Das ist die älteste schriftliche Kunde von dem„ Grote", woraus der Name Krodo nach Einigen entstanden sein soll.
Es soll damit übrigens nicht behauptet werden, daß die Sage von Krodo sich erst zur Zeit des Bothe gebildet habe. Bothe hat sicherlich nur niedergeschrieben, was im Volke umging, und es ist ja bekannt, wie treu das Gedächtniß des Volkes durch Jahrhunderte hindurch sich bewährt. Zeugen sind die unzähligen Sagen und Märchen, die noch hente im Volke fortleben, noch heute den Harz geheimnißvoll durchschauern. Wie Johannistäfer durch die Waldnacht leuchten, so blitzen sie durch die Nacht der Vergangenheit. Das Schmelzfeuer der wissenschaftlichen Forschung hat ihren eigentlichen Kern blosgelegt, wie dort vor uns die Kommunion- Okerhütten das aus dem Schoß des Rammelsberges zu Tag geförderte Gestein durch die Macht des Feuers zwingen, seinen Gehalt an Gold, Silber, Kupfer und Blei herauszugeben. Es sind die Götter einer überwundenen Welt, die aus der oft so seltsamen Verhüllung von Sage und Märchen hervortreten.
Ueberwunden, wohl! Aber der Ueberwinder war nicht das Schwert Karl's des Großen, welches die Jtminsäule stürzte, noch das Kreuz, welches der Mönch in den heidnischen Boden pflanzte. Das Kreuz hätte nimmer Wurzel geschlagen, wie fleißig es auch mit Menschenblut begossen wurde, wenn es nicht auch Männer unter der Tonsur gegeben, die mehr konnten als beten und prebigen und den Bannstrahl schleudern gegen die trotzigen Götter. Das Wesen allen Heidenthums besteht darin, daß der Mensch ein Sklave ist der Natur, deren unbegriffene und darum vergötterte Kräfte er fürchtet. Was nützt es, daß ihn der Bote des neuen Glaubens für frei erklärt, ihm zuruft: ,, Es gibt nur einen Gott, und Gott ist die Liebe." Er wird diesen Gott mit den Lippen bekennen, aber seine Seele liegt anbetend vor den Gewalten im Staube, vor denen sie zittert. Aber lehre den Sklaven die Natur begreifen, leite ihn an, sie zu beherrschen, und er wird aufhören zu fürchten. Frei macht nur das Wissen. Nur die Verbreitung eines höheren Maßes von Kenntnissen, theoretischen wie praktischen, unter unseren heidnischen Vorfahren vermochte den
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Boden für das neue Evangelium zu bereiten. Nicht auf dem Glauben beruht der Fortschritt der Menschheit. Der Glaube ist immer nur die Frucht, welche die gesammte Bildung und Kultur gezeitigt hat. Und wie jedes Religionssystem das jeweilige Erzeugniß der Kultur einer Nation, so beruht der Glaube des Einzelnen innerhalb einer bestimmten Religion auf dem Maß seines Wissens und Denkens, auf seiner Gesammtbildung. Mit dem Fortschritt der Bildung läutert sich dann auch der Glaube.
Nicht also vor dem Schwert und dem Kreuz, sondern vor dem größeren Wissen und Können, welches die Sendboten des neuen Glaubens unseren Vorfahren mittheilten, wichen die alten Götter Schritt vor Schritt zurück. Schritt vor Schritt gewann ihnen die Kultur ihren Heimathboden ab. Nun ist die Zeit zur Hand, daß sie auch aus ihrer lezten Zufluchtsstätte, den Gebirgen, flüchten müssen. Auch in die schwer zugänglichen Gebirge bringt die Kultur mit ihren hell und heller blitzenden Waffen. Herrin aller Kräfte der Natur, vermag sie nichts mehr aufzuhalten. Auch im Harz verengt sich der Kreis der alten Götter mehr und mehr, verstummen allmählich die Märchen und Sagen, in denen sie noch leben, fallen die Menschen von ihrem Kultus ab, der in abergläubischen Gebräuchen sich wie ein rother Faden durch das Volksleben zieht und zog.
