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Aerztlicher Briefkasten.*)
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Freiberg . D. F. C. Die bei Ihnen vorhandenen Bustelausschläge im Gesicht und anderwärts sind keineswegs eine Folge zu scharfen Blutes" denn ein solches Blut existirt garnicht, sondern sie entstehen wahrscheinlich durch mangelhafte und unzweckmäßige Hautpflege. Nehmen Sie zum Waschen einmal in der Woche schwarze Seife, mit der Sie die ergriffenen Hautstellen tüchtig einschmieren, und zehn Minuten darauf waschen Sie die Seife mit warmem Wasser ab. Die Neigung zu solchen Hauterkrankungen wird dann bald verschwinden.
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Berlin . Felix T. Ihre Zuschrift ist uns deshalb unklar, weil Sie behaupten, daß man Ihnen das genannte Leiden durch Einsprißungen geheilt" habe; denn von einer Heilung der wirklichen Syphilis fann nur bei einer allgemeinen antisyphilitischen Behandlung die Rede sein. Oder ist auch letztere nebenher gebraucht worden? Gegen die von Ihnen genannte lokale Affektion erweist sich der Gebrauch der rothen Präzipitatsalbe in der Regel nüßlich. Doch rathen wir Ihnen, einen dortigen Arzt in Anspruch zu nehmen, einestheils, weil die Seuche anscheinend in diesem Falle noch nicht getilgt ist, anderntheils, weil sich eine ausführlichere Besprechung und Rathertheilung in Geschlechtsfrankheiten nicht für den Briefkasten eines Familienblattes schickt. ( Letzteres zugleich als Antwort für einige andere Fragesteller.)
Haufen bei Frankfurt a/ M. R. S. Es gilt in Bezug auf jenen Herrn genau dasselbe, was wir über Pönide's Schulbuchhandlung in einer früheren Nummer d. Bl. sagten. Die diätetischen Rathschläge, welche er Ihnen für das unbescheidene Honorar von 45 Mark gegeben hat, sind nicht schlecht und daher befolgenswerth, obgleich fie wohl kaum auf seinem Miste gewachsen sind. Albern dagegen sind die Ihnen anempfohlenen Einreibungen mit Ameisenspiritus, denn was die gleichfalls empfohlenen kalten Waschungen vielleicht gut machen, das verderben jene sicherlich. Ueber das Ihnen zugesandte Medikament haben wir kein Urtheil, denn es liegt uns kein Rezept vor. Wir warnen aber Sie und jeden anderen vor dem Gebrauche angeblich die Nerven stärkender Mittel bei solchen Zuständen. Hätten Sie Sich an einen einfachen, vernünftigen Arzt gewandt und nicht an jenen Privat gelehrten
der nicht einmal in der Orthographie seiner Muttersprache heimisch ist, so hätte Ihnen derselbe für das bescheidene Honorar von drei Mark ähnliche und- da er Sie sehen und untersuchen konnte- noch bessere Rathschläge gegeben. Aber das ist nun einmal so in der Welt! Dem Arzte geht man aus dem Wege oder sucht sich der Zahlung eines geringen Honorars zu entziehen, nachdem man seine Zeit und seinen Rath in Anspruch genommen hat, und dem Charlatan wirft man das Geld haufenweis nach. Sie kennen doch das Wort, welches der verstorbene Professor Bock über solche Leute gelassen aussprach?
