hierdurch wird also verhütet, daß der Same auf einen Boden fällt, in dem er nicht zu feimen vermöchte. Erst an einer feuchten Stelle kommt er mit der Erde in Berührung und kann eine neue Pflanze aus sich erwachsen lassen.-
Doch nicht blos ihrer Pracht und Schönheit wegen nimmt die Rose eine so bedeutende Stelle in der Reihe der Blumen ein, auch mannichfachen Nutzen weiß der Mensch aus ihr zu ziehen. Schon seit den ältesten. Zeiten hat er es versucht, sie in seinen Dienst zu stellen. Die duftenden Blätter wurden zur Bereitung der Speisen und Getränke verwandt, getrocknete Rosenblätter zu Pulver gerieben und nach dem Bade auf die Haut gestreut. Der alte Plinius weiß von dem Rosenwein zu erzählen, den man erhielt, wenn man Rosenblätter 30 Tage lang in Wein legte und dann etwas gut abgeschäumten Honig hinzusetzte. Auch Rosenwasser und Rosenöl war den Griechen und Römern schon bekannt, doch darf dieses nicht mit dem kostbaren türkischen Rosenöl verwechselt werden. Man gewann dasselbe, indem man Rosenblätter so lange in Del legte, bis dieses letztere den süßen Rosenduft eingesogen hatte. Im Orient dienen auch die Rosen zur Bereitung des Rosenzuckers und des Rosenessigs. Ersterer wird jedem werthen Besuch angeboten und löffelweise mit Wasser genossen, während letzterer als Zusatz zum Salat und auch als Arzneimittel reichliche Verwendung findet. Das Rosenwasser wurde von den Anhängern des Islam zum Auswaschen der Kirchen verwandt, sobald diese von Christen betreten worden waren. So sandte Saladin auf 500 Kameelen Rosenwasser, um die Moschee des Omar wieder rein zu waschen, welche von den Kreuzfahrern in eine Kirche umgewandelt worden war. In den Gärten des Kaisers von China werden soviel Rosen angebaut, daß die Essenz dieser Blumen jährlich gegen 120,000 Frcs. einträgt. Doch dürfen nur die Mitglieder der Kaiserfamilie und die höchsten Würdenträger des Reichs sich dieses Parfüms bedienen, während den übrigen Chinesen der Gebrauch streng untersagt ist. streng untersagt ist. Sollte sich aber doch Jemand verleiten lassen, ein Fläschchen dieser kostbaren Essenz in's Haus zu nehmen, so würden ihn 50 Hiebe mit dem Bambusrohr, die ihm auf väterliche Anordnung des allergnädigsten" Mandarinen verabfolgt werden würden, an die Strenge des Gesetzes erinnern. beste ätherische Rosenöl wird in Gemeinschaft mit dem Rosenwasser in der Türkei gewonnen und von den Türken und Persern Attar oder Giul Jugh, d. h. Aether, genannt. Vorzüglich in der Ebene südlich vom Balkan , namentlich in Kisanlik( Rezanlyk) und an mehr denn hundert anderen Orten daselbst, sowie in Persien und Kaschmir , aber auch in Ostindien, Aegypten und Südfrankreich wird dieses feine und kostbare Parfüm gewonnen. Berühmt sind die Produkte aus der Umgebung von Tunis , aus Persien und Ghazepore in Indien . Zur Bereitung des Deles werden die sich bis Morgens öffnenden Blüthen der Centifolie und deren Spielarten benutzt, nach Anderen vorzüglich die Bisamrose. Sie werden sogleich mit Wasser übergossen und bleiben einige Tage in der Sonne stehen, bis sich das Del auf der Oberfläche zeigt und mit Baumwolle oder einem Löffel abgenommen wird. Das zurückbleibende Wasser wird dann wieder zu neuer Destillation gebraucht. Doch hat man auch besondere Destillirapparate, die gegen 120 Quart fassen und mit 60 Pfund Sobald Rosenblättern und 15 Pfund Wasser gefüllt werden. die Hälfte des Wassers in große Flaschen überdestillirt ist, benutzt man das zurückbleibende sofort zum Ansetzen neuer Blätter. Auf dem Rosenwasser bildet sich danach das geschätzte Del. Die Ausbeute an Del ist nur eine sehr geringe. Erst 6000 Pfund Blätter geben ungefähr ein Pfund Del, aber dennoch liefern die Bezirke südlich vom Balkan in guten Jahren an 3000 Pfund Del, in schlechten freilich nur 1000-2000 Pfund; woraus schon die ungeheure Ausdehnung der Rosenkultur zu ersehen ist. Das Rosenöl kommt in den Gegenden, wo man es bereitet, in großen, flachen, kupfernen und zinnernen Flaschen, die mit dickem,
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