weißem Filze bedeckt sind und Kalikoschilder mit türkischen Buch­staben haben, in den Handel. Erst in Konstantinopel   wird es in die geschliffenen und vergoldeten Gläschen gefüllt, in denen wir es auf unserm Markt antreffen, wo es von mastirten Türken oder Griechen feilgeboten wird. Trotz der auf Verfälschung des Rosenöls gesetzten Strafen( ehedem war sogar Todesstrafe darauf gesetzt) unterliegt dasselbe doch den mannichfachsten Verfälschungen, so daß wir nie reines Rosenwasser für unser Geld erhalten. Schon der ungeheure Preis dieser kostbaren Essenz läßt es nicht glaublich erscheinen, daß wir es unverfälscht erhalten, zumal es bei uns noch bedeutend billiger verkauft wird, als es selbst an Ort und Stelle seiner Gewinnung ist. Nach Leunis kosten in der Türkei   schon 180 Gran gegen 70 Thaler, während bei uns das Pfund durchschnittlich auf 100-150 Thaler zu stehen kommt. Das stark verfälschte Nosenöl", das wir beim Apotheker oder beim Droguisten erhalten, enthält oft kaum 1 pЄt. des ächten Dels. Bereits beim Destilliren wird von den Fabrikanten ein viel wohlfeileres Del zugesetzt, und in Konstantinopel   unterwirft man dasselbe erst recht einer nicht unbedeutenden Vermischung. Mit unglaublicher Schlauheit werden durch Zusätze der verschie densten Art Flüssigkeiten zu erzielen gesucht, welche dem ächten Dele in den hervorstechendsten Eigenschaften möglichst gleichen, so daß es des größten Scharfsinns bei der Untersuchung bedarf, um die Verfälschung und die dazu verwendeten Zuthaten zu ent­decken. Meist ist es mit Spermacet( Wallrath aus den Schädel­zellen des Pottwal) und mit türkischer Geranium- Essenz( aus mehreren Grasarten der Gattung Andropogon, nicht zu ver­wechseln mit der ächten Geranium- Essenz) versetzt. Sehr viel Rosenöl kommt durch Schleichhandel der nach dem heiligen Lande ziehenden Pilger zu uns, wobei die kleinen Krystallfläschchen mit In dem Del meistens in Seifenstückchen eingeschlossen sind. Südfrankreich   wird ebenfalls Rosenöl gewonnen, doch ist dasselbe nicht zu vergleichen mit jenem kostbaren Produkt, das aus Kaschmir  zu uns kommt. Bedeutungsvoller dagegen ist die Erzeugung des Rosenwassers, welches als Nebenerzeugniß bei der Destillation des Dels gewonnen wird und daher vollkommen mit demselben gesättigt ist. Das französische   Rosenwasser besitzt den feinsten und zugleich stärksten Geruch und ist deshalb zum Gebrauch vor­züglich zu empfehlen. Verhältnißmäßig das meiste Rosenwasser liefert Aegypten, welches jährlich an 4000 Pfund aus etwa 400 Centnern Rosenblättern produzirt. In der Heilkunde ver­In der Heilkunde ver­wendet man das Rosenwasser vorzüglich als Augenheilmittel, als welches es auch schon im Alterthum von Bedeutung war. Selbst der Thautropfen auf der Rose wurde in früherer Zeit als ,, Augenwasser" gebraucht wie man sagt, mit sicherem Erfolge. Doch in unserer Zeit ist mit so vielen anderen Heilfäften auch die wunderbare Wirkung des Rosenthautropfens verloren gegangen.

-

-

Nicht blos von den meisten Menschen wird die Rose geliebt, auch die Thierwelt scheint mit besonderer Aufmerksamkeit die Blumenkönigin zu betrachten. Nicht weniger als 12 Käferarten, 55 Raupen, 33 Hautflügler 2c. sollen nach Leunis an und auf Rosensträuchern leben. Diese Freundschaft ist aber nicht ohne Schaden für die Rose, da unter diesen Gästen zwei als sehr schädliche und achtzehn als merklich schädliche bezeichnet sind, während auch unter den übrigen noch eine ganze Anzahl als ver­dächtig betrachtet wird. Weniger hat die Rose von Pflanzen­schmarozzern zu leiden, von denen nur vier nennenswerthe Wir­fungen hervorbringen.

