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Kerl als einen halb ausrangirtenverzeihen Sie, aber Sie| pretäre Lage begeben hatten, daß sie von ihrem kaltblütigen und haben selbst diesen Ton angeschlagen Rittmeister kauft. Aeltere gewandten Gegner von vornherein in's Unrecht gesezt waren und Mädchen pflegen im Punkte der Moral ungewöhnlich streng zu daß es ihnen nicht gelingen würde, diesen Nachtheil wieder aussein, und wie man's als Offizier in einer Kavalleriegarnison zugleichen, fürchtete den Jähzorn des Premierlieutenants, der nur treibt, davon haben sie gewöhnlich auch ein Liedchen singen hören mit Mühe noch an sich hielt, und er suchte dem Streit ein Ende und wissen allerlei bedenkliche Geschichtchen von Sängerinnen, zu machen. Er nahm einen fast väterlich ermahnenden und wohlBalletdämchen, Circusreiterinnen u. s. w. zu erzählen mehr wollenden Ton an, als er Wolfgang auf die Schulter klopfte und vielleicht, als wir uns träumen lassen. Möchte übrigens wohl ihm sagte:„ Junger Freund, Sie müssen selbst einsehen, daß wir einmal unter vier Augen mit dem geriebenen Burschen ein kräftig uns hier unmöglich herumzanken können; Sie haben uns nach Ihrer Wörtlein reden und ihm die Lust austreiben, zwei Husaren Meinung die Wahrheit gesagt, wir haben Ihnen geantwortet, offizieren in's Handwerk zu pfuschen. Möglich sogar, daß ich damit können wir es gut sein lassen. Wären Sie satisfaktionsihn ebenso interessant fände, wie Fräulein Hoyer und die verfähig, so wäre die Sache äußerst einfach wir wechselten unsere teufelte kleine Reischach mache gern eine interessante Bekanntmache gern eine interessante Bekannt Karten und morgen oder übermorgen ein paar Kugeln, so aber, schaft und weiß es zu schäzen, wenn jemand den Weibern gegen- Sie begreifenüber seinen Vortheil wahrzunehmen versteht ist ein praktischer, fast militärischer Zug."
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Mit raschem Entschluß und doch ohne Ueberstürzung trat Wolfgang aus der Veranda und an ihren Tisch.
Ich habe das Vergnügen, mein Herr, diesem Wunsche sofort bereitwillig zu entsprechen, indem ich mich Ihnen als Wolfgang Hammer vorstelle. Ihre Namen, meine Herren, behalten Sie wohl für sich am zweckmäßigsten ich trage kein Verlangen danach, dieselben zu kennen, und Ihnen würde es doch schwerlich angenehm sein, wenn ich die Herren namhaft machen könnte, die es passend fanden, sich in so kordialer Weise über die Damen ihres Wirths auszusprechen. Zum Danke dafür, daß Sie diesem Wunsche entsprechen und mir so eine Verlegenheit ersparen, will ich Ihnen einen guten Rath geben. Es dürfte sich sehr empfehlen, entweder den Gesprächsstoff zu wechseln oder die Stimme insoweit zu dämpfen, daß nicht jeder, der zufällig in die Veranda tritt, hören muß, wie ungemein glücklich die Herren den Ton des Stalls und der Kasernen mit dem des Salons zu verbinden wissen; als kavalier würde ich selbstverständlich keinen Moment in Zweifel darüber sein, daß ich mich für die erste Alternative zu entscheiden habe."
Die Gestalt, die so plößlich aus dem Dunkel aufgetaucht war, ließ sich bei dem matten Schein von zwei glimmenden Cigarren nur ungenügend erkennen; dennoch hatte die Mischung von eisiger Höflichkeit und überlegener Jronie, mit der die Worte gesprochen wurden, die erste Ueberraschung und ihren Eindruck so nachhaltig verstärkt, daß die beiden Offiziere momentan nicht zu antworten wußten. Konnte man einen unbequemen Gegner, der so grausame Dinge in so unvorwerflicher Form zu sagen wußte, von oben herab behandeln oder mußte man ihn als ebenbürtig anerkennen? Der jüngere der beiden Offiziere faßte sich zuerst und machte einen ungeschickten Versuch, Wolfgangs Ton zu fopiren.
" Erlauben Sie mir die Bemerkung, mein Herr, daß ein Horcher und Spion wenig qualifizirt ist, ein Urtheil über die Handlungsweise und die Pflichten eines Kavaliers abzugeben in unserm Stande pflegt man derartige Leute mit Verachtung zu strafen."
Offiziersgespräche, meine Herren, pflegen sich innerhalb eines so engen Rahmens zu bewegen, daß gar keine Veranlassung zur Neugierde und zum Horchen vorliegt; eine Unterhaltung, die man sich jeden Augenblick aus ihren wenig zahlreichen Bestandtheilen selber konstruiren kann, belauscht man nicht. Uebrigens habe ich Ihnen bereits erklärt, daß ich sehr unfreiwillig Ohrenzeuge Ihrer freimüthigen Aeußerungen wurde, und ich empfahl Ihnen dringend, dieser wiederholten Versicherung fernerhin weder direkten noch indirekten Zweifel entgegenzusehen. Es gibt Dinge, bezüglich deren ein bürgerliches Ehrgefühl merkwürdig kißlich und empfindlich ist, empfindlicher oft als das eines Adligen und Offiziers." " Ich konstatire, Rittmeister, daß uns in diesem Augenblick etwas höchst Lustiges passirt, das heißt, zwei Offiziere Sr. Majestät des Kaisers und Königs werden von einem unternehmenden und zungenfertigen Kommisvoyageur bedroht! Mit der vorlauten Zunge natürlich nur. Darf man sich die wißbegierige Frage erlauben, was Sie etwa thun würden, wenn ich so frei wäre, auch Ihrer wiederholten Versicherung meine bescheidenen Zweifel entgegenzusetzen?"