Wir wandern neben dem Damm der Eisenbahn den von ewigen Schwefeldämpfen umhüllten Schmelzhütten von Oker zu. Vor dem grellen Pfiff der Lokomotive, die feuersprühend durch die Gebirgsthäler und über die Höhen schnauft, vor dem Funken, der den Gedanken des Menschen mit der Schnelligkeit des Wunsches durch die Welt blitzt, schwindet auch die letzte Macht der alten Götter. Sie sind errathen, und entseelt sinken sie dahin. Eine neue Zeit beginnt. Horch, wie das in Oker allerwärts hämmert und pocht, rattert und schnauft! Alle diese Maschinen und Fabriken, die in dem schönen Thale mit den unterjochten Kräften der Natur arbeiten, sie zimmern an dem Sarge der sterbenden Götter. ( Fortseßung folgt.)
Kampf in der Natur.
Von Hugo Sturm. ( Schluß.)
Das Blutwasser scheidet sich von den Blutkörperchen, so daß der Umlauf desselben gehemmt wird und also der Tod eintreten muß. Die Fälle, daß Leute beim Beerenpflücken, Moossammeln 2c. von Kreuzottern gebissen werden, sind keineswegs selten und wiederholen sich fast alljährlich.
Den Winter bringt die Kreuzotter zusammengerollt und halb erstarrt in Erdhöhlen und Klüften zu, wo sie jedoch nicht zu sehr vom Frost heimgesucht werden darf, dem sie sonst erliegen würde. Die ersten warmen Strahlen der Frühlingssonne erweden sie zu neuem Leben und verderbenbringendem Thun und Treiben. Im heißen Sommer( Mitte August bis Mitte September) legt das Weibchen 5 bis 14 dünnhäutige Eier, aus benen die schon völlig ausgebildeten Jungen sofort hervorkriechen. Sie gleichen vom ersten Augenblicke an in ihrem Benehmen ihren Eltern, zischen und beißen um sich, wenn sie genedt werden, ja, sie besitzen sogar schon etwas Gift. Junge Eidechsen und ganz fleine Vögel sind ihre erste Nahrung, die sie mit großer Geschick lichkeit sehr bald zu fangen verstehen. Bei der sehr starken Vermehrung würden die Kreuzottern Menschen und Thieren den größten Schaden zufügen, wenn die Natur nicht auch ihnen Feinde entgegengestellt hätte. Der Bussard, der Storch, der Eichelhäher, der Iltis und vor allem der Igel sind ihre eifrigsten Verfolger, die sie namentlich bekämpfen, wenn sie noch schwach und klein find.
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Während wir so unseren naturgeschichtlichen Betrachtungen über die Kreuzotter nachgehangen haben, naht sich von dem nahen Dorfe der Murner Peter, der auch noch ein wenig das Feld
absucht, um einen fetten Bissen zum Abendbrot zu erhaschen. Vorsichtig und geräuschlos schleicht er einher, alle paar Augenblicke stehen bleibend und einem aufgescheuchten Grashüpfer nachschauend. Nichts entgeht seinem scharfen Auge, und das leiseste Geräusch fällt in sein gespitztes Ohr. Er hört es rascheln und bleibt erwartungsvoll hinter der Kornmandel stehen. Lebhaft bewegt er den Schwanz hin und her, streckt den Körper und duckt sich nieder, um gleich zum Sprunge bereit zu sein. Ein unheimliches Feuer leuchtet aus seinen gelbgrünen funkelnden Augen
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Was er sinnt, ist Schrecken, und was er blickt, ist Wuth." Da erscheint die Kreuzotter.- und enttäuscht erhebt sich der Kater. Wohl haßt er auch die Kreuzotter, aber er ist schlau genug, in ihr einen gefährlichen Feind zu erkennen, und zieht es deshalb lieber vor, ohne Kampf das Feld zu räumen. Seitwärts schleicht er langsam von dannen, seinen Feind fest im Auge behaltend, bis er weit genug entfernt ist, um mit einigen Sázen aus seiner Nähe zu eilen. Er sucht sich leichter zu bezwingende Beute. Ein Mäuschen oder ein schon zur Nachtruhe sich auf die Stoppeln niederlassender Vogel fällt ihm zum Opfer.
Die durch Wald und Feld streifende Katze ist zweifellos zu den schädlichsten unter allen Thieren zu zählen. Zwar ist nicht zu verkennen, daß sie zur Erntezeit eine nicht geringe Menge von den verderblichen Feldmäusen vertilgt, aber dieser Nutzen verschwindet gegen den ungeheuren Schaden, den sie im Frühjahr bei ihren Streifereien in der Vogelwelt anrichtet. Kein Nest ist vor der Katze sicher. Die Lerche im dichten Klee , die Nachtigall