315

Am interessantesten dürfte wohl die Rosengallwespe sein, welche an den wilden Rosenstämmchen die niedlichen, mit Moos überwachsenen Knoten hervorbringt, die der Volksmund als Rosenkönig" bezeichnet. In früheren Zeiten waren diese Gallen in der Arzneikunde gebräuchlich, jetzt benutzt sie wohl nur noch hier und da eine thörichte Mutter als Schlafapfel" und legt sie ihrem unruhigen Kinde unter das Kopftissen, hoffend, daß es nun um so eher entschlummern werde. Auch die Studenten älterer Zeit steckten dies moosartige Gebilde an ihre Kappen, wenn sie nach lustigem Kneipabend ihrer engen Bude" zu­wankten.

Welche Stärke die Rosenstöcke erreichen können, zeigt eine immergrüne Banksia- Rose im Garten der Marine zu Toulon  . Sie wurde 1813 von Bonpland   dorthin gesandt und hat über dem Boden einen Stammumfang von über 80 Centimeter und breitet sich an einer 25 Meter hohen und 4-6 Meter breiten Mauer aus. Die 4-5 Meter hohen jährlichen Triebe müssen stets theilweise abgeschnitten werden, weil die Mauer sonst den Baum nicht zu fassen vermag. Von der letzten Hälfte des April bis spät in den Mai hinein steht der Strauch in schönster Pracht und Ueppigkeit da und ist oft mit über 50,000 Blumen zu gleicher Zeit bedeckt. Weniger durch seine Stärke als durch sein unübertroffenes Alter ist der Rosenstrauch am Dome in Hildes­ heim   berühmt. Er bedeckt in einer Höhe und Breite von 6-8 Metern eine halbmondförmige Mauer und ist über der Erde nur 5 Centimeter dick. Schon Bischof Hezilo  ( 1054 bis 1079) ließ ihn als ein merkwürdiges Denkmal der Vergangen­heit besonders pflegen und denselben, als der abgebrannte Dom 1061 wieder aufgebauet war, an der Mauer der Gruft oder Grabkapelle, welche vom Feuer verschont geblieben war, hinauf­leiten. Die gewöhnliche Legende, welche sich an diesen Rosenstock knüpft, sagt, daß Ludwig der Fromme  , der 814 das Bisthum Hildesheim   stiftete, sich von seinem Hofkaplan im Walde auf der Jagd zur Spätherbstzeit, als er zu Elze   grade Hoflager hielt, habe Messe lesen lassen, nach deren Beendigung der Kaplan in der Eile das mit dem Heiligthum gefüllte Gefäß vergessen habe. Als er nun folgenden Tags zurückeilte, fand er das Reliquar an einem grünenden Rosenstocke, und als der nun ebenfalls mit seinem Gefolge zurückkommende Kaiser dies Wunderbare sah, ließ er daselbst eine Kapelle bauen und den Altar neben den Rosen­stock setzen, der noch bis heute grünt und blühet. Auf solche Weise wurde dieser Rosenstock die erste Veranlassung zur Gründung des später berühmten Bisthums Hildesheim  ." Auch in den Gärten des Schahs von Persien   zu Teheran   findet sich ein vier Meter hoher Rosenbaum, der schon ein Alter von 300 Jahren erreicht hat.

Doch dies Alles hat die Rose nicht auf die Höhe zu heben vermocht, auf der wir sie bei den verschiedensten Völkern gesehen haben. Am höchsten steht sie da als Rose, als Blume. Der für das Schöne und Vollkommene so zart besaitete, als Dichter und Naturforscher gleich hoch geachtete Goethe nennt sie das Vollkommenste, was unsre deutsche Natur als Blume gewähren kann, und Viele, wohl die Meisten, theilen mit ihm diese Meinung, wenngleich die Systematiker aus wissenschaftlichen Gründen die Rose nicht als Idealpflanze ansehen wollen. Des= halb ist ihr auch zu allen Zeiten und in allen Sprachen Lob gesungen worden, und darum hielt ich mich auch für berechtigt, ihrer hier ausführlicher zu gedenken.

Ein Briefdieb.

Eine wahre Erzählung von Emil König. ( Fortsetzung.)

In den unteren Kommodenkasten lagen 92 Broschüren und fleine Bücher des verschiedensten Inhalts und in allen Sprachen. Die hier und da noch klebenden Reste von Briefmarken und sechs baneben liegende Kreuzbendschleifen ließen sofort erkennen, daß

man es mit Einschlüssen von Kreuzbandsendungen zu thun hatte. Ferner fanden sich zwischen und unter den Broschüren 799 er­öffnete Briefe, 1655 leere Couverts, eine päpstliche Medaille von 1849, zwei filberne Ablaßpfennige und ein längst eingezogener