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Knecht Ruprecht.( Seite 505.) Nicht blos in die Kinderstube unserer Generation, sondern bis in die Kindheitsepoche ganzer Völker führen uns die Gedanken beim Betrachten unseres Bildes zurück. Früh gewannen die theils segensreichen, theils feindlichen Naturmächte in der Phantasie der Menschen Gestalt und wurden zu abgeschlossenen Persönlichkeiten, zu Göttern. Im Laufe der Zeit steigerte sich die sitt liche Vorstellung von denselben, und unter anderen Eigenschaften schrieb man ihnen auch Gerechtigkeit zu. Bei allen Völkern finden wir nun Sagen des Inhalts, daß die Götter von ihrem Himmel herabgestiegen und unerkannt zu den Menschen gekommen seien, um durch Belohnung des Guten und Bestrafung des Bösen ihrer Gerechtigkeit Genüge zu leisten. Solche Sagen lebten auch in unserem deutschen   Volke. Wodan sowohl wie seine Gattin Freya   ziehen auf Erden nmher, um den feld­bebauenden Landmann und die spinnenden Mägde zu belohnen oder zu bestrafen.

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in der Gestalt vermittelt, welche uns unser Bild zeigt. Der nach der Ueberlieferung in einen Pelz oder Mantel eingehüllte Nachkömmling des alten Winter- und Himmelsgottes Wodan tritt in die Kinderstube, um durch Liebesgaben zum Guten anzueifern, durch Androhung von Strafe von Unarten abzuschrecken. Weit entfernt davon, dieser An­lockungs- und Abschreckungstheorie unbedingt zu huldigen, weit entfernt davon, den abergläubischen Zusägen unbedingt das Wort zu reden, sehen wir in dieser Sitte eben ein Stück Kulturgeschichte, eine Aeußerung der poetisch gestaltenden Phantasie unseres Boltes, und haben unsere wahre Freude daran. Da das Kind die Einsicht, warum es so und nicht anders handeln soll, noch nicht haben kann, da es noch nicht, gestehen wir es nur, den Unterschied zwischen Gut und Böse kennt, werden ihm diese Begriffe eben durch handgreifliche Folgen vermittelt, eben durch Ge­schenke und Liebkosungen, durch Schelten und Strafe oder Straf­Bald wird auch für die Kleinen auf unserem Bilde die Zeit kommen, wo ihnen die Pflichten des Menschen auf mehr verstandesmäßigem Wege gelehrt werden, wo die phantastische Ge­stalt des Knechts Ruprecht, deren Ursprung im Gewissen des jugend­lichen Volkes zu suchen ist, ihre Geltung als selbstständiges Wesen verliert und dem verständiger, reifer Gewordenen als das erscheint, was sie ist ein poetischer Ausdruck der Gerechtigkeit und des Ge­wissens.

androhung. Und dieser Glaube in seiner poesiereichen Gestalt lebt noch heute in dem reichen Schaß unserer Volkssagen und Märchen fort. Aus den Göttern unserer deutschen   Altvordern wurden unter dem Ein­fluß des Christenthums theils Teufel, theils Engel oder Heilige aller Art. An einen dieser Heiligen, in einigen Gegenden an den heiligen Nikolas, in anderen an den heiligen Martin oder Ruprecht( auch Marten, Pelzmarten, Knecht Ruprecht genannt), hat sich diese Handhabung der Gerechtigkeit auf Erden angeknüpft, und sie wird den Kindern noch heute

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