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warb, indem er die Schriften Babs vorzeigte und erläuterte. Zu einem zweiten und dritten begeisterten Parteiführer gesellte sich auch in kurzem ein schönes Weib aus vornehmem Stande, von ihren Anhängern Tahira( die Reine) und Gurret- ul- Ain ( Augenkühle) genannt. Sie war ebenso sittenrein, als geistig begabt und wissenschaftlich gebildet.
Inzwischen hatte sich das Ansehen und die Macht Babs und seiner Anhänger so vermehrt, daß nicht allein der orthodoxe muselmännische Klerus, sondern auch die weltliche Behörde in Sorge geriethen.
Bab legte zwar in einem Schreiben an den König demselben alle Fehler und Untugenden der Geistlichkeit und die daraus resultirende Entartung des Religionsdienstes dar, suchte auch sammt Molla Hussaim den Monarchen wie dessen Räthe von der Nothwendigkeit einer religiösen und sozialen Reform im europäischen Sinne zu überzeugen doch vergebens.
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Der Premierminister verhängte Hausarrest über Bab und verwies Hussaim nach Teheran .
Diese Verfolgung steigerte nur den Muth des neuen Propheten und seiner Anhänger. Er selbst bezeichnete sich von da als einen Seid, einen Nachkommen Ali's, und hielt sich vielleicht selbst für eine wahrhaft göttliche Erscheinung. Dabei wurde mit unermüdlicher Energie die neue Lehre im Volke verbreitet, deren feindliche Tendenz gegen die Staatsgewalt immer deutlicher hervortrat. Man sammelte bewaffnete Schaaren, und als 1848 der König Muhamed- Schah mit Tode abging, brach der Sturm der Revolution aus.
Molla Hussaim marschirte mit seinen Truppen nach Mazen deran, und an der Grenze dieser Provinz vereinigte er sich mit den Schaaren Muhamed Ali's von Balfurusch, der schon im Frühjahr nach Chorasan aufgebrochen war. Auch die schöne Gurret- ul- Ain gesellte sich zu ihnen, nachdem sie die Lande als Predigerin mit großem Erfolge durchzogen.
Der Kampf entbrannte nun und wurde mit gleicher Heftigkeit und wechselndem Glück von beiden Seiten geführt und endlich in dem berühmten Wallfahrtsorte des Scheich Tebersi ein befestigtes Lager, eine Art Kastell, errichtet, in welchem sich die Babis verschanzten und eine beträchtliche Schaar der Angreifer gänzlich vernichteten. Ja das Heer, welches vom Prinzen Mehdi geführt, auf Befehl des neuen Königs, Nasreddin- Schah, ausrückte, die Aufständischen zu bestrafen, wurde ebenfalls geschlagen und zerstreut. Molla Hussaim kämpfte mit bewundernswerthem Muthe und zugleich mit einer List und Verschlagenheit, die ihresgleichen Tuchte.
Endlich erlag er jedoch bei einem Ausfall und ernannte sterbend den gleichfalls verwundeten Hadschi Muhamed Ali zu feinem Nachfolger.
Jezt vereinigten sich zwei Heerführer und schlossen die Belagerten von allen Seiten ab, ihnen so den Verkehr mit außen und somit alle Lebensmittelzufuhr abschneidend. Heldenmüthig wagten jedoch die Babis einen neuen Ausfall und fügten den föniglichen Truppen viel Schaden zu. Da gab die Regierung den thatkräftigen Soleiman- Chan dem Prinzen Mehdi als Befehlshaber zur Seite und es ward beschlossen, die Babis auszuhungern. Das Elend war grenzenlos in dem Kastell, und nur der Heroismus, mit welchem man es ertrug, war demselben zu vergleichen. Endlich, nach einem letzten Ausfall, entschloß sich Muhamed Ali zur Kapitulation, und Prinz Mehdi sicherte ihm und den Seinen auch bereitwillig freien Abzug zu; eine Zusage, die schmählich gebrochen wurde, denn man mordete die Abziehenden, nachdem sie ihre Waffen niedergelegt, bis auf, den
legten Mann.
Nicht minder tragisch endete der Prophet selbst. Man hielt ihn in strenger Haft, besonders als das blutige Trauerspiel in Mazenderan begann und die königlichen Truppen geschlagen wurden. Als nun auch in den übrigen Provinzen die Partei gänger Babs sich erhoben, beschloß man in Teheran , ein Erempel zu statuiren, und trotzdem der Prophet von den Mollas feines Irrthums überführt werden konnte, er seine Gegner im Gegentheile bei jeder Diskussion auf's glänzendste widerlegte, ward er dennoch zum Tode verurtheilt als Kezer und Rebell und mit zweien seiner Schüler zum Richtplatz geführt.
Bab war ruhig und standhaft und seine, wenn auch durch lange Kerkerhaft schmächtig gewordene Gestalt, sein schönes, bleiches Antlitz mit den stolz blickenden Augen, erregte die allgemeinſte Theilnahme.