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Bitterwasser getrunken haben, nehmen Sie nüchtern, in 12 stündigen Zwischenräumen, 4 Dosen Kamala à 2-4 Gramm, jede Dose in etwas Citronenlimonade.( Kindern gibt man nur Gaben von 2 Gramm und läßt kein Bitterwasser trinken.) Erfolgt eine halbe bis ganze Stunde nach dem letzten Pulver kein Stuhl, so trinken Sie noch einige Gläser Bitterwasser. Der Wurm geht entweder in einem Klumpen oder in einzelnen Stücken ab. Geschieht letzteres, so dürfen Sie dieselben nicht abreißen, sondern durch die Bauchpresse beim Stuhl herauszubefördern suchen. Befindet sich unter den Abgängen nicht der stecknadelkopfgroße, an einem fadendünnen Stück hängende Bandwurmkopf, so müssen einige lauwarme Milchklystiere verabreicht werden, um den Rest des Wurmes aus dem Dickdarm herauszubefördern. Geht er trotzdem nicht ab, so wird die Kur 4-6 Monate später wiederholt, denn um diese Zeit haben sich wieder geschlechtsreife Glieder gebildet. Sollten Sie die Kamala nicht vertragen und wieder erbrechen, so wollen wir Ihnen auf Ihren Wunsch ein von uns gebrauchtes, von jedermann leicht zu nehmendes Präparat derselben in einer hiesigen Apotheke anfertigen lassen. Das Vorgesagte bezieht sich selbstverständlich nur auf gesunde und kräftige Erwachsene. Bei schwächlichen Personen, bei Kindern, Greisen u. s. w. sollte ohne ärztliche Erlaubniß keine Bandwurmfnr vorgenommen werden, und deshalb ist das Treiben der ihre Hilfe jedermann in den Zeitungen anbietenden Bandwurmcharlatans gemeingefährlich. Dr. Resau.
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Korrespondenz.
Hagen . E. B. Wir machen Sie und gleichzeitig alle Leser der ,, N. W. " hiermit wiederholt darauf aufmerksam, daß alle den Vertrieb unfres Blattes betreffenden Buschriften an die Expedition der ,, N. W. ", Leipzig , Färberstraße 12, zu richten sind, und nur die den Inhalt des Blattes angehenden Schreiben an uns, die Redaktion, gesendet werden sollen.
Gelenau . R. Im Laufe des Sommers gedenken wir eine Abbildung und Be schreibung des Greifenstein zu bringen.
Meiningen . H. D. Der Sognefjord ist ein mehr als 30 Meilen langer, schmaler Meereseinschnitt( Fjord) in die Westküste des südlichen Norwegens ; er ist berühmt wegen der großartigen Schönheit seiner Ufer.
Magdeburg . A. B. Jhre ,, Tüfteleien" können als Lüdenbüßer Unterkommen finden.-R. 8. Daß Ihr Prinzipal die ,, N. W. " für ,, unverdaulich" erklärt, wird wohl weniger am schwachen Magen, wie Sie vermnthen, als am schwachen Kopfe liegen. Uebrigens ist es grausam von Ihnen, daß Sie dem armen Manne das fatale Blatt immer wieder ,, unter die Finger schmuggeln"!
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Leipzig . Ein Freund der Neuen Welt". Wir haben bei dem Verfasser des Artikels, der Ihnen so außerordentlich gefällt, angefragt, ob er mit Ihrem Vorschlage einverstanden ist. Wohl schon in nächster Nummer werden wir Ihnen mittheilen, ob und wie sich die Sache machen läßt.
Ottensen. S.-M. Wir sind Ihnen für Ihre unverhohlene Meinungsäußerung verbunden. Haben Sie aber auch wirklich ganz unparteiisch und mit voller Sachkenntniß geurtheilt?
Straßburg . E. St. Die Bank von Frankreich ist im Jahre 1803 gegründet worden. Im Mai 1859 ward ihr Privilegium auf 30 oder 40 Jahre verlängert. Ihr Geschäftsbetrieb wuchs von 112 Millionen Francs im Jahre 1808 bis auf 8325 Mill. im Jahre 1869. Die Bank von England besteht dagegen schon seit 1694.
Gumbinnen . D. V. Ob die Kaninchen beißen? Wenn Sie sie ungeschoren lassen, gewiß nicht! Wenn Sie aber die Thierchen ärgern, so verdienen Sie wenigstens, gebissen zu werden. Uebrigens, wenn man uns gar zu thörichtes Zeug fragt, beißen wir ge legentlich auch!
