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Theorie geltend gemacht wird, hat meist in der totalsten Unkennt-| im Hinblick auf eine ganze Menge anderweiter Thatsachen niß oder im völligen Mißverstehen derfelben ihren Grund. Für förmlich aufdrängt. Noch hat man ja nicht die ganze Erdoberden logischen und unbefangenen Denker aber ist die Entwickelungs- fläche durchforscht, vielmehr sind die Forschungen hauptsächlich in Theorie sammt ihren äußersten Konsequenzen geradezu unabweisbar. solchen Ländern vorgenommen worden, wo zweifellos die Wiege Es gibt ohne dieselbe nur die übernatürliche Schöpfung", die der Menschheit nicht gestanden hat, wo vielmehr nur auf dem jedoch bei unserer heutigen Kenntniß von der Beschaffenheit der Wege der Einwanderung die Bevölkerung sich verbreitet haben Pflanzen und Thiere, wie überhaupt der Erdoberfläche während kann. Noch bleibt der größte Theil von Asien und Amerika und einer unvordenklichen Vergangenheit und deren verschiedenen Be- fast ganz Afrika und Australien zu durchforschen. Ueberdies deuten rioden nimmermehr haltbar ist. vielfache Momente darauf hin, daß die zahllosen Inseln der Südsee größtentheils als Ueberreste eines großen, einstens versunkenen Kontinents angesehen werden müssen. Kann nicht mög= licherweise gerade hier jenes Affengeschlecht gehaust haben, von dem sich einerseits die Menschen- Affen und andererseits die Menschen abzweigten? Uebrigens wird es sicherlich seine Schwierigkeiten haben, die Knochen des schmalnafigen Stammaffen und die des Urmenschen von einander zu unterscheiden, zumal ja selbstverständlich nicht die Entstehung eines ersten Menschenpaares, sondern innerhalb einer ganzen Anzahl von Individuen ein allmählicher, auf natürlicher Zuchtwahl beruhender Vervollkommnungsprozeß gedacht werden kann. Der Streit mancher Gelehrten, ob die Menschwerdung nur an einem Orte und ein einziges Mal stattgefunden habe, oder ob sich von der mehrerwähnten Affenschaft räumlich und zeitlich getrennt wiederholt Menschenarten abzweigten, ist von untergeordneter Bedeutung; erwähnt sei indeß, daß von den bedeutenderen Anhängern der Entwickelungslehre nur Vogt für eine mehrfache Entstehung des Menschen eintritt, während z. B. Darwin und Häckel dem einmaligen Vorkommen dieses Attes das Wort reden. Dahingegen herrscht so ziemlich Einstimmigkeit hinsichtlich der Entstehung des sprechenden Menschen, die man sich, gestützt auf die Ergebnisse der Sprachforschung, nur nach Raum und Zeit getrennt und von einander unabhängig mehrfach vorstellen kann, weil alle Sprachen zwar auf wenige Stammsprachen, nicht aber auf eine einzige Wurzel zurückgeführt werden können.
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Der böswillige Schwäßer, namentlich der um sein Handwerk besorgte Bonze, jammt der gedankenlosen Menge, welche solchen Leithammeln folgt, schreit und tobt und schimpft und lacht über die Zumuthung, daß der Mensch den Gorilla, Orang- Utang oder einen anderen unserer bekannten Affen als Urahnen anerkennen solle, ohne daß irgend Jemand eine solche Behauptung je aufgestellt hat! Ausgehend von diesem Protest gegen eine Lehre, die nie gepredigt worden ist, werden ganze Bücher geschrieben; es ist haarsträubend. Wie oft kann man nicht hören, daß ja unsere Affen auch heute noch in Menschen sich verwandeln müßten, wenn die ,, Affentheorie" richtig wäre und Aehnliches mehr lauter Fafeleien, die eklatant beweisen, daß die Betreffenden über Dinge reden, von denen sie gar keinen Begriff haben. Es muß daher der wahre Sachverhalt, obgleich er sich, wie gesagt, eigentlich aus dem Ganzen der vorliegenden Auffäße von selbst ergibt, festgestellt werden, damit wenigstens hinterher nicht der nächste beste spiegelfechtende Volksverdummer den kaum gefäeten Weizen ausrotten und ekles Unkraut dafür einsetzen kann. Kein einziger der jetzt lebenden Affen kann als Stammvater des Menschen angesehen werden, wohl aber hat ein Theil derselben, die Schmalnasen( Gorilla, OrangUtang, Schimpanse 2c.), mit Verlaub! gemeinsam mit dem Menschen einen Stamm zu beanspruchen, während alle Plattnasen ebenfalls auf eine einzige Plattnasenart zurückzuführen find. Und, weiter zurückgehend, find natürlich auch diese beiden Gruppenstämme auf eine gemeinsame Wurzel, die Affen im weitesten Sinne des Wortes oder die Uraffen, zu basiren. Diese, wie auch