Man fesselte den Propheten mit Stricken an den Festungs
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wall der Citadelle, so daß er etwas über dem Erdboden schwebte, und eine aufgestellte Kompagnie Soldaten gab Feuer.
Doch da geschah ein Wunder! So wenigstens behaupteten die Anhänger Babs. die Anhänger Babs. Die ganze erste Salve verfehlte ihr Ziel und nur die Stricke wurden zerschossen. Bab wurde frei und hätte, wenn er den glücklichen Zusall benutzte, gerettet werden können.
So aber gerieth er in eine Hauptwache, ward durch den Säbelhieb eines Offiziers zu Boden gestreckt, auf's neue gefesselt und aufgezogen und durch eine zweite Salve, welche nun christliche Soldaten abgeben mußten, getödtet.
Der Märtyrertod dieses modernen Messias entflammte seine Anhänger nur zu einem um so verzweiflungsvolleren Widerstande. Ein gewisser Molla Muhamed Ali, zubenannt Zendschani, rüstete im geheimen eine bedeutende Streitmacht aus( nach Gobineau waren es 15,000 Mann) und ergriff damit die Offensive. Schon vorher hatte man die Steuern verweigert, und die Babis bemäch tigten sich nun der Stadt Zenschan, und von hier aus gebot Ali als unumschränkter Gebieter, führte strenge Mannszucht ein, trotte zweimal einem feindlichen Ansturm und legte sich endlich selbst den Titel Bab bei. Er vertheidigte sich mit der gleichen Tapferkeit und List wie seinerzeit Molla Hussaim.
Und als endlich nach monatelanger Belagerung die von Hunger und Durst entsetzlich gequälte Mannschaft dennoch standhaft die Kapitulation verweigerte, ja durch einen letzten Ausfall Tod und Verderben in die feindlichen Schaaren trug, ward ein allgemeines Bombardement beschlossen, und Ali Zendschani fiel nach verzweifeltem Widerstande, sterbend den Seinen die in der Lehre des Bab enthaltene Verheißung wiederholend, er werde in vierzig Tagen wieder auferstehen.
Nach Ali's Hinscheiden übergab sich das Häuflein seiner Getreuen der Gnade des Siegers und ward abermals verrathen und schmählich hingeopfert.
Zwar wurde nach dem Falle der Hauptführer des Babismus der Aufstand in den übrigen Provinzen mit mehr oder weniger Anstrengung unterdrückt. Dennoch glühte unter der Asche der Funke der Empörung fort, um nur zu bald in hellen Flammen aufzulodern.
Selbst in Teheran , der Haupt- und Residenzstadt, war eine geheime Verbindung hergestellt, die vornehmlich die politischen Konsequenzen der Bab'schen Doktrin weiter verfolgte und sogar die Absicht hatte, die Monarchie zu stürzen und den König zu ermorden. Auch Gurret- ul- Ain hielt sich in Teheran auf, predigte aber mehr die soziale und religiöse Reform.
Man harrte nur auf einen günstigen Augenblick, um loszubrechen, denn die ungerechte Hinrichtung Babs erfüllte noch immer die Seelen seiner Anhänger mit heißem Rachedurst. Endlich glaubte man den geeigneten Moment gekommen.
Der Fall des Premierministers Mirza- Taki- Khan erregte einen Sturm in der Bevölkerung, und als der Monarch im August 1852 in der Nähe seines Sommerpalastes Niaweran cinen Spazirritt unternahm, ward er von drei verkleideten Babis angegriffen.
Nachdem drei Schüsse auf den König abgefeuert worden waren, ihn aber nur leicht verwundet hatten, stürzten sich die Mörder auf sein Pferd, um ihn vom Sattel herabzureißen. Ehe ihnen dieses jedoch gelungen, wurden sie von herbeieilenden Hofieuten überwältigt, einer sofort getödtet und die anderen gefangengenommen.
In Teheran erhob sich ein großer Tumult, geheime Zusammenfünfte wurden gehalten, bei welchen Gelegenheiten es der Regierung gelang, viele Babis, unter andern auch die an dem Mordversuch gänzlich unschuldige Gurret- ul- Ain, zu verhaften.
In Sorge versetzt durch die Standhaftigkeit, mit welcher die beiden Verschwörer die Folterqualen ertrugen, ohne Vercath an ihren Mitverschworenen zu üben, versuchte man es einmal mit der Milde und versprach, die Gefangenen zu begnadigen, wenn sie den Babismus abschwören wollten.
Doch keiner verleugnete seine Ueberzeugung. Auch das zarte Weib, die heldenmüthige Gurret- ul- Ain, sah mit Rahe dem Märtyrertode entgegen, den ihr erhabener Meister früher erlitten. Sie ward zum Feuertode verdammt, doch die mitleidigen Henker. gerührt von ihrer Anmuth und wunderbaren Schönheit, erwürgten sie vorher, ihr so die entsetzlichen Qualen ersparend.
Die übrigen Gefangenen aber wurden mit unerhörter Grausamkeit hingerichtet und dabei weder Frauen noch Kinder geschont. Alle starben sie mit Heroismus, den Namen des Propheten Bab