Ihr Portepee würde mich nicht abhalten, Ihre Wange für eine Viertelstunde zu zeichnen, und wenn Sie versuchten, den Schimpf in meinem Blute abzuwaschen, gleichviel, ob ich bewaffnet oder nicht, so schlüge ich Sie nieder wie einen betrunkenen Bauer."
Der Rittmeister, dem die Situation bedenklich zu werden begann, und der nicht umhin konnte, einzusehen, daß sie sich in eine
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" Ich weiß nicht, ob es mich nach dem Coder Ihrer sogenannten militärischen Ehre satisfaktionsfähig macht, daß ich im Jahre 1866 Lieutenant im t. t. österreichischen Jägerbataillon war und die große goldne Tapferkeitsmedaille und das OffizierVerdienstkreuz besize?" fragte Wolfgang.
Die beiden Offiziere sahen einander betreten an, und der Premierlieutenant bemerkte mit kühler, gemessener Höflichkeit und einer formellen Verbeugung:
" Dieser Umstand ändert die Sache allerdings sehr erheblich und-"
,, Erlauben Sie, daß ich Sie unterbreche. Ob satisfaktionsfähig oder nicht, ich schlage mich überhaupt nicht." Der Premierlieutenant konnte nicht umhin, diese unerwartete Erklärung mit einem Hohn zu beantworten:
" Sie scheinen sehr praktisch, sehr flug und sehr vorsichtig zu sein, mein Herr. Im gegebenen Falle kann man Ihnen dazu allerdings nur gratuliren, denn in der ganzen Armee weiß man, daß ich eine gefürchtete Klinge schlage und daß ich schon mehr als einem eine Kugel zwischen die Augen geschossen habe, und ich könnte schließlich doch in Versuchung kommen, ein Meisterstück meiner Kunst an Ihnen zu machen."
" Ich liebe das Renommiren nicht, kann Ihnen aber versichern, daß es noch sehr fraglich wäre, wer von uns unter unDas aber günstigeren Bedingungen in den Zweikampf einträte. ist gerade der Grund, weshalb ich mich nicht schlage. Eine Sitte, die den Ungeübten und Kurzsichtigen dem Geübten und Falkenäugigen gegenüberstellt, ist ein Unfug, und wenn der Tüchtige und Brauchbare, das nüßliche Glied der Gesellschaft, sein Leben als gleichwerthig einzusehen hat gegen das des Un wissenden und Leichtfertigen, der nur Geld zu verjubeln versteht, so ist das eine Ausdehnung des Gleichheitsprinzips, die ich nicht anzuerkennen vermag und der ich gegebenen Falls meine Sanktion rundweg versage. Und damit Adieu, meine Herren."
Der Premierlieutenant, in dem ein ingrimmiger Haß gegen seinen kaltblütigen Widersacher aufflackerte, machte eine heftige Bewegung, als wolle er Wolfgang in den Weg treten, aber der Rittmeister hielt ihn zurück, und er that weise daran, denn Wolfgang war völlig auf einen Angriff gefaßt und würde denselben energisch zurückgewiesen haben. Er trat in die Veranda und in den Saal, und es hätte ein scharfes Auge dazu gehört, in seinem nur etwas blasseren Gesicht eine Spur von Aufregung zu entdecken. Er überreichte Frau von Larisch ihr Tuch und versuchte mit einer übermenschlichen Anstrengung das vorhin unterbrochene Gespräch in der alten Weise fortzusetzen. Es gelang ihm nicht; seine Stimme erhielt durch sein Bemühen, die tiefe Traurigkeit und Müdigkeit zu verdecken, die ihn beherrschte, einen fremden, fast harten Klang, und wenn Martha's Auge dem seinen begegnete, erschrat sie über einen Ausdruck, den sie sich nicht zu erklären vermochte, der aber das Gegentheil der theilnehmenden Freundlichkeit war, an die sie sich bereits gewöhnt hatte und die ihr so innig wohlthat. Es war ihr, als müsse sie ihn bittend fragen, was ihn geschehen sei, was ihn so seltsam verwandelt habe, und als dürfe sie sich durch keine Ausflucht abweisen lassen. Doch das konnte sie im Beisein Leontinens nicht thun, und sie beschloß, zu warten, bis diese sich entfernt hätte. Aber ihre Absicht sollte durchkreuzt werden. Frau von Larisch, der es ebenfalls nicht hatte entgehen können, daß Wolfgang seine Munterfeit eingebüßt hatte und zerstreut und fast düster geworden war, scherzte:
" Ist Ihnen in der Veranda ein Geist erschienen, Herr Hammer? | Sie haben all' Ihren Esprit draußen gelassen und sehen aus, als dichteten Sie an der gewaltthätigsten Szene eines finsteren Txauerspiels, in dem gemordet wird wie bei Shakespeare ."
Wolfgang ergriff die günstige Gelegenheit, allen Zwang von