rettet werden, und andrerseits ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß, angesichts einer siegreich fortschreitenden Revolution in Deutsch land der in Paris täglich zu erwartende Ausbruch nicht auf die tampflose Niederlage der radikalen Spießbürger hinausgelaufen wäre, die am 13. Juni 1849 sich zutrug.
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Die Chancen waren so günstig, wie sie nur sein fonnten. Der Rath zum Herbeirufen des badisch - pfälzischen Schutzes wurde in Frankfurt , der zum Marsch auf Frankfurt auch ohne Ruf in Mann heim gegeben. Aber weder die badischen Führer noch die Frank furter Parlamentler hatten Muth, Energie, Verstand oder Initiative.
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II. Der Dampfkessel.
,, Wir stehen nun," fuhr unser freundlicher Lehrer in seinem Vortrage fort, indem er auf den Mauerkörper vor uns zeigte, - ,, vor dem Entwickelungs- Apparate des Dampfes, dem Dampffessel. Wenn wir denselben von dem ihn vor der Abkühlung schützenden und ihn gleichsam als Ofen umgebenden Mauerwerke befreien könnten, so würden Sie einen langen Cylinder von ungefähr 15 Fuß Länge und etwa 4 Fuß Durchmesser sehen, welcher aus Eisenblech von höchstens 12 Zoll Stärke hergestellt ist. Die untere Hälfte des Kessels durchzieht ein Rohr von demselben Bleche, das etwa 10 Zoll lichte Weite*) hat und nach beiden Seiten offen ist, das Rauchrohr. Auf der oberen Wandhälfte des Kessels befindet sich ein durch einen Deckel und einen Gummikranz luftdicht zu verschließendes Loch das Mannloch durch welches ein Mann in den Kessel zu gelangen vermag, damit zeitweise eine Entfernung des Kesselsteines, des Absatzes der im Wasser enthaltenen mineralischen Bestandtheile, der Kalkfalze 2c., erfolgen kann.
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,, Der Kessel ist gewöhnlich so eingemauert, daß die im Heizraume unter seinem vorderen Theile erhitzte Luft zunächst an der Bodenfläche hinzieht, dann durch das erwähnte in seinem Innern liegende Rauchrohr ihn selbst durchstreicht und dann in zwei Kanäle tritt, welche an den Seiten des Kessels sich befin den, und von da durch einen Kanal in den Schornstein gelangt, so daß das im Kessel befindliche Wasser von allen Seiten erwärmt wird."
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,, Welche Bedeutung hat" unterbrach ich den Ingenieur, - ,, das Gewicht an jener Seite, welches über zwei Rollen hinweg ersichtlich nach dem Rauchkanale führt?"
,, Es ist," antwortete er, das Gewicht, welches dem ,, Schieber" das Gleichgewicht hält, einem Eisenblech, das durch Heben und Senken den Kanal öffnen und schließen, und mit dessen Hilfe man den Luftzug im Feuerraume vermehren oder vermindern, das Feuer, reguliren' kann.
,, Es gibt"-fuhr er dann fort ,, noch verschiedene andere Arten und Formen von Dampfkesseln, allein die Beschreibung des unseren genügt, Ihnen die Art der Dampferzeugung für den Maschinenbetrieb zu erklären.
,, Ist nun der Kessel etwa zu 4/5 seines Inhaltes im Anfange durch eine Handpumpe mit Wasser gefüllt, so beginnt man anzuheizen" und Dampf zu entwickeln. Ist dann später die Maschine in Thätigkeit, so pumpt sie selbst das Wasser, welches nöthig ist, um das in Dampfform abgehende zu ersetzen, und den bestimmten Wasserstand zu erhalten. Die Höhe der Wasseroberfläche im Kessel sehen wir an dem Stande des Wassers in jenem Glasrohre an der Stirnwand der Kesselummauerung, nach dessen Zwed Sie vorhin frugen, und welches oben und unten mit dem Kesselinnern in Verbindung steht.- Würde es nur an seinem unteren Theile dem Kesselinneren verbunden sein, so würde der Druck des Dampfes im Kessel über der Oberfläche des Wassers dieses in dem Röhrchen viel weiter in die Höhe brücken. Um dies zu verhüten, führt man von oben her auch ben Dampf ein und stellt so das Gleichgewicht mit dem Druck im Kessel her. Die Beobachtung des Wasserstandes ist von höchster Wichtigkeit. Läßt man nämlich einen Wassermangel eintreten, so steht zu befürchten, daß die Kesselwände oder das Siede
*) Der größte Durchmesser des innern Querschnitts.
rohr rothglühend werden, eine zu plötzliche Dampfentwickelung eintritt und dadurch eine Kesselexplosion herbeigeführt wird, welche von den schrecklichsten Folgen begleitet sein kann."
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,, Wenn nun aber" fiel Einer aus unserer Gesellschaft ein ,, das Röhrchen einmal springt oder verstopft wird, und eine Hebung der Störung nicht sogleich möglich ist, sind Sie dann noch im Stande, den so wichtigen Wasserstand zu erkennen?" ,, Ei gewiß!" belehrte unser Führer ,, dann bleiben uns die, Probirhähne', jene Metallhähne, welche Sie da neben dem Wasserstandsglase sahen, und welche in verschiedenen Höhen durch Rohre in den Kessel reichen. Je nachdem bei der Oeffnung von einem von ihnen Wasser oder Dampf ausströmt, befindet sich in seiner Höhe im Kessel Wasser oder Dampf."
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Wir bekundeten unser Verständniß und lauschten der weiteren Erklärung.
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,, Unter der Wirkung der das Wasser im Kessel allseitig um= strömenden Wärme" so lautete sie bildet sich nun der Dampf. Hat derselbe die Spannung einer Atmosphäre erreicht, ohne daß die Hähne geöffnet werden, um ihm den Abzug zu gewähren, so muß eine Erhitzung des Wassers, wie ich Ihnen vorhin auseinandergesetzt habe, über 100 Grad hinaus eintreten, um eine weitere Dampfentwickelung zu ermöglichen, und umsomehr, je höher die Dämpfe gespannt werden. Wir haben jetzt Dampf von mehreren Atmosphären Spannung."
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Können Sie" nahm nun wieder ein Neugieriger aus unserer Mitte voreilig das Wort ,, die Dampfspannung beliebig steigern?"
,, Wir könnten wohl, aber wir dürfen nicht, weil uns die Festigkeit nnserer Kessel eine Grenze setzt, welche wir nicht überschreiten dürfen, wenn wir nicht die Gefahr einer Kesselerplosion herbeiführen wollen. Ein jeder Kessel vermag nur einem bestimmten Drucke Widerstand zu leisten, ein höherer Druck droht, den Kessel zu zersprengen."
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,, Aber woran erkennen Sie die Höhe des Druckes im Kessel?" fiel ich ihm in das Wort. ,, Sollte etwa jene Metallkapsel mit dem Zifferblatt dort über den Probirhähnen diesem Zwecke dienen?"
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,, Sie haben es errathen," lautete die Bestätigung meiner Vermuthung, jene Metallkapsel ist das, Manometer Druckmesser. Sie enthält ein gebogenes Metallröhrchen von elliptischem Querschnitte, das an dem einen Ende mit dem Dampfkessel in Verbindung gebracht und befestigt, an dem andern geschlossen und frei beweglich und mit einem Zeiger verbunden ist, der auf der mit Zahlen versehenen Zifferscheibe hin und her rücken kann. Strömt Dampf in das Röhrchen, so dehnt es sein Druck aus, und umsomehr, je höher der Druck, d. h. je höher die Spannung ist; das Röhrchen verlängert sich und setzt dadurch den Zeiger in Bewegung, welcher um so weiter rückt, je größere Spannung der Dampf besitzt."
,, Und jener rothe Strich, welcher an der Zahl 5 sich befindet?" warf ich dazwischen.
,, Bezeichnet den höchsten Atmosphärendruck, den wir unserem Kessel zumuthen dürfen."
Wie wird aber dieses Maximum von Druck festgestellt"? fuhr einer meiner Freunde zu fragen fort.
,, Bei uns in Deutschland gewöhnlich durch Anwendung des sogenannten kalten Druckes, durch den hydrostatischen Versuch."