Breslau .. R. S. Die Behauptung, daß ,, alle Kultur von der christlichen Kirche ausgegangen ist", beweist entweder gröbste Unwissenheit oder tedste Lügenhaftigkeit. Wo die christliche Kirche längere Zeit schrankenlos geherrscht hat, da ist alle Stultur ausgegangen- so muß der Say der Wahrheit gemäß lauten.-H. K. In ihrer gegenwärtigen Form ist die Arbeit über die Haftsysteme sehr wohl verwendbar. Wir wünschen, daß Sie unser Mitarbeiter bleiben mögen. 2. T. Der ,, N. W. ", welche von der Wahrheit" als Sonntagsbeilage gratis gegeben wird, wünschen Sie auch noch Unterrichtsbriefe zur Erlernung einer Sprache, und zwar der polnischen(!), gratis beigelegt zu sehen? Ist Ihnen nicht vielleicht auch noch eines der großen Konversations legita oder eine kleine Bibliothek der deutschen Klassiker von etwa 100-200 Bänden als bescheidene Dreingabe gefällig? Bitte, sagen Sie's nur ganz ungenirt!
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Magdeburg . K. Wenn Sie sicher sind, daß Sie einen Bandwurm haben, so ist seine schleunigste Entfernung aus Ihrem Darme nicht blos wünschenswerth, sondern sogar nöthig. Denn wenn die Unterleibsstörungen, die er Ihnen verursacht, auch zu ertragen und feineswegs lebensgefährlich sind, so liegt doch außerdem noch die Gefahr der sogenannten Selbstinfektion nahe, ein vom Publikum und auch sogar von vielen Aerzten nicht genügend gewürdigter Umstand. Der Bandwurm ist nämlich eine weitere Entwicklungsstufe der im Fleische der Schweine, Rinder u. s. w. vorkommenden Finnen. Lettere aber entstehen aus Bandwurmeiern. Beherbergt Ihr darum nun einen Bandwurm, so gehen zwar die geschlechtsreifen Glieder desselben mit den Exkrementen ab und gelangen durch Nahrung suchende Rinder und Schweine in deren Verdauungskanal, wo die Hülle der Bandwurmeier verdaut und der in denselben enthaltene Embryo frei wird und, die Darmwandungen durchbohrend, in den Körper gelangt, um sich in den Muskeln 2c. innerhalb zwei oder zwei und ein halb Monaten zu einem Blasenwurm( den Finnen) zu gestalten und abzukapseln. Aber es liegt auch die Möglichkeit vor, daß Eier Ihres eigenen Bandwurmes diesen Weg nehmen und unheilbare oder lebensgefährliche Störungen hervorrufen, denn man hat bei Menschen derartige Blasenwürmer ( Cysticerken) in den verschiedensten Theilen des Körvers gefunden, zum Beispiel im Gehirn, wo sie Geistesstörungen herbeiführten u. s. m.; ia, ein uns befreundeter Augenarzt fand sie im Laufe eines Jahres allein 21 mal im Auge. Häufig müssen solche Augen deshalb herausgenommen werden. Was nun die Abtreibung des Bandwurmes anlangt, so wird damit viel Schwindel getrieben. Viele Aerzte geben sich nicht die nöthige Mühe dabei, und was Sie von den in den Zeitungen sich zur Vornahme derartiger Kuren anbietenden Personen zu halten haben, brauchen wir hier nicht erst zu erörtern. Es gibt spezifische Bandwurmmittel: die Granatwurzelrinde, die Kamala, das Kousso, die Farrenkrautwurzel u. s. w. Alle haben ähnliche Wirkungen; nur wird es nicht von jedermann vertragen, sondern häufig wieder erbrochen, und falls nicht außerdem gewisse Vorsichtsmaßregeln angewandt werden, so ist die Kur vergeblich. Das unschädlichste Mittel ist die in jeder Apotheke käufliche Kamala( die sternförmigen Haare und Drüsen der Frucht einer ostindischen Pflanze, der Rottlera tinctoria). Nachdem Sie 8 Tage lang jeden Morgen 1-2 Weingläser voll Friedrichshaller frommen wünsche in das praktische Leben eingeführt zu ſehen.
München . Frau A. W. Wir haben Ihren Brief Hrn. Dr. Trausil, dem Verfasser jenes die Wagnerianer als Tastenhauer so schnöde verarbeitenden Artikels auf dem Um schlage unsres 6. Heftes, zugesandt und leben der Ueberzeugung, daß unser Herr Mitarbeiter galant genug ist, Ihrem verlegten Gefühl eine glänzende Genugthuung zu geben. Unfrerseits frol. Dank für Ihre der N. W. " bewiesene Aufmerksamkeit!
Enskirchen. Frl. E. W. H. Auch wenn Ihre Novelle für die ,, N. W. " nicht verwendbar sein sollte, so heißen wir Sie doch als Strebensgenossin willkommen. Weiteres brieflich!
*) In Anbetracht der Allgemeinwichtigkeit vieler Mittheilungen des Aerztlichen Brieftastens lassen wir den Inhalt desselben fortan aus der größeren Betitschrift, statt wie bisher aus der scharfe Augen beanspruchenden Nonpareilleschrift segen. Red. b. ,, N. 5."
Frankfurt a M. 2. D. Ihr Maß- und Gewichtsartikel wird jedenfalls aufgenommen werden können. Den geäußerten Wunsch werden wir brieflich zu erfüllen fuchen. Frdl. Gruß!
Neapel . Frl. M. W. Die Expedition hat Ihren Wunsch sofort erfüllt.
Ihr Buch werden wir zunächst unsre Meinung brieflich mittheilen. Frdl. Gruß!
Ueber
Berlin . H. H. Frdl. Dank für das hübsche Gedicht; es soll baldmöglichst unters D. D. Das Geschick, das Sie vorausgeahnt, hat sich vollzogen: gebracht werden!
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das Kind Ihrer Muse ist in dem unersättlichen Schlunde unfres Papierkorbs verschwunden. Doch seien Sie getrost! Wenn Sie Zeit haben, zu lernen, so haben Sie, wie uns scheint, auch die beste Aussicht, einst etwas Tüchtiges zu schaffen! Frl. Anna R. Jhr Frühlings liebchen ist niedlich, für die ,, N. W. " jogar zu niedlich! Etwas derbere Kost muß es schon sein, womit wir unsere Leser regaliren. Ihr hübsches Talent erkennen wir indeß mit Vergnügen an. 2. M. Ihre Prophezeiung ist nicht eingetroffen. Die legten anderthalb Beilen Ihrer Korrespondenzkarte haben wir sogar garnicht zu enträthseln vermocht. Wenn sich übrigens Ihre und der in gleicher Weise Strebenden Hoffnung, daß die kommenden Geschlechter die Bahnen beschreiten werden, welche Sie auf eigene Fauft eingeschlagen haben, auch nicht erfüllt, so wird man Ihnen das Verdienst doch nicht abstreiten können, durch das hartnäckige Festhalten an Ihrer Privatorthographie die Welt immer von neuem an die Mängel der herrschenden Schreibweise gemahnt zu haben. Ein ganz vortrefflicher Gedanke ist der eines möglichst einfachen internationalen Alphabets, wenn wir auch noch weit davon entfernt sind, denselben aus dem Bereich der
Belgrad . Ein Abonnent. Die Contes du Lundi" von Alphonse Daudet werden Sie wohl auch in jeder größeren serbischen Buchhandlung bekommen. Auch die deutsche Ueberseßung dürften Sie dort erhalten. Wenn nicht, so wollen wir Sie Ihnen verschaffen lassen. Der Preis beträgt 2 oder 3 Mart.
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( Schluß der Redaktion: Sonnabend, den 23. Februar.)