das Schmal- und Plattnasenahnen sind längst ausgestorben, und der gemeinsame Vorfahre der menschenähnlichen ( schwanzlosen) Affen und der Menschen gleichfalls. Das Ausgestorbensein dieser wichtigen Glieder in der Stufenreihe der thierischen Welt wird förmlich selbstverständlich, wenn man die Gesetze des Kampfes ums Dasein im Auge behält, und wenn man obendrein bedenkt, daß bei den Zweihändern die natürliche Zuchtwahl im Verein mit jenem Kampfe die Vervollkommnung weit entschiedener zum Durchbruche brachte, als bei den übrigen Thieren. Bei solchen Verhältnissen mußten die ursprünglichen Formen verschwinden und die Differirenden erhalten bleiben. Und wenn der Mensch, als der vollkommenste Abkömmling der Uraffen, nicht ausschließlich am Leben blieb und seine in einer weniger günstigen Richtung sich entwickelnden Brüder nicht völlig ausgerottet hat, so dürfte dies wohl mit Zufälligkeiten zusammenhängen, die außerhalb unserer Berechnung liegen. Nicht wenig hat vielleicht zur Erhaltung der Menschen- Affen der Umstand beigetragen, daß die Menschen unter sich ohne Zweifel alsbald die heftigsten Daseinstämpfe führten die rohesten Menschenstämme und alle Urmenschen sind und waren Menschenfresser, während die Affen sich einander nicht fressen!- und demgemäß den und demgemäß den weniger gefährlichen Rivalen Zeit ließen, sich in die Büsche zu schlagen. Uebrigens ist es eine unbestreitbare und unbestrittene Thatsache, daß die Affen ihrem Aussterben um so näher rücken, je mehr sich die Menschen ausbreiten, wie ja auch die sogenannten ,, Wilden" vor den Kulturmenschen im ganzen Umkreise der Erde mehr und mehr zurück weichen und schwerlich vor dem allmählichen Untergange bewahrt bleiben werden. disgustos d
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Gegen die Annahme eines schmalnasigen Affen als Vorgänger der Menschen und Menschenaffen wendet man ein, daß von dem selben keinerlei Ueberreste aufgewiesen werden könnten, und daß demnach diese Voraussetzung in der Luft hänge. Darauf ist zu erwidern, daß man es allerdings in dieser Beziehung nur mit einer Hypothese zu thun habe, jedoch mit einer solchen, die sich
Man kann sich natürlich unmöglich vorstellen, daß der Urmensch schon eine artikulirte, zu Wort- und Satzbildungen geeignete Sprache mit auf die Welt gebracht habe, im Gegentheil ist man gezwungen, bei ihm nur eine unartikulirte, auch anderen Thieren eigene Sprache vorauszusetzen. Um sich über diesen Punkt völlig ins Klare zu setzen, hat man einfach die Sprache der tiefstehenden ,, Wilden" in's Auge zu fassen und von dieser aus etliche Jahrtausende zurückzuschließen.
Die Entwickelung der Sprache muß einen ungeheuern Zeitraum in Anspruch genommen haben; sie wird ihren Ausgang genommen haben von etlichen Kehllauten, die aus Freude, Schreck u. s. w. ausgestoßen wurden, und setzt die allmähliche Ausbildung sowohl des Kehlkopfs als des Gehirns voraus. Namentlich muß die Vervollkommnung des letzteren Organs hiebei, wie überhaupt bezüglich des geistigen" Lebens des Menschen, als ausschlaggebend angesehen werden, aber auch als etwas äußerst Langwieriges, im Laufe vieler Jahrtausende sich Abspielendes.
Noch ganz nahe seinem Affenstamme, fand der damals noch stumme Urmensch wahrscheinlich schon in der Vereinigung Mehrerer diejenige Waffe, welche die Besiegung körperlich mächtigerer Feinde ermöglichte. Hierdurch war schon der Grund zu einer wechselseitigen Verständigung gegeben, die, wenn sie auch zunächst nur durch Geberden bewerkstelligt ward, die Gehirnthätigkeit stark in Anspruch nahm und so das Gehirn zur Fortbildung hin= drängte. Dann trat der Kampf um's Dasein innerhalb der Menschheit ein, bei welchem selbstverständlich nicht nur körperliche Kraft, sondern auch das berechnete Handeln zum Siege verhalf. Die Schwächeren und Stupideren gingen zugrunde, und die Kräftigen und Schlauen vermochten sich zu erhalten und fortzupflanzen. Solchermaßen muß der Mensch von Generation zu Generation wohlgestalteter und intelligenter geworden sein. Kamen dann in einzelnen Gegenden noch besonders günstige Einflüsse des Klimas, guter und reichlicher Nahrungsquellen hinzu, so mußte die Vervollkommnung endlich einen Grad erreichen, der seinen höchsten Ausdruck in der artikulirten Sprache und im Handhaben von Werkzeugen fand. War die Erstere auch noch von der ein
r. 51